Auszug aus
El País vom 13.09.2009
Bedingt durch die am Boden liegende Bauindustrie steigt die Arbeitslosenquote an der Mittelmeerküste stärker als in den Atlantikregionen im Norden Spaniens.
Egal wo, es gibt kaum noch ein anderes Thema als die Arbeitslosigkeit. Der Arbeitsmarkt teilt das Land in Männer und Frauen, Jüngere und Ältere, Einheimische und Ausländer, Festangestellte und Zeitarbeiter und Menschen, die im Norden und andere, die im Süden leben.
Nur einer von 10 arbeitsfähigen und -willigen Einwohnern im Baskenland ist arbeitslos. Auf den Kanarischen Inseln hingegen ist es jeder vierte. Keine Region Spaniens liegt mit ihrer Arbeitslosenquote unter 10 %. Das ist mehr als im restlichen Europa, wo der Schnitt bei 9,5 % liegt.
So ist die Arbeitslosigkeit in Murcia in den letzten beiden Jahren um 14 % gestiegen und liegt jetzt bei 20,2 %. Das ist viel, doch die Arbeitslosigkeit stieg überall in Spanien. Im Juni 2007 war sie auf dem niedrigsten Stand und ist seitdem auf 17,9 % gestiegen.
Besorgniserregend ist das Tempo, in dem sich in manchen Landesteilen der Beschäftigungsmarkt verschlechtert. Während die Arbeitslosenquote in Murcia, Andalusien und auf den Inseln einen zweistelligen Bereich erreicht hat, liegt die Steigerung in Navarra, im Baskenland, Kantabrien und Asturien „nur“ bei 5 Prozent.
Die Grenze zwischen einigen autonomen Regionen ist „mit Ziegelsteinen gepflastert“. Die Bauwirtschaft hat den Arbeitsmarkt bis 2007 angestoßen, in einigen Regionen mehr als in anderen. Und nun, da die Bauwirtschaft zu Boden geht, fallen diejenigen am tiefsten, die zuvor am höchsten aufgestiegen sind. In Murcia z.B., dort haben sich 16,6 % der Erwerbstätigen für das Baugewerbe entschieden. Das war im Juni 2007, zu einer Zeit, als das wirtschaftliche Wachstum am höchsten war. Kaum 10 Jahre zuvor waren nur 10,3 % der Beschäftigten auf dem Bau beschäftigt. Heute ist der Beschäftigungsanteil auf 9,8 % gesunken, so das Ergebnis der letzten Umfrage bei der arbeitenden Bevölkerung. Die unmittelbare Folge davon: innerhalb von nur zwei Jahren stieg die Arbeitslosigkeit in der Region um fast 14 % und liegt heute bei 20,2 %.
Florentino Felgueroso, Forscher der „Fundación de Estudios de Economía Aplicada“ erklärt den Unterschied zwischen der kantabrischen Region und den Mittelmeergebieten: „Die Beschäftigungsquote im Norden ist vor allen Dingen bei den Älteren über 50 Jahren geringer“, erklärt Felgueroso. In den nördlichen Regionen liegt die Quote der arbeitenden Bevölkerung bei 60 %. Dieser niedrige Satz, so fährt der Professor der Universität Oviedo fort, ist auf die hohe Zahl von Frühpensionierung und vorzeitigen Pensionierungen zurück zu führen ebenso auf Abwanderung der arbeitenden Bevölkerung, beispielsweise in Asturien. Das zieht auch eine geringere Nachfrage nach Wohnungen nach sich.
Auffällig ist, dass in den letzten beiden Jahren in Andalusien und im Land Valencia immer mehr Leute ihre Arbeit verloren haben, während sich im Baskenland oder in Asturien seit einem Jahr ein Rückgang abzeichnet. Die Extremadura und Andalusien verzeichnen niedrigere Zuwachsraten bei ihrer Obsternte. Die Arbeitslosigkeit lag dort in der Regel bei 10 %. Doch jetzt, in der Rezession, stieg sie in beiden autonomen Gemeinschaften auf 20 %. Mit einer Verringerung dieser Zahl wird in diesem Jahr nicht mehr gerechnet. Diese Prognose schließt auch die Kanarischen Inseln ein.
Obwohl in Katalonien und Madrid der Arbeitsmarkt anders strukturiert ist und die Bauwirtschaft dort nicht den Stellenwert wie in anderen autonomen Regionen hat, stieg die Arbeitslosigkeit auch dort auf 10 %, da der gewerbliche Markt zusammengebrochen ist. Es drängt sich der Vergleich mit anderen Regionen auf, die ebenfalls von der Industrie abhängig sind wie das Baskenland oder Navarra, obwohl die katalanische Industrie mehr vom Bausektor abhängt als von anderen Wirtschaftszweigen. In Madrid arbeiten 80 % der Menschen im Dienstleistungsgewerbe.