Landwirtschaft am Abgrund

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Oliva B.
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Agrarwirtschaft in tiefster Krise!!!

Beitrag von Oliva B. »

Die Bauern (Landwirte und Viehzüchter) gehen heute in Spanien auf die Straßen um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Zum Generalstreik in Madrid werden 6.000 Teilnehmer erwartet.

Hintergrund: Die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse sind in den letzten Jahren immer mehr gefallen, während die Kosten gestiegen sind. «Innerhalb von 5 Jahren ist der Absatz landwirtschaftlicher Produkte um 5 % zurückgegangen, während die Produktionskosten um 400 % gestiegen sind. Darüber hinaus lagen die Erzeugerkosten für Oliven höher als die erzielten Preise.» So ein Vertreter der Kleinbauern und Viehzüchter.

Der Landwirtschaft im Land Valencia geht es so schlecht wie noch nie in ihrer Geschichte.
Dazu einige Zahlen:

Wenn die Entwicklung so weiter geht wie in den letzten Jahren werden 70 % der Beschäftigten entlassen werden müssen.

Die Überalterung der Landwirte war noch nie so hoch wie zurzeit.

Zwischen 2002 und 2009 verschwanden 15 % der landwirtschaftlich bearbeiteten Fläche,
beim Mandelanbau waren es sogar 20 %.
Diese Zahlen werden in den nächsten Jahren noch weiter steigen.

Die Verluste für die Produzenten sind in einigen Bereichen astronomisch hoch wie z.B. bei den Erzeugern von Melonen, Oliven und im Weinanbau.

Anm.: Unsere Olivenbauern haben erst im Juni das Geld für ihre letzte Ernte erhalten. Die Kilopreise für Oliven waren so niedrig wie noch nie. (Bei den Mandeln war es genauso.) In den Jahren zuvor haben die Cooperativas ihren Socios wenigstens sporadisch Abschläge gezahlt. Diese entfielen in diesem Jahr.

Viele Schweine-, Geflügel und Rinderzüchter mussten ihren Betrieb einstellen und Kooperativen und Geschäftsleute sprechen von ernsthaften Problemen.

Hinzu kommt die Erhöhung der Strompreise, die sich besonders bei der künstlichen Bewässerung der Plantagen auswirkt.

Nun hoffen die Bauern auf Unterstützung aus Brüssel…
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Oliva B.
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Landwirtschaft am Abgrund

Beitrag von Oliva B. »

Wert landwirtschaftlicher Flächen in der Provinz weiter gesunken

In der Provinz ist der Wert landwirtschaftlichen Flächen durch die Krise im Baugewerbe gesunken.

Wie das Ministerio de Medio Ambietem Rural y Marino mitteilt, ist der Preis für landwirtschaftliche Nutzflächen in der Comunidad Valenciana innerhalb eines Jahres um durchschnittlich 10,4 % gefallen. Das ist der drittgrößte Preisverfall in ganz Spanien.
An erster Stelle steht Cantabria mit einer Wertminderung von 12,1 %, gefolgt von Asturias mit 11,9 %.
Stabile Preise konnte nur Cataluña verzeichnen, das País Vasco konnte als einzige autonome Gemeinschaft einen Anstieg von 0,5 % verzeichnen.

Nach dem Platzen der Immobilienblase wurde der durchschnittliche Hektarpreis für landwirtschaftlich genutzte Flächen kontinuierlich abgewertet. Er liegt jetzt bei 25.854 € (Stand Ende 2009), das ist der niedrigste Wert seit 2003. 2007, auf dem Gipfel des Immobilienbooms, lag der Hektarpreis bei 32.708 €.

Am stärksten betroffen sind hoch bewerteten Zitrusplantagen; für die der Hektarpreis um 9.200 € gefallen ist.
Noch 2007 wurde pro Hektar bewässerte Apfelsinenplantage 74.570 € gezahlt,
2008 fiel der Preis auf 62.334 €,
2009 auf 53.183 €.
Das steile Wachstum im Baugewerbe und die Zunahme der Baugenehmigungen führten zum Verkauf landwirtschaftlicher Nutzflächen mit dem einzigen Ziel, damit zu spekulieren, so bestätigte der Präsident der Vereinigung der Landwirte (Asaja), Eladio Aniorte, in Alicante.
Die Grundstücke, meist stadtnah gelegen, wurden mit der Absicht gekauft, im sie zu einem weitaus höheren Preis weiter zu veräußern oder in der Hoffnung, dass die Parzellen in Bauland umgewidmet werden, was wiederum zu einer Wertsteigerung führen würde. Deshalb, so Aniorte, wurden überhöhte Preise für Land gezahlt, die nichts mehr mit dem eigentlichen Wert landwirtschaftlichen Flächen zu tun hatten.

