Xabia hat geschrieben:Ja so sieht es jeder aus einer anderen Sicht
Ich bin froh, dass es doch so viele unterschiedliche Auffassungen gibt, sonst wäre es auch langweilig in der Welt!
Xabia hat geschrieben:Ich sprach aber auch nicht von einem Spitzenwein sondern einfach von einem guten Rotwein...
[...]Ich dachte auch nicht das es in Spanien schlechten Rotwein gibt bzw. ich habe noch nie bis auf letzten Freitag einen solchen getrunken.
.. und siehst du, da fängt das Problem schon an. Was der eine gut findet, muss dem anderen noch lange nicht munden.
Ihr habt von
"einem qualitativ hochwertigen Wein" geschrieben, den ihr für den Preis erwartet habt. Und ich habe es schon einmal erwähnt, dass ich einen hochwertigen Wein für diesen Obulus (deutsch „Spieß, Bratspieß“) ) nicht zu so einer Spaßveranstaltung erwartet habe. Denn Fleisch, Vorspeise, Nachspeise und Kaffee waren neben der Teilnahme an diesem Event auch noch in dem Preis enthalten.
Xabia hat geschrieben:Aber Du hast sicher recht wenn Du sagst man sollte die Erwartungen nicht zu hoch schrauben, am besten geht man mit keinerlei Erwartung hin dann wird man auch nicht enttäuscht.
Genau da ist der Knackpunkt. Wir haben nichts erwartet und sind zufrieden nach Hause gegangen. Wir waren ebenfalls mit einigen Leuten da. Es bringt nichts, die Preise einer Gruppe hoch zu rechnen. Entscheidend ist der Einzelpreis. Und der stimmte für uns.
Unser Fleisch war nicht "tot gekocht", es kam m.E. aus dem Ofen. Unsere Stückchen waren auf den Punkt gegart, es mag aber durchaus auch Teile gegeben haben (Kruste) die evtl. zu trocken waren, vielleicht hattet ihr nur Pech.

Es wurde aber auch noch reichlich Fleisch nachgereicht, man konnte sich die Stücke aussuchen.
Zurückkommen möchte ich aber ganz schnell noch mal auf den Wein. Unsere Gruppe bestand aus Weintrinkern, weder verwandt noch verschwägert mit den Besitzern (wir haben auch denselben Eintrittspreis gezahlt wie ihr) und uns hat der Wein geschmeckt.
Beim Wein scheiden sich die Geister, es gibt so viele Geschmacksrichtungen und Vorlieben, da ist es schon schwierig, wenn nur eine Sorte angeboten wird.
Es ist auf der anderen Seite aber eine bewiesene Tatsache, dass naturbelassene Produkte schnell schlecht geredet werden, weil die Verbraucher andere Geschmacksvorstellungen haben, da viele dieser Naturprodukte denaturiert sind.
Xabia, ohne dir deine Weinkenntnisse, über die du offenbar verfügst, in Abrede stellen zu wollen, möchte ich dir und allen anderen Lesern einen Artikel mit dem Titel
"Naturwein - bloße Mode oder Kunst?" vorstellen, den ich euch nicht vorenthalten möchte. Er stammt
von Claudio Niggli, stellvertrender Institutsleiter, Projektleiter Ökosystem und Mischkulturen in der Fondation Delinat Institut für Ökologie und Klimafarming in der Schweiz und er hat mir die Erlaubnis gegeben, seinen Artikel hier in diesem Forum zu veröffentlichen.
Ich will dieses Entgegenkommen aber nicht über Gebühr beanspruchen und zitiere nur drei Abschnitte:
Zitat:
"Wein ist Geschmackssache. Geschmackliche Vorlieben aber sind nicht nur genetisch vorbestimmt, sondern werden stark durch Gewöhnung und (mangelnde) Erziehung beeinflusst. Natürlich produzierte Weine haben in dieser Hinsicht einen mitunter schweren Stand, denn die Vorlieben vieler Konsumenten sind von linientreu aromatisierten Weinen geprägt.
