Auf der Insel der Coco de Mer

Weltenbummler berichten über ihre Reiseabenteuer in andere Weltteile
Antworten
pichichi
especialista
especialista
Beiträge: 2696
Registriert: So 10. Jun 2012, 10:45
Wohnort: Wien

Auf der Insel der Coco de Mer

Beitrag von pichichi »

Die Meereskokosnüsse im anderen Faden haben mich inspiriert, zu den vorhandenen von Oliva und Girasol einen Bericht meines liebend Weibes einzustellen:

Anno 1981 bin ich erstmals ins Tropenparadies der Seychellen. Habe ich damals noch eine Odyssee von vier Zwischenstopps bei der eintägigen Anreise in Kauf nehmen müssen, war ich diesmal mit der Emirates von Wien mit einem dreistündigen Stopp in der Lounge des Dubaier Terminal 3 sehr bequem unterwegs, noch dazu waren die neuen Fluggeräte mit einer Boeing 777 und einem Airbus 330 vom Feinsten und der Unterschied zwischen der Holzklasse einer uralten Boeing 707 der Air Kenya und der Business der Paradelinie der Vereinigten Arabischen Emirate bedeutet Welten.


via Dubai nach Mahé

Die insgesamt zehn Stunden vergingen quasi im Flug, da das exzellente Bordservice mit Taittinger satt und die vielseitigen Unterhaltungsangebote einem kaum Zeit ließen, die bequemen Betten zum Schlafen zu nützen, die Müdigkeit am Morgen bei der Landung wich aber sofort einem Wohlbehagen, kein Wunder bei schon 27º und samtweicher Luft auf der Haut.

St. Anne

Unser privater Transfer durch Mason´s Travel war effizient, die paar Kilometer zur Jetty des St. Anne Resorts wurden im klimatisierten Toyota SUV schnell zurückgelegt und das Shuttleschiff brachte uns in nur 10 Minuten auf die vor der Ostküste Mahés liegende üppig bewachsene Granitinsel, die mitten im gleichnamigen Marine National Park liegt. Das Einchecken war schnell erledigt, ein elektrisches Golfbuggy brachte uns in unsere gebuchte Villa, die an die 800 Meter von der Rezeption entfernt liegt, am Strand wandernd kann man diese Strecke um etwa 300 Meter abkürzen, wenn man besonders fußfaul oder promilleträchtig ist (es steht jederzeit ein Buggy mit Fahrer für die Abholung oder Rückfahrt zur Verfügung) oder etwas sportlicher mit den beiden Gratisfahrrädern unterwegs sein, dabei ist allerdings eine ordentliche Steigung inkludiert, die man ohne Gangschaltung nur schiebend bewältigen kann.

Bild

Die so genannte Providence Villa 553 hat 49 m², ist mit edlen Hölzern erbaut, klimatisiert und bietet bequeme Betten, LCD TV, Minibar, gratis WiFi Internet (wenn auch wie überall auf den Seychellen sehr langsam) und eine exotische Obstschale, ein Marmorbadezimmer mit Wanne und separierter Dusche schließt an, dahinter liegen begehbare Garderobe mit Safe und daneben ein Klo, ein zweiter Ausgang führt vom Bad zu einer Dusche im Freien und in den eigenen umzäunten Garten mit einem 20 m² Pool und einem gedeckten Daybed. Durch eine Tür im Zaun gelangt man an den 30 Meter entfernten Sandstrand, wo zwei weitere Liegen warten. Natürlich wollen wir sofort ins Meer, das eine Wassertemperatur von 28º hat, also für mich ewiges Eisbein die reinste Wonne. Später probieren wir das Suhlen im etwas erfrischenderen Pool, den ich mit genau drei Zügen durchschwimme.

Bild

kreolische Genüsse

Die Abende in den drei Restaurants bringen hervorragende kreolische Küche, besonders hat es uns das urige „Robinson“ angetan, wo man barfuß im Ufersand auf grobem Mobiliar aus Schwemmholz einen unvergesslichen Lobster-Menü-Abend bei Kerzenlicht unter dem südlichen Sternenhimmel verbringen kann, natürlich sind die Weinpreise dem Hotelniveau angepasst, am besten fährt man noch mit chilenischen oder australischen Kreszenzen. Das extrem reichhaltige Frühstücksbuffet im L´Abondance(= Überfluss) ist legendär und den frisch gepressten Mangosaft, den ich dort jeden Morgen bekommen habe, vermisse ich heute sehr.


ab zu den Korallen

In den folgenden Tagen schnorcheln wir an der Anse Tortue, leider hat auch hier am Äquator wie in den Malediven die hohe Wassertemperatur vielen Korallen den Garaus gemacht, es ist deprimierend, durch die Maske die vielen Kalkleichen am Boden zu sehen und leider ist in der Konsequenz auch die Fischpopulation um 70% zurückgegangen, ein Abstecher auf dem bothanical path führt uns in den Dschungel mit Takamaka- und wohlriechenden Frangipanibäumen, wo auch noch Reste uralter Plantagenhäuser auszumachen sind. Danach besuchen wir die drei resident giant turtles, die sich in ihrem großzügigen Gehege sichtlich wohl fühlen.

