Hallo,
im Normalfall verschone ich das Forum mit Berichten über den Tierschutz.
Viele wissen, dass ich früher hier sehr viel aktiver war, aber seit ich im Tierheim in Gandia mithelfe habe ich einfach keine Zeit mehr.
Ich mache das wohlgemerkt nicht beruflich, sondern freiwillig. Heute war mal wieder so ein Tag .... ich war im Tierheim. Die überwiegende Arbeit findet sonst am Computer, Telefon und im Auto statt.
Wir haben allein im Juni 90 !!!! Tiere aufgenommen. Davon 27 Katzenjunge und 29 Hundewelpen. Der reste war/ist erwachsen. Eigentlich liegt unser Bestand bei rund 500 Tieren und wir haben vor 2 Monaten gefeiert (verbal), weil wir seit Jahren erstemals unter 500 lagen - das ist nun leider Vergangenheit.
(überlegt mal ganz kurz, wie man gerade mal 90 Tiere in einem total überfüllten Tierheim unterbringen könnte)
Es ist ein solches Elend, wenn man das mit ansehen muss. Egal ob uralte Schmusehunde oder Welpen, das Tier ist für die überwiegende Mehrheit der Spanier schlicht nichts wert.
Vom finanziellen mal abgesehen (im Jahr 2011 hat Gandia noch nicht einen vertraglich festgeschriebenen Euro überwiesen, Futter, Benzin, Telefon, Medikamente .... alles wird akutell privat gezahlt, was auch nicht mehr lange geht), stossen die Mitarbeiter an ihre Belastbarkeit. Eine Tierärztin geht in diesem Monat, die Pfleger sind überlastet. Bei der Hitze liegen der Nerven der Zwei und Vierbeiner blank und es gibt entsprechende Reibereien - speziell unter den Vierbeinern ist das oft mit Folgen verbunden.
Natürlich bin ich Optimist und glaube an das Gute - deswegen sehe ich in der hohen Anzahl von 90 Tieren in nur einem Monat auch durchaus etwas positives - es gibt Menschen, die bei ausgesetzten Tieren zum Telefon greifen und versuchen diesen zu helfen. Sonst wären sie nicht bei uns.
Ich schreibe das hier eigentlich nur, damit die Leute, die hier mal "rumlesen" und in Spanien im Urlaub sind wissen, dass die wenigigen wilden Hunde und Katzen nicht unbedingt auf eine tierliebe Umgebung schliessen lassen. Die Tiere sind da, sie werden nur eingefangen, damit die Städte sauber sind - wozu diese übrigens gesetzlich verpflichtet sind.
Zum Vergleich - Berlin rühmt sich das grösste Tierehim Europas zu haben. Berlin hat glaube ich etwa 4 Millionen Einwohner. Sicher, das Tierheim wird das grösste sein - flächenmässig, aber sie haben genauso viele Tiere wir dieser kleine Ort Gandia, der gerade einmal 74000 EW hat. Es werden zwar noch Tiere aus LÁlqueria und Marxuquera aufgenommen, aber selbst wenn man diese orte hinzurechnet, kommt man noch nicht einmal auf 100.000 EW.
Immer nach so einmal Tag, wenn ich dieses Elend sehe.... könnte ich heulen, oder diese Ignoranz hinausschreien - heute wähle ich die zweite Variante, indem ich es hier mal veröffentliche. Nein, in Spanien ist nicht alles schön.
Aber dafür scheint die Sonne und wir haben lustige 40°C
Und ... ich verzichte bewust auf Bilder, es reicht mir vollkommen, wenn diese Beitrag der eine oder andere liest und eine Minute nachdenkt über das schöne Spanien und die netten Spanier.
So viel Leid auf einmal
- kala
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So viel Leid auf einmal
lg
kala
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Re: So viel Leid auf einmal
Hallo kala
Ich begreiffe deinen grossen Frust und wünschte, ich könnte das Blatt wenden. Geht aber leider nicht, vor allem nicht von heute auf morgen. Vor sechzig Jahren als kleiner Junge musste ich auch ansehen wie hier Kühe und Pferde geschlagen wurden bei einem Bauern in unserem damaligen Wohnort. Ganz heldenhaft, denn die Tiere waren angebunden. Grund war das Scheuen der Tiere, natürlich aus nervösem groben Unvermögen des Bauern. Einfach wegwerfen konnte er die Tieere ja nicht, weil er das Pferd anderntags zum ziehen und die Kuh zum melken brauchte.
Musste diese Elend fast vor der Haustüre ansehen und hundert Meter weiter hatte eine uralte Frau, genannt "Mari Bas" (Base Maria) eine einzige Kuh, die war so alt, dass sie nicht mehr auf die Weide ausserhalb des Dorfes gehen konnte. So holte Mari Bas mit einem uralten Kinderwagen halt das Gras selbst auf der Weide, obwohl sie fast blind und alles andere als gut zu Fuss war und fütterte ihre Kuh, die sie so gern hatte wie einen Hund.
