Spanische Wirtschaft weiter tief in der Rezession

[Florecilla]

Die spanische Statistikbehörde INE teile mit, dass die spanische Wirtschaft im 2. Quartal weiter tief in der Rezession steckt, denn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei wieder um 1,0 Prozent geschrumpft. Wirtschaftsexperten hatten nur mit 0,9 Prozent gerechnet. Im 1. Quartal sank das BIP um 1,9 Prozent.

[Oliva B.]

Für einige ein Ausweg aus der Krise????

Bis zu 6.000 Euros bieten Spanier Immigranten für eine Scheinehe an. Die meisten von ihnen sind arbeitslos, jung, erhalten keine Arbeitslosenunterstützung mehr und haben ihre Ersparnisse aufgebraucht. Einige verkaufen ihr Motorrad, andere ihr Auto, wiederum andere ihren Schmuck. Einige unter ihnen verkaufen auch ihr Junggesellendasein. In den vergangenen Monaten fand in den Internetforen vermehrt kleine Anzeigen, in denen eine Scheinehe angeboten wird. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um Arbeitslose, die zwischen 3.000 und 6.000 Euro bereit sind, sich mit Einwanderern zu vermählen, die nicht aus EU-Staaten kommen, um ihnen zu legalen spanischen Papieren zu verhelfen.

Auf den Heiratsmärkten im Web gibt es hunderte von Spaniern, die für Geld eine Hochzeit in Weiß anbieten.
„Hallo, ich bin ein junger Mann, der für Geld eine Frau zur Scheinehe sucht. Wenn du dich dafür interessierst, ruf mich an“, annoncierte ein junger Mann, der sich Mayo 12 nennt. Ein junger Mallorquín namens Adrián würde sogar einen Mann oder eine Frau heiraten - das ist kein Problem mehr nach der Legalisierung der Ehe zwischen Homosexuellen: “Soy un chico de Palma de Mallorca y me ofrezco para casarme por conveniencia con chicos o chicas para regularizar su situación. Interesados, contactar”.

PREIS VERHANDLUNGSSACHE:
In anderen Fällen stellen Spanier ihre Partnergesuche in die Foren für Ausländer, bieten ihnen Heirat und Legalisierung ihrer Papiere an. Luis, ein junger Mann aus Barcelona, antwortet einer jungen Brasilianerin; die einen seriösen Mann zur Scheinehe sucht und sich Karoll nennt auf ihr Gesuch: “Ich suche einen Mann wegen meiner Papiere, Preis Verhandlungssache.”-“Hallo Karol, ich würde dich gern kennenlernen und die Einzelheiten für die Heirat mit dir besprechen. Ich habe großes Interesse.” Der Zeitung El Periódica gegenüber legt Luis seine Gründe klar: „Der Grund dafür ist die Krise. Ich bin seit Januar arbeitslos und in einem Monat bekomme ich keine Unterstützung mehr. Ich finde nirgendwo eine Arbeit, Auf der anderen Seite muss ich Miete zahlen, ich sehe mich schon auf der Straße. Wenn ich Arbeit finden würde, würde ich nie auf diese Idee kommen.“
Ein anderer Spanier, der im Internet annonciert, ist Felipe, ein 40jähriger Spanier, geschieden und arbeitslos. In seiner Anzeige kommentiert er: „Ich bin redlich, aber die Krise hat mich umgeworfen“. In einem Telefongespräch dieser Tage macht er klar, „Ich weiß, dass es nicht legal ist, aber meine Töchter müssen essen, aber das kapiert das Gesetz nicht. Ich werde weder rauben noch irgendjemandem einen Schaden zufügen, mir scheint, dass die Scheinehe ein guter Ausweg ist.“

Nicht alle sind jung. Jaime, ein pensionierter Unternehmer, ist pleite, nachdem eine Krankheit ihn gezwungen hatte sein Geschäft aufzugeben. Er sagt: „Ich ziehe vor, Geld für eine Hochzeit zu bekommen, als Geld von meiner Familie zu erbetteln.“

NACH ISLAMISCHEN GESETZ - Auf diesen Seiten annoncieren auch viele Ausländer. Einige von ihnen sind schon in Spanien, wie Carmen, eine Peruanerin, die für 3.000 Euro eine Heirat anbietet und 1.000 Euro für die anschließende Scheidung. Die Ehe soll nur solange dauern, bis sie die Papiere mit der spanischen Nationalität erhält.
Im anderen Fall sucht ein Marrokaner von seinem Heimatland aus einen Spanier, um nach Spanien überzusiedeln. Ein Fall unter vielen anderen ist der einer jungen Marokkanerin aus der Stadt Kenitra, die bereit ist für eine Heirat zu zahlen, aber unter einer Bedingung, dass ihr Zukünftiger bereit ist, sich nach den Regeln des Islams mit ihr zu vermählen.
Quelle: El Periódico

[Citronella]

Die Rezession treibt schon seltsame Blüten.........

ob sich alle den daraus resultierenden Konsequenzen bewusst sind, 3000 € halten ja auch nicht ewig.
Aber arme Teufel sind es allemal.

