Josefine hat geschrieben: ↑Mi 2. Sep 2020, 14:42
[...]Da die Krankenhäuser mit Corona-Kranken nicht überfüllt sind, halte ich es nicht für abwegig, dass sich das Virus in Deutschland und Spanien "abgeschwächt" hat. Mal schauen, ob die düsteren Prognosen bezüglich der Urlaubs-Rückkehrer eintreffen. Ich vermute nicht.
Natürlich darf man auf medizinische Fortschritte bei zukünftigen Tests hoffen, und auch darauf bauen, das sich das Virus "abgeschwächt" hat.
Doch düsteren Prognosen stammen ja nicht von den Mitgliedern dieses Forums, sondern von Spaniens führenden Virologen und Ärzten, wie man in Atikeln der
spanischen Presse lesen kann. Diese können sich wahrscheinlich vor Ort ein ganz anderes Bild machen als die Journalisten im Ausland.
Hier ein paar Zitate oder mit eigenen Worten zusammengefasse Meldungen der letzten Stunden; die kaum Anlass zum Optimismus geben:
Obwohl die F
allzahl momentan fast so hoch ist wie im März und April, sei die Situation eine andere.
"Die Bevölkerung sollte nicht beunruhigt sein, aber sie sollte besorgt sein“, räumte am Montagabend Fernando Simón ein, Direktor des
Centro de Coordinación de Alertas y Emergencias Sanitarias (Behörde für nationale oder internationale Bedrohungen der öffentlichen Gesundheit, zum Beispiel durch Pandemien).
Während es Katalonien inzwischen gelang, die Übertragungsrate zu stabilisieren, und Aragón es sogar geschafft hat, sie zu reduzieren,
begann die zweite Welle in Valencia, Andalusien und Madrid, wobei die letztgenannte Region jeden fünften Fall in Spanien ausmachte und wieder zum Epizentrum der Infektionszahlen wurde.
Der Zusammenhang zwischen den Reisen in den Sommerferien und die Rückkehr aus dem Urlaub mit sorglosen Kontakten kann ein Grund sein, warum die Zahlen in manchen Gebieten wieder explodiert sind. Die Tatsache, dass Madrid Hauptstadt und Verkehrsknotenpunkt ist, erhöht das Risiko für die Madrileños, wo die Situation bereits besorgniserregend ist (Anm. gestern lag die 7-Tage-Inzidenz bei 235,15). W
enn sich der Anstieg der Covid-19-Patienten im selben Tempo wie in den letzten Tagen fortsetzt, werden die Krankenhausbetten in wenigen Wochen nicht mehr ausreichen. Die Belegung mit Covid-Patienten beträgt dort 16 %, in Aragón liegt sie seit 2 Wochen bei stabilen 13 %, während der spanische Durchschnitt bei 6 % liegt.
Rückblick auf den vergangenen August
auf Englisch:
August ends with more than 5,000 new coronavirus cases a day in Spain, five times those detected in July, erschienen am 1.9. El País.
Die Ängste und Befürchtungen der Mitarbeiter, die Anfang September aus dem Urlaub an ihre Arbeitsplätze in den Madrider Krankenhäusern kehren, schildert der Artikel
Madrid vuelve a medicalizar hoteles para pacientes leves que precisan aislamiento, aus La Vanguardia. Ihn habe ich nicht übersetzt, da er keinen Nachrichtenwert hat.
Die neuesten Daten zeigen, dass Spanien weit davon entfernt ist, sich zu stabilisieren, im Gegenteil, die Fälle nehmen stark zu:
mehr als 8.000 Menschen werden infiziert und 58 sterben an einem einzigen Tag. Nicht nur in Madrid ist die Situation prekär, auch in Andalusien nehmen die Fälle (und Einweisungen in Krankenhäuser) zu.
Die Ambulanzen brechen zusammen. In Katalonien wartet man noch ab, ob der Rückgang der Fallzahlen einmalig ist oder eine echte Trendwende anzeigt.
Besonders im Fokus: Denia, Alicante. Im Juni registrierte man dort kaum Positive.
Ende August, nachdem sich die Bevölkerung in den Sommerferien verdreifacht hat, steigt die Inzidenz des Virus sprunghaft an. 367 Fälle pro 100.000 Einwohner. Ähnliche Daten wie in den am stärksten betroffenen Stadtvierteln Madrids.Quelle, der Artikel erschien heute.
Nicht, dass ihr meint, ich überlese bewusst positive Meldungen oder gebe sie nicht weiter:
Die Gesundheitsministerin des Baskenlandes (Euskadi() lässt mit aller Vorsicht „Anzeichen einer Stabilisierung" erkennen und betonte wieder einmal die Notwendigkeit "nicht nachzulassen",
jetzt, da viele Menschen nach ihrem Urlaub in die Städte und an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Die Krankenhauseinweisungen sind nach wie vor hoch, und man würde immer noch „sehr viele Tote“ zählen, insgesamt 27 in der vergangenen Woche, die höchste Zahl dieser zweiten Welle und 8 mehr als in den vorangegangenen sieben Tagen, s
ie merkte auch an, dass das Durchschnittsalter der Infizierten steigt!
Quelle:
La Vanguardia
Ich schließe meinen Beitrag mit einer wichtigen Warnung von Ildefonso Hernández, Professor für öffentliche Gesundheit und Sprecher der spanischen Gesellschaft für öffentliche Gesundheit (SESPAS), der ebenfalls am Montag Verlauf der Epidemie als "sehr besorgniserregend" einstufte (Quelle: der oben erwähnte Artikel der Zeitung El País):
- "[...] darüber hinaus glaube ich, dass die Kommunikation bei Themen wie Gesichtsmasken ein Misserfolg war. Es stimmt, dass die Menschen sie im Allgemeinen auf der Straße tragen, aber hier ist es vielleicht am wenigsten notwendig", schloss er in Bezug auf geschlossene Räume, in denen die Gesichtsschutzmasken viel nützlicher seien.