Ich hole den von Scandy verlinkten Artikel noch einmal nach oben. Dort wird ein nur 3:55 Min. dauerndes Video gezeigt, das jeder gesehen haben sollte, der mit einem Elektrofahrzeug liebäugelt:
Der wahre Preis. Auf eine ausführlichere Information wird am Schluss hingewiesen.
Anlass? Gestern kam auf 3sat ein Bericht (leider nicht als Video verfügbar), in dem es speziell um die Gewinnung von Lithium ging (der Rohstoff wird für die Akkus von Elektroautos und Smartphones benötigt):
"Elektroautos sollen die Umwelt retten, werden gar als "emissionsfrei" gepriesen. Für die deutsche Autoindustrie ein Milliardenmarkt. Doch sind E-Autos wirklich die Rettung für die Umwelt?" Ich muss sagen, der Bericht machte mich betroffen, denn...
...für die angeblich so sauberen Elektroautos (Aussage von Politikern und Automobilindustrie) sollen wir über Leichen gehen. Unsere Luft wurde im Laufe vieler Jahre durch Kohlekraftwerke, Landwirtschaft (chemische Düngung und Pestizide) vergiftet, aber auch durch den Verkehr (Autos, Luft- und Schifffahrt) und durch immer mehr, immer größere und schnellere Fahrzeuge. Dafür sollen nicht wir, die Verursacher, sondern die Einwohner anderer Länder bluten, aber auch Tiere und nahezu unberührte Landschaften werden ohne mit der Wimper zu zucken geopfert.
Ursache? Zu den wichtigsten Batterie-Rohstoffen eines Elektroautos gehören Mangan, Kobalt und Lithium, aber auch Nickel, Grafit und Kupfer u. v. m.
Chiles Atacama-Wüste ist die trockenste Gegend der Erde, wo es fast nie regnet. Genau dort lagert aber das weltweit größte Lithiumvorkommen. Die chilenische Regierung hat aus wirtschaftlichen Gründen Wasserrechte an Minengesellschaften verkauft, denn es werden gigantische Mengen (21 Mill. Liter Wasser/Tag

) für die Förderung des Rohstoffs Lithium benötigt. Die Zahl der Verdunstungsbecken, in denen das lithiumhaltige Wasser innerhalb von 5 Monaten zu einer dickflüssigen Substanz verdunstet, soll in den kommenden Jahren vervierfacht werden. In dieser "Suppe" sind 6 % Lithium enthalten, die in Fabriken mit chemischen Zusätzen zu Lithiumkarbonat verarbeitet wird. Schon jetzt sinkt dort der Grundwasserspiegel und nicht nur die einzigartigen Flamingos in der Atacama-Wüste sind bedroht, sondern auch die indigene Bevölkerung. Diese Menschen werden aus der Atacama-Wüste verdrängt, weil ihnen die Lebensgrundlage entzogen wird: ganze Dörfer trocknen aus.
Ein so idyllisches Foto, wie es uns deniamartin in seinem Reisebericht
Ruta 40 - la leyenda Argentina vom Salar de Uyuni in Bolivien gezeigt hat, wird es wohl in Zukunft nicht mehr geben, da der See zu einer Industrielandschaft verkommt. Stolz erklärte das Handelsblatt Ende letzten Jahres,
warum Boliviens Salzsee einen Schatz für deutsche Elektroautos birgt.
2/3 des weltweit geförderten Rohstoffs Kobalt kommt aus der Republik Kongo. Sauberes Wasser ist in dem Land Mangelware, die Kanalisation fehlt, die Städte verdrecken, weil es keine Müllversorgung gibt - und genau dort haben chinesische Konzerne in Minen investiert. Das Geld für den Rohstoff bleibt also gar nicht im Land. Daneben fördern auch Einheimische unter fragwürdigen Bedingungen (Kinderarbeit, illegale Minen) 20 Prozent Kobalt.
Wenn wir meinen, uns so viele unnötige Autos im Straßenverkehr gönnen zu dürfen, weil wir "es" ja haben, sollten wir auch für die Folgen (Luftverschmutzung) gerade stehen. So gibt es auch bei uns alternative Rohstoffquellen, z. B. im sächsische Erzgebirge. Dort soll Lithium für 10 Millionen Autos lagern. Warum wird es nicht abgebaut? Weil die Förderung dort ist deutlich teurer als z. B. in Chile. Aber scheinbar können wir uns diesen Mehrpreis nicht leisten, oder kommt es wirklich auf ein paar Euro mehr bei den immensen Subventionen für Elektroautos an?

leisten?
Ein etwas ausführlicheres Hintergrundwissen vermittelt das ZDF-Video-Planet e (28:40 Min.): Der wahre Preis der Elektroautos (klingt ähnlich wie das obere, ist jedoch viel breiter gefächert):
"Umweltdokumentation, Deutschland 2018 - Elektromobilität gilt als Heilsbringer: umweltfreundlich, sauber, nachhaltig. Doch die notwendigen Rohstoffe für die Akkus sind knapp und stammen oft aus problematischen Quellen.. Besonders die Rohstoffe Lithium und Kobalt machen Probleme. In Südamerika werden immer mehr Fabriken in ökologisch sensiblen Regionen hochgezogen..."
Ich komme mir vor wie in der Kolonialzeit. Ist uns das Leid dieser Menschen völlig egal? 