Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

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ville
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Re: Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von ville »

Erstaunlicher Weise hat sich niemand mehr zum Thema "Eigentum/Rechte an Bildern" geäußert. Ich selbst bin eigentlich relativer Neuling in Bezug auf Veröffentlichung im Netz, habe kein kommerzielles Interesse und war zudem nie Formalist. Deshalb war mein Umgang mit diesem Thema bisher locker, unbedarft. Dies hat sich ein Stück weit geändert.

Nichtsdestotrotz setze ich den Bericht fort wie gehabt .......................................................................................


Nach einigen Stunden Fahrt erreichten wir die in der Hitze brodelnde Hauptstadt Syriens. Damas (Damascus) ist die älteste ununterbrochen besiedelte Stadt der Welt, und einige Zivilisationen haben hier ihre Spuren hinterlassen: Aramäer, Griechen, Römer, Byzantiner, Araber...

Bereits in Aleppo hatte uns Mustafa, der ältere der beiden Brüder, seine Adresse samt Wegbeschreibung in die Hand gedrückt: wir sollten ihn unbedingt besuchen, denn er lebte mit seiner Kleinfamilie in Damas.
Wir fragten uns also nach dem Stadtteil, der Straße, der Gasse und schließlich dem Gebäude durch, und wir freuten uns alle über das Wiedersehen, als sie uns in ihrem (Vor-)Stadtbezirk Al Sayeda Zainab begrüßten. Mit der kleinen Tochter konnten wir gut umgehen, und Fatima, Mustafa's Frau, war froh über die Abwechslung, die unser Besuch mit sich brachte. Das Söhnchen war noch ein Baby.
Während der nächsten Tage besichtigten wir ein wenig die Stadt sowie Sehenswürdigkeiten. Teils alleine, teils mit Mustafa als Führer oder auch mit allen Vieren. Hier ein paar Eindrücke:

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Auf dem Weg zum Suq al-Hamidiya, dem größten Bazar der Stadt

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So sah er von oben aus, erbaut über einer alten römischen Straße:

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und so innen

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Einer der vielen Handwerker, gleichzeitig Künstler..

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Wir besuchten eine gerade im Bau befindliche Moschee, die Sayeda Zainab-Moschee. Sie sei vom Iran finanziert, erzählt Mustafa. Im Innenhof sehen wir große Gruppen von Gläubigen, getrennt nach dem Geschlecht. Männer in Weiß, Frauen schwarz gekleidet. Die Atmosphäre um die ernst dreinblickenden Betenden wirkte fast beängstigend, und wir verstecken uns ein wenig hinter unserem Leutnant in Uniform, der die Macht im Land verkörpert.

Editiert, Admin

Natürlich wollen wir uns auch eine der interessantesten Moscheen des Nahen Ostens anschauen, die Omayaden-Moschee:

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Die Besichtigungen in der von einer intensiv brennenden Sonne aufgeheizten Stadt schlauchten uns ordentlich. So waren wir und wohl auch die meisten Einheimischen froh, wenn sich jeweils die Dunkelheit über die Stadt senkte, wenn langsam die Luft um ganz wenige Grade abkühlte.
Wer konnte, fuhr dann z. B. auf einem schmalen Sträßchen auf die Flanke des Berges Dschabal Qasyun am Stadtrand, wo die Temperaturen erträglich waren, und von wo man während eines Picknicks einen schönen Blick auf die Stadt hatte.

Editiert, Admin

Bevor wir die Stadt verlassen wollten, war eigentlich noch ein Gang durch das Nationalmuseum beabsichtigt, aber leider war es wegen einiger Renovierungsarbeiten geschlossen. Ach so, für die Anderen ! Für unseren Freund, den Sohn des Generals, und für seine Gäste öffneten sich die Türen zu unserer Überraschung. So konnten wir einen Rundgang durch die Korridore machen, überladen mit Zeugnissen der langen Geschichte dieser besonderen Stadt und des Landes.

Dann setzten wir die Reise fort. Mit Mustafa hatte ich, nachdem wir uns verabschiedet hatten, noch etwa 5 Jahre lang einen interessanten Briefwechsel.....
Für uns ging es jetzt wieder in nördlicher Richtung auf die Stadt Homs zu, wo wir einen Schwenk nach Westen in Richtung Mittelmeer-Küste beabsichtigten..............
.
Zuletzt geändert von Oliva B. am Mi 31. Dez 2014, 20:00, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Nach Abspache mit der Forenleitung 2 Bilder entfernt.
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basi
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Re: Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von basi »

