Immer mehr sexsüchtige junge Spanier

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Oliva B.
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Immer mehr sexsüchtige junge Spanier

Beitrag von Oliva B. »

Immer mehr junge Spanier gehen zu Therapeuten. Mehr als ein Drittel von ihnen ist zwischen 22 und 24 Jahre alt und geht schon seit Jahren zu Prostituierten. Begonnen haben die Jungen im Alter zwischen 16 und 17 Jahren.
Während der Phase der Adoleszenz suchen Jugendliche in anderen Ländern ihre eigene, unverwechselbare Identität, haben dann ihre erste Freundin oder ihren ersten Freund. In Spanien ist es bei den Jungs Mode geworden, zusammen in einer Gruppe in Bordelle zu gehen.

Das Zentrum für Soziologische Forschung (CIS) hat insgesamt drei Erhebungen (1986, 1994 und 2008) durchgeführt, die zeigen, dass das Problem der Prostitution im Lauf der Jahre immer mehr zugenommen - und mehr verharmlost wurde. Inzwischen sind 80 Prozent der jungen Männer der Meinung, Prostitution sei unvermeidlich und sollte deshalb legalisiert werden.

2013 zeigte eine Umfrage der Athena-Stufung, dass Madrilenen zwischen 16 und 24 Jahren eine tiefe Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal Prostituierter entwickelt haben und der Auffassung sind, Prostitution gehöre zur Freiheit des Individuums.

Fernando Botana (Therapeut und Direktor von Sinadic, einem Suchtzentrum in Madrid) ist der Auffassung, dass die Sexsucht unter Jugendlichen überhand nimmt. Für Sex zu bezahlen sei normal geworden, manche junge Männer geben jedem Monat 600 Euro aus, um ihr sexuelles Bedürfnis zu befriedigen.

Grund dafür sind häufig soziale und emotionale Defizite sowie Kontaktprobleme. Diese jungen Spanier steigern ihr Selbstwertgefühl, indem sie Frauen wie eine Ware kaufen.

Beim Lesen des El-Mundo- Artikels kam mir das Leben der "verlorenen Generation" in den Sinn, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die seit Beginn der Wirtschaftskrise in Spanien von ihren Familien durchgezogen werden. Diese "Kinder", die weder Ausbildung noch Job haben, weder Einkommen noch Perspektiven, suchen sich ihre Selbstbestätigung offenbar nicht im eigenen Freundeskreis, sondern woanders als bezahlte Dienstleistung.

Kann es sein, dass hier eine neue, Frauen verachtende Generation heranwächst, deren Frauenbild, sagen wir es mal vorsichtig, etwas gespalten ist? Suchen sich junge Männer, die zu Hause, wo die Mutter das Zepter schwingt und sie immer noch bevormundet, woanders ein Ventil oder Wertschätzung? Sind das die Männer, die später ihre Frauen schlagen, weil diese nicht tun, was sie verlangen oder erwarten?

Das in Spanien überall präsente Thema Gewalt gegen Frauen in Spanien haben wir bereits an anderer Stelle diskutiert.
Miesepeter
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Re: Immer mehr sexsüchtige junge Spanier

Beitrag von Miesepeter »

Ein durchaus interessantes und ganz bestimmt unerschöpfliches Thema, besonders wenn man da noch andere soziale, medizinische und vor allem ethische Koponenten einfliessen lässt. Eine allgemeingültige Definition gibt es m.W. ebenso nicht. Also hat jeder seine eigene Vorstellungen. Neu ist das alles gar nicht. Woher stammten sonst Bgriffe wie "nymphoman" oder "scharf wie ein Rettich"?
Unterm Strich: Sex ist Leben - kein Leben ohne Sex und kein Sex ohne Leben. Jeder normale Mensch braucht 3 Dinge in seinem Leben nicht zu lernen: atmen, essen und nennen wir es koitieren. Und das seit vielen Jahrtausenden. Jungen fangen mit 11-12 Jahren an sich selbst zu befriedigen, und bei den Mädchen ist es nicht viel anders. Frisch zueinender gefundene Paare treiben es mehmals täglich oder nächtlich - nicht mal Weihnachten ist schöner. Bordelle sind in meinen Augen eine sehr nützliche Einrichtung, sonst gäbe es ganz sicher mehr Gewaltverbrechen. Spanien ist sogar ein Billigland, wobei die Spanierinnen durch die starke Einwanderung aus Lateinamerika, dem Ostblock und Afrika praktisch ausgegrenzt sind. In der Montera-Strasse in Madrid gibt die schnelle Nummer für 10,- ohne zu handeln, aber auch für 5,- kann man dabei sein. Dreht die Uhr mal 50 Jahre zurück, was unsere Grosseltern alles von sich gaben. Für die waren wir die "verlorene Generation".
Nochmal: Ohnen Sex gäbe es nicht mal das Universum, d.h. es wäre ja niemand da, der es sähe. Also Leute, keine falsche Scheu und Prüderei - folgt Eurem natürlichen Instinkt.
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Cozumel
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Re: Immer mehr sexsüchtige junge Spanier

