Renovieren mit Tempelpasta

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housecat
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Renovieren mit Tempelpasta

Beitrag von housecat »

Wir haben fertig und die Wände sind jetzt weiß und fein. Nun kann ich kurz was über DEN spanischen Wandbelag erzählen. Ich hatte anfangs überlegt, den seltsamen Putz abzuschlagen und das in Deutschland so beliebte Modell "Raufaser Erfurt 52er" zu verkleben. Housecatse hat dann wiedersprochen und gemeint: das Haus ist schließlich in Spanien, wir Renovieren nach lokalen Sitten!

Wir wussten Anfangs nicht, was genau das für ein Material an der Wand ist. Bis wir einen Tipp bekamen: Das ist "Gotelé" sagte jemand. Im Baumarkt wird man fündig - den Putz (laut @baufred auf Gipsbasis) gibt es in verschiedenen Größen fertig angerührt in Plastebeuteln, klein (1 Kg) bis groß (5 Kg) und nicht teuer (einstellig).
gotele-tuete.jpg
Die Pasta al Temple oder Gotelé (spanisch für "Tröpfchen")-Masse ist recht dickflüssig. Man gebe davon einen Batzen in ein geeignetes Gefäß, beispielsweise so:
gotele-klumpen.jpg
Dann sollte man es mit etwas Wasser verdünnen, dabei schön mit dem Spachtel rühren. Nicht zu wenig Wasser ("Pudding") und nicht zu viel Wasser ("Sahne"). Ganz nach individueller Präferenz und vorhandener Tröpfchengröße. Dann sieht es so aus:
gotele-angeruehrt.jpg
Jetzt kommt der spannende Teil. Den man sich auf verschiedenen Youtube-Videos anschauen kann. Die Standard-Technik ist: einen größeren Kleks auf eine Kelle geben und mit den roten Spezial-Plaste-Pinsel (siehe oben) schnell über den Rand in Richtung Wand wischen. Die so an die Wand fliegenden Tropfen bleiben hoffentlich dekorativ hängen. Ich habe das nicht hinbekommen und es ist sowieso eine Riesensauerei. Ich bin daher auf "Tupfen" ausgewichen: den Plaste-Pinsel etwas in die Pasta eintauchen und dann schön schnell an die Wand tupfen. Damit bekommt auch größere Dinge "Eingegipst" bzw. "Spanisch weggemogelt", z.B. diese vom Elektriker aufgemachte Verteilerdose
gotele-wandverteiler.jpg
Sieht anschließend vor dem Überstreichen mit Wandfarbe so aus (und entwickelt einen eigentümlichen aber nicht unangenehmen Geruch):
gotele-wandverteiler-nachher.jpg
Natürlich bekommt man bei der Prozedur weiße Finger. Und ganz sicher landen Spritzer an unvorhergesehenen Stellen. Das lässt sich aber mit Wasser und ggf. einen Glitzi-Schwamm o.ä beheben. Richtig gerade und akkurat bekommt man das beim Renoverien nicht hin, man sollte also mit einer guten 80% Lösung zufrieden sein können. Oder man sucht sich einen dieser spanischen Bauleute mit viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl für diesen Job.

Für verzagte und maximal für ein paar auszubessernde Bohrlöcher gibt es auch eine Fertiglösung aus der Spraydose. Damit habe ich aber keine Erfahrung. Zudem sind diese Gotelé-Reparatursprays recht teuer.

Gruß // Housecat
Statusflight
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Re: Renovieren mit Tempelpasta

Beitrag von Statusflight »

Hola Housecat,

guter Tip, danke!

Ist das für Innen oder Außen, oder beides?

LG, Statusflight
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chris
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Re: Renovieren mit Tempelpasta

Beitrag von chris »

Das ist doch ordentlich geworden... mindestens 85%
:d

Allerdings geht der Trend nach meiner Erfahrung ganz eindeutig zu glattem Verputz, die Leute lassen es sich tatsächlich bei Renovierungen hübsch was kosten, die Gotelé Struktur entfernen, bzw glatt überputzen zu lassen.
Saludos,
Chris
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vitalista
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Re: Renovieren mit Tempelpasta

Beitrag von vitalista »

Vielen Dank für diesen anschaulichen Anwendungstipp.
Jetzt bin ich schon so lange an der CB und dachte immer, Gotelé kann man nur mit einer großen "Spritze" auftragen, sowas hatte man mir jedenfalls vor zig Jahren erklärt. Und das wäre dann tatsächlich eine ganz riesige Schweinerei.
Ich habe zwar nur noch im Schlafzimmer Gotelé an der Wand, aber nun weiß ich, sollte es mal nötig werden, wie man das ausbessern kann, super!
Wer morgens zerknittert aufsteht, hat tagsüber noch Entfaltungsmöglichkeiten!
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baufred
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Re: Renovieren mit Tempelpasta

Beitrag von baufred »

... auch das 'alte' deutsche Handwerk kennt für gotelé-artige Oberflächen auch 'Spritzapparate' für den Handbetrieb >:d< :
> https://m.media-amazon.com/images/I/51K ... L1159_.jpg

... in D'land haben wir uns auch von Tapeten verabschiedet:
>> alter Putzgrund aus den 60er-Jahren 'aufgearbeitet' > horizontale Übergänge oben/unten mit Reparaturfeinputz 'abgefilzt' und egalisiert ...
>> nach Abbinden mit Tiefgrund nachgefestigt
>> Grundierung: Dispersionsfarbe 'weiß' mit ca. 5% Wasser verdünnt
>> Schlußanstrich mit Dispersionsfarbe als 'Strukturfarbe' mit Quarzsandanteil - ergibt eine feine Strukturoberfläche in weiß
>> für Sanierung kann mit 1-2-maligem Anstrich -ebenfalls verdünnt- die Oberfläche mit weitestgehendem Strukturerhalt wieder aufgefrischt werden

... noch für 'Dekorierfreudige' - zur Gestaltung von 'Markierungen' vor dem Schlußanstrich Partien, die sich abheben sollen, mit Malerkrepp abkleben und nach Anstrich sofort abziehen ... ergibt glatte weiße Flächen als Kontrast (Umrahmungen etc.)

... reicht für 'ne 'Lebensdauer' von ca. 20+ Jahren ... mal als Tipp >:d< ...

btw.: wegen relativ rauher Oberfläche gibts bei Anstossungen mit Besen & Co. schon mal Abrieb auf der Oberfläche .... dafür werden 1 .. 2 Marmeladengläser mit Dispersionsfarbe eingelagert ... Papiertaschentuch anfeuchten etwas weisse Farbe drauf und die 'angefärbte' Fläche abtupfen und Kleinschäden können ohne großen Aufwand wieder 'glänzen' B-) ...
Saludos -- baufred --
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Oliva B.
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Re: Renovieren mit Tempelpasta

Beitrag von Oliva B. »

housecat hat geschrieben: Mi 21. Feb 2024, 15:47 Wir haben fertig und die Wände sind jetzt weiß und fein. Nun kann ich kurz was über DEN spanischen Wandbelag erzählen. Ich hatte anfangs überlegt, den seltsamen Putz abzuschlagen und das in Deutschland so beliebte Modell "Raufaser Erfurt 52er" zu verkleben. Housecatse hat dann wiedersprochen und gemeint: das Haus ist schließlich in Spanien, wir Renovieren nach lokalen Sitten![...]
Gruß // Housecat
Gut, dass Hauskatze ein Machtwort gesprochen hat. =D> Tapete in Spanien? Für mich ein absolutes No-Go! Danke, Hauskatze Bild und dir, housecat, für diese wichtige Information. >:d<
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Re: Renovieren mit Tempelpasta

Beitrag von Beefeater »

Oliva B. hat geschrieben: Mi 21. Feb 2024, 19:25 Tapete in Spanien? Für mich ein absolutes No-Go!
hmmm, also unser Haus ist ja nun auch schon 22 Jahre alt und die Erbauer/Vorbesitzer sind Spanier.
Hier ist innen fast alles tapeziert, was nicht gefliest ist.

Aber keine seltsamen Mustertapeten mit "Blömcher", meist diese feinstrukturierten Glasfaser Tapeten mit Anstrich.
Finde ich ganz okay so, auch wenn wir alles mal neu streichen müssen, wenn das Gästehaus fertig ist.
... Et het noch emmer joot jejange
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