La primera Comunión / Erstkommunion in Spanien
- Oliva B.
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La primera Comunión / Erstkommunion in Spanien
Am letzten Sonntag waren wir zur Erstkommunion der Tochter unserer spanischen Freunde in Valencia eingeladen. Eine besondere Ehre für uns Ausländer, wurde dieser Tag doch nur im engsten Familienkreis begangen. Dazu gehören neben Geschwistern, Eltern, Großeltern, Tanten und Onkeln auch Cousinen und Cousins; in unserem Fall fanden sich über 70 Leute zusammen.
Die Familie versammelte sich vor dem Hauseingang des Kommunionkindes, der Boden war über und über mit Rosenblüten und Minzblättern geschmückt, sodass jeder Schritt einen verführerischen Duft verströmte. Gemeinsam gingen wir die wenigen Schritte zur Kirche, die ich nie als Gotteshaus erkannt hätte. Äußerlich kam mir das Gebäude eher wie ein Kino vor, man gelangte erst durch eine Passage zum Kirchenportal. Im Gegensatz zum unspektakulären Äußeren erwartete uns innen ein prachtvolles Kirchenschiff. Als die Kommunionkinder durch den Mittelgang zum Altar schritten, war die Kirche bis zum letzten Stehplatz gefüllt. Die Mädchen waren wie kleine Bräute gekleidet, während die Jungen traditionell Matrosenanzüge trugen. Die Messe verlief ähnlich wie bei uns, die Kinder trugen Fürbitten vor, doch es wurden Lieder mit Gitarrenbegleitung gesungen und man konnte sehen, dass es die Zuschauer kaum noch auf ihren Plätzen hielt. Kleinere Kinder übten den einen oder anderen verstohlenen Hüftschwung zur Musik und überhaupt – die Stimmung war ganz anders als wir es in Deutschland gewohnt sind: Es herrschte ein ständiger Geräuschpegel, manche unterhielten sich leise oder es wurden Bekannte durch Zuwinken begrüßt. Elegante Damen fächerten sich kühle Luft zu, es war ein heißer Tag und viele Spanierinnen erschienen schulterfrei, ein für mich ungewohntes Bild in einer Kirche. Die Messe dauerte ungefähr eine Stunde, der Geistliche sprach die Kinder direkt an und erzählte ihnen eine Geschichte, der sie fasziniert folgten. Kurz nach dem Empfang des Sakraments, zu dem anschließend auch die Gemeinde eingeladen war, war der Gottesdienst beendet.
Vor dem Kirchenportal empfing die Festgemeinde eine Salve von Böllerschüssen und überall wurden Glückwünsche verteilt ¡Enhorabuena!
Anschließend fuhr man im Konvoi zu dem Restaurant, wo das Festessen bestellt war. Uns empfing eine riesige Parkanlage mit Wasserläufen, seltenen Pflanzen, in denen verschiedene Festräume lagen, in denen etliche Familien räumlich getrennt ungestört und stilvoll feiern konnten. In blumenumrankten Pavillons wurden Canapés, valencianische Spezialitäten und Begrüßungscocktails gereicht. Die Kinder tollten trotz ihrer festlichen Kleidung ausgelassen herum, niemand mahnte sie zur Vorsicht, und sie kamen erst zur Ruhe, als die Kellner die Gesellschaft zum Essen baten. Ein feines Menü folgte und zum Abschluss wurde eine dreistöckige Torte hereingefahren, die das Kommunionkind anschneiden durfte.
