
Nach der absolut unverhältnismäßigen Prozedur, die vor ein paar Monaten allein für eine Adressänderung für den dreiköpfigen Rest der Familie nötig war, läuft das Funktionärspack nun zu absoluter Höchstleistung auf. Wohlgemerkt, es geht nur darum, den in Spanien geborenen Nachwuchs zweier permanenter Residenten auch der Ausländerpolizei anzuzeigen, und als Nachweis dafür so ein schäbiges grünes Papierkärtchen zu bekommen.
Immerhin: in Altea gibt es seit einigen Jahren ein Ausländerbüro, so dass man es nicht mehr so weit hat, um gegen Gebühr etwas zu erledigen, das EU-weit eigentlich kostenlos im Rathaus zusammen mit dem Empadronamiento gemacht werden sollte.
Erster Besuch:
Bei der kostenpflichtigen Familien-Ummeldung an eine andere Adresse, wollte ich gerne gleich einen Zahlschein für die unmittelbar bevorstehende Anmeldung meines Sohnes haben, das wurde aber abgelehnt, weil da die NIE draufstehen muss, die es aber ohne deutschen Pass nicht gibt, der damals noch in Bearbeitung war.
Zweiter Besuch:
Ich habe dummerweise keine Kopien vom druckfrischen Pass mitgebracht, nehme ich auf meine Kappe, und die Kopien konnte ich in einer Bar um die Ecke bei einem Kaffee machen lassen. Bei der Ausländerbehörde Kopien gegen Gebühr? Fehlanzeige.
Dritter Besuch:
Ich lege den ausgefüllten Antrag und etliche Kopien vor und bekomme endlich einen Zahlschein, den ich zur Bank trage. Der Herr hinterm Schalter ist extrem langsam mit dem Kunden vor mir, muss mich dann aber doch eine Minute vor Ende der Terminfrist für Einzahlungen drannehmen (so nach dem bekannten Motto: Einzahlungen nur am ersten Gründonnerstag jedes Schaltjahres von 9.15-9.30).
Vierter Besuch:
Den Zahlschein darf ich ohne Schlange stehen beim Ausländerbüro einreichen.
Anruf:
"Ey, was soll der Scheisz, ich hab gefragt, ob Du arbeitest (hat sie tatsächlich), und Du hast "ja" gesagt (habe ich tatsächlich wahrheitsgemäß beantwortet), aber jetzt schau ich und Du bist seit 2007 bei der Seguridad Social abgemeldet (korrekt)."
Dazu muss man wissen, dass unsere Familie in Spanien privat abgesichert ist, und dass ich den ganzen diesbezüglichen Papierkram bereits vor Monaten für mich selbst vorlegen musste. Woher soll ich also wissen, dass die das jetzt nochmal in Kopie für die nächste Akte unserer Familie haben wollen, wenn sie nicht danach fragen?
Fünfter Besuch:
Vorlage von Unterlagen meiner Sozialversicherung, meiner Krankenversicherung, meiner Architektenkammermitgliedschaft und eines äußerst befriedigenden Quartalsergebnisses meines bescheidenen Architekturbüros in Form von Steuererklärungen als Berufstätigkeits- und Einkommensnachweis. Leider fehlte die Krankenkassenkarte meines Sohnes, das war mein Fehler. So kann natürlich nichts bearbeitet werden.....
Sechster Besuch:
Vorlage der Krankenkassenkarte, einer Kopie davon und einer Kopie der Familiienpolice. Erneute Vorlage von Unterlagen meiner Sozialversicherung, meiner Krankenversicherung, meiner Architektenkammermitgliedschaft und meiner Steuererklärungen. Letztere sind allerdings plötzlich nicht mehr gut genug (was bei aller Bescheidenheit wahrhaftig nicht an den Zahlen lag), und es wird willkürlich ein Kontoauszug über den mittleren Vermögensstand des letzten Jahres verlangt.
Siebter Besuch:
Nach Vorsprache bei der Bank nun die Vorlage eines abgestempelten und unterschriebenen Nachweises über meinen langfristigen Kontostand.
Achter Besuch:
Abholung eines grünen Papierfetzens? Fehlanzeige. Ich bin laut Antrag zwar Antragsteller, Erziehungsberechtigter und Kontaktperson und habe den Antrag auch selbst unterschrieben (insgesamt taucht mein Name mit meiner Passnummer dreimal auf dem Formular auf, und meine Unterschrift ist die einzige auf dem Papier), jedoch verweigert man mir die Herausgabe des Papierfetzens mit der Begründung, dass mein eigener Ausweis nicht genug sei, ich müsse auch den Reisepass eines zehnmonatigen Säuglings vorlegen.
Dabei muss man wieder daran denken, dass das lächerliche grüne Papierkärtchen nichts weiter darstellt als die Bestätigung, dass man sich angemeldet hat. Es ist kein Reise- oder Ausweisdokument, und den Antrag hat nicht der Säugling gestellt, sondern ich.
Da mir nur unflätige Bezeichnungen für die %&%/$%" von diesem Amt einfallen, habe ich den neunten Besuch erst einmal vertagt. Es ist kaum nachvollziehbar, warum jemand, der auf seinen Baustellen Spanier in Lohn und Brot bringt, und dessen Kunden die Rathäuser der Region mit Steuern und Gebührenzahlungen regelrecht fluten, sich einer dermaßenen Odysee aussetzen muss, nur um Nachwuchs polizeilich anzumelden, wenn der Rest der Familie bereits permanent residiert. So schafft man erfolgreich Frust über idiotische EU-Regelungen und Gesetze, wo sie unnötig erscheinen und andererseits fehlende einheitliche Vorschriften, wo sie den Menschen wirklich helfen würden, innerhalb Europas von der Freizügigkeit Gebrauch zu machen und sich positiv einzubringen.
So, und nachdem das alles raus ist, kann ich jetzt endlich anfangen, zu arbeiten, um die ganzen Fehlstunden aufzuholen, die ich bei der Behörde verbracht habe. Schließlich hängt davon anscheinend meine weitere Aufenthaltsgenehmigung ab.... Wäre ich irgendwo angestellt, hätte ich inzwischen wahrscheinlich meinen Job verloren, weil mir kein Chef glaubt, dass ich in vier Wochen neun Behördengänge in so einer lächerlichen Angelegenheit machen muss.