Mahé

Einen Halbtag verbringen wir auf dem Markt in Mahé um uns mit Gewürzen einzudecken und das Zentrum der winzigen Hauptstadt Victoria zu durchwandern, die viktorianische Miniuhrturm steht noch und gegenüber tagt der Oberste Gerichtshof, weiters sehen wir noch den bunten indischen Tempel und die Kathedrale, wo ein Einheimischer selig schlummernd seinen Seybrew-Rausch ausschläft.

Bild

mein Lifesaver

Mein Mann hatte eines Nachts ein berührendes Erlebnis, das er wohl nicht so bald vergessen wird: eine Schildkröte der Art Caretta Caretta hatte in unserem Garten ihre Eier abgelegt und in eben dieser Nacht sind die Jungen geschlüpft, er wollte es erst nicht glauben, als er die Winzlinge entdeckte, wie sie an den Gartenmauern hochklettern wollten, um ihrem Instinkt folgend den Weg zum nahem Meer einzuschlagen, er holte mich und gemeinsam starteten wir die mitternächtliche Suche. Jedenfalls sammelten wir fünfzehn Stück ein und er brachte sie an den Strand, wo sie in aller Eile zum rettenden Wasser wuselten. Am nächsten Morgen schaute er nochmals nach und entdeckte endlich das Loch, in dem noch drei Junge steckten, diese brachte er ebenfalls zum Strand. Bei der Rückkehr fielen ihm noch welche auf, die sich in die feuchten Steine, die den Pool umgeben, geflüchtet hatten, um der Sonne zu entgehen. Diesmal suchte er jeden Winkel ab, um nicht noch weitere zu übersehen und als endlich alle 31 (!) im Meer waren, kehrte er glücklich und mit feuchten Augen zurück.

Praslin

Nach dem Aufenthalt auf St. Anne wechseln wir mit einem „Shorts“ Inselhüpfer der Air Seychelles nach Praslin, wo wir wieder fünf Nächte im auf einem Felsen bei Pointe Cabris liegenden Chateau des Feuilles, einem Mitglied der Relais-et-Chateaux Kette, verbringen. Dieses familiäre Etablissement besteht aus nur neun Bungalows und wir haben den einzigen (# 7) mit einem uneinsehbaren Infinitymarmorwhirlpool, der Rest darf aber einen öffentlichen Whirlie auf einem Felsen mit Rundumsicht benützen, dort herrscht aber Badehosenpflicht ;-)
Das Zimmer ist ähnlich elegant wie das vorherige, ein Whirlie ist aber kein Pool und eine Außendusche fehlt auch, aber dafür ist der Blick auf die üppige Gartenlandschaft und das darunter liegende türkisfarbene Meer umwerfend. Zum Bad im Meer ist ein zwanzigminütiger Abstieg und ein umso schweißtreibenderer Wiederaufstieg nötig. Ein 15x5 Meter Pool auf der Anhöhe ist eine Alternative, er liegt unmittelbar neben dem Restaurant, das zwar immer nur eine Menüfolge pro Abend bietet, die Qualität der Speisen ist allerdings ausgezeichnet, das Personal rührend bemüht, speziell ein Salzburgerisch sprechender Inder namens Umeh.