Anders als in Deutschland habe ich bei keinem der Kommunionkinder eine Kerze gesehen. Die aufwändigen Kleider der Mädchen sind oftmals maßgeschneidert, die Preise dafür liegen um 700 Euro. Besucher geben schon einige Zeit vor der Kommunion ihre Geschenke im Haus der Eltern ab und können bei der Gelegenheit das ausgestellte Kommunionkleid ausgiebig bewundern. Noch vor der Kommunion werden Fotoreportagen erstellt, damit die Gäste ein Foto zum Andenken mit nach Hause nehmen können. Doch das ist längst nicht alles: Jeder Gast erhält auch noch ein Geschenk zur Erinnerung an diesen besonderen Tag. Trotz Wirtschaftskrise wird die Erstkommunion ähnlich groß gefeiert wie eine Hochzeit. In einem neuen Buch über Spanien fand ich, dass im Jahr 2006 eine durchschnittliche spanische Hochzeit 24.000 Euro gekostet hat (lt. Spanischen Verbraucherverband). Bei diesen Größenverhältnissen kann man sich vorstellen, dass sich viele Eltern verschulden müssen, nur um ihren Kindern diesen unvergesslichen Tag zu ermöglichen.
Die Familie versammelte sich vor dem Hauseingang des Kommunionkindes, der Boden war über und über mit Rosenblüten und Minzblättern geschmückt, sodass jeder Schritt einen verführerischen Duft verströmte. Gemeinsam gingen wir die wenigen Schritte zur Kirche, die ich nie als Gotteshaus erkannt hätte. Äußerlich kam mir das Gebäude eher wie ein Kino vor, man gelangte erst durch eine Passage zum Kirchenportal. Im Gegensatz zum unspektakulären Äußeren erwartete uns innen ein prachtvolles Kirchenschiff. Als die Kommunionkinder durch den Mittelgang zum Altar schritten, war die Kirche bis zum letzten Stehplatz gefüllt. Die Mädchen waren wie kleine Bräute gekleidet, während die Jungen traditionell Matrosenanzüge trugen. Die Messe verlief ähnlich wie bei uns, die Kinder trugen Fürbitten vor, doch es wurden Lieder mit Gitarrenbegleitung gesungen und man konnte sehen, dass es die Zuschauer kaum noch auf ihren Plätzen hielt. Kleinere Kinder übten den einen oder anderen verstohlenen Hüftschwung zur Musik und überhaupt – die Stimmung war ganz anders als wir es in Deutschland gewohnt sind: Es herrschte ein ständiger Geräuschpegel, manche unterhielten sich leise oder es wurden Bekannte durch Zuwinken begrüßt. Elegante Damen fächerten sich kühle Luft zu, es war ein heißer Tag und viele Spanierinnen erschienen schulterfrei, ein für mich ungewohntes Bild in einer Kirche. Die Messe dauerte ungefähr eine Stunde, der Geistliche sprach die Kinder direkt an und erzählte ihnen eine Geschichte, der sie fasziniert folgten. Kurz nach dem Empfang des Sakraments, zu dem anschließend auch die Gemeinde eingeladen war, war der Gottesdienst beendet.
Vor dem Kirchenportal empfing die Festgemeinde eine Salve von Böllerschüssen und überall wurden Glückwünsche verteilt ¡Enhorabuena!
Anschließend fuhr man im Konvoi zu dem Restaurant, wo das Festessen bestellt war. Uns empfing eine riesige Parkanlage mit Wasserläufen, seltenen Pflanzen, in denen verschiedene Festräume lagen, in denen etliche Familien räumlich getrennt ungestört und stilvoll feiern konnten. In blumenumrankten Pavillons wurden Canapés, valencianische Spezialitäten und Begrüßungscocktails gereicht. Die Kinder tollten trotz ihrer festlichen Kleidung ausgelassen herum, niemand mahnte sie zur Vorsicht, und sie kamen erst zur Ruhe, als die Kellner die Gesellschaft zum Essen baten. Ein feines Menü folgte und zum Abschluss wurde eine dreistöckige Torte hereingefahren, die das Kommunionkind anschneiden durfte.