Beitrag von Cozumel »

Ich habe heute etwas gesehen, was mir sehr zu denken gegeben hat.

In einem bestimmten Gebiet am Kongo liegt, vom Fluss Kongo getrennt, eine Landschaft in dem im Norden Schimpansen in einer patriarchalischen Gemeinschaft leben. Die Schimpansen sind hoch agressiv, sie leben in einer strengen Hierarchie in dem die Weibchen mit ihrem Nachwuchs am Ende der sozialen Kette leben. Sie bekommen nur etwas zu fressen wenn was übrig bleibt. Sie werden geschlagen, wenn das dominierende Männchen das will, oft nur wenn sie ihm versehentlich zu nahe kommt.
Die Weibchen werden misshandelt und gemobbt und wenn ein Weibchen das nicht mehr aushält, und vielleicht auch wegen des Nachwuchses flieht, wird sie verfolgt und getötet.

Auf der südlichen Seite des Gebietes haben sich Bonobos aus der Linie der Schimpansen entwickelt. (Sie sehen genauso aus wie Schimpansen, sie sind etwas zierlicher und haben schwarze Gesichter) Sie haben niemals Kontakt zu ihren Vettern den Schimpansen, da der Kongo unüberwindlich ist. Die Bonobo leben im Matriarchat. Die Weibchen bestimmen. Die Männchen leben zwar hierarchisch unter den Weibchen aber alle leben friedlich miteinander.
Wenn Fleisch gejagt wird, darf jeder, ohne Streit, davon fressen. Es gibt so gut wie keinen Zank. Wenn es doch mal zu Unzufriedenheit kommt, dann wird er auf eine bemerkenswerte Art beigelegt. Die Weibchen bieten sich zum Sex an und zwar als Mittel des friedlichen Zusammenlebens. Bonobos sollen die einzigen Wesen ausser den Menschen sein, die Sex praktizieren ohne Fortpflanzungshintergrund nur um die Gemeinschaft im Gleichgewicht zu halten. Sie praktizieren das viele Male am Tag. Ich finde das sehr aufschlussreich.

Der ernüchternde Grund für die unterschiedliche Entwicklung, vermuten Wissenschaftler im reicheren Nahrungsangebot im Gebiet der Bonobos.

Auf jeden Fall funktioniert es.

Quelle: Film auf ARTE über den Kongo von der Quelle bis zum Atlantik.
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nurgis
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Re: Immer mehr sexsüchtige junge Spanier

Beitrag von nurgis »

Und du meinst, die sexsüchtigen jungen Spanier gehen jetzt nur zurück zu ihren Wurzeln der Ur-Vorfahren und das ist normal ?
Der Hund ist Dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde.
Cozumel
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Re: Immer mehr sexsüchtige junge Spanier

Beitrag von Cozumel »

Nein, nurgis das meine ich nicht. Es ist sowas wie eine Parabel.
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hundetraudl
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Re: Immer mehr sexsüchtige junge Spanier

Beitrag von hundetraudl »

Schlimm finde ich dass die meisten Frauen in diesen Bordellen dies nicht freiwillig tun. Sie werden von Männern dazu gezwungen.
Wieso soll das legalisiert werden :((
Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. (Ringelnatz)
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Oliva B.
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Re: Immer mehr sexsüchtige junge Spanier

Beitrag von Oliva B. »