Seit unserem Erstbesuch auf Praslin hat sich einiges geändert, wie wir auf einer Rundfahrt in einem Suzuki Swift des Verleihers Steppe (gratis für Chateau Bewohner!) feststellen konnten, es gibt überall elektrisches Licht, Sandpisten wurden asphaltiert und viele schöne Buchten wurden und werden gerade zugebaut, so hat es damals an der Petite Anse Kerlan eine Bucht nur für uns beide gegeben, jetzt steht dort das exklusive Lemuria Resort mit eigenem 18-Loch Golfplatz! Dieses ist jedenfalls wenigstens harmonisch in die Natur gefügt, während das gewaltige Raffles Urbanisationsprojekt gerade irre Narben in die Hänge der Nordküste baggert, sogar die Küstenstraße wird umgeleitet, damit dort die Illusion eines Privatstrands aufrecht erhalten wird. Nachdem der Kleinstaat Seychellen mit knapp 90000 Seelen und bar jeder Industrie vor vier Jahren pleite war, wurden die strengen Bauvorschriften (kein Gebäude höher als eine Palme) offenbar gelockert, damit frisches Investitionskapital aus Übersee ins Land fließe, was ein klarer Widerspruch zur ursprünglichen Hochpreispolitik mit wenigen Hotels ist, denn das eigentliche Kapital der relativen Unberührtheit der tropischen Inselwelt wird so in Kürze verspielt sein...
Wir besuchen noch den Prachtstrand der Anse Lazio, wo die Straße endet, und wo ebenfalls schon neue Immobilienprojekte in Diskussion stehen, erst im Nationalpark Vallée de Mai, dessen einzigartiges Kapital die endemischen Coco-de-Mer Palmen sind, dessen erotisch geformte Riesennüsse schon Sultane in fernen arabischen Ländern bei Todesstrafe für sich allein reklamierten. Der Eintritt dort ist mit € 20 pro Person ziemlich happig geworden und man schmunzelt, wenn sich gleich drei Beamte bei der Ticketausgabe gegenseitig kontrollieren.

Bild

La Digue

La Digue ist die östliche Nachbarinsel und berühmt für den „Bacardistrand“ Anse Source d´Argent, dessen pittoreske Granitfelsen an der Südwestküste dienten nicht nur dem Karibikrum als Fotoshootingkulisse. Wir reisen mit einer Katamaranfähre in 20 Minuten an und sind gleich einmal enttäuscht, dass statt der umweltfreundlichen Ochsenkarren neben uralten Fahrrädern nun stinkige Lkw als Taxis zum zwei Kilometer entfernten Union Estate dienen, von wo man nach einem Fußmarsch von einem weiteren Kilometer die berühmte Bucht erreichen kann. Vorerst löhnt man dort entweder 10 € oder 100 Rupien, was eine Frechheit ist bei einem Kurs von 1:15, daher sollte man ein paar einheimische Scheine gegen Bestätigung gewechselt haben, nur mit dieser kriegt man auch wieder übrig gebliebenes Geld zurück.
Nach dem Eingang der working plantation (Vanille, Obst, Gemüse) sieht man rechter Hand einen alten Friedhof, danach links eine Kopramühle, wo ein Rind beim Herannahen von Touristen im Kreis getrieben wird, bevor man am ersten Riesenfelsen das Gehege von etwa 30 Riesenschildkröten entdeckt, es folgt ein Gestüt und ein Restaurant, dann geht es auf einem sandigen Pfad entlang zur „Silberquellenbucht“. Traumhaft schön ist es dort und alle Klischees bestätigen sich, vor allem wenn man wie wir mit der 7 Uhr Fähre gekommen ist und den Strandabschnitt für mindestens eine Stunde für sich allein hat.


Bild
Bild


der ultimative Luxus

Für die letzten vier Nächte geht es nach Mahé zurück, wieder holt uns Mason´s pünktlich ab und nach einer halben Stunde Serpentinenfahrt sind wir an der Südwestküste im Four Seasons Resort angekommen, es ist drückend heiß, aber ein sofort gereichtes kaltes Handtuch, ein eisgekühlter Fruchtcocktail danach und ein flottes Checkin sehen uns sogleich erfrischt, umso mehr als uns der gebuchte Ocean View Bungalow auf einen exklusiven Hilltop upgegradet wird.
Wieder bringt uns ein Elektrobuggy zum Quartier 106, einem Prachtbau auf Stelzen, der ökologisch korrekt in die steilen Hänge oberhalb der Petite Anse Lazare gesetzt wurde. Die Suite misst 71 m², der Außenbereich von 115 m² umfasst auf verschiedenen Ebenen ein gedecktes Daybed und eine Terrasse mit zwei Liegebetten, einem Esstisch für romantische Dinner mit Roomservice, einer Außendusche und einem 28 m² Infinitypool, der von zwei Seiten begehbar und beleuchtet ist, die ungehinderte Aussicht von ganz oben in die türkise, halbmondförmige Bucht und nach Westen mit entsprechenden Sonnenuntergängen gehören mit zum Schönsten was wir in 35 Jahren gemeinsamen Reisens erleben durften. Finale Bauarbeiten des erst vor 10 Monaten eröffneten Resorts sind am Nordhang noch in Gange, allerdings drang kein Lärm von dort bis zu unserer Hilltop Villa.
Gediegen auch die Ausstattung: gleich links von der Tür eine Sitzecke mit Minibar, Kaffeeautomat, eine Schale mit exotischen Früchten und ein Cooler mit einer Flasche Champagner zur Begrüßung, gegenüber eine state-of-the-art Multimedianlage von LG, die beim Eintreten die klassischen Seychellenklänge von Sega oder Moutia von sich gibt. Im riesigen Kingsizebett schläft es sich auf Leinen-Sheets unter einem Baldachin mit zuziehbaren Vorhängen und man zählt neun Pölster in allen Grössen und Härtegraden. Das Luxusbad betritt man durch eine Falttür, es hat eine separat regelbare Klimaanlage, eine begehbare Garderobe mit Safe, WC und Bidet natürlich getrennt, einen Rainshower und daneben die obligate Marmorwanne mit Whirlie und einem grandiosen Blick durch eine verglaste Front über den Pool in die Bucht.

