Olivenernte

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Oliva B.
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Re: Olivenernte

Beitrag von Oliva B. »

Ja, Rio, deine Gäule scheinen genauso temperamentvoll zu sein wie meine und deinen Humor kann ich schon richtig einschätzen… ;)

Zum Abschluss (es wird hier für die meisten Leser einfach zu fachlich) möchte ich auch noch auf deine offenen Fragen eingehen.

Zu dem von dir erwähnten „Stockschlag“ möchte ich anmerken, dass sich nur überreife Oliven leicht von den Bäumen schlagen lassen, die den idealen Erntezeipunkt praktisch schon überschritten haben. Unser Freund erntet seine Früchte auch auf diese Weise, achtet aber sehr darauf, nicht zu fest zu schlagen, damit der Baum nicht verletzt wird. Die Oliven, die vor dieser Behandlung bereits die Flucht nach unten angetreten haben, landen sanft in sorgfältig ausgelegten Netzen, die wochenlang unbeachtet auf dem Boden liegen. Man kann sich vorstellen, wie schnell sich die kleinen Insekten auf die dargebotenen Leckereien stürzen und die Früchte „beleben“. Dass die Öle aus solchen Oliven nicht mehr hervorragend werden können, liegt auf der Hand.
Netze.jpg
Wir sind vor einiger Zeit mit unseren spanischen Freunden durch die Olivenhaine gefahren und hielten bei einem Bauern an, der gerade auf dem Feld arbeitete. Unser Freund stellte uns auf Spanisch vor und berichtete ganz stolz, dass wir die Deutschen sind, die ihr Öl auf dieselbe Art herstellen wie die Italiener aus der Toskana. Das heißt früh ernten und alles schonend per Hand. Weiter ging es dann auf Valenciano und er schimpfte auf die ewig gestrigen Socios seiner Kooperative, die aus schlechten Erfahrungen nicht lernen würden und immer weiter ein Einheitsöl vermarkten, nämlich Natives Olivenöl. Zwar liefern die Olivernbauern ihren Mühlen auch zu Beginn der Erntesaison erstklassige Qualität, also „natives Olivenöl extra“, doch das wird in Riesentanks gelagert und mit der miesen Qualität zum Schluss der Kampagne vermischt. So kommt Jahr für Jahr eine Einheitsqualität zustande: Natives Olivenöl. Ein Umdenken ist in unserer Region noch nicht zu erkennen.

Du hast Recht, Rio, ein Olivenbaum verzeiht wirklich viel. Ungezieferbefall kann man getrost aus dem Innern des Stammes heraus brennen, schlechter Schnitt wirkt sich auf den Ernteertrag (und oftmals auch auf die Baumgesundheit) aus, aber davon stirbt der Baum nicht. Wenn du in diesem Zusammenhang dieselbe „Fachfrau vor Ort“ meinst wie ich, da kann ich nur sagen, dass man sich nicht alles ergooglen und erlesen kann, sondern seine eigenen praktischen Erfahrungen machen muss, um überhaupt annähernd mitreden zu können.

Wer in südlichen Ländern Olivenöl vom Erzeuger kauft, sollte sich an Empfehlungen halten und, wenn möglich, einen Blick auf den Betrieb werfen. Erst kürzlich wurde mir von mehreren Seiten von einem Olivenölerzeuger mit prämiierten Öl berichtet, der es noch nicht einmal für nötig befand, seine Chemiefässer vor den angemeldeten Besuchern zu verbergen.
Es gibt jedoch genug ehrliche Bauern, die ihr Öl nach alter Väter Brauch, ohne Zusatz von Chemie, erzeugen. Die haben natürlich keine gerahmten Zertifikate an den Wänden hängen. Wahrscheinlich würden sie auch durch die strengen Qualitätskontrollen fallen, aber sie haben authentische Öle und keine gepantschten. Aber dazu noch einmal zu einem späteren Zeitpunkt. Ich hatte nämlich auf meiner Reise durch die Extremadura ein außerordentlich interessantes Gespräch mit einem Olivenölproduzenten, der in mehrere Länder exportiert. Und der ließ sich auf den Zahn fühlen…

Aber grundsätzlich kann ich die hiesigen Bauern nicht verurteilen, dass sie in gewohnter Manier weiter machen. In den Kooperativen zählt nur der mehrheitliche Beschluss und man darf letztendlich nicht die unterschiedlichen Interessen verkennen: bei uns ist die Erzeugung von Olivenöl Hobby, für die Bauern Broterwerb. Da müssen die Prioritäten zwangsweise anders verteilt werden.
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Rioja
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Re: Olivenernte

Beitrag von Rioja »

Rioja hat geschrieben:
Zum Stockausschlag schneiden, das geht ins gleiche Kapitel. Ich habe da auch meine eigene Meinung und bezeichne diese Art als lieblos , ja fast oder gar respektlos. Wer seine Olivenbäume liebt behandelt seine Bäume nicht so. Zudem heilen die Wunden rascher und sauberer bei deiner Art zurück zu schneiden.
Hallo Oliva

Bei obigem Zitat haben wir uns falsch verstanden. Ich meine nicht den Stockschlag um die Früchte vom Baum zu schlagen, sondern den Stockausschlag. Also die Triebe aus schlafenden Augen vor allem am unteren Stamm. Hast geschrieben, dass diese vielfach mit Chemie abgetötet werden (wahrscheinlich von Singenta) oder mit der Motorsense. Du mit deiner mühsamen Handarbeit mit der Gartenschere machst doch das was für den Baum am erträglichsten ist und deiner einfühlsamen Einstellung zu deinen Olivenbäumen gerecht wird. Man merkt, dass du deine Bäume gern hast und sie werdens dir auch im Bereiche ihrer Möglichkeit danken.
Es grüsst

Rio



Zwanzig Kilometer von der Küste entfernt, fängt Spanien meist erst richtig an.
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Oliva B.
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Re: Olivenernte

Beitrag von Oliva B. »

Ja, Rio, da habe ich wohl etwas zu schnell drüber gelesen. :oops:
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Montgo
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Re: Olivenernte

Beitrag von Montgo »

Super informative Beiträge ,ich bin ganz dabei ,wenn die Leidenschaft Pferde durchgehen lässt ,da spürt man das Leben .
Danke dafür
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Florecilla
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Re: Olivenernte

Beitrag von Florecilla »

Bei Comprendes-Mallorca habe ich heute den folgenden Beitrag gelesen:


Keine Zukunft für Mallorcas Olivenbäume?

