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Re: Spanische Wirtschaft weiter tief in der Rezession

Verfasst: Mi 19. Dez 2012, 22:48
von Marybell
@ Ondina Dem ist absolut nichts hinzuzufügen und du hast das viel besser ausgedrückt als ich ;)

Wir könnten ja auch jederzeit wieder nach Deutschland zurück,aber eigentlich ist das nicht unser Plan.
Ich beobachte allerdings die Situation sehr genau und habe zwei Indikatoren,die für mich entscheidend sind:
Wenn die Schulausbildung meiner Kinder nicht mehr ausreichend gesichert ist (hiervon sind ja auch viele private colegios betroffen,denen die Schüler weglaufen (International College in Javea in einer Klasse 50%!!)
und die Kriminalität.Wenn ich das Gefühl bekäme,dass es hier nicht mehr sicher ist,wäre ich sofort weg...

Re: Spanische Wirtschaft weiter tief in der Rezession

Verfasst: Mi 19. Dez 2012, 23:17
von Ondina
Florecilla hat geschrieben:I

Dennoch - und das sollte man bei all den negativen Meldungen nicht vergessen - lebt man als Rentner oder Urlauber hier ein angenehmes Leben. Mit steigenden Kosten wird man auch in Deutschland belastet, aber die Vorzüge der Costa Blanca bleiben: Licht, Luft, Lebensgefühl ... und was wäre, wenn die Residenten und Urlauber ganz wegbleiben?

Noch...liebe Florecilla. Aber ich habe auch schon Bekannte wieder gen Deutschland ziehen sehen denen es hier zu " Ungemütlich " wurde in Ihren großen Häusern und Villen. Weil 2 Straßen unter Ihnen die Urbanisationen langsam verkommen und ausgeplündert wurden weil kein Mensch mehr in Ihnen lebt ,es viele Einbrüche in der Nachbarschaft gibt und die Lebensqualität sinkt.... eben weil so viele Restaurants und Geschäfte dicht machen müssen und man so viele Menschen in Mülltonnen wühlen sieht ( und das sind nicht mehr nur die Morros) .

Vielleicht ist das hier im Süden ja schon ein wenig krasser als bei Euch im Norden ???? Es gibt hier Gegenden da möchte ich nicht tot über dem Zaun hängen. Oder ich sehe das zu schwarz :-\ ??!!

Ondina

Re: Spanische Wirtschaft weiter tief in der Rezession

Verfasst: Mi 19. Dez 2012, 23:26
von Florecilla
Ondina hat geschrieben:Vielleicht ist das hier im Süden ja schon ein wenig krasser als bei Euch im Norden ???? Es gibt hier Gegenden da möchte ich nicht tot über dem Zaun hängen. Oder ich sehe das zu schwarz :-\ ??!!
Nein, so drastisch habe ich das hier noch nicht wahr genommen. Aber natürlich kennt man auch nicht alle (Wohn-)Gegenden und - das gebe ich zu - habe ich meine rosarote Urlauberbrille noch nicht ganz abgesetzt.

Re: Spanische Wirtschaft weiter tief in der Rezession

Verfasst: Mi 19. Dez 2012, 23:27
von gisaroth
Liebe Florecilla,

ich möchte Dir in vielem recht geben!

Mein Mann und ich kommen als Pensionäre an die CB, der Lebensunterhalt ist also geregelt. Wir geben dann unser Einkommen hier aus, tragen also zum Bruttosozialprodukt des spanischen Staates bei.

Auch hier in Deutschland befinden wir uns in der Krise, nur wird das offiziell von Politik und Medien heftig geleugnet.

Köln z. B. ist kurz vor der Haushaltssperre, Bettler gibt es überall, geschlossene Geschäfte findet man überall ebenso wie Menschen - sogar viele alte, gut gekleidet - , die in Abfallbehältern nach Leergut suchen -...die Strassen bestehen nur noch aus Schlaglöchern und Baustellen...Überfälle finden täglich statt (ich selbst bin schon 3mal beraubt worden)..auch hier werden die Zuschüse für für soziale, kulturelle Einrichtungen bedrohlich gekürzt, ein ganzer Stadtteil steht unter Zwangsversteigerungsandrohung im Januar....immens steigende Energiekosten usw., usw.

Da bevorzuge ich doch lieber Sonnenschein und ein gesundes Klima beim globalen Wirtschaftsuntergang!! :mrgreen: :mrgreen:

Liebe Grüsse

gisa :-D

Re: Spanische Wirtschaft weiter tief in der Rezession

Verfasst: Mi 19. Dez 2012, 23:43
von Josefine
Natürlich weiß ich , dass in Spanien eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht, dass oftmals ein spanischer Rentner eine ganze Familie mit seiner Rente versorgen muss, dass es Zwangsräumungen gibt, weil die hohen Hypotheken nicht mehr bezahlt werden können.....

Die Ausgangsfrage war von Gisa und die auch meine Freunde/Bekannte/Familie in Deutschland stellen: Merkt Ihr an der CB eigentlich in Eurem Alltag Auswirkungen der Rezession?

Wie aus den letzten Postings ersichtlich, merkt es Marybel natürlich weitaus mehr als ich, da sie hier in Spanien berufstätig ist und ihre Kinder hier zur Schule gehen. Klar merkt sie es, wenn das Gehalt gekürzt wird und es für Schulbücher keinen Zuschuß gibt. Dazu möchte ich jedoch anführen (ich hoffe, Du gehst jetzt nicht an die Decke), ;-) dass meine Eltern für uns Kinder nie einen Zuschuß erhalten haben. Sowas gab es damals nicht. Auch wir haben für unseren Sohn nur in den letzten beiden Schuljahren einen Zuschuß erhalten. Insofern denke ich, war der spanische Staat bislang auch sehr generös mit derartigen Beihilfen. Klar, tut es dann weh, wenn diese Zuwendung gestrichen wird. Verstehe ich ja auch.

Ich bin jedoch nicht mehr berufstätig sondern genieße nun nach 40 Jahren Berufstätigkeit meinen Renten/Pensionsbezug. Ob hier nun eine Krise ist oder nicht, mein deutsches Ruhegeld wird gezahlt. Im Gegensatz zu vielen anderen, habe ich jedoch nur hier meinen Wohnsitz und ich zahle meine Einkommenssteuer nicht an den deutschen sondern an den spanischen Staat. Je mehr Leute es von meiner Art gibt (Rentenbezieher, die hier in Spanien ihre Einkommenssteuer zahