Wir haben einen lieben Gast, der uns seit ein paar Tagen als Herbergseltern adoptiert hat: ein Rothühnerich.
Unser
Campo mit Oliven- und Mandelbäumen ist frei von Pflanzenschutzmitteln, die
Bancale (Terrassen) werden begrenzt durch Buschwerk aus Thymian, Rosmarin, Ginster, Zistrose und Kermeseiche, die einen natürlichen Schutz bieten - für die scheuen Rothühner eine richtige Oase. Sie tummeln sich in Gruppen, flüchten aber schwerfällig gemeinsam in eine Richtung, sobald man ihnen zu nahe kommt. Eine verhängnisvolle Eigenschaft, die sie leider zu einer attraktiven Jagdbeute macht.
Schon seit Tagen verfolgt ein einzelnes Rothuhn meinen Olivo

, es kommt am frühen Vormittag oder am späten Nachmittag. Der „reich gedeckte Tisch“ rund um unser Haus (Garten) wird sie angelockt haben, jetzt wo ringsherum alles Grüne unter den Bäumen durch die sommerliche Hitze vertrocknet.

- Das ist er: Unser Trudchen.
Unser „Trudchen“ ist wohl ein Männchen (oder heißt das Hahn?)

- Mit siebenundzwanzig Monaten ist das Gefieder des
Weibchens rötlich, mit einem schwarzen Kragen, der
vom Schnabelansatz bis zur Kehle reicht. Unser Trudchen ist wohl ein Gockel....
Ich fragte mich, hat es nun Reißaus genommen, weil die anderen es gemoppt haben oder ist es ein Einzelgänger? Zur Strafe gibt der Truderich den Standort seiner neuen Tafel nicht preis – die anderen bleiben auf dem Feld….

- Anfangs noch ein bisschen misstrauisch
Morgens erscheint er mit stolz geschwollener Brust und pickt vor unseren staunenden Augen ungeniert das noch vom Morgentau feuchte Gras und hat wahrscheinlich auch die Melonenscheibe verputzt, die ich ihm am Abend zuvor hingelegt hatte. Morgens liegen nur noch die harten Schalen an der Stelle.

- Saftiges Gras

- oder Samen unter dem Rosmarin
Er inspiziert alles genau und ohne Scheu.

- Vorbei geht es an uninteressanten Sukkulenten

- und hohen Blumenpötten

- es folgt ein Blick auf den Pool

- Mal schauen, was dort drinnen abgeht
Auch mir gegenüber verhält er sich zutraulich und kommt auf Armlänge nah.

- Er kann jede einzelne Pore in meinem Gesicht erkennen,

- lässt sich aber von mir nicht beirren.
Die Mittagszeit nutzen Rothühner, um sich um ihre Körperhygiene zu kümmern, ihr Gefieder zu pflegen und an geschützten Stellen Sandbäder zu nehmen. Wahrscheinlich dauerte die Siesta bei unserem Truderich durch den vollen Ranzen etwas länger als sonst, denn bei ihm war erst am späten Nachmittag Körperpflege angesagt. Das schöne Gefieder wurde ausgiebig geputzt, dafür verwenden diese Vögel glatt ein Viertel ihres Tages - so habe ich es zumindest gelesen.

- Jesses, das Lätzchen ist bekleckert!!!!

- Seitenprofil gefällig? Habe ich mich nicht schön geputzt?

- Auch das Lätzchen ist wieder sauber.

- Am Ende des Tages verlässt uns der Gockel immer Richtung Parkplatz.
Da diese Rebhuhnart die am weitesten verbreitete und häufigste auf der gesamten Iberischen Halbinsel ist, wollte ich ihr einen eigenen Thread widmen.
Nur der Vollständigkeit halber folgt jetzt noch eine
kleine „Warenkunde“:
In dem Thread
Ökotourismus: Wird unser Wildbestand auch bald ausgerottet? habe ich schon einige Fotos von Rothühnern gepostet. Das Rothuhn (Alectoris rufa, span. Perdiz roja,) gehört zu der Familie der Fasanenartigen und ist in Deutschland ausgestorben. Es ist verbreitet in Nordostitalien, Korsika, Mittel- und Südfrankreich, auf der Iberischen Halbinsel sowie einigen spanischen Inseln - und im südlichen Teil Großbritanniens (wo es 1790 erfolgreich als Wildart eingeführt wurde).
In der zentralen Zone Spaniens sind die Rothuhn-Populationen am dichtesten. Im ausgewachsenen Zustand hat es eine Länge von etwa 38 Zentimetern und eine Flügelspannweite von 50 bis 60 Zentimetern mit einem Schwanz, der bis zu 12 Zentimeter lang werden kann.
Das Rothuhn lebt in Familienverbänden, die aus einem oder zwei Erwachsenen mit Küken bestehen. Von September bis Januar leben sie in Verbänden von 4 bis 25 Individuen zusammen.
Rebhuhnjäger (Sportjäger und Wilderer) und der große Appetit auf „unseren“ spanischen Fasan haben dazu geführt, dass in manchen Gegenden die Anzahl der brütenden Rebhühner jedes Jahr deutlich zurückgeht. Schon nach einer Woche sind die Küken flügge.
Der Hühnervogel ist zusammen mit dem Kaninchen die Hauptwildart in Niederwildreservaten und zur Jagdsaison eine beliebte Beute. Die Populationen des wildlebenden Rothuhns in Spanien ist letzten fünfzehn bis zwanzig Jahren ist um 33 % zurückgegangen (Stand 1990).
Ich werde nie mein erstes
Perdiz en escabeche 
vergessen, das ich in einer Fernfahrerkneipe auf der Strecke nach Albacete gegessen habe. Köstlich. Ich habe es auch schon selbst eingelegt – kein Vergleich zum ersten Mal. Nie wieder hat es mir so gut geschmeckt wir dort.

Entschuldigung, Truderich, dich könnte ich nie verspeisen.

- Ja, schaut nur, ich könnte glatt als Brathändl durchgehen
Aber auch von anderer Seite droht Gefahr: Mäuse und Eidechsen bedrohen die Küken, Marder, Schlangen, Adler und Füchse die ausgewachsenen Vögel. Die Sterblichkeit liegt bei 60 Prozent (auf den Jagdsport entfallen durchschnittlich 15 Prozent, auf die Wilderei 20 Prozent, auf die winterliche Kälte 10 Prozent, auf Pflanzenschutzmittel 5 Prozent und auf Raubtiere 10 Prozent).
Das Rothuhn liebt trockenes Klima und nistet auf unbewässerten landschaftlichen Flächen, die noch traditionell bewirtschaftet werden und auf denen keine oder kaum Pestizide in Einsatz kommen.
Es ernährt sich von Getreide, Samen und Früchten von Wildpflanzen, verzehrt aber auch Blätter, Knospen, Blüten und Wurzeln von krautigen Pflanzen – oder saftig grüne Grashalme.
Interessantes über
das Rothuhn mit schönen Nahaufnahmen von Gerhard Brodowski.
Quelle: Bericht des
MINISTERIO DE AGRICULTURA PESCA Y ALIMENTACION aus dem Jahr 1990