PALMA DE MALLORCA / ALICANTE / SPANIEN (13.12.2010): Die mallorquinische Ölivenölerzeuger stehen möglicherweise vor gravierenden Veränderungen. Dabei geht es vor allem um neue Anbaumethoden, mit denen die Qualität erhöht und die Kosten reduziert werden sollen. Damit möchte man die Wettbewerbsfähigkeit des Ölivenöls made in Mallorca erhöhen.

Einige der größten und wichtigsten Produzenten wie Olis Caimari experimentieren bereits seit einiger Zeit mit diesen neuen Formen, die in Zukunft noch ausgebaut werden sollen. Um zu sehen, wie andernorts der Anbau intensiviert wurde, reisten Unternehmer und Techniker nun nach Alicante, um wo man bereits seit Jahren diesen Weg beschreitet.

Die Erzeuger an der Costa Blanca setzen vor allem auf Olivenkulturen, bei denen es keine Bäume mehr gibt, sondern eher Olivenbüsche mit einer Höhe von 1,30 bis 1,50 Meter Höhe. Diese werden in Reihen gepflanzt, was das Ernten erleichtert. Das ähnelt dann Weinreben. Nach jüngsten Studien erhöht sich durch diese Anbaumethode die Produktion um den Faktor 2,4, was einer Steigerung von 750 Kilo Oliven auf 2000 Kilo pro Hektar ergibt.

Olis Caimari, das bereits Erfahrungen mit solchen Olivenbüschen gemacht hat, konnte offenbar fünf Mal mehr Oliven als bislang ernten und erzielte zehn Tonnen pro Hektar. Das mallorquinische Olivenöl gehört zu den Produkten mit der höchsten Qualität in Spanien, ist aber auch relativ teuer.

„Es gibt keinen anderen Weg“, zeigt sich Pep Mora, Vizepräsident der Olivenölabfüller, davon überzeugt, dass man auch auf Mallorca Wege wie in Alicante beschreiten muss. Auch Tofol Roselló vom Unternehmen Conservas Rosselló aus Llubí ist von der Anbaumethode überzeugt.
Saludos,
Florecilla (Margit)


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Oliva B.
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Re: Olivenernte

Beitrag von Oliva B. »

Malerische Mandel- und Olivenhaine wie wir sie kennen, werden irgendwann der Vergangenheit angehören.

Dass sich die Olivenbauern um effektivere Anbaumethoden bemühen, kann man nachvollziehen, wird doch der Olivenbaum in manchen Gegenden rund um das Mittelmeer seit Jahrhunderten in unveränderter Weise angebaut.
Wie jeder Unternehmer, der etwas produziert, geht es den großen Olivenölproduzenten (Oli Caimari soll 50 % des Olivenöls auf den Balearen produzieren) nicht nur um Profit, sondern auch um Gewinnmaximierung. Die wird nur erreicht, wenn die Kosten niedrig gehalten werden (Lohnkostenreduzierung) und der Ertrag gesteigert wird.

Olivenbüsche, auf ebene Parzellen gepflanzt, haben den Vorteil, dass Versorgungsleitungen von Stamm zu Stamm gelegt werden können, aus denen dann zusätzliches Wasser und auch Düngemittel sprudeln kann. Bäume im Spalier gepflanzt, können maschinell bearbeitet werden, lassen sich bequem mit Chemikalien, die gegen
alles und jedes gut sind, besprühen und können bei der geringen Wuchshöhe ausgezeichnet per Hand (d.h. die Erntehelfer haben einen Motorrüttler in der Hand) geerntet werden.
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Montgo
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Re: Olivenernte

Beitrag von Montgo »

Ich verstehe den wirtschaftlichen Aspekt .
Nur ...es stimmt mich traurig .
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Re: Olivenernte

Beitrag von Florecilla »

Die Olivenernte steht vor der Tür. Zur Einstimmung ein Bericht, der vor einem Jahr bei arte gezeigt wurde:



Ich wünsche allen Olivenbauern erntefreundliches Wetter und eine ertragreiche Ernte!
Saludos,
Florecilla (Margit)


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Oliva B.
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Re: Olivenernte

Beitrag von Oliva B. »

Danke, Margit,

das Wetter scheint sich gerappelt zu haben. Hoffen wir, dass es nicht regnet, dann steht gleich einer guten Ernte nichts mehr im Wege! :razz:
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depende
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Re: Olivenernte

Beitrag von depende »

Guten Morgen Oliva,

ich wünsche Euch auch eine trockene und ertragreiche Olivenernte mit netten Menschen und viel Spaß dabei.
Hier sieht das Wetter endlich auch wieder etwas besser aus. Die Sonne kommt durch... :*
lg
saludos
depende

"......Es rauscht wie Freiheit. Es riecht wie Welt. -
Natur gewordene Planken
Sind Segelschiffe. - Ihr Anblick erhellt
Und weitet unsre Gedanken. "
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