Bild


Keine Frage, dass wir die meiste Zeit in diesem Honeymoonerpool verbringen, nur einmal in den vier Tagen sind wir am Strand, der täglich nach der Flut manuell gerecht und von einem Stab an Animateuren und Servierpersonal betreut wird. Da stehen im Nu zwei Liegen dort wo man sie haben möchte, ebenso fix werden flauschige Strandtücher ausgebreitet und leckere Longdrinks wie Planter´s Punch und Piña Coladaserviert. Mein Mann berichtet nach dem Schnorcheln, dass auch in dieser Bucht ein Großteil der Korallen kaputt sind, einige Fische konnte er im felsigen Südteil beobachten, insgesamt es aber weniger Vergnügen bereitet wegen des hohen Wellengangs und der starken Strömung. Wer sportlich aktiv sein möchte, hat beim Kajakfahren, Segeln oder bei Tauchgängen an ausgewählten Spots einige Möglichkeiten.
Auch in diesem Resort gibt es ein hervorragendes Frühstücksbuffet: im Restaurant ZEZ wird ob der japanischen Hochzeitsreisenden auch deren Kost angeboten, was uns zur Abwechslung vom üblichen amerikanischen Buffetfrühstück mit Eiern, Schinken und Mehlspeisen einmal exzellentes Sashimi vom Tun essen und eine Misosuppe schlürfen lässt.
Das Strandrestaurant Kannel ist bei uns fürs Abendessen bevorzugt, weil das Ambiente romantischer ist, das Seafood feurig südindisch angehaucht und der aufmerksame Kellner Phil aus Wien stammt. Auch eine Nationalspeise, ein Curry von den Flying Foxes, musste es einmal sein, es schmeckte ähnlich wie Wild und das kühle Seybrew passte gut zu den scharfen Gerichten.
Ein paar Mal checken wir die Mails gratis in der Bibliothek, denn im Zimmer werden € 30 pro Tag fällig, im kleinen, aber feinen Shop erstehe ich eine Logokappe des Resorts, damit mich beim Ausfahren mit einem Daihatsu Copen Cabrio nicht die Sonne versengt. Für nur 24 Stunden haben wir dieses lustige Gefährt gebucht, denn Mahé ist bloss 27 km lang und zwischen sechs und zehn Kilometer breit. Mittags starten wir an der Westküste nach Norden bis die Straße am Cap Ternay endet, dahinter ist bereits das nächste Resort in Planung, übrigens ein Projekt der Emirates.

Rundfahrten auf Mahé

Von den vier vorhandenen„Alpenquerungen“ fahren wir zuerst die nördlichste, die in unzähligen Serpentinen durch den schattigen Tropenwald an Teeplantagen vorbei direkt nach Victoria führt, kurz vor dem Stadtzentrum biegen wir links zur Beau Vallon Bay ab, hier schließen gerade die Schulen und es herrscht ein farbenprächtiges Uniformendurcheinander von Kids aller Altersstufen. Wieder wenden wir am Ende der Straße und fahren die nördliche Küstenschleife, wo angenehm wenig Verkehr herrscht, allerdings beginnt gerade die Stoßzeit, als wir wieder nach Victoria kommen und wenn im Stau der Fahrtwind nicht kühlen kann, brennt die Tropensonne ganz schön herunter.
Es geht aber bald an der Ostküstenstraße ganz nach Süden, wo wir die letzte Querstraße nützen, um zurück an die Westküste zu kommen, allerdings wollen wir noch die Police Bay ganz im Süden sehen, bevor wir ins Four Seasons fahren. Am nächsten Morgen geht es wieder im Westen hoch bis zur zweiten Querung, die an der Hotelfachschule vorbei zum Mont Fleuri führt, wo der bekannte Botanische Garten, das Statehouse und viele Diplomatenvillen liegen, zurück nehmen wir die letztmögliche Querung, tanken voll (wie bei uns kostet ein Liter mit 15,5 Rupien etwas mehr als einen €) und stellen das Cabrio dann wieder mittags am Parkplatz beim Empfangspavillon ab.
Den letzten Abend verbringen wir träumend an der Infinitykante unseres Privatpools, schauen lange auf den farbenprächtigen Sonnenuntergang und ziehen uns erst sehr spät in einer Vollmondnacht unter dem Kreuz des Südens zurück...
Weil wir sehr früh zum Flughafen müssen entfällt am Abreisetag das Frühstücksbuffet, aber da die Emirates in der Businessklasse ohnehin ein opulentes Champagnerbreakfast servieren, trauern wir dem versäumten nicht nach, ich schlummere danach selig auf dem Flug in die Emirate, wo wir noch eine Woche in sehr berühmten Häusern verbringen werden, aber dies ist eine andere Geschichte.....

nützliche Webadressen:
http://www.seychellen-infos.de
http://www.sainteanne-resort.com
http://www.chateaudefeuilles.com.
http://www.fourseasons.com
http://www.emirates.com (es fliegen aber auch Condor, Air France, Air Seychelles, Qatar, etc.)

Begriffserklärung:

Anse (sprich Ans).........................Bucht
Flying Fox....................................grosse Fledermausart, kreist abends auf Futtersuche
giant turtle, tortue.........................Seychellenriesenschildkröten
Sega (seych. Moutia)...................Tanzmusik
Seybrew........................................nationales Bier
Shorts 360....................................zweimotoriger Propellerhochdecker
Benutzeravatar
nixwielos
especialista
especialista
Beiträge: 4662
Registriert: Do 16. Aug 2012, 16:32
Wohnort: Stuttgart / Dénia
Kontaktdaten:

Re: Auf der Insel der Coco de Mer

Beitrag von nixwielos »

Einfach nur klasse, pichich! Im nächsten Leben werd ich Koffer bei Euch :razz:

Sehr gut und informativ, als wäre man dabei gewesen. Nur der kleine Luxus zwischendurch hat gefehlt - und natürlich der Taittinger >:d<
Viele Grüße von Nicole und Stefan!
Life is too short to drink bad wine
Benutzeravatar
girasol
especialista
especialista
Beiträge: 6861
Registriert: Sa 25. Apr 2009, 11:43
Wohnort: Schwabenland

Re: Auf der Insel der Coco de Mer

Beitrag von girasol »

Vielen Dank für den Bericht, pichichi bzw. dein liebend Weib! ;-) Und wieder hat er mich an eine unserer Reisen erinnert, wir waren vor vier Jahren auf den Seychellen. Habe ja darüber berichtet, wie du schon erwähnt hast. Auch wenn wir nicht so exklusiv urlauben wie ihr ;-) , war es ein unvergesslicher Urlaub mit vielen Naturerlebnissen - ein Höhepunkt für mich die Riesenschildkröten auf Curieuse.
Wann fand denn eure Seychellen-Reise statt?

Gruß
girasol
Die Welt ist ein Buch und wer nicht reist, liest davon nur eine Seite.
Aurelius Augustinus
pichichi
especialista
especialista
Beiträge: 2696
Registriert: So 10. Jun 2012, 10:45
Wohnort: Wien

Re: Auf der Insel der Coco de Mer

Beitrag von pichichi »

girasol hat geschrieben: Wann fand denn eure Seychellen-Reise statt?
im Jänner 2010

P.S.: zum Marktbild fällt mir noch ein, dass das die besten Bananen aller Zeiten waren, ganz dünne Haut, aber was für ein Geschmack!
Benutzeravatar
Oliva B.
Administratorin u. Moderatorin
Administratorin u. Moderatorin
Beiträge: 21603
Registriert: Mi 6. Mai 2009, 08:17
Wohnort: Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muß ich fort...

Re: Auf der Insel der Coco de Mer

Beitrag von Oliva B. »

Mit deinem Bericht weckst du bei mir Erinnerungen an eine unserer schönsten Reisen, auch wenn wir teilweise andere Eindrücke mitnehmen durften haben als ihr.
Moni, vielen Dank für deine vielen persönlichen Schilderungen, durch die ich noch einmal in diese Welt eintauchen konnte. >:d< .

