Dem spanischen Exportwunder auf der Spur
Wir fragen uns ja alle, wo die gestiegenen Exportzahlen herkommen. Ich habe deshalb ein wenig recherchiert:
Nachdem die Banken (die übrigens zu den größten Unternehmen in Spanien gehören) die Kreditvergabe zurückgeschraubt hatten, die Kaufkraft der Spanier abgenommen hatte und das Land ab 2008 in Arbeitslosigkeit versank, zogen die Unternehmer die Konsequenzen und beschlossen, exportorientierter zu produzieren. Zwischen 2009 und 2013 sollen die spanischen Exporte um 49 Prozent

gestiegen sein. Große Projekte wie der Hochgeschwindigkeitszug zwischen Mekka und Medina, die Verlängerung der U-Bahn in Lima und die Erweiterung des Panama-Kanals trugen ihr Scherflein dazu bei. Über weitere Großprojekte wird verhandelt, da geht es um den spanischen Hochgeschwindigkeitszug zwischen den Städten Kuala Lumpur (Malaysia) und in Singapur um den Bau einer Raffinerie und eines petrochemischen Komplexes.
Zu den weltweit expandieren spanischen Unternehmen gehören Acerinox (Stahl), Fagor (Elektrogeräte), El Corte Inglés (Warenhauskette), Teka (Produktion und dem Vertrieb von Produkten für Küche und Bad,), Mapfre (Finanzdienstleistungskonzern), Meliá (weltgrößte Betreiber von Resorts), Roca (Sanitärkeramik und Fliesen) and Solventia.
Quelle
Nur seltsam, dass Fagor im November 2013 Insolvenz angemeldet hat...
Auch in der Liste der
größten Unternehmen Spaniens kommt Fagor noch vor.
Wie der
Focus" unter dem Titel "Eben Siesta, jetzt Fiesta: Spanien kann Europa aus der Krise ziehen" schreibt, ist
"die spanische Wirtschaft in im 2. Quartal 2014 um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen, das gab es seit 2007 nicht mehr. "Spanien, wo die Lohnstückkosten als Folge der Rezession und der Reformen sinken und dessen Export stark wächst, ist auf dem besten Weg, das nächste Deutschland der Eurozone zu werden“, sagt Joachim Fels, Chefvolkswirt der US-Bank Morgan Stanley."
In der
Comunidad Valenciana stieg der Export von
Keramikfliesen um 5,1 % im Vergleich zum Vorjahr, aber auch die anderen z. B. Bereiche legten zu:
Transportmittel (21 %), Holz (15,3), Textil (6,1), Plastik (11,1 %). Dies entspricht einem Anstieg der Industrieproduktion von durchschnittlich 4 % innerhalb der letzten acht Monate in der autonomen Region, dreimal so viel wie im übrigen Spanien (1,4 %), so das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Tourismus und Beschäftigung.
Quelle
Mein ganz persönliches Fazit:
Spaniens Unternehmer exportieren, weil sich die ausgebeuteten Arbeitnehmer die im eigenen Land produzierten Erzeugnisse nicht mehr leisten können.*)
Ich frage mich allerdings, ob die gestiegenen Exportzahlen die gesunkenen Verkaufszahlen im Inland so gewaltig übersteigen, dass man wirklich von einem
Aufschwung sprechen kann - und ob die Länder, die Spanien als den neuen Shootingstar feiern, diese Zahlen überhaupt hinterleuchten?
*) Nachtrag;
Eine aktuelle Meldung besagt, dass sich "beim französischen Carrefour-Konzern vor allem die Wirtschaftskrise in Italien und Spanien negativ niederschlägt. Das Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis habe sich im dritten Quartal verlangsamt, teilte der Metro-Konkurrent mit und verwies auf fallende Preise für Obst und Gemüse." Quelle
Reuters, 16.10.14.