@ville
das sind sehr beeindruckende Fotos, für mich leider viel zu wenige, ich giere direkt nach mehr.
Ist schon interessant welche Bauten zu jener Zeit erstellt wurden und heute noch stehen (falls nicht ein paar verblendete Idioten meinten, diese sprengen oder sonstwie zerbomben zu müssen) und unsere Stararchitekten und Bauunternehmer sogenannte Paläste / Brücken bauen, die nach ein paar Jahren von selbst einstürzen oder von Grund auf saniert werden müssen.
Ich freue mich auf die Fortsetzung, lieber etwas später, dafür aber ein oder zwei Fotos und Zeilen mehr, begeistert mich halt sehr.
Ausserdem bewundere ich euren Mut, wie ihr diese Reisen angegangen seid, ich dachte immer ich sei angstlos und unbedarft, aber ......., ich ein bischen Feigling.

LG
basi
ich verspreche nichts, und das halte ich auch
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Josefine
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Re: Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von Josefine »

Ich verfolge mit Spannung weiter Deinem Fotobericht :) 8-) – eine richtig fremde Welt für mich.
Auch die Art des Reisens!

Gruß
Josefine
Gruß Josefine :)
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Oliva B.
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Re: Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von Oliva B. »

Offtopic:
[quote="ville"]Erstaunlicher Weise hat sich niemand mehr zum Thema "Eigentum/Rechte an Bildern" geäußert. Ich selbst bin eigentlich relativer Neuling in Bezug auf Veröffentlichung im Netz, habe kein kommerzielles Interesse und war zudem nie Formalist. Deshalb war mein Umgang mit diesem Thema bisher locker, unbedarft. Dies hat sich ein Stück weit geändert. [...]
.[/quote]

Auf deine Frage zum "Recht am eigenen Bild" konnte ich aus Zeitgründen erst heute eingehen und habe dafür einen separaten Thread eröffnet . zum einen damit dein Reisebericht nicht durch OT-Beiträge zerrissen wird, zum anderen um die Mitglieder zum wiederholten Male und diesmal noch deutlicher darauf hinzuweisen, was erlaubt ist und was nicht, wenn sie Fotos von Personen im Internet veröffentlichen. Ich gehe jedoch davon aus, dass die/der FotografIn sich im Vorfeld das Einverständnis für die Veröffentlichung bei uns im Forum eingeholt hat, da wir schon so oft darauf hingewiesen haben.
Hallo Fritz,

auch ich freue mich über jede Fortsetzung. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, doch abgesehen von den Schrecken des Bürgerkrieges - oder vielleicht gerade deshalb, wird sich das Leben der Einheimischen bis heute nicht grundlegend verändert haben.
Scandy
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Re: Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von Scandy »

basi hat geschrieben:@ville
das sind sehr beeindruckende Fotos, für mich leider viel zu wenige, ich giere direkt nach mehr.
basi

und stellen sehr gut einen Teil der Geschichte dar, die uns "dank" des Zeitgeschehens beschäftigt.

Mehr davon - bitte :*
danke >:d<

Scandy
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ville
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Re: Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von ville »

basi hat geschrieben:@ville, (....)
Ich freue mich auf die Fortsetzung, lieber etwas später, dafür aber ein oder zwei Fotos und Zeilen mehr, begeistert mich halt sehr.
Ausserdem bewundere ich euren Mut, wie ihr diese Reisen angegangen seid, ich dachte immer ich sei angstlos und unbedarft, aber ......., ich ein bischen Feigling. LG basi
basi, leider kann ich nicht allzu viel für dich tun, denn die Bilder sind vor den Zeiten der Digital-Fotografie entstanden. Da hat man die Filme noch abgezählt, Schnappschüsse limitiert. Dazu kam, dass wir bei dieser Reise nicht nur in Syrien unterwegs waren, sondern auch in der Türkei, in Griechenland rund um Albanien sowie durch Kroatien. Außerdem hat damals meine alte Yashica SR-Kamera zeitweise Verschluss-Probleme gemacht. Deshalb sind es nur wenige Bilder...Sorry

Zum Thema Mut: es gehört nicht so viel dazu, denn die meisten Gegenden, durch die wir je gereist sind, sind oder waren zumindest damals ziemlich ungefährlich.
Wichtig ist oft jedoch Erfahrung im Umgang mit anderen Kulturen und in der Bewältigung von Schwierigkeiten, die bei eigener Organisation auftreten. Berührungsängste und zu hohe Ansprüche sind auch hinderlich....


@ Elke, das war eine gute Idee, den Rechte-Thread abzutrennen ! Danke dafür !!

