kala hat geschrieben:Hallo,
auch ich bin der Meinung das über Behinderungen viel (!!!) zu wenig gesprochen wird. Die Menschen erkennen sie einfach nicht und urteilen falsch.
Es wird nicht darüber gesprochen, das ist richtig. So als wäre Krankheit ein Makel, den man selbst verschuldet hätte. Fast in jeder Familie gibt es so einen Fall, doch meistens weiß man es nicht, weil es totgeschwiegen wird. Vielleicht noch ein altes Vermächtnis aus der Nazizeit, als Kranke und Menschen, die anders waren als die Norm, einfach abgeholt wurden...
Lilac hat geschrieben:Doch in solchen Familien ist nicht nur die Krankheit des einen Kindes ein Problem. Auch die Geschwister - in diesem Fall ich - bekommen seelisch viel ab. Ich bin bis heute nicht mit meiner Mutter im Reinen, obwohl sie schon seit 15 Jahren tot ist.
Auch mein Bruder ist seit dem 15. Lebensjahr krank. Natürlich kommen die Geschwister zu kurz, werden früher erwachsen und stehen immer im Schatten. Ich verstand erst sehr viel später, warum mich meine Mutter einmal fragte: "Wie würdest du handeln, wenn DEIN Kind so krank wäre?" Damals hatte ich noch keins.
Lilac hat geschrieben:...Das hätte es auch nicht mehr gebraucht, denn meine Eltern sind ja gestorben und ich kann meiner Mutter nicht mehr sagen: Schau, ich habe es auch, hast Du mich jetzt endlich lieb?
LG Lilac
Früher habe ich auch mal so gedacht. Solange, bis ich selbst die Angst haben musste, dass mein jüngstes Kind die Krankheit, die in der Familie liegt, geerbt hat. Da gab es in der Vergangenheit auch mal eine Zeit, da habe ich vor lauter Angst die beiden anderen Kinder vernachlässigt, da sich mein ganzens Denken und Handeln nur noch um das Jüngste gedreht hat. Wir hatten Glück, die Krankheit hatte sich nicht vererbt, aber das konnten wir endgültig erst 15 Jahre später ausschließen. Es war eine schwere Zeit.
Es stimmt nicht, dass man die gesunden Kinder weniger lieb hat als das kranke, auch wenn das den Anschein hat. Aber man weiß (bzw. hofft ), die anderen Kinder kommen auch mit weniger "Mutter" noch zurecht, dass kranke Kind nicht.
Deshalb komme ich noch einmal auf deinen letzten Satz zurück, Lilac. Glaube mir, es ist nur deine eigene subjektive Empfindung - deine Mutter hat nicht merken können, wie sehr dir ihre offen gezeigte Zuneigung fehlte. Sie hatte war zu sehr mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt.
mujer hat geschrieben:Tja, ich sagte ja schon an anderer Stelle, dass man manche Klippen mit Humor umschiffen muß. Das ist nur eine davon.
Wenn ich ein Buch schreiben würde, wären es am Ende 12 Bände. Aber wer will das schon wissen.
Hallo Mujer, bewundernswert dass du deinen Humor nicht verloren hast. Der ist mehr wert als blonde oder graue Haare

Viele Menschen zerbrechen an solch einem Schicksalsschlag.
Es ist die Urangst aller Eltern, dass ihren Kindern etwas zustoßen könnte. Doch wenn etwas passiert, muss man zusehen wie man die Klippen umfährt. Nicht jeder schaffst das. Aber es hilft, wenn man eine intakte Familie und Freunde hat, die einen auffangen. Und daran sollte man denken, wenn man weiß, da ist so ein Fall...
Ich empfehle jedem, nicht wegzuschauen, sondern offen mit den Betroffenen darüber zu sprechen.