Allerdings geben auch die neuen Zahlen in der Provinz Alicante zu wenig Hoffnung Anlass: der Wert landwirtschaftlicher Nutzflächen im Trockenanbau fiel 2009 von 11.429 € auf 9.882 €. Dazu gehören die Mandelplantagen, ein Haupterwerbszweig im Landesinnern. Die Mandeln werden für die Turrónerzeugung benötigt. Alles in allem kein Grund für die Erzeuger, optimistisch in die Zukunft zu sehen.
In Anbetracht der Rückgänge der letzten Jahre ist es nicht mehr rentabel in Land zu investieren, so Aniorte, obwohl die Bodenpreise immer noch relativ hoch sind.
Nur die Parzellen, auf denen Olivenbäume und Wein angebaut werden, behielten 2009 ihren Wert. Gerade beim Anbau von Oliven handelt es sich hauptsächlich um kleinere Parzellen zur Erzeugung von Olivenöl, ein sehr aktiver Erwerbszweig in der Provinz.
Mehr Glück haben die Weinbauern, sie können eine Wertsteigerung von 1 % verzeichnen, ihre Grundstücke stiegen auf durchschnittlich 9.843 €/ha.
Oliven- und Mandelplantagen im Hinterland der Costa Blanca
Oliven- und Mandelplantagen im Hinterland der Costa Blanca
Der Bauernverband Asaja fordert mehr konkrete staatliche Unterstützung für die "Opfer" des Sektors, da aus Gründen mangelnder Rentabilität niemand mehr den Beruf des Landwirts ergreifen will. Aniorte merkte an, dass "kein Generationswechsel mehr stattfindet, denn niemand will mehr Landwirt sein", wobei die große Gefahr besteht, dass dieser Berufzweig ausstirbt, wenn nicht entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Er appellierte dafür, der Landwirtschaft zu helfen und gab zu bedenken, dass in den letzten Jahren viele Arbeitslose anderer Wirtschaftsbereiche eine Beschäftigung in der Landwirtschaft gefunden haben.
Quelle: Tageszeitung "Información"
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Oliva B.
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Re: Landwirtschaft am Abgrund

Beitrag von Oliva B. »

dpa berichtet gestern von mehreren Todesfällen älterer Bauern und die Kritik gegen die spanische Sparpolitik, die Landarbeiter zwinge, auch als Rentner weiterzuarbeiten, da die geringen Renten zwischen 500 und 600 Euro nicht ausreichen würden, so die Sprecher der Landwirt-Verbände und Gewerkschaften. In Kastilien-La Mancha sind in der vergangenen Woche gleich vier Landwirte im Alter zwischen 65 und 81 tödlich verunglückt.

Bilder, die traurig stimmen:
Alt 1.JPG
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  • "Es sei „dramatisch“, dass die Gesellschaft denjenigen, die ein Leben lang das Land bearbeitet hätten, keinen würdigen Lebensabend garantieren könne, klagte die für Arbeitsgesundheit zuständige Regionalsekretärin des Gewerkschaftsbundes CCOO, Raquel Payo."
Quelle

Schon in unserem "Virtuellen Warenkorb" schrieben wir, dass die Orangenbauern ihre Früchte lieber auf der Erde verfaulen lassen, da der geringe Lohn für die Knochenarbeit sich nicht rentieren würde.