Saludos
Citronella

[Florecilla]

Der Schuss könnte sogar nach hinten los gehen:

Zum einen ist die "Belohnung" für die Scheinehe relativ schnell aufgebraucht und zum anderen holt man sich selbst zusätzliche Konkurrenz für den Arbeitsmarkt ins Land, denn die meisten dieser "Einwanderer" werden wohl unter die Rubrik spanischsprechende Billiglohn-Kräfte fallen.

Diese Konsequenzen bedenkt man in der aktuellen Not wohl am wenigsten.

[Oliva B.]

Die Perversion geht weiter.

Gestern las ich in einer regionalen spanischen Zeitung, dass ein Mädchen ihre Jungfräulichkeit für 5.000 € verkaufen will, um studieren zu können. Ihre Anzeige hatte sie unter "Kontakte" in einer Tageszeitung auf Ibiza aufgegeben. Sie will in der Dominikanischen Republik, woher sie stammt und den größten Teil des Jahres lebt, Medizin studieren ohne ihre Zeit mit Arbeit zu verschwenden.
Innerhalb der ersten Stunden hatte sie schon 7 Angebote...
Anschließend möchte sie sich ihre Jungfräulichkeit medizinisch wieder herstellen lassen.

Im selben Artikel wurde Evelyn vorgestellt, eine 18jährige Kolumbianerin, die in Valencia lebt, und die ebenfalls ihre Jungfräulichkeit "an den Mann" bringen will. Sie glaubt nicht, dass dies all ihre Probleme lösen wird, doch sie verspricht sich davon finanzielle Sicherheit. Sie hat sich im Juli im Internet für 15.000 € angeboten, um ihrer an Alzheimer erkrankten Mutter zu helfen und ihr Studium zu beenden.

Wie geht es weiter? Wird demnächst das "erste Mal" bei ebay angeboten?

[Florecilla]

Hallo Oliva,

jetzt habe ich schon mehrfach angesetzt, um zu deinem Bericht meine Gedanken in Worte zu fassen. Aber mir fehlen einfach die Worte.

Ich frage mich, was wird demnächst noch alles "verkauft", um zu Geld zu kommen ...

Aber die Wirtschaftskrise hat auch noch eine andere Seite: Die Zahl der Scheidungen in Spanien ist gesunken. 2008 wurden 13,5 % weniger Ehen geschieden als noch im Jahr 2007. Die spanischen Ehen halten durchschnittlich 15,6 Jahre bevor es zur Scheidung kommt.

[Oliva B.]

Aber die Wirtschaftskrise hat auch noch eine andere Seite: Die Zahl der Scheidungen in Spanien ist gesunken. 2008 wurden 13,5 % weniger Ehen geschieden als noch im Jahr 2007. Die spanischen Ehen halten durchschnittlich 15,6 Jahre bevor es zur Scheidung kommt.

Man muss dabei wissen, dass die meisten Ehepaare eine gemeinsame Immobilie besitzen. Im eigenen Haus oder zumindest in einer Eigentumswohnung zu wohnen, ist bei den Spaniern die Regel. Doch in Krisenzeiten kann diese Immobilie nur unter Wert verkauft werden. Der Verkaufspreis reicht in vielen Fällen noch nicht einmal, um die Bankschulden auszugleichen. Dann bleibt man lieber zusammen...

[Florecilla]

... und eine Scheidung kostet zusätzlich auch noch Geld. So wird aus der Ehe dann eine Wohngemeinschaft. Möglicherweise funktioniert eine solche WG oder Zweckgemeinschaft auf Dauer besser als viele Ehen. Klingt ein bisschen ironisch, ist aber nicht so gemeint.

[Florecilla]

Balearen gewähren Arbeitslosen Stundung von Hypotheken

Die Regierung der Balearen hat einen 17-Punkte-Plan gegen die Folgen der Wirtschaftskrise entwickelt. Eine der geplanten Massnahmen ist die Stundung von Hypotheken für Arbeitslose. Drei Jahre lang können Arbeitslose die Hypotheken ohne finanzielle Nachteile ruhen lassen. Diese Woche soll eine entsprechende schriftliche Vereinbarung mit den Banken getroffen werden.

[Oliva B.]

Die erste Rezession seit der Währungsunion ist offenbar beendet. Die Exporte der EU stiegen nach einjähriger Pause wieder und sorgten für ein Wirtschaftswachstum, das sich nach Expertenmeinung auch trotz zögernden Konsums weiter fortsetzen wird. Der Aufwärtstrend ist vor allen Dingen Deutschland zu verdanken, während Spanien und Griechenland ein Minus zu verzeichnen hatten.

Kompletter Artikel nachlesbar bei Reuters