Ich sehe das etwas anders und glaube nicht, dass es die geänderten (oder gestiegenen) Ansprüche sind, vor denen Spanien sich fürchten muss. Die Konkurrenz hat aufgepasst, tut (wieder) mehr für ihr Image und wird Spanien langfristig Touristen ausspannen. Wie viele es im Endeffekt sein werden, wird die nächste Saison zeigen. Denn mal ganz ehrlich: Eine " 'mediterrane Geschichte' erzählen und Gastfreundschaft zeigen", das alles können auch die andere Mittelmeeranrainer.
Im Hochsommer geht es nicht so sehr um Individualtouristen oder Städtereisende, sondern um Familien. Da zählt auch nicht, wie viel Euro der einzelne Tourist im Land lässt, da muss es die Masse bringen. Und nicht zu vergessen, es sind die Sommermonate, in denen sich das Hotel- und Gaststättengewerbe das Geld für das Überleben während der restlichen Monate des Jahres sichern muss.
Bei den Sommergästen handelt es sich größtenteils um Familien, die auf die Schulferien angewiesen sind. Doch gerade dann sind Urlaube mit Kindern extrem teuer. Da schauen viele Familien auf ihr Budget und überlegen, ob sie überhaupt in die Ferien fahren können, und wenn ja, wo sie einen günstigen Urlaub verbringen können. Sparen kann man zurzeit in Rumänien, Bulgarien, Ungarn - und in der Türkei, aber nicht unbedingt in Spanien.
Ja, selbst die verpönte Türkei ist wieder im Aufwind und kann jetzt schon 70 Prozent mehr Buchungen als im letzten Jahr verzeichnen. Auch Tunesien und Ägypten liegen wieder im Trend, Menschenrechte hin, Menschenrechte her, da mag und kann mancher Urlauber mit Blick auf die Preise nicht immer Rücksicht nehmen.
Nebenbei bemerkt, Urlauber vergessen schnell: Wurden 2015 die Urlauber in Griechenland und Italien noch durch Flüchtlinge verschreckt, sind diese heute sicher in den Aufnahmelagern verwahrt oder werden in ihren Schlauchboten gleich vor der Küste abgefangen. Schon im letzten Jahr titelte "Die Welt" - "Von Flüchtlingen bekommen Urlauber kaum etwas mit"... Folglich kann man da wieder hinfahren.
Was suchen Familien in den Sommerferien?
Schönes Wetter und Wasser stehen ganz oben auf der Wunschliste, eine bezahlbare Unterkunft und ein Reiseziel, das mit dem Auto erreichbar ist. Denn welche Familie kann sich in den Sommermonaten teure Flüge plus Leihwagen leisten?
Von daher können sich die Verantwortlichen in den Touristikämtern an der Costa Blanca ganz entspannt zurücklehnen. Hier finden Familien alles, vor allen Dingen zahllose günstige Ferienimmobilien. Und wenn man sich schon den teuren Flug spart, kann man vielleicht auch etwas mehr für das Wohnen und andere Annehmlichkeiten ausgeben.
Die wenigsten Familien möchten mit ihren Kindern einen Hotelurlaub verbringen. Ein Cluburlaub (für den, der es sich leisten kann), ist da schon etwas anderes. Da werden die Kids amüsiert und die Eltern können ein wenig relaxen. Man kann für dasselbe Geld auch etwas anderes haben, z. B. eine Ferienwohnung (die günstigste Alternative), ein Reihenhäuschen oder ein alleinstehendes Ferienhaus, vielleicht sogar noch mit Pool - und wenn es der Geldbeutel zulässt, auch noch in Meernähe. Denn wer möchte im Hochsommer um die wenigen Liegen am Hotelpool kämpfen und den Kindern ausgelassenes Spielen verbieten?
Und Kulturerlebnisse bei 30 Grad mit kleinen Kindern?

Reicht da nicht die Fiesta in einem der umliegenden Ferienorte, ab und zu ein Restaurantbesuch oder ein Aufenthalt in einem Freizeitpark?
Das alles sind Gründe, warum sich meines Erachtens das Touristikamt der Costa Blanca keine Gedanken um die Urlauber machen muss, denn die bekommen hier alles, was sie suchen: Sonne und Meer. Und das sogar gratis.