Wir waren 2006 für drei Wochen auf den Seychellen, in dem Jahr, als das Chikungunyafieber auch auf den Inseln des Indischen Ozean wütete. Sehr viele Reisen wurden damals storniert, wir haben es trotzdem riskiert, zu sehr hatten wir uns auf die Reise gefreut. Touristen sahen wir in der Zeit kaum, die tollsten Hotels standen fast leer, die Strände waren einsam, wir fühlten uns wie Robinson. Am besten hat mir La Digue gefallen, wo wir wie auf Mahé und Praslin jeweils eine Woche wohnten. Auch Bird Island war einen Ausflug wert.

Auf La Digue gab damals nur Ochsenkarren und sehr gute Fahrräder, mit denen wir die Insel eroberten. Korallen habe ich schon anderswo schöner erlebt, für mich war der Fischreichtum jedoch faszinierend. Es war traumhaft!
Einsame Traumstrände
Einsame Traumstrände
Verkehrsmittel: Ochsenkarren
Verkehrsmittel: Ochsenkarren
und Fahrräder
und Fahrräder
Ich war jeden Tag unter Wasser:
1 Fisch IMG_4781.JPG
1 Fisch IMG_4788.JPG
1 Fische IMG_4786.JPG
1 Fische IMG_4910.JPG
1 Koralle IMG_4804.JPG
1 Koralle MG_4594.JPG
Natürlich gab es die auch schon 2006: Korallenskelette
Natürlich gab es die auch schon 2006: Korallenskelette
pichichi
especialista
especialista
Beiträge: 2696
Registriert: So 10. Jun 2012, 10:45
Wohnort: Wien

Re: Auf der Insel der Coco de Mer

Beitrag von pichichi »

wir können bestätigen, dass die Inseln auch 30 Jahre nach dem Erstbesuch immer noch der Vorstellung vom Garten Eden nachkommen.....

Hier noch die Eindrücke vom Erstbesuch:

Weihnachten 1980: mein Ehemann und ich fliegen bei einem Schneesturm in MUC los, um in FRA unsere Maschine der Kenya Air nach Nairobi, Mombasa und schließlich Mahé zu erreichen, die alte Boeing 707 wird gleich mehrmals enteist, bevor die Startfreigabe erteilt wird, endlich heben wir ab und träumen uns durch die Nacht den lang ersehnten, warmen Tropen entgegen...
Es ist mein erster Flug, der über Europa hinaus in das exotische Inselparadies der Seychellen am Äquator führt und damals waren wir jung – und arm - genug, um uns die mühsame Anreise mit einer Bahnfahrt Wien-München-Riem und weiteren drei Stopps anzutun, gebucht wurden über ein Spezialbüro Graumarkttickets, die es damals ermöglichten, relativ kostengünstig in den Indischen Ozean zu fliegen. Die Kollegen an meinem Arbeitsplatz waren ob des damals exotischen Ziels alle begeistert und auch ein wenig neidisch, ein kurz vor der Pensionierung stehender Grantscherm ließ sich sogar zum abfälligen Kommentar hinreißen, dass da jemand wohl eine Riesenerbschaft gemacht haben müsste.
Beim dritten Stopp in Mombasa schlägt uns schwüle, warme Tropenluft entgegen, die meine Bluse in Sekundenschnelle am Körper kleben lässt, die Klimatisierung der Maschine funktioniert erst, als wir schon zum Landeanflug in Mahé ansetzen, das Klima ist hier aber wesentlich angenehmer, weil eine leichte Brise die Luftfeuchtigkeit mildert. Wir werden von einem Taxi in unsere Pension am Stadtrand von Victoria gebracht, wo ich angesichts der riesigen Palmspinnennetze fast in Ohnmacht falle, mein liebender Ehemann versucht mich zu beruhigen, da diese Viecher zwar handtellergroß aber nicht giftig seien. Ich spraye dennoch in den Kleiderschrank, da ich sicher gehen will, morgens nicht die eine oder andere Spinne in meiner Unterwäsche zu haben.
Tags darauf bummeln wir durch die Markthalle und staunen ob der bunten Vielfalt an Gewürzen, Obst und Fischen und nehmen uns vor, vor dem Rückflug in die Heimat ein Sortiment an Pfeffer, Curry und Vanille zu bunkern. Mittags fliegt uns ein kleines Propellerflugzeug auf die Nachbarinsel Praslin, der Flug dauert eine knappe Viertelstunde bevor wir am schottrigen Airstrip aufsetzen, ein Taxi bringt uns in wenigen Minuten an die Grand´Anse („große Bucht“), wo wir im „Indian Ocean Fishing Club“ unser Zimmer gebucht haben. Lustige Fledermäuse (flying foxes) hängen kopfüber von den Flamboyant Trees und ich muss lachen als einer zu pinkeln beginnt und sich dabei sein rötlich braunes Bauchfell anpatzt. Die Zimmer sind einfach, AC gibt es nicht, das besorgt der kühlende Wind, der durch die Glasjalousien strömt. Pünktlich um 22 Uhr verstummt der Dieselgenerator und das bedeutet Zähneputzen bei Kerzenlicht. Des Nachts schrecke ich auf, weil ich ein krabbelndes Tier im Zimmer vermute, wecke meinen Mann und verstecke mich unter der Decke. Die Ursache des Geräusches entpuppte sich als ein nachtaktiver Gecko, der mit seinen Saugnäpfen an der Decke herumtrippelte, auf der Jagd nach Insekten.
Ein Spaziergang am Strand ist herrlich, hat aber auch seine späten „Nebenwirkungen“: ich spüre ein lästiges Jucken im Knöchelbereich und frage unseren Wirten, Mr. Adam, wovon der Juckreiz käme – seine Antwort: „Sandflies, and they prefer women...“. Richtig, mein Mann hatte absolut keine Beschwerden, offenbar hängt das mit weiblichem Hormonstatus zusammen, denn unsere Gelsen daheim gehen auch eher auf mich als auf ihn...
Während ich am Abend den Sonnenuntergang vom Liegestuhl aus verfolge, ist mein Mann mit ein paar Einheimischen beim Kick auf dem örtlichen Fußballfeld, er erzählt später stolz von seiner Leistung, die von den local boys anerkennende Bemerkungen brachte - Kunststück, spielte er doch damals in der dritten Ösi-Leistungsstufe.
Am Tag drei bekommen wir ein Leihauto, um die wenigen Asphaltkilometer Praslins abzufahren, erste Station ist das Vallée de Mai im Osten, wo wir die berühmte Coco de Mer zu Gesicht bekommen. Diese Meereskokosnuss hat in poliertem Zustand das erotische Design eines knackigen Frauenpopos und war schon damals ein rares wie begehrtes Gut, das einer eigenen Exportbewilligung bedurfte, angesichts des Preises dachten wir natürlich nicht daran dieses Souvenir zu erwerben.
Am Fährhafen nach La Digue sehen wir am südlichen Hügel die fantastisch gelegenen Bungalows des Chateau des Feuilles und träumen davon, einmal in einer solchen Luxusherberge abzusteigen.
Nach einem Aperitiv kurven wir nordwestwärts bis an die Anse Kerlan, die damals ein absolut unberührter Strand war, wo man gerade einen der Langustenfischer antraf, heute steht dort das Luxusresort „Lemuria“ mit eigenem 18-Loch Golfplatz.