2009 kostete 1 kg spanischer Orangen an einem Stand (also zum Aussuchen) in einer Stadt in Deutschland 0,99 € und waren nach 2000 km Transportweg teilweise billiger als hier vor Ort.
kala hat geschrieben:...soweit ich weiss, arbeiten viele Orangenbauern in den letzten Jahren schon mit einem Gewinn, der gegen 0 tendiert. Schuld daran sind wohl einerseits langfristige Verträgen, anderseits die Preise der Grossabnehmer (sehr viele in D), die die Preise extrem drücken. Klar, der Zwischenhandel verdient auch noch.
Die Preise die hier verlangt werden sind wohl realistisch, die in Deutschland sind es nicht - meine Nachbarn meinen es wäre Erpressung. Viele von ihnen ernten ihre Felder schon einige Jahre nicht mehr ab, bzw. nur noch zum Eigenverbrauch oder für den Markt. Sie können sich keine Erntehelfer mehr leisten und wenn die Familie nicht mehr mitzieht, machen es noch die Alten, soweit sie eben noch können.
Montgo schrieb in einem anderen Thread von ihrem sehr fleißigen Hausbesitzer:
Dünger ,Bewässerung ständig kontrollieren ,ausschneiden der Bäume,Spritzmittel (gegen die weissen Fliegen,?) Verhandlungs Telefonate für die Ernte ... ....wer bezahlt mehr ???Am Ende blieb er darauf sitzen ,nicht nur er...nur Unkosten . Da er in einer Schreinerei fest arbeitet von früh sieben bis abend sieben Uhr ,waren seine Campos abend und Samstag /Sonntags in Arbeit. Dazu kam das strenge Gesetz ,wann die Reste verbrannt werden durften , Nicht mehr Samstags ...nur noch wochentags von 7-11 Uhr (er arbeitet auch Samstags bis 14 Uhr )...ja das hiesse doch dass er jemanden braucht der diese Arbeit macht . Ich kann es gut verstehen dass viele ihre Plantagen ruhen lassen bzw. aufgeben ....denn wiederbeleben kann man die Bäume nicht mehr wenn sie nicht ständig gepflegt werden .
Auch über den starken Preisverfall in den letzten Jahren von Oliven- und Mandelpreisen haben wir in unserem Forum schon oft genug berichtet.

Wie ich aus meinem spanischen Freundes- und Bekanntenkreis weiß, ist es jedoch nicht die winzige Rente daran schuld, dass die Bauern solange arbeiten. Mit der kleinen Rente kommen sie zurecht, denn sie leben sehr anspruchslos. Es liegt eher daran, dass niemand mehr da ist, der ihre Felder bewirtschaftet. Die jungen Leute wanderten in den Zeiten der Hochkonjunktur lieber in die Stadt ab, um einer besser bezahlten und weniger schweren Arbeit nachzugehen. Und bevor die Landwirte ihre Oliven, Mandel- oder Zitrushaine verkommen lassen, arbeiten sie, solange es eben geht. Unser direkter Nachbar ist 84 Jahre alt und bewirtschaftet seine Felder noch selbst. Kein Wunder also, wenn diese Menschen nicht im Fernsehsessel sterben.
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Re: Landwirtschaft am Abgrund

Beitrag von Cozumel »

Landwirte sind auch Landschaftspfleger.

Ohne die Pflege der Böden würde Buschland überhandnehmen und die Böden ruinieren, beziehungsweise der Mutterboden
würde weggeschwemmt.
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Re: Landwirtschaft am Abgrund

Beitrag von maxheadroom »

Hola todos y Oliva,
zu Deinen depremierenden Bildern der alten Bauern fällt mir nur ein Zitat von Friedensreich Hundertwasser ein, der sich ja auch verschiedentlich Gedanken gemacht hat wo der moderne Mensch landet, auch das Orangen in Deutschland billiger sind wie hier ist ja wohl nicht normal, alles auch eine Auswirkung des Geiz ist Geil denkens, sich aber dann wundern wenn irgendwo das nicht drin ist was drauf steht , aber Hauptsache der Preis ist ja in Ordnung
"Wer die Vergangenheit nicht ehrt, verliert die Zukunft. Wer seine Wurzeln vernichtet, kann nicht wachsen."
oder wie mein Freund Oscar Wilde zu sagen pflegte: Heutzutage kennen die Leute von allem den Preis und von nichts den Wert.
Saludos y buen tiempo :roll:
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Oliva B.
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Sind 3 Euro für ein kg Orangen zu viel???

Beitrag von Oliva B. »

Gestern wurde im ZDF eine Dokumentation über spanische Orangen gezeigt:

[align=center]"Ausgepresst und ausgenommen - Das bittere Geschäft mit den Orangen"[/align]
Orangen aus Valencia
Orangen aus Valencia
[align=center]Wie die Deutschen an billige Zitrusfrüchte kommen[/align]
Der Bundesbürger konsumiert im Schnitt 35 kg Zitrusfrüchte pro Person und Jahr.

Nirgendwo in Mitteleuropa sind die Apfelsinen so billig wie in Deutschland. Man bekommt sie schon für 99 Cent :!: pro Kilo (nachgeworfen), im Schnitt kosten sie 1,05 €. Oft liegen die Preise noch deutlich unter 2 €/kg, nämlich dann, wenn Supermärkte Kunden mit billigen Preisen in ihre Läden locken wollen.

