Nurgis, deine Schilderung des gestrigen Feuerwerks erinnerte mich an ein Erlebnis vor vielen, vielen Jahren, als wir noch mit "Kind und Kegel" (vielmehr mit unseren drei Kindern und einem Meerschweinchen) nach Spanien in den Urlaub gefahren sind. Diese Story hat sich in unsere Erinnerung eingebrannt:
Abends sahen wir von unserer Terrasse die ersten Raketen aufsteigen, Höhepunkt der Fiestas "Moros y Cristianos" in Moraira, und unser Jüngster bettelte, ob wir nicht das Feuerwerk ganz, ganz nah anschauen könnten. Gesagt, getan, die späte Uhrzeit war kein Problem, denn unsere Kinder durften in den Ferien genauso lange aufbleiben wie die spanischen Kinder. Fünf Minuten später waren wir in Moraira. Vom Hafen bis zur Burg stand dicht an dicht eine fünfreihige Menschenmasse, unsere Kinder hatten keine Chance auf das Meer zu schauen, in dem sich das farbenprächtige Spektakel spiegelte. Da packte unser Sohn, er war damals vielleicht 5 oder sechs Jahre alt, seinem Papa in die Hosentasche. "Papa, hast du den Bootsschlüssel mit?" - Ja, hatte er. Unser kleines Motorboot lag nebenan im Hafen und auf dem Meer waren schon die Lichter etlicher Boote zu erkennen, die wie an einer Kette mit dem Bug in Richtung Land lagen, um das Feuerwerk aus angemessener Entfernung zu betrachten.
Kurze Zeit später fuhren wir aus dem Hafen raus und legten uns zwischen die anderen Boote. Eine Rakete nach der anderen zischte in die Luft, der Himmel über uns erglühte in allen Farben. Ein spektakuläres Feuerwerk - und wir hatten einen Logenplatz.
Doch plötzlich schlug eine Feuerwerkskörper direkt vor unserem Boot ins Wasser und explodierte dort in sprühenden Farben, gleichzeitig flog die Abdeckung vom Motor in die Luft und knallte wieder aufs Boot zurück. Voller Panik wollte sich unsere Tochter ins Meer stürzen, wir konnten sie gerade noch am T-Shirt festhalten. Andere Feuerwerkskörper folgten, sie explodierten in der Luft und dann noch einmal im Wasser. Die Geschosse landeten überall: vor uns, neben uns, hinter uns. Hilfe! Sah uns denn keiner? Völlig entsetzt schauten wir uns nach den anderen Booten um - nicht ein einziges war mehr zu sehen. Wir lagen mit unserer Ahnungslosigkeit ganz allein auf dem Wasser.
¡Bienvenidos en España, guiris locos!
Wir gaben Gas und flüchteten in den schützenden Hafen. Glück gehabt! Mit schlotternden Gliedern krabbelten wir aus dem Boot. Wir wollten unsere Kinder nach dem Schock noch mit einem Eis aufmuntern, doch denen war der Appetit vergangen. Unsere Sorglosigkeit hätte böse enden können - nicht auszudenken was passiert wäre, wenn das Geschoss auf unserem Boot gelandet wäre. Ihr könnt mit Recht über die unbedarften Eltern schimpfen, doch uns war damals diese Art von Feuerwerkskörpern völlig unbekannt und wir uns keiner Gefahr bewusst.
Im Hafen hörten wir von den Fiesta erfahrenen Besatzungen der anderen Boote, dass die Distanz der Geschosse von den Feuerwerkern nicht richtig berechnet war, denn die Boote konnte man von Land aus gut erkennen und hielten zudem eine ausreichende Sicherheitsdistanz ein...