Wann gilt Kunst als Kunst?

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housecat
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Re: Ist das Kunst?

Beitrag von housecat »

Die Kunst, so sagt man, liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters. Und Selbstreflektion sei ja auch eine Betrachtungsweise. Hier mal zum Beispiel das diesjährige Œuvre unserer amerikanischen Zeitgenossen.

Bild

Wir dürfen vermuten, das die langsame Sichtbarwerdung des klimaverändernden Konsumverhaltens auf dem diesjährigen Burning Man Festival zu anregenden Diskussionen unter den zahlreich angereisten Kunstschaffenden geführt hat.

Gruß // Housecat
Cozumel
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Re: Ist das Kunst?

Beitrag von Cozumel »

Ich bekenne mich als Kunstbanause.

In meine Wohnung kommen nur Gemälde die mir Vergnügen schaffen, wenn ich sie anschaue.
Ob die wertvoll sind oder einen Vermögenszuwachs bringen interessiert mich nicht.

Ich versuche gerade eine Bild von Jack Vettriano günstig zu ergattern. Weil es mit gefällt. Natürlich nur als Kunstdruck, ich bin ja kein Millionär.
https://www.wayfair.de/accessoires/pdp/ ... u6973.html


Basi, erinnert Du dich an das Bild, dass ihr für mich mitgebracht habt? Mit den Flamencoschuhen? Das ist mein Lieblingsbild geworden.
Miesepeter
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Re: Ist das Kunst?

Beitrag von Miesepeter »

Kunst besteht für mich in "etwas zu (er-)schaffen" in weitestem Sinne, z.B. ein liegengebliebenes Auto ohne passende Ersatzteile und mit rudimentären Werkzeugen wieder zum Laufen zu bringen, wie es mir 1964 passierte, und darin waren die Spanier unübertreffbare Meister.
Der Intellekt steht nachgeordnet zum Willen (Briefträger Gert Postel)
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vitalista
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Re: Ist das Kunst?

Beitrag von vitalista »

Ja,ja, die Kunst...
Ich habe eine recht ambivalente Einstellung dazu. Auf der einen Seite gibt es Arbeiten, die mich berühren, ansprechen, auch wenn sie gar nicht "schön" sind - das kann alles mögliche sein. Andererseits geht es mir ein wenig wie nurgis, 16.000,-€ für einen Betonblock mit zwei Antennen dran, der sich Weltempfänger nennt, stimmt da was nicht in unserer Welt?

An dem anfänglichen Gebot von 500,-€ zeigt sich ja auch, es braucht den Namen Isa Genzken, Exfrau von Gerhard Richter, dass der Weltempfänger plötzlich die 10.000er Grenze überspringt, lt. Expertise 30.000 bis 35.000,-€ "wert" sein soll.

Jedoch - dieses Kunstwerk bewirkt durch seinen Preis, dass sich auch im Costa-Blanca-Forum darüber auseinandergesetzt wird, über Werte, Sinn und , und.
Das soll Kunst ja auch, anregen zum Nachdenken, Austausch, Diskussionen.

Ich frage mich, was bewegt den Menschen, für ein Werk, wenn ein bestimmter Name dahintersteht, egal ob Betonklotz, Installation, Bild, Fliese (eine einzelne von Keith Haring ging auch mal zu einem vierstelligen Betrag über die Händlertheke) Unsummen auf den Tisch zu legen? Steigt dadurch tatsächlich mein Ansehen? Werde ich deswegen bewundert? Wenn ja, wieso möchte ich das, wenn es auf der anderen Seite auch Neid und Missgunst hervorrufen kann? Es Diebe in mein Zuhause locken könnte?
Okay, als alte Geschäftsfrau käme es für mich vielleicht als Spekulationsobjekt in Frage.

Aber ich muss das ja auch nicht verstehen. Weiß ich doch, jede Jeck es anders und ich halt's eh gerne mit den Höhnern: Levve un levve losse.
Wer morgens zerknittert aufsteht, hat tagsüber noch Entfaltungsmöglichkeiten!
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Frambuesa
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Re: Ist das Kunst?

Beitrag von Frambuesa »

Cozumel hat geschrieben: Sa 9. Sep 2023, 09:48 Ich bekenne mich als Kunstbanause.
In meine Wohnung kommen nur Gemälde die mir Vergnügen schaffen, wenn ich sie anschaue.
Ob die wertvoll sind oder einen Vermögenszuwachs bringen interessiert mich nicht.
@Cozumel
Da bin ich mit dir völlig einer Meinung ;;)

und sehe das auch wie
baufred hat geschrieben: Sa 9. Sep 2023, 00:27
>> "Kunst" kommt von "können" und nicht von "wollen" - sonst hieße es ja "Wunst" >:) ...
Voller Bewunderung stehe ich dagegen oft ehrfürchtig vor dem, was die Meister (aller Richtungen) früherer Jahrhunderte bzw. gar Jahrtausenden geschaffen haben und dabei meine ich nicht nur Gemälde, sondern auch und vor allem Bauwerke ^:)^

Nein, mit Betonklötzen oder rostigen Stelen kann ich beim besten Willen nichts anfangen.
Saludos Frambuesa
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Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom.
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Re: Ist das Kunst?