Was will ich damit sagen. Auch in Mitteleuropa war man vor sechzig Jahren vielerorts nicht lieb zu den Tieren, von artgerechter Haltung schon gar nicht zu reden. Doch schon damals hatte es Menschen für die die Tiere nicht einfach eine Ware war. Gottlob hat diese tierliebende Minderheit mit viel Überzeugung und Vorleben Gefolgschaft gewonnen. Wenn auch heute noch nicht alles in Ordnung ist (zB. Massentierhaltung) ist doch im grossen Ganzen bei sehr vielen Menschen Tierliebe kein Fremdwort mehr.
Kala du wirst sagen und wieso haben wir in Deutschland, Österreich, Schweiz usw. Tierheime. Ja weil es auch bei uns immer noch viele, zu viele Menschen gibt, die keine Verantwortung tragen für Tiere. Doch ist das Verhältnis zu Tieren hier zu Lande, demjenigen von Spanien voraus. Schau, so wie wir hoffen, dass es hier noch besser wird, wirst du hoffen, dass es in Spanien mal ähnlich wird wie in Mitteleuropa. Doch ohne eine Nationenrangliste zu erstellen oder auf andere zu zeigen wird es leider immer wider Fehlbare geben und zwar überall.
Ist zwar kein Trost, doch auch nach Enttäuschungen die kaum zu überbieten wird, kehrt doch wieder Hoffnung ein. Hoffnung, auch wenn man meint, es gäbe gar keine mehr. Und auf diese immer wiederkehrende Hoffnung sind die armen Kreaturen immer wieder angewiesen, auf die Hoffnung von Tierschützern wie du Kala und anderen. Ich drück dir und deinen Mithelfern die Daumen, dass ihr wieder neuen Mut und Hoffnung fassen könnt. Zugleich danke ich dir herzlich für deine aufopfernde Arbeit für die armen Kreaturen.
Ich begreiffe deinen grossen Frust und wünschte, ich könnte das Blatt wenden. Geht aber leider nicht, vor allem nicht von heute auf morgen. Vor sechzig Jahren als kleiner Junge musste ich auch ansehen wie hier Kühe und Pferde geschlagen wurden bei einem Bauern in unserem damaligen Wohnort. Ganz heldenhaft, denn die Tiere waren angebunden. Grund war das Scheuen der Tiere, natürlich aus nervösem groben Unvermögen des Bauern. Einfach wegwerfen konnte er die Tieere ja nicht, weil er das Pferd anderntags zum ziehen und die Kuh zum melken brauchte.
Musste diese Elend fast vor der Haustüre ansehen und hundert Meter weiter hatte eine uralte Frau, genannt "Mari Bas" (Base Maria) eine einzige Kuh, die war so alt, dass sie nicht mehr auf die Weide ausserhalb des Dorfes gehen konnte. So holte Mari Bas mit einem uralten Kinderwagen halt das Gras selbst auf der Weide, obwohl sie fast blind und alles andere als gut zu Fuss war und fütterte ihre Kuh, die sie so gern hatte wie einen Hund.
Was will ich damit sagen. Auch in Mitteleuropa war man vor sechzig Jahren vielerorts nicht lieb zu den Tieren, von artgerechter Haltung schon gar nicht zu reden. Doch schon damals hatte es Menschen für die die Tiere nicht einfach eine Ware war. Gottlob hat diese tierliebende Minderheit mit viel Überzeugung und Vorleben Gefolgschaft gewonnen. Wenn auch heute noch nicht alles in Ordnung ist (zB. Massentierhaltung) ist doch im grossen Ganzen bei sehr vielen Menschen Tierliebe kein Fremdwort mehr.
Kala du wirst sagen und wieso haben wir in Deutschland, Österreich, Schweiz usw. Tierheime. Ja weil es auch bei uns immer noch viele, zu viele Menschen gibt, die keine Verantwortung tragen für Tiere. Doch ist das Verhältnis zu Tieren hier zu Lande, demjenigen von Spanien voraus. Schau, so wie wir hoffen, dass es hier noch besser wird, wirst du hoffen, dass es in Spanien mal ähnlich wird wie in Mitteleuropa. Doch ohne eine Nationenrangliste zu erstellen oder auf andere zu zeigen wird es leider immer wider Fehlbare geben und zwar überall.
Ist zwar kein Trost, doch auch nach Enttäuschungen die kaum zu überbieten wird, kehrt doch wieder Hoffnung ein. Hoffnung, auch wenn man meint, es gäbe gar keine mehr. Und auf diese immer wiederkehrende Hoffnung sind die armen Kreaturen immer wieder angewiesen, auf die Hoffnung von Tierschützern wie du Kala und anderen. Ich drück dir und deinen Mithelfern die Daumen, dass ihr wieder neuen Mut und Hoffnung fassen könnt. Zugleich danke ich dir herzlich für deine aufopfernde Arbeit für die armen Kreaturen.
