In dem Artikel Unbekannte im Ferienhaus wird sogar beschrieben, dass Hausbesetzer in eingerichtete Ferienhäuser/Zweitwohnsitze einbrechen, um Party zu machen...
Die ungebetenen Gäste kann man nur rausklagen oder illegal Selbstjustiz üben. Mit Sympathie oder Verständnis werden diese Hausbesetzer nicht rechnen können. Anders sieht es aus, wenn obdachlose Familien leerstehende Gebäude besetzen, für die sich offensichtlich niemand mehr zuständig fühlt, errichtet von Baugesellschaften, die während der Krise insolvent wurden. Diese Familien haben teilweise unverschuldet ihr Zuhause verloren, weil der Ernährer infolge von Arbeitslosigkeit seine Kredite nicht mehr bedienen konnte und man sich nicht anders zu helfen wusste.
Die Banken trifft ein Großteil der Schuld, denn sie haben leichtgläubigen Kaufwilligen ohne Überprüfung überteuerte Immobilien zu 100 Prozent finanziert, die nach Platzen der Immobilienblase nur noch die Hälfte wert waren.
Während sich die Banken an den Immobilien ihrer Schuldner schadlos hielten und darüber noch von der EU "gerettet" wurden, interessierte sich kaum einer für die Menschen, die auf die Straße gesetzt wurden und die nur noch einen Schuldenberg besaßen.
Während in Deutschland der Wohlfahrtsstaat für seine in Not geratenen Bürger aufkommt, hat es der Staat in Spanien den Familien überlassen, die soziale Hängematte zu knüpfen.
Doch nun scheint sich endlich etwas zu bewegen. In der deutschsprachigen Presse habe ich allerdings noch nichts darüber gefunden:
- Mit Stimmen der PSPV, Compromís, Podemos und Ciudadanos, aber gegen den Widerspruch der PP wurde „La Ley de Función Social de la Vivienda“ (LEY 2/2017, de 3 de febrero, de la Generalitat, por la función social de la vivienda de la Comunitat Valenciana) auf den Weg gebracht.
Damit will die valencianische Gemeinschaft die Rechte der benachteiligten Familien stärken, die durch Zwangsräumung ihre Immobilie verlassen mussten, und ihnen „einen erschwinglichen, würdigen und angemessene Wohnraum“ garantieren.
Dieses Gesetz erlaubt die Enteignung von leerstehenden Immobilien, die sich in Bankbesitz befinden, um sie dann an Sozialbedürftige und Obdachlose günstig zu vermieten und ihnen gleichzeitig die Grundversorgung mit Trinkwasser, Gas und Strom zu gewährleisten.
2012 standen noch 800.000 Immobilien in Spanien leer. Derzeit stehen allein in der Autonomen Region Valencia 500.000 Wohnungen (= 15 %) leer.
Die Regierung sieht das Gesetz als einen weiteren Schritt in Richtung Sozialstaat:
„Wir wollen, dass das Wohnungswesen eine weitere Säule des Wohlfahrtsstaates wird, nach dem Gesundheitswesen, dem Bildungswesen, der Unterstützung Behinderter oder der Renten - und mit diesem Gesetz wagen wir diesen Sprung“, so der Minister für Wohnungsbau der Comunidad Valenciana María José Salvador.
Dieses Gesetz betrifft nicht nur Banken, sondern auch Eigentümer von mehr als 10 (leerstehenden) Immobilien und soll Ausgangspunkt für eine neue Wohnungspolitik werden, die nicht auf Spekulation beruht, sondern den Menschen dient.
Ein Register, in dem alle leerstehenden Wohnungen gemeldet werden, soll helfen, einen Überblick über den Wohnungsmarkt zu bekommen. Betroffen sind Immobilien, die seit mehr als zwei Jahren leer stehen, mit Ausnahme von Zweitwohnungen oder Gebäuden, die touristischen oder gewerblichen Zwecken dienen, oder die von Erbteilung oder Übertragung usw. betroffen sind.
Quelle, publiziert am 25. Januar 2017.
Natürlich würde dieses Gesetz bezahlbaren Wohnraum schaffen, denn es geht nicht an, dass durch künstliche Verknappung des Angebotes die Mieten hoch gehalten werden, während Menschen auf der Straße sitzen und kein Dach über dem Kopf haben.
Aber nicht nur die sogenannten Geisterstädte, sondern auch viele Ferienhäuser von Spaniern sind wegen der Krise in den Besitz der Banken übergegangen. Anders als beispielsweise in attraktiven Wohngegenden von Großstädten, aus denen Alteingesessene durch Luxussanierungen und horrenden Mieterhöhungen in die Randgebiete gedrängt werden, könnte es dann in manchen spanischen Feriengebieten zu einer umgekehrten Entwicklung kommen.