in den Emiraten

[sol]

Guten Morgen Herbert--

du schreibst :
"solange du ohne fremde Hilfe in den Flieger steigen kannst solltest du keine Bedenken haben"

ein guter Bekannter, dazu noch aktiver Musiker (Jazz und schottische Folklore)
sitzt seit seinem Motorradunfall im Rollstuhl und macht Weltreisen---------

[pichichi]

Guten Morgen Herbert--

du schreibst :
"solange du ohne fremde Hilfe in den Flieger steigen kannst solltest du keine Bedenken haben"

ein guter Bekannter, dazu noch aktiver Musiker (Jazz und schottische Folklore)
sitzt seit seinem Motorradunfall im Rollstuhl und macht Weltreisen---------

schön für ihn.....es gibt nur leider noch viel zu viel Ziele, die nicht barrierefrei sind

[Oliva B.]

Pichichis Dubai-Bericht werde ich auch noch lesen, aber aufgrund der Länge ist der eher für ruhigere Stunden geplant.

schlließlich habe ich den extra für dich eingestellt, wünsche dir also eine ruhige Viertelstunde, die müsste reichen

Ja, Herbert, aber nur zum Lesen und nicht zum Kommentieren. - Nun ist es aber vollbracht.

Es macht immer wieder Spaß, sich durch die Schilderungen deiner Luxusreisen zu lesen, die durch ausgefeilte Wortwahl und Detailgenauigkeit bestechen (wie die Erwähnung der auf 40“ geschätzten Diagonale des Flachbildschirms, die Herkunft der Servicekräfte und die Beschreibung von Speisen und Getränken). Das alles ist so gelungen, dass ich dachte dabei zu sein, ohne jedoch Sand zwischen den Zehen oder den Zähnen zu spüren.. - doch ich habe Dubai aus einem anderen Blickwinkel kennengelernt.

Ich war damals nur in Dubai-City, wo 85 Prozent der Bewohner dieses Emirats leben.

Skyline

Zur Zeit unseres Besuchs war Dubai eine Großbaustelle: wie aus dem Boden gestampft sah man Hochhäuser, aufgeschüttete Inseln vor der Küste und wussten von Skipisten in der Wüste - künstliche Landschaften und massenweise Baukräne. Mehrspurige Autobahnen versuchen dem dichten Verkehr entgegen zu wirken. All diese Pracht soll in Zukunft noch mehr Luxustouristen als zuvor ins Land locken. Gigantisch ist nicht nur das höchste Gebäude der Welt, sondern auch der protzig zur Schau gestellter Reichtum.

Das Burj al Arab

Die Emirates Towers

Dieser erst mit dem Ölgold erschaffenen Märchenwelt fehlt die Geschichte. Dieses große Disneyland mit seinen Nobelhotels und Luxusresorts, deren Suiten wie kleine Paläste ausgestattet sind, den Shopping-Malls und teuren Boutiquen, in deren Auslagen man en masse Markenartikel weltbekannter Designer und handgefertigte Luxusware findet, diese Welt muss für das Heer der Gastarbeiter aus Asien, ohne das die Emeratis wohl kaum zurecht kämen, eine reine Provokation sein.

Arabische Frauen im traditionellen Übergewand (abaya) in einer der vielen Malls

Die armseligen Behausungen der Migranten erkennt man erst beim genaueren Hinsehen - selbst in unmittelbarer Nähe Neubauten der Reichen.

Armut in einem reichen Land

Diese "Palästen" oder historischen Gebäuden nachempfunden Gebäude konkurrieren untereinander mit geschmacklosen Details - vieles sieht einfach nur neureich aus und manches ist sogar nur Fassade.

Selbst die bekannte Jumeirah-Moschee ist nicht wirklich alt. Sie wurde zwischen 1975 und 1978 erbaut.

Rund und schön? Vieles ist nur Fassade

Protzig: Keine Quadriga, sondern nur eine Troika als Zierde eines Wohnhauses.

Von allem ein wenig: pastellfarbene Gebäude

Meine Definition von "Luxus" ist eine andere, aber wie hast du so schön geschrieben? "Jedem das Seine" - und doch man fragt sich, was aus der größte Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate wird, wenn die sprudelnden Ölquellen in naher Zukunft versiegen?

Von dem ehemaligen Dorf der Fischer und Perlentaucher ist nichts übrig geblieben, Ursprünglichkeit vermittelten uns nur die Souks, die hölzernen Daus und Abras (Holzfähren, die Passagiere über den Dubai-Creek transportieren, einem natürlichen Meeresarm, der die Stadt teilt), das Museums-Dorf, der Gewürzmarkt.

Dubai-Creek

Auslage in dem Gold-Souk

Spice-Souk

Wie schon in Nordafrika fühlte ich mich auch in der arabischen Welt Dubais als Frau nicht wohl, es sind nicht nur die beschnittenen Frauenrechte, wie z.B. in einer Disko, in der die Männer mit ihresgleichen tanzten, keineswegs weil sie schwul waren, sondern weil der Aufenthalt dort für die arabische Frau, wie viele andere Dinge auch, verboten war.