Scandy hat geschrieben:@ville
(.....) Mehr davon - bitte :* danke >:d<
Scandy
==> siehe oben und unser Gespräch, Martina

LNG ville
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maxheadroom
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Re: Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von maxheadroom »


Hola todos y Ville,
auch ich schaue und lese gern Deine interessanten Berichte,leider ist es ja zur Zeit in der Gegend sehr unruhig. Einer meiner damaligen Vorstellungen, im letzten Jahrtausend war das wohl :-? , war das Mittelmeer mal zu umrunden. Leider bin ich nur bis zur albanischen Grenze gekommen :-( aber auch das war damals in Tito´s Jugoslawien noch einigermassen abenteurlich und interessant. In Ulcinj sah es auch schon sehr nach orientalischem Ambiente aus. Leider haben die Fotos und Dias aufgrund des Alters sehr gelitten und das meiste besteht nur noch aus ausgebleichtem Papier aber schönen Erinnerungen im Biocomputer :razz:
Auf weitere schöne Berichte gespannt,
Saludos
maxheadroom




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ville
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Re: Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von ville »

@ maxheadroom, den Trip ums Mittelmeer hätte ich auch gerne gemacht, aber irgendwo ist oft ein Haken / eine Sperre, ein Bürgerkrieg. Oder es mangelt an Zeit, an Geld...

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Jetzt will ich mich aber an den letzten Teil der Reise durch Syrien machen. Zur Erinnerung noch einmal die Route:

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Wir hatten uns aus Damaskus verabschiedet und rollten nach Norden, Bei Homs wollten wir später einen Linksschwenk machen, vorher aber noch einem geschichtlich sehr interessanten Ort einen Besuch abstatten. Nach etwa 50 km auf der Hauptstraße ging ein schmales Sträßchen nach links ab, etwa beim N des LEBANON. Es führte uns zu einem Dorf:

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Die damals staubig-sandbraune Ortschaft liegt an einen felsigen Berg geschmiegt und beherbergt zum einen das griechisch-orthodoxe Kloster Mar Thekla, um Grotte und Grab der Heiligen Thekla gebaut. (Komplex im Bild hinten halb rechts)
Außerdem befindet sich hier eine Kirche, die älteste der Welt, so die Überlieferung. Die Bewohner von Maalula sprechen Aramäisch. (Es war die Muttersprache Jesu Christi in Galiläa.)

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Wie überall in solchen Ländern ist die obere Etage der Häuser oft nicht ganz so organisiert und aufgeräumt, wie es dem Standard im Einflussbereich der schwäbischen Kehrwoche entspricht. Hier sieht es jedoch ziemlich aufgeräumt aus.....

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Wir verließen Maalula und kehrten zur Hauptstraße zurück. Unser Busle hatte Durst, und so gönnten wir ihm einen kurzen Aufenthalt an einer Diesel getränkten Tankstelle (ich hoffe, es fragt hier jetzt niemand nach dem Liter-Preis!) :

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Nachdem wir abgebogen waren, hielten wir auf das nächste Etappenziel zu, ein ehemaliges Bollwerk der Kreuzritter.

Der Fortschritt hatte auch vor syrischen Städtchen nicht Halt gemacht. Man verfügte bereits über Plastiktüten und auch geeignete Sammelstellen (geschickt platzierte Dornenbüsche), damit die kostbaren Wertstoffe nicht abhanden kommen konnten :mrgreen: :

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Bevor wir unser Ziel erreichten, mussten wir das Dorf Al Hosn passieren. Prompt hielt uns jemand an und bat uns in sein Haus. Es war der Ortsvorsteher. Hier verbrachten wir den späten Nachmittag bis in die Nacht hinein. Wir saßen mit der ganzen Familie auf dem Boden der Dachterrasse. Es gab Essen und Getränke, und später spielte der Herr des Hauses auf einem Saiteninstrument, während die KInder tanzten.

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Blicke von der Dachterrasse und auf dieselbe..

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Ein Erlebnis, das in solcher Form i.d.R. nur möglich wird, wenn man individuell reist. Wir genossen jede Minute !

In der Nacht verabschiedeten wir uns dann und fuhren in völliger Dunkelheit noch die 2 oder 3 km hinauf zum Etappenziel,

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wo uns erneut eine Überraschung präsentiert wurde. Auf dem schiefen Parkplatz vor der Burg parkte völlig unerwartet bereits ein Pkw mit einem Wohnwagen dahinter. Damit hätten wir nie gerechnet! Dass das Gespann dann aber auch noch wie wir ein Balinger Kennzeichen hatte.......(Die Leute kannten wir allerdings nicht!)

Am anderen Morgen besichtigten wir dann in aller Ruhe die gewaltige Burganlage, waren bis auf den Balinger Hobbyfotografen völlig alleine.