Der moderne Weinkeller als Industrie-Labor
Viele Weintrinker sind nach wie vor der Überzeugung, dass jeder Wein ein naturbelassenes Produkt sei. Das Gegenteil ist jedoch der Normalfall. Vieles, was sich Wein nennt, ist im Grunde nur fahrlässig manipulierter Traubensaft. Bei der standardmäßigen Produktion wird das Traubengut noch vor der Gärung durch schweflige Säure sterilisiert. Alle natürlichen Hefen, welche im Weinberg heimisch sind, werden ebenso wie das mikrobielle Weinleben abgetötet. Danach wird industriell produzierte Reinzuchthefe beigegeben – ein Milliardenmarkt für Biotech-Firmen. Nach der alkoholischen Gärung kommen selektionierte Bakterien für den Abbau von Milchsäure zum Einsatz, worauf das weinähnliche Getränk dann abermals mit schwefliger Säure „stabilisiert“ wird.
[...]
Der Verbraucher als Gewohnheitsmensch
Es gehört zu den Eigenheiten des Menschen, dass er sich gerne an gewisse Geschmacksrichtungen gewöhnt. Produkte, welche mit reichlich geschmacksverstärkenden Zusätzen versehen sind, verkaufen sich heutzutage besonders gut, denn als produktive Individuen der westlichen Leistungsgesellschaft nimmt man sich kaum mehr die Zeit für gustatorische Finessen – wir stumpfen mehr und mehr ab. Reizüberflutung und Zeitdruck sind Gift für eine intensive, bedächtige und interessierte Auseinandersetzung mit unseren Sinneswahrnehmungen und mit Genussmitteln. So produziert die Lebensmittelindustrie mehr und mehr nichtssagende Fastfood-Qualität, die jeglichen Bezug zum Ursprung der natürlichen Zutaten vermissen lässt. Das macht sich auch in der Weinindustrie bemerkbar.
Industrielle Weinfertigung zwingt zu aromatischer Standardisierung
Schon durch die Wahl ihrer ersten Weine zwingen die nichts ahnenden Jungkunden ihrer Geschmackswelt bereits eine bestimmte Richtung auf. Die nächsten Weine werden bereits nach diesen vorformatierten Geschmacksbildern ausgewählt. Was einmal gefiel, wird immer wieder gekauft. Manche Weintrinker behalten diese Tendenzen fast ein Leben lang bei, und was nicht dem einen gewohnten Profil entspricht, wird für schlecht gehalten. Sichere Werte sind gefragt, eine Umgewöhnung des Geschmacks wird nicht für notwendig gehalten. So erwarten die meisten auch, dass ihre Lieblingsweine jedes Jahr identisch schmecken und dem wird durch die übermäßig gewinnorientierten Weinproduzenten bereitwillig Rechnung getragen."
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Zitatende
Den vollständigen Artikel von Herrn Niggli findet ihr hier:
http://www.ithaka-journal.net/naturwein-bi
Mit diesen Zitaten will ich keinen persönlich ansprechen. Als Olivenölerzeugerin kenne ich diese Kritikpunkte.
Beim Wein ist es ähnlich wie beim Olivenöl, dass „Dank“ der Verbreitung von Discountölen und dem Mangel an Qualitätsölen sich viele Verbraucher an falschen Aromen orientieren. Statt des typischen Wohlgeschmacks, der an den Duft frischer Oliven mit ihrer deutlich charakteristischen Schärfe und einer gewissen, spürbaren Bitterkeit erinnert (ich spreche jetzt von Olivenöl), haben sich ganze Käuferschichten an das Aroma gepanschten Öls gewöhnt, das lediglich ein Ergebnis fortgeschrittener Verderbnis ist.
Die Fruchtigkeit der Olive ist ihnen fremd und die typischen sensorischen Merkmale (fruchtig, scharf, bitter) werden als Zeichen eines Fehlgeschmacks abgelehnt.
Entschuldigt, wenn dieser Beitrag ein wenig lang geraten ist,

ich wollte jedoch meinen Erzeugerstandpunkt klar machen.