Strenge Religion: Diese Frau trug metallene Ringe um den Kopf, die mit einem Steg verbunden waren, der die Nase bedeckte.

[nixwielos]

Danke, liebe Elke, für den schönen Bericht und die ebenso schönen Bilder!

[sol]

so kommt man mal in andere Länder ohne die Pauschalfotos und Pauschalbeschreibungen,
sondern mit ausgefeilten Beiträgen , wie obige und speziellen Bildern---
DANKE

dazu : Andere Länder----andere (Un) Sitten

[pichichi]

Elke, der Herrscherfamilie Maktoum ist das baldige Ende des Ölbooms bekannt, deshalb wurde und wird wie wild in "nachhaltigere" Projekte investiert. Da wurden Investoren steuerbegünstigt ins Land gelockt, da wird auf Kongress- und Luxustourismus gesetzt, da wird in wenigen Jahren eine Superairline aufgebaut, die die Leute aus allen Ecken der Welt ins Land holt und da wurden - wohl auch aus Geltungssucht - aberwitzige Projekte wie The Palm und Burj Dubai gestartet, wobei letzteres nur dank der finanziellen Gnade der Nachbarn aus Abu Dhabi vollendet werden konnte, weshalb es auch nur mehr als Burj Khalifa firmiert....



Blick vom Burj auf das Hotel The Address und die Dubai Mall links



Dubai Fountain

Bilder: Creative Commons Wikipedia

Dass die Gastarbeiter beim erstmaligen Betreten des Landes einen leichten Kulturschock erlitten ist wohl klar, kamen doch die Ärmsten der Armen aus Ländern wie Bangladesch, Pakistan, Indian und den Philippinen. Ich konnte mich mit einem etwa 30-jährigen Pakistani über seine persönliche Situation lange unterhalten, er meinte, anständig untergebracht zu sein, hart und lange (72 Wochenstunden) arbeiten zu müssen, dürfe aber zwei Heimaturlaube zu je vier Wochen pro Jahr machen und antwortete auf die Frage nach seinem Verdienst, dass es ihm möglich sei eine sechsköpfige Familie zu erhalten, während er bei seinem vorherigen Job als Markthelfer im heimatlichen Peshawar kaum das Auslangen fürs Nötigste fand, er berichtet auch stolz, dass seine Familie in absehbarer Zeit nachziehen dürfe. Er bestätigte aber bei einer Nachfrage wegen des Gerüchts, dass Hauspersonal oft schikaniert werde, er hätte davon schon gehört, dass aber in den Zeitungen die Rede war, der Scheich selbst sorge in krassen Fällen für Gerechtigkeit...

[Montemar]

Vielen Dank Euch beiden für den wunderbaren Bericht und die Bebilderung. Man kommt sich vor wie in Tausend und eine Nacht ! Was hier in wenigen Jahren aus dem Wüstensand gestampft wurde, hätte die Welt nicht geglaubt... Würde mich auch mal reizen!

LG
Susann

[Florecilla]

Hallo Elke,

das letzte Bild in deinem Beitrag hat mich erschreckt. Trotz intensiver Google-Suche habe ich nicht herausfinden können, welche Bedeutung/Funktion der metallene "Kopfputz" der jungen Frau hat. Das Gestell erinnert mich an eine Art Schandmaske, wie z. B. eine scold's bridle,(Plappermauls Zaumzeug), ein Gerät, welches in Schottland und England benutzt wurde, um die Zunge des Bestraften mit einer dornenversehenen Metallplatte im Zaum zu halten.

Vielleicht weiß einer unserer Vielgereisten näheres zu diesem "Käfig" zu berichten.

[pichichi]

Hallo Margit, die Maske heißt Burga, ich habe aber kaum welche in Dubai gesehen, eher im Oman.
Sie ist meines Wissens nicht aus Metall und auch keinesfalls ein Marterinstrument...

Schau mal hier: http://www.hallodubai.com/die-nationalt ... irate.html

[Josefine]

Ist zwar nicht mein Reiseziel in der nächsten Zeit bzw. evtl. nächsten Jahren, aber sehr interessant, Eure Berichte und Fotos anzuschauen. Eine Freundin von mir, macht zur Zeit eine Kreuzfahrt in dieser Gegend. Sie ist/war ganz erpicht darauf, sich Dubai anzusehen. Bin mal gespannt, was sie mir alles erzählen wird.

Bezüglich des Kommentars von Oliva: diese Welt muss für das Heer der Gastarbeiter aus Asien, ohne das die Emeratis wohl kaum zurecht kämen, eine reine Provokation sein.

Nun, sie sind ja nicht gezwungen worden, dort zu arbeiten, sondern waren sicher hocherfreut, als sie die Stelle (auf Zeit) bekommen haben. Ich denke deshalb nicht, dass sie es als Provokation bewertet haben. Wie pichichi auch schreibt, in der Heimat hatten sie weitaus schlechter verdient.

Grüsse
Josefine