Anders als in Deutschland habe ich bei keinem der Kommunionkinder eine Kerze gesehen. Die aufwändigen Kleider der Mädchen sind oftmals maßgeschneidert, die Preise dafür liegen um 700 Euro. Besucher geben schon einige Zeit vor der Kommunion ihre Geschenke im Haus der Eltern ab und können bei der Gelegenheit das ausgestellte Kommunionkleid ausgiebig bewundern. Noch vor der Kommunion werden Fotoreportagen erstellt, damit die Gäste ein Foto zum Andenken mit nach Hause nehmen können. Doch das ist längst nicht alles: Jeder Gast erhält auch noch ein Geschenk zur Erinnerung an diesen besonderen Tag. Trotz Wirtschaftskrise wird die Erstkommunion ähnlich groß gefeiert wie eine Hochzeit. In einem neuen Buch über Spanien fand ich, dass im Jahr 2006 eine durchschnittliche spanische Hochzeit 24.000 Euro gekostet hat (lt. Spanischen Verbraucherverband). Bei diesen Größenverhältnissen kann man sich vorstellen, dass sich viele Eltern verschulden müssen, nur um ihren Kindern diesen unvergesslichen Tag zu ermöglichen.
Saludos,
Elke (Oliva B.)
Ortsporträts aus der Provinz Alicante
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Re: La primera Comunión / Erstkommunion in Spanien
Nein, Flamenca, dieses besondere Ereignis wollte ich euch nicht vorenthalten, doch im Moment reiht sich Erlebnis an Erlebnis, dass ich gar keine Zeit mehr finde, alles zu dokumentieren.
Ich muss mich erst einmal durch die Berichte der letzten Tage lesen, vielleicht kommt dann noch mehr...

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Saludos,
Elke (Oliva B.)
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- Citronella
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Re: La primera Comunión / Erstkommunion in Spanien
In den letzten Costa-Blanca-Nachrichten stand auch ein Bericht über die Erstkommunion in Spanien. Für die Kinder ist es bestimmt ein tolles Erlebnis, ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass es in heutiger Zeit für viele Eltern unmöglich ist so ein Fest auszurichten. Da wird dann der Unterschied arm-reich sichtbar, oder man verschuldet sich nur um mithalten zu können. Da finde ich die Form in Deutschland, wo die Kinder einheitliche "Kutten" tragen, einfacher.
Trotzdem, schöner Bericht und bestimmt auch ein besonderer Tag.
Saludos
Citronella
Trotzdem, schöner Bericht und bestimmt auch ein besonderer Tag.
Saludos
Citronella
Re: La primera Comunión / Erstkommunion in Spanien
Hallo,Citronella hat geschrieben: Da finde ich die Form in Deutschland, wo die Kinder einheitliche "Kutten" tragen, einfacher.
Saludos
Citronella
ich bin zwar nicht katholisch, aber es wäre mir neu, dass bei uns die Kinder bei der Erstkommunion Einheitskleidung tragen.

Gruß
girasol
Die Welt ist ein Buch und wer nicht reist, liest davon nur eine Seite.
Aurelius Augustinus
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Re: La primera Comunión / Erstkommunion in Spanien
Hallo Citronella,
auch bei uns gibt es keine Einheitskleidung, weder zur Kommunion noch zur Konfirmation. Das wurde zwar mal ansatzweise versucht, hat sich aber nicht durchgesetzt. Es ist wie bei der Schulkleidung: alles hat Vor- und Nachteile.
auch bei uns gibt es keine Einheitskleidung, weder zur Kommunion noch zur Konfirmation. Das wurde zwar mal ansatzweise versucht, hat sich aber nicht durchgesetzt. Es ist wie bei der Schulkleidung: alles hat Vor- und Nachteile.
Saludos,
Elke (Oliva B.)
Ortsporträts aus der Provinz Alicante
Elke (Oliva B.)
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Re: La primera Comunión / Erstkommunion in Spanien
Hallo,
ich habe vor viiieeelen Jahren die Kommunion in Sevilla gemacht, zusammen mit meinem kleinen Bruder. Wir lebten in Deutschalnd, die ganze restliche Familie aber in Sevilla, also habe ich ein Jahr zu spät und mein Bruder ein Jahr zu früh gefeiert. Und es hat ähnlich ausgesehen und sich angehört wie der Bericht. Und es war wirklich für mich wie eine kleine Hochzeit.. unvergesslich!