Aber hat sich jemand schon mal Gedanken darüber gemacht, warum Orangen, die im Schnitt einen Weg von über 2.000 Kilometer hinter sich haben, so billig sind? Noch billiger als Äpfel, die vor der Haustür wachsen?
Frucht und Blüte.JPG
Die großen Einzelhandelsketten wie Rewe, Aldi, Edeka und die Schwarz-Gruppe (Lidl und Kaufland) diktieren die Preise. Sie haben die Macht von Tyrannen (O-Ton ZDF). Der Preisdruck ist enorm. Es herrscht ein regelrechter Preiskrieg.
Die Mühlen des Gesetzes mahlen zu langsam
Inzwischen sind unsere vier großen Handelsketten in das Visier des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses gelangt. Dort ist von erpresserischen Geschäftsverbindungen, unlautere Praktiken, unfairem Handel die Rede. Die Handelsketten diktieren die Verkaufs- und Preisbedingungen, die unter dem Herstellungspreis liegen. Schmiergeldzahlungen sollen üblich sein, selbst am Zielort wird noch der Preis für bestellte Ware zu Lasten des Verkäufers ohne Gegenleistung (Boni) nachverhandelt. Auch das Bundeskartellamt hat schon ein Auge auf die vier Großen der Branche geworfen, die einen Marktanteil von 85 Prozent auf sich vereinen.

Die Erzeuger werfen das Handtuch
Die Bauern mussten in den vergangenen Jahren immer billiger produzieren, viele haben schon aufgegeben. Ihre Arbeit wird nicht mehr honoriert.
Vertrocknet!
Vertrocknet!
Der Orangen-Erzeuger erhält in Spanien nur 13 Cent pro Kilo, in Italien sollen es sogar nur 8 Cent/Kilogramm sein.
Orangenanbau in der Rectoría, eine historische Region, die zum Marquesado von Dénia gehörte und heute eine Subcomarca der Marina Alta ist. Zu ihr gehören die Dörfer Tormos, Sagra, Ráfol d´Almúnia, Benimeli und Sanet y Negrals.
Orangenanbau in der Rectoría, eine historische Region, die zum Marquesado von Dénia gehörte und heute eine Subcomarca der Marina Alta ist. Zu ihr gehören die Dörfer Tormos, Sagra, Ráfol d´Almúnia, Benimeli und Sanet y Negrals.
Wer sich im Land Valencia mal genau die Orangenplantagen anschaut, erkennt die verlassenen Plantagen an dem heruntergefallenen Obst unter den Bäumen, oder an den verdorrten Bäumen, wenn die Plantagen schon länger nicht mehr bewirtschaftet worden sind.


[align=center]BILLIG geht nur mit Chemie[/align]
Es sollte jedoch jedem Verbraucher klar sein, welche Qualität er für 99 Cent/Kilo , von dem der Erzeuger 13 Cent erhält, bekommt. BILLIG geht nur unter hohem Chemieeinsatz. In der Reportage sah man die leeren Plastikbehälter in Mengen auf den Feldern.
Banner Orangen.JPG
Doch wie können Orangen so billig verkauft werden? Bewässerung und Chemie kostet schon genug.
Nostalgie: Orangenernte früher
Nostalgie: Orangenernte früher
[align=center]Moderne Sklaverei[/align]
Reguläre Arbeiter können die Erzeuger nicht von ihren Einnahmen bezahlen. Also werden gestrandeten Afrikaner, die über das Mittelmeer unter Einsatz ihres Lebens nach Europa gekommen sind, dafür eingesetzt.
Beispiel Italien, neben dem Land Valencia der zweitgrößte Orangenproduzent der EU:
Dort werden die Erntehelfer morgens auf dem Arbeiterstrich von den Vorarbeitern aufgesammelt. Sie erhalten dafür keinen Arbeitsvertrag und bekommen 1 Euro pro geerntete Kiste bezahlt. Das ist Ausbeutung. Ein Arbeiter schafft 15 bis maximal 25 Kisten/Tag, dann gehen noch 3 Euro für die Fahrt in die Sammellager ab. Dort leben Tausende unter unmenschlichen Bedingungen. Aus Holz, Plastikplanen und Pappe haben sie sich Verschläge zum Schlafen gebaut. Die bieten keinen Schutz vor Kälte in den Wintermonaten, wenn die Orangen geerntet werden. Die hygienischen Bedingungen sind katastrophal. Sie leben mitten im Müll, ohne fließend Wasser, ohne Sanitäranlagen, Matratzen, Strom und Heizung.
Kisten fertig zum Abtransport.JPG
Die italienische Regierung hat schon Zelte gespendet. Ein Zelt teilen sich 8 Personen. Keine Frage, dass diese Slums Krankheitsherde sind . Trotz der Revolten von Rosano im Jahr 2010 hat sich an den Lebensbedingungen der Erntehelfer nichts geändert.