Hallo Miesepeter,

du hast natürlich Recht, man kann das Thema von vielen Seiten beleuchten und die unterschiedlichsten Gründe für die Ursache finden.
So kann man z. B. darüber spekulieren, ob die hohe Quote arbeitsloser Jugendlicher in Spanien, die im Juli 2016 saisonbereinigt bei 43,9 Prozent *) lag, in Zusammenhang steht mit der Zahl der Sexsüchtigen in Spanien, von denen 30 bis 40 Prozent zwischen 22 und 24 Jahre alt sind.
  • *)"Die Jugendarbeitslosenquote drückt die Zahl der arbeitslosen 15-24-Jährigen als Anteil der Erwerbspersonen der gleichen Altersklasse aus. Folglich zeigt die Jugendarbeitslosenquote nicht den Prozentsatz der arbeitslosen Personen an der Gesamtbevölkerung im Alter von 15-24 Jahren."Quelle
Doch in dem Artikel geht es nicht um normales Verhalten Jugendlicher, auch nicht um falsch verstandene Scheu oder Prüderie der älteren Generation, sondern ganz klar um ein "Suchtverhalten", das Therapeuten an bestimmten Kriterien festmachen.
Wir reden also nicht von den kleinen Lastern wie das Verlangen nach Schokolade und der angenehmem Befriedigung nach deren Genuss. Bei einer Sucht muss Geld beschafft werden, um das Verlangen zu befriedigen, auch wenn es kein Sättigungsgefühl mehr gibt. Darüber hinaus verkommt Sexualität zu einem reinem Konsumverhalten, das schließlich auch finanziert werden muss (bei der hohen Arbeitslosigkeit spanischer Jugendlicher also ein riesiges Problem!), verbunden mit dem Verlust von Gefühlen und der Gefahr, den Respekt gegenüber dem anderen Geschlecht zu verlieren. Die Folge davon ist in vielen Fällen Gewalt gegenüber Frauen.
Miesepeter
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Re: Immer mehr sexsüchtige junge Spanier

Beitrag von Miesepeter »

Wie gesagt, das Thema ist enorm komplex und verlüft zwangsläufig in zig Unterthemen. Bleiben wir mal an der von dir angeschnittenen Gewalt, die sich durchaus nicht nur gegen Frauen richtet. Mir ist ein Fall bekannt, bei dem die Frau ihren männlichen Partner krankenhausreif schlug. Dann bin ih der Überzeugung, dass - nennen wir es ml Häusliche Gewalt - überwiegend auf weniger gut gestellte soziale Schichten konzentriert sind und sehr oft finanzielle Ursachen haben.
Fälle von Gewalt im Zuwsammenhang mit Sexsucht durften eher auf verhaltensgestörte Individuen beschränkt sein. Freud hat sich diesem Thema ausführlich gewidmet und einen Weg gewisen, dessen abschliessende Erkundung nch einige Generationen in Atem halten wird.
Unterm Strich: diese Art von Gewalt gab es immer und wird es auch weiterhin geben. Meine Mutter sagte mir vor vielen Jahren, dass Gewalt von demjenigen ausgeht, der sonst keine Argumente (mehr) hat.
Und weiter: Verhaltensgestörte haben meist eine zerrüttete Familie als Hintergrund oder sind unter anderen anormalen Umnständen aufgewachsen. Auch dieses Thema verdient eine ausführlichere Betrachtung, als es ein Forum zulässt. Genauso wäre mit dem Thema "Protitution" umzugehen, an das sich bisher weder die Politiker noch sonst jemand, der die chaotischen Zustände ändern könnte, ernstlich herantraut.
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Re: Immer mehr sexsüchtige junge Spanier

Beitrag von Miesepeter »

gelöscht - weil doppelt
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Scandy
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Re: Immer mehr sexsüchtige junge Spanier

Beitrag von Scandy »

Miesepeter hat geschrieben: Jeder normale Mensch braucht 3 Dinge in seinem Leben nicht zu lernen: atmen, essen und nennen wir es koitieren.
Hola Miesepeter,

im Laufe der Diskussion habe ich auch die folgenden Bemerkungen registriert und möchte gerne auf Deine erste Reaktion zurückkommen:
wenn atmen, Nahrungsaufnahme und Sex naturgegeben ist und nicht erlernt wird:

warum habe ich Probleme mit der Atmung, sobald ich in Deutschland bin wenn mit Gülle gedüngt wird?

warum kann ich mir nicht vorstellen eine https://de.wikipedia.org/wiki/Winkelspinnen zu verspeisen, auch wenn sie cross angebraten ist?

und vor allem
stimmt etwas mit meiner natürlichen Entwicklung nicht, wenn ich bei (zugegeben wenigen) Anbaggerungsversuchen mit Schnappatmungen reagiere #:-s
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