Das Kleid, das ich tragen durfte, wurde allerdings anschließend umgenäht in ein 'Sonntagskleid'..
Grüße,
Lucero
ich habe vor viiieeelen Jahren die Kommunion in Sevilla gemacht, zusammen mit meinem kleinen Bruder. Wir lebten in Deutschalnd, die ganze restliche Familie aber in Sevilla, also habe ich ein Jahr zu spät und mein Bruder ein Jahr zu früh gefeiert. Und es hat ähnlich ausgesehen und sich angehört wie der Bericht. Und es war wirklich für mich wie eine kleine Hochzeit.. unvergesslich!
Das Kleid, das ich tragen durfte, wurde allerdings anschließend umgenäht in ein 'Sonntagskleid'..
Grüße,
Lucero
Re: La primera Comunión / Erstkommunion in Spanien
Hola,
nun, mein Erstkommunionkleid wurde mir (in Madrid, 1955!) ausgeliehen weil meine Mutter nie und nimmer ein solches hätte finanzieren können... Das sehr einfache Krönchen habe ich noch lange besessen aber irgendwann dann verschenkt... Wir waren nur ca. 20-25 Mädchen, weil es in der schönen Kirche einer Klosterschule stattfand, jedes Mädchen hatte eine eigene grosse Kniebank (von den Nonnen) und neben jeder Kniebank war eine Bodenvase mit einer frischen weissen Lilie, so gross wie wir selber... Ich war 9 Jahre alt und der Tag wird auch mir ewig unvergesslich bleiben... es ging mir miserabel, ich hatte Fieber, mir war schlecht... und am nächsten Tag den zu Masern gehörende Ausschlag... Ich musste die folgenden Wochen bei abgedunkeltem Zimmer im Bett liegen...
Matonkikí
P.S. Auch hier sind die Kutten aber inzwischen weit verbreitet, meine beiden grösseren Jungs hatten schon welche, (da haben wir noch an einem anderen Ort gewohnt) das war in den 70ern und meine beiden grösseren Enkelinnen hatten dieses Jahr dann auch welche an... Ich finde das auch nicht verkehrt! Sie können ja drunter trotzdem
noch ein schönes "Gebrauchs-Kleid" anhaben und die Kosten halten sich in Grenzen, es ist keine "Protz-Schau"...
nun, mein Erstkommunionkleid wurde mir (in Madrid, 1955!) ausgeliehen weil meine Mutter nie und nimmer ein solches hätte finanzieren können... Das sehr einfache Krönchen habe ich noch lange besessen aber irgendwann dann verschenkt... Wir waren nur ca. 20-25 Mädchen, weil es in der schönen Kirche einer Klosterschule stattfand, jedes Mädchen hatte eine eigene grosse Kniebank (von den Nonnen) und neben jeder Kniebank war eine Bodenvase mit einer frischen weissen Lilie, so gross wie wir selber... Ich war 9 Jahre alt und der Tag wird auch mir ewig unvergesslich bleiben... es ging mir miserabel, ich hatte Fieber, mir war schlecht... und am nächsten Tag den zu Masern gehörende Ausschlag... Ich musste die folgenden Wochen bei abgedunkeltem Zimmer im Bett liegen...

P.S. Auch hier sind die Kutten aber inzwischen weit verbreitet, meine beiden grösseren Jungs hatten schon welche, (da haben wir noch an einem anderen Ort gewohnt) das war in den 70ern und meine beiden grösseren Enkelinnen hatten dieses Jahr dann auch welche an... Ich finde das auch nicht verkehrt! Sie können ja drunter trotzdem
noch ein schönes "Gebrauchs-Kleid" anhaben und die Kosten halten sich in Grenzen, es ist keine "Protz-Schau"...