Beitrag von NicoleH »

Wie Frambuesa schrieb :
Voller Bewunderung stehe ich dagegen oft ehrfürchtig vor dem, was die Meister (aller Richtungen) früherer Jahrhunderte bzw. gar Jahrtausenden geschaffen haben und dabei meine ich nicht nur Gemälde, sondern auch und vor allem Bauwerke ^:)^

Nein, mit Betonklötzen oder rostigen Stelen kann ich beim besten Willen nichts anfangen.

Mir geht es da wie Dir und es ärgert mich, wenn Menschen aus welchen Gründen auch immer diese verunstalten oder zerstören.
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Re: Ist das Kunst?

Beitrag von Rockcrunsher »

vitalista hat geschrieben: Sa 9. Sep 2023, 10:31 ...
16.000,-€ für einen Betonblock mit zwei Antennen dran, der sich Weltempfänger nennt, stimmt da was nicht in unserer Welt?
...
Ich persönlich finde das auch nicht so toll, aber bedenke...die Frage hat man sich vor 90 Jahren auch gestellt...da nannte man das "entartete Kunst" :|
Liebe Grüße
Rockcrunsher
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Re: Ist das Kunst?

Beitrag von Florecilla »

Ist das Kunst oder kann das weg?

Die humoristische Redewendung, die die Erkennbarkeit und Wertschätzung von einigen Werken moderner Kunst in Frage stellt, fällt mir immer dann ein, wenn das Kunstwerk für mich einfach nichts darstellt. Ein Betonklotz mit 2 Antennen stellt für mich nichts dar, mag aber andere Betrachter in seinen Bann ziehen. Mir geht es da wie einigen anderen hier, Kunst muss mein Auge erfreuen. Ob es wertvoll ist, ist mir egal, denn für Kunst als Wertanlage fehlt mir das nötige Kleingeld. Außerdem müsste ich mich da auf die Expertise anderer Menschen verlassen und etwas kaufen, was mir nicht gefällt? Nope [-x


Ist das Kunst oder kann das weg?

Dieser Ausspruch geht vermutlich auf Mike Krüger zurück, der diese Formulierung 2010 bei einer Bühnenshow verwendete. Der Kunsthistoriker Christian Saehrendt veröffentlichte 2014 und 2016 zwei Bücher mit diesem Titel. Selbst Wikipedia hat dieser Redewendung einen Eintrag gewidmet. Aber lest selbst, welch "streitbare Kunst" aus Missverständnis beseitigt oder schwer beschädigt wurde: Südkurier vom 06.04.2018
Saludos,
Florecilla (Margit)


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Beefeater
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Re: Ist das Kunst?

Beitrag von Beefeater »

Ich bin ein bekennender "Kunstbanause" :mrgreen:

Bei moderner Kunst, also diesen grotesken Kritzeleien und Farbeimer Sauereien, die auch Schimpansen hinbekommen,
juckt es mich immer ein Streichholz dranzuhalten ... auf deutsch: Das MUSS weg ....mea culpa

Ich frage mich da immer, was hat der Künstler sich dabei bloß gedacht. Meist ist meine Erkenntnis:
"Das ist Müll, aber da draußen rennen genug Deppen rum, die mir dafür ein Vermögen bezahlen - Stinkefinger smiley"
Also produzieren er und seine Kollegen weiter solchen Müll...

Alte Kunst, also z.B. die Deckenfresken von Michelangelo in der Sixtina finde ich dagegen fantastisch.
Muß man live gesehen haben. Auf Fotos kommt sowas nicht rüber.

DaVincis Werke mag ich auch, wobei die Mona Lisa im Louvre irgendwie langweilig wirkte ...
Der Petersdom ist ein Kunstwerk und eine Kunstausstellung in sich.

Ich habe auch als "Banause" weltweit Museen besucht und zwar freiwillig und gerne.
Ich entscheide seitdem immer für mich, ob etwas Kunst ist. Expertenmeinungen sind mir da vollkommen Latte. >:d<
... Et het noch emmer joot jejange
Miesepeter
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Re: Wann gilt Kunst als Kunst?

Beitrag von Miesepeter »

Dazu fällt mir der Aushang in einer Bäckerei ein, dessen Inhalt mir mit 6 Jahren nicht gleich verständlich war und mir auch niemand erklärte (meist hiess es "das verstrehst du noch nicht" oder "wenn du groß bist"): "Es recht zu machen jedermann ist eine KUNST, die niemand kann" - wie wahr! In totalitäre organisierten Gesellschaften sind Künstler den Machthabern ein Dorn im Auge, denn Kunst kennt nun mal keine Grenzen, d.h. ist wirlich FREI. Als Beispiel: das Lied "Die Gedanken sind frei" (ca. 1800) sangen wir in der DDR 1952 in der Grundschule. Später wurde da Singen als Provokation betrachtet.
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