Xanaron hat geschrieben: ↑Do 15. Jul 2021, 00:37
ja, der Weg ist das Ziel. Der Mensch musste sich bewusst werden, danit er sich aus dem Mittelaler "befreien" konnte. Dass der erste Schritt dann einmal zum Tierrecht führt, muss er getan werden.
Dass der Mensch sich dank der Aufklärung aus dem "dunklen" Mittelalter dank seiner Vernunft "befreien" konnte, hat - sich auf die Schulter klopfend - die Aufklärung aufgebracht. Besonders für Kant war das Mittelalter und auch die gotische Kunst ein Gräuel. Dabei hatte er vom Mittelalter keine Ahnung und erkannte nicht (konnte nicht erkennen) dass er nur so weit blicken konnte, weil er auf den Schultern von Riesen stand. Seine Zeit nahm diese Ansicht, die sie als besonders fortschrittlich auf - genau wie die Romantik das Mittelalter dann wieder überhöhte. Die Mär von dem finsteren Mittelalter hat auch heute noch Platz in manchen Schulbüchern.
Eine beliebte Behauptung der Aufklärung war, dass im Mittelalter geglaubt worden wäre, dass die Erde eine Scheibe sei. Diese Ansicht haben heute immer noch einige.
Wenn man berücksichtigt, dass es (wenn keine Katastrophen dazwischen kommen) fortwährend zu einem Anstieg des Wissens kommt, wurden die Grundlagen des heutigen Wissens und Denkens im Mittelalter auf den spärlichen aus der Antike durch die Katastrophe der Völkerwanderung hinübergeretteten Grundlagen aufgebaut. Bei diesem Transfer halfen arabische und jüdische Gelehrte. Aber ohne die vielgescholtene Kirche bzw. ihrer Mannschaft: Fleißige Mönche, weitsichtige Äbte und gelehrte Kleriker im Verband mit verantwortungsvollen Machthabern wäre diese Grundlagen ausgetrocknet.
Stattdessen entstand ein unbändiges Wissenwollen. Zunächst über die in der Bibel angesagte nahe Endzeit und deren Zeichen. Zudem wurde die Computistik zur Berechnung eines genauen Ostertermins eingeführt. Auf der Grundlage griechischer Philosophen wurde ein völlig neues Denken eingeführt - die Scholastik -, die sich zwar in ihrer Fixierung auf die Theologie als Sackgasse erwies, aber mit ihrer Disputierfreudigkeit das geistige Rüstzeug auch für das heutige Denken bildet. Anders als in Rom, wo die Erziehung der Kinder Privatsache war, kamen im mittelalterlichen Europa Klosterschulen und Domschulen (aus denen die Universitäten entstanden) auf. Die Grundlagen der europäischen Bildung.