Es grüsst
Rio
Zwanzig Kilometer von der Küste entfernt, fängt Spanien meist erst richtig an.
Rio
Zwanzig Kilometer von der Küste entfernt, fängt Spanien meist erst richtig an.
- kala
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Re: So viel Leid auf einmal
Danke Rioja für die lieben Worte.
Mir ist schon klar, dass man nichts von heute auf morgen ändern kann. Wir waren/sind auch auf einem guten Weg und alles zusammen betrachtet bin ich absolut der Meinung, dass sich in den letzten 10 Jahren hier bezüglich der Einstellung gegenüber Tieren vieles zum Positiven verändert hat. Aber solche Tage wie heute gehen mir manchmal wirklich nahe und genau an solchen Tagen fehlt mir dann auch das Verständnis für vieles.
Aber keine Sorge, wer bei dem "Hobby" kein Optimist ist, der bleibt nicht lang dabei, oder sucht sich ein weniger anstrengenden Platz zum Helfen.
Ich weiss, dass es Tierheime braucht - überall, auch in Deutschland. Sie haben ihre Berechtigung und es ist gut, dass es sie gibt - ich finde nur das Verhältnis zwischen Einwohnerzahl und im Tierheim lebenden Tieren im Moment hier etwas ungünstig verteilt.
Mir ist schon klar, dass man nichts von heute auf morgen ändern kann. Wir waren/sind auch auf einem guten Weg und alles zusammen betrachtet bin ich absolut der Meinung, dass sich in den letzten 10 Jahren hier bezüglich der Einstellung gegenüber Tieren vieles zum Positiven verändert hat. Aber solche Tage wie heute gehen mir manchmal wirklich nahe und genau an solchen Tagen fehlt mir dann auch das Verständnis für vieles.
Aber keine Sorge, wer bei dem "Hobby" kein Optimist ist, der bleibt nicht lang dabei, oder sucht sich ein weniger anstrengenden Platz zum Helfen.
Ich weiss, dass es Tierheime braucht - überall, auch in Deutschland. Sie haben ihre Berechtigung und es ist gut, dass es sie gibt - ich finde nur das Verhältnis zwischen Einwohnerzahl und im Tierheim lebenden Tieren im Moment hier etwas ungünstig verteilt.
lg
kala
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- maxheadroom
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Re: So viel Leid auf einmal
Hola todos, y @ kala
ich weiss das es überall schlimm ist mit der Verbundenheit des Menschen mit den Tieren, etwas zum Nachdenken vielleicht hier:
http://www.tierlobby.de/rubriken/Sagen/religion.html
ansonsten Danke für Dein Tun im Sinne der Tiere
Saludos
maxheadroom
ich weiss das es überall schlimm ist mit der Verbundenheit des Menschen mit den Tieren, etwas zum Nachdenken vielleicht hier:
http://www.tierlobby.de/rubriken/Sagen/religion.html
ansonsten Danke für Dein Tun im Sinne der Tiere
Saludos
maxheadroom
Even when you win the ratrace, you are still a rat
Pan de ayer, carne de hoy y vino de antaño, salud para todo ano
Soy optimista, incluso mi tipo de sangre es positiva.
La buena vida es cara. Hay otra más barata - pero esa no es vida.
Pan de ayer, carne de hoy y vino de antaño, salud para todo ano
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La buena vida es cara. Hay otra más barata - pero esa no es vida.
- kala
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Re: So viel Leid auf einmal
@Maxheadroom
sehr interessant, da hat sich jemand wirklich Arbeit gemacht. Wobei ich es natürlich nicht überprüft habe und es sicher auch nicht tun werde. Ich glaube es einfach mal (bin ja ein unverbesserlicher Optimist).
Leider kann man (ich) sich solche Texte nur schlecht merken und wenn man dann 3x im Jahr die Gelegenheit hätte so etwas anzubringen, da fällt es einem garantiert nicht ein - wobei es sicher beeindruckend wäre mit den entsprechenden Textpassagena aufwarten zu können.
Informativ ist es allemal.
sehr interessant, da hat sich jemand wirklich Arbeit gemacht. Wobei ich es natürlich nicht überprüft habe und es sicher auch nicht tun werde. Ich glaube es einfach mal (bin ja ein unverbesserlicher Optimist).
Leider kann man (ich) sich solche Texte nur schlecht merken und wenn man dann 3x im Jahr die Gelegenheit hätte so etwas anzubringen, da fällt es einem garantiert nicht ein - wobei es sicher beeindruckend wäre mit den entsprechenden Textpassagena aufwarten zu können.
Informativ ist es allemal.
lg
kala
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