[align=center]GESÜNDESTE WAHL: BIO-Orangen[/align]
Bio-Orangen aus fairem Anbau kosten ca. 2,40 €/kg (konventionell angebaute gibt es schon für 99 Cent).
Ein Labor hat Bio-Orangen und konventionell erzeugte Orangen untersucht. Auch wenn bei den konventionell erzeugten Orangen auf dem Etikett steht "Schale zum Verzehr geeignet", trifft das nicht zu, denn die Untersuchungsergebnisse zeigten Herbizide und Pestizide in der Schale. Trotz EU-Gesetze gibt es Mittel, die in Spanien zugelassen sind, in Deutschland nicht.
Nur die Bio-Orangen waren frei von chemischen Rückständen.
Vom Baum bis auf den Tisch in max. 3 Tagen
Straßenverkauf in der Marina Alta
Straßenverkauf in der Marina Alta
DSC_0168.JPG
Inzwischen gibt es spanische Bauern, die sich von dem Preisdruck freigemacht haben. Sie versenden ihre Orangen in Kisten über das Internet direkt an den Verbraucher. Kuriere bringen die frisch gepflückten Zitrusfrüchte ohne Zwischenhändler und Supermarkt direkt zum Kunden. Innerhalb Spaniens dauert das 24 Stunden, nach Deutschland 2-3 Tage. Und der deutsche Kunde zahlt für garantierte Bioware 3 Euro pro Kilo.

[align=center]Recherchiert[/align]
El País schrieb schon im April 2012, dass inzwischen mehr Orangen über das Internet verkauft werden als auf dem Markt, eine Hoffnung für die Bauern aus ihrer auswegslosen Situation. Mit dem Versand erntefrischer Orangen können sich die Familienbetriebe über Wasser halten, der Verbraucher zahlt einen Endpreis von 2 Euro/kg (in Spanien), bis auf den Zwischenhändler, der daran nichts verdient, haben beide Seiten etwas von dem Geschäft.

Orangen kann man auch von Deutschland aus direkt beim Erzeuger über Internet in Spanien bestellen, doch dazu muss man Spanisch können:

Auf der Website eines Versenders (Versand nach Deutschland gratis inkl. I.V.A.), die Orangen werden am Erntetag versendet. Die Lieferzeit nach Deutschland dauert 2-3 Tage. aus konventionellem Anbau

Versand nach D 9 Euro pauschal Auf persönliche Nachfrage bekam ich die Antwort: Nein, diese Orangen werden nicht ökologisch angebaut, aber nach Richtlinien der EU mit einem Minimum an... - richtig: an Chemie!

Biologische Orangen Versand nach Deutschland auf Anfrage.

Es scheint wirklich schwierig zu sein, Orangen aus ökologischem Anbau zu finden, ich denke aber, die hiesigen Bauern beginnen erst, ihre Fühler jenseits der spanischen Grenzen auszustrecken.
REIFE Orangen.jpg
Deutsche Händler haben ihre Hausaufgaben schon gemacht und bieten den Service vom Baum direkt auf den Tisch bereits im Internet an. Natürlich ist dann wieder die Händlerpauschale im Preis enthalten...

[align=center]Sendung verpasst?[/align]
Wer die Doku "Ausgepresst und ausgenommen" in voller Länge sehen will:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/ ... usgenommen
Albertine
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Re: Landwirtschaft am Abgrund

Beitrag von Albertine »

@ all
Toll Elke, dass Du auf diese Sendung hingewiesen hast. Gerade in diesem Moment habe ich mir die Sendung
noch einmal angesehen, weil mir der Name des Orangenbauern (Interviewpartner) entfallen war. Na ja,
hätte ich besser hingesehen, hätte ich ihn im Untertitel sehen können. Wer die Sendung verkürzen möchte und
nur das Interview sehen möchte, zieht den Pfeil im Video so ca. auf 26:30 Min vor.
Hier nun sein Bestellformular in deutsch
Orangenplantage Alzira

Auf dieser Internetseite wird auch auf die Sendung im ZDF hingewiesen.