Mr. Adam hat uns einen Ausflug per Boot auf die unbewohnte und geschützte Vogelinsel Cousin organisiert, ein Ranger begleitet uns und erklärt die endemischen Vogelarten, wobei uns die elegante Feenseeschwalbe besonders gefallen hat. Am Nachmittag machen wir uns dann auf per pedes die Hügelkette im Inneren Praslins zu überschreiten um an die schönen Strände Volbert und Takamaka an der Nordostküste zu gelangen. Gegenüber der exklusiven Fledermausinsel Chauve Souris trinken wir eine Piña Colada und beobachten die residenten Riesenschildkröten, die vom weit im Südwesten liegenden Aldabra Archipel stammen, beim stoischen Salatblätterverzehr, und lassen uns etwas müde geworden später von einem Taxi heimbringen. Das letzte Abendessen im IOFC besteht aus frisch gefangenem Schwertfisch (Marlin), der nur mit etwas Limone und Pfeffer in Butter herausgebraten wurde und hervorragend zum eiskalten Seybrew, dem heimischen Bier, schmeckte.
Zurück nach Mahé ging es wieder mit dem Air Seychelles Propellerflieger und am Flughafen nahmen wir ein so genanntes „Moke“, eine Art offener Mini aus der Hand von niemand geringerem als Rudi Carrell entgegen, der offenbar gerade seine „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ Tour beendete, er meinte noch zu meinem Mann, bei den Bergetappen tunlichst mit Motorbremse zu arbeiten, da die Bremsen nicht mehr die besten wären...
Mit diesem Spaßauto erkundeten wir in den folgenden Tagen ganz Mahé, von der Beau Vallon Bay im Norden bis zur Police Bay an der Südspitze, packten an den schönsten Stränden unser Schnorchelzeug aus und staunten über die Vielfalt an Korallenformationen und Fischen im 27º warmen Indischen Ozean.
Die Fahrten durch den Bergdschungel über die Sans Souci Road brachten uns an der Passhöhe in eine Tee- und Vanilleplantage, wir durften ein paar reife Schoten öffnen und das Mark herauskletzeln – was für ein Duft!
Zurück in Victoria entdecken wir den Clock Tower am Kreisverkehr bei der Independence Avenue/Albert Street Kreuzung, diese Nachbildung des Londoner Originals hat sich der damalige englische Gouverneur anno 1903 aufstellen lassen, er verkündet die volle Stunde gleich zweimal, dieses Kuriosum findet sich auch in den Lyrics des populären Hits „Going back to the Seychelles“.
Wir kaufen ein paar Tonbänder mit kreolischen Sega und Moutia Klängen, die uns nach wie vor daheim das Tropenflair und Lebensgefühl der Kreolen vermitteln. Das prachtvolle koloniale State House mit seinem riesigen, gepflegten Park dürfen wir leider nicht betreten.
Ein weiterer Besichtigungspunkt ist der Botanische Garten, wo wir wieder einige Prachtexemplare der Coco de Mer entdecken, daneben Jackfruit (Brotfruchtbäume) und die atemberaubenden Flamboyant(Flammen)bäume. Beim hier ansässigen Umweltministerium bekommt man die Nüsse für den inzwischen stolzen Preis von € 300, wenn man das Glück hat, eine der ca. 1000 pro Jahr für den Export freigegebenen Stücke zu erwischen. Wir bummeln noch einmal an den Marktständen vorbei und besorgen uns die schon beschriebenen Gewürzpakete, die uns noch Monate später daheim den unvergleichlichen Geschmack von z.b. frisch gemahlenem Pfeffer bringen.
Wir geben tags darauf den alten Mini-Moke, der uns trotz Carrell´scher Warnung nie im Stich gelassen hat, am Flughafen zurück und steigen wieder in die ungeliebte Air Kenya. In Nairobi staunen wir, wie diese Linie die internationalen Flugsicherheitsbestimmungen handhabt, die 707er ist total überbucht, die Crew von sechs Flugbegleiterinnen hat ihre Notstühle überzähligen Passagieren überlassen und steht(!) jeweils bei Start und Landung im Gang bzw. sitzt am Klo. Natürlich ist auch das Startgewicht für die Langstrecke nach FRA zu hoch, daher haben wir beim Heimflug noch einen ungeplanten Zusatztankstopp am damaligen Militärflughafen Rom-Ciampino, da für Fiumicino offenbar kein Slot zu bekommen war.
Rückblickend gesehen waren die Umstände sicher abenteuerlich und wer heute diese Reise auf die noch immer zauberhaften Seychellen antritt, hat viel bequemere Anreisemöglichkeiten als wir damals: Air Seychelles, Air France, Emirates und noch einige Charterflieger wie Condor bieten Verbindungen von Zentraleuropa an. Inzwischen gibt es auch schon elektrischen Strom auf Praslin und das Angebot an Quartieren hat sich sowohl qualitativ als auch quantitativ verbessert, was aber die Inselrepublik nach wie vor auszeichnet ist ihre Politik des strikten Qualitätstourismus, eine Erkenntnis, dass Massentourismus dem ressourcenarmen und nicht gerade übervölkerten Archipel nachhaltig schaden würde.
Obwohl seit meinem Erstbesuch im unberührten Paradies inzwischen fast 30 Jahre ins Land gezogen sind, eine neue Flughafenautobahn auf künstlich aufgeschüttetem Land angelegt und auch ein paar der damals einsamen Strände mit Luxushütten zugepflastert wurden, erwarte ich mir bei meinem nächsten Besuch in fünf Wochen schöne Tage in den Hotels St. Anne Resort, Chateau des Feuilles und Four Seasons, einen Besuch am berühmten Source d´Argent auf La Digue und wieder wunderschöne und nicht übervölkerte Strände, exotisches Essen und natürlich das „bacherlwarme“ Meerwasser des Indischen Ozeans......Seychelles, here we come again!
Antworten

Zurück zu „Globetrotter“