In Spanien den richtigen Dienstleister finden, ich habe Chatgpt gefragt:

Checkliste: Taugt der Dienstleister oder ist er Kammer-Papst?

1. Erster Kontakt
[ ] Antwortet innerhalb von 1–2 Tagen (nicht „ya te llamo“ und dann Funkstille)
[ ] Fragt nach deinem Ziel, nicht nur nach Unterlagen
[ ] Spricht klar – kein Fachjargon-Nebel
[ ] Schickt von sich aus eine kurze Zusammenfassung oder Angebot
[ ] Hat Website, LinkedIn oder wenigstens eine lesbare E-Mail-Signatur

Wenn er beim ersten Kontakt schon vage oder überheblich wirkt – Finger weg.
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2. Haltung im Gespräch
[ ] Sagt Sätze wie „vamos a buscar una solución“ statt „eso no se puede“
[ ] Erklärt, warum etwas so ist – nicht nur, dass es „halt so“ ist
[ ] Fragt nach Kontext: „Wie wollen Sie das später nutzen?“
[ ] Zeigt Verständnis für Timing, Budget oder Alltag (nicht nur für Paragraphen)
[ ] Lässt dich ausreden

Ein Profi, der wirklich denkt, freut sich über Mitdenken. Ein Bürokrat fühlt sich davon bedroht.
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3. Verhalten danach
[ ] Reagiert zuverlässig auf Nachfragen
[ ] Schickt klare Listen, keine kryptischen Anhänge
[ ] Berechnet, was abgesprochen war – nicht, was „üblich“ ist
[ ] Meldet sich selbst, wenn Fristen nahen
[ ] Erkennt Fehler und korrigiert sie ohne Drama

Wenn du mehr Energie ins Erinnern steckst als er ins Arbeiten: Lauf.
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4. Warnzeichen (rote Karte)
[ ] Redet ständig von „la ley dice…“, aber nie von „su ventaja es…“
[ ] Macht andere schlecht („die Kollegen vom Ayuntamiento sind unfähig“)
[ ] Wirkt beleidigt, wenn du etwas verstehst
[ ] Gibt dir keine Kopien, keine Zugangsdaten, keine Transparenz
[ ] Hält sich für unersetzlich
Der Hintergrund:
Für viele spanische Fachleute ist „ich bin der Experte“ Teil ihrer Identität. Wenn du ihnen erklärst, wie Zusammenarbeit woanders funktioniert – also partnerschaftlich, transparent, ergebnisorientiert – hören sie: „Du machst deinen Job falsch.“
Das triggert Abwehr, keine Neugier.
Typische Reaktionen:
1. Formelle Distanzierung:
Sie rutschen sofort in Floskeln: „Das ist hier anders geregelt…“, „So arbeitet man in Spanien nicht…“
Übersetzt: „Ich will nicht über Grundhaltungen reden.“
2. Verletzter Stolz:
Besonders bei Architekten oder Steuerberatern, die sich als „gebildete Autorität“ sehen. Ein Kunde, der Vergleichsmaßstäbe zieht, wirkt wie jemand, der die Hierarchie nicht respektiert.
3. Passiv-aggressive Verlangsamung:
Wenn du sie mit zu viel Logik oder „deutscher Effizienz“ konfrontierst, fangen sie an, Dinge zu verzögern oder „vergessen“. So sichern sie ihr Terrain.
4. Seltene positive Ausnahme:
Manche Jüngeren oder Auslandserfahrenen sind tatsächlich dankbar, wenn man offen, aber ruhig sagt:
„Ich schätze Ihre Arbeit sehr. In Deutschland ist man es gewohnt, gemeinsam Lösungen zu suchen – ich würde das gern auch hier so halten.“
Wenn man Respekt zuerst zeigt, funktioniert es manchmal.
Im Kern:
Du forderst bei ihnen Verantwortung auf Augenhöhe – in einem System, das auf Hierarchie und Selbstschutz gebaut ist. Da prallen Kulturen.
Spanien hat eine Dienstleistungsmentalität von oben nach unten, nicht von Mensch zu Mensch. Steuerberater, Architekten, Ingenieure – sie verstehen sich traditionell als Teil des bürokratischen Apparats, nicht als Partner des Bürgers. Ihr „Kunde“ ist in Wahrheit der Staat: die Behörde, die Genehmigung, die Vorschrift. Du bist bloß der, der zahlen darf, damit sie das Formular korrekt füllen.
Dahinter steckt einiges an Geschichte:
1. Staatsnähe statt Marktlogik:
In der Franco-Ära waren solche Berufe Zulieferer des Staates. Sie bekamen Lizenzen, wurden in Kammern eingegliedert, oft mit Monopolcharakter. Wettbewerb oder Kundenzufriedenheit waren schlicht kein Thema – wichtig war, dass die Papiere stimmen.
2. Behördenabhängigkeit bis heute:
Ein Architekt baut in Spanien nicht für dich, sondern „para el Ayuntamiento“ – also so, dass das Rathaus die Stempel gibt. Genauso der asesor fiscal: Er sorgt, dass du keine Probleme mit Hacienda bekommst, nicht dass du steuerlich optimal dastehst. Die Autorität steht über der Dienstleistung.
3. Berufsstand mit Kastendenken:
Die colegios profesionales (Berufskammern) sind teils feudale Strukturen. Sie kontrollieren, wer rein darf, was erlaubt ist, und wie etwas gemacht wird. Kritik oder Innovation gelten schnell als Affront gegen die Zunft.
4. Fehlende Feedbackkultur:
In Deutschland ruiniert dir ein Shitstorm oder schlechte Google-Bewertung den Ruf. In Spanien zuckt man mit den Schultern – Empfehlungen laufen über persönliche Beziehungen, nicht über Leistung.
5. Gesellschaftlicher Stolz auf Status, nicht auf Service:
Ein Architekt ist jemand, der „Titel“ hat – nicht jemand, der dich gut berät. Viele wollen respektiert, nicht gebraucht werden.