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Die heute sichtbare Anlage besteht im Wesentlichen aus der Zeit der Kreuzzüge und ist seit 2006 Bestandteil des Weltkulturerbes der UNESCO.
Die Basis war bereits 1031 durch den Emir von Homs errichtet worden, aber 2 schwere Erdbeben verursachten große Schäden, und so kam es zum Wiederaufbau. Im 13.Jh. diente die Bastion dem Johanniterorden und den Kreuzrittern, die allerdings nach erfolgloser Verteidigung nach 1271 abzogen.
Der Krak des Chevaliers ist ein "herausragendes Symbol der Kreuzritterzeit" (Wikipedia).

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Jetzt konnten wir auch von oben auf die Dächer schauen, zwischen denen wir gestern noch gesessen hatten...

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Auch vor kurzem wurden die soliden Mauern wieder strapaziert :

"Im Bürgerkrieg in Syrien 2011/12 wurde die Burg vom syrischen Militär und dann durch die Freie Syrische Armee besetzt. Bei den Kämpfen kam es zu Zerstörungen und Plünderungen. Mitte Juli 2013 wurde bei erneuten Luftangriffen einer der Türme schwer beschädigt.
Am 20. März 2014 konnten Regierungstruppen nach Luftangriffen die Burg und das in der Nähe liegende Dorf al-Hosn wieder zurückerobern. Dabei wurden mindestens 40 Rebellen getötet
(http://de.wikipedia.org/wiki/Krak_des_Chevaliers)


Schließlich verließen wir das Bollwerk und machten uns auf den Weg in Richtung Türkei. Die Küste ließen wir links liegen. Vorbei an Bauern und Nomaden, "Schwerindustrie", einsamen Höhenzügen, Feldern mit Sonnenblumen...

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In der Türkei klapperten wir schließlich die gesamte Südküste ab, durchquerten Griechenland, umfuhren Albanien und genossen noch Tage an der Küste Kroatiens, aber das ist eine andere Geschichte......
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Re: Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von nixwielos »

Whow, das war wirklich eine Abenteuerreise, herzlichen Dank für Deine viele Arbeit und die tolle Schilderung! So schade, dass die Welt eigentlich immer kleiner wird - wenn ich überlege, was ich bis vor 10 Jahren noch ganz selbstverständlich auf der Agenda hatte und was jetzt durch Krieg oder sonstige Unruhen in weite Ferne gerückt ist... Tja, man darf halt doch nix aufschieben...

Wir begleiten Dich auch künftig herzlich gerne, lieber ville, egal wo es Dich hinzieht- oder hinzog :-D
Viele Grüße von Nicole und Stefan!
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pichichi
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Re: Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von pichichi »

Mit deinen beeindruckenden Bildern werden Erinnerungen aufgefrischt: wir waren 1980 - zur Zeit der "Grauen Wölfe" - in Ostanatolien auf dem Nemrud, wo uns ein Kurde gratis in seiner halbfertigen Pension übernachten ließ, und auch in Harran, Abrahams Geburtsort an der türkisch-syrischen Grenze. Nicht nur, dass uns nach einer Autopanne bei Anamur eine Familie eines der Schlafzimmer zur Verfügung stellte und selbst zu viert in nur zwei Betten schlief, mit Hertz in Istanbul ein wegen des Zuckerfestes ergebnisloses Blitzgespräch führen ließ, uns auf der Dachterrasse mitten in einer Idylle mit jungen Müttern und deren Kleinkindern mit Süßigkeiten fütterte, um zwei Uhr nachts um den Autoschlüssel bat, weil man inzwischen einen Mechaniker und die benötigte neue Ventilsteuerkette für den Murat (türkische Version eines Fiat 124) aufgetrieben hatte, wollte man sich partout nichts bezahlen lassen, wir waren einfach überwältigt.

Bei der nächsten Autopanne in der Nähe von Troja - das Rad bekam ich mit dem Bordwerkzeug nicht ab, weil die Muttern verrostet waren - hielt ein Diplomatenmercedes, ein Türke stieg aus und wollte eine der Muttern durch einen Sprung auf die Stange des Wagenhebers losbekommen, rutschte ab und verletzte sich ordentlich an der Ferse, nach kurzer Verarztung sprang er auf die Straße, hielt den nächsten Lkw an, dirigierte ihn zu einer Werkstatt, kam mit einem überdimensionalen Werkzeug zurück, womit wir endlich die Muttern lösen konnten, wir waren erneut sprachlos, soviel zur legendären Gastfreundschaft in dieser Region.

Ich bedauere es daher wie Stefan, Reisen in die Gegend wegen vermeintlich attraktiverer Ziele immer wieder aufgeschoben zu haben und kann nur hoffen, dass irgendwann dort wieder Frieden einkehrt...
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