Saludos Albertine
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maxheadroom
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Re: Landwirtschaft am Abgrund

Beitrag von maxheadroom »


Hola todos,
danke fuer die Informationen, leider ist es ja überall mit der Landwirtschaft dank Grosskonzernen nicht zum besten bestellt.
Als kleinen Beitrag kaufen wir unseren Bedarf wenn wir in Spanien sind immer beim Erzeuger direkt, versuche dies auch hier in D durchzuziehen ist aber ja nicht immer ganz einfach.
Im Prinzip ist die ganze Nahrungsmittelindustrie in gewisser Hinsicht schon viel zu weit in bestimmende Regionen aufgestiegen.
Beim lesen des Artikels sind mit ein paar Zeilen eingefallen, die ich im Anschluss zum besten geben will :-?
Ob das authentisches Material ist entzieht sich meiner Kenntnis, aber wenn nicht ist es auf jeden Fall gut gemacht und trifft ja auch den Kern der Dinge >:) >:) Immerhin ist es ja aus einer Zeit lang vor unserer Zeit :mrgreen:
Johannes von Jerusalem 1042 - 1119 (ursprünglicher Name: Jehan de Vezelay), ein französischer Tempelritter des 12. Jahrhunderts, war einer der neun Gründer des geheimnisvollen Templerordens.


Wenn das Jahrtausend beginnt, das nach dem Jahrtausend kommt
Wird der Mensch das Gesicht der Erde verändert haben
Er wird sich für den Meister und den Lehnsherrn der Wälder und Herden halten
Er wird den Boden und den Himmel zerpflügen
Und seine Furchen durch die Flüsse und Meere gezogen haben.
Doch die Erde wird nackt und unfruchtbar sein
Die Luft wird brennen und das Wasser übel riechen
Das Leben wird welken, denn der Mensch wird den Reichtum der Welt ausgeschöpft haben.
Und der Mensch wird einsam sein wie ein Wolf
In seinem Haß.

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Wenn das Jahrtausend beginnt, das nach dem Jahrtausend kommt
Werden die Krankheiten des Wassers, des Himmels und der Erde
den Menschen treffen und ihn bedrohen
Er wird das, was er zerstört hat, wiedererstehen lassen und das, was geblieben ist, bewahren wollen
Er wird vor den Tagen Angst haben, die vor ihm liegen.
Doch es wird zu spät sein
Die Wüste wird die Erde überziehen, und das Wasser wird tiefer und tiefer werden
Es wird an bestimmten Tagen fließen und alles mit sich reißen, wie eine Sintflut
Seinetwegen wird es für die Erde kein Morgen geben
Und die Luft wird die Körper der Schwächsten zerfressen.

Wenn das Jahrtausend beginnt, das nach dem Jahrtausend kommt
Wird die Erde an mehreren Stellen erbeben und die Städte werden untergehen
Alles, was ohne den Rat der Weisen gebaut wurde,
wird bedroht und zerstört werden
Der Schlamm wird die Dörfer unter sich begraben und der Boden wird sich unter den Palästen öffnen.
Der Mensch wird starrköpfig sein, denn er ist vom Stolz besessen
Er wird die Warnung nicht hören, die ihm die Erde immer wieder zuruft

Wenn man so in die Weltenrunde blickt , so falsch lag der alte Johannes da ja nicht >:) >:)

Saludos
maxheadroom, der sich denkt auf der Titanic hat die Bordkappelle ja auch bis zum Schluss gespielt :mrgreen: :mrgreen:
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Montemar
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Re: Landwirtschaft am Abgrund

Beitrag von Montemar »

Darum sollten die Verbraucher ihre Macht nicht unterschätzen ! Wer billig will und billig kauft, kriegt billig und darf sich am Ende nicht wundern, wenn alles immer schlechter wird…
„Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt?" Ernst R. Hauschka
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Re: Landwirtschaft am Abgrund

Beitrag von sol »

Tja, Montemar


du schreibst :"Wer billig will und billig kauft, kriegt billig ....." :-?

aber, es gibt ja viele, die können NUR billig----------- :-(

( u.a. siehe Fred " Kinderarmut" und die damit auch gemeinten Familien---- ) #:-s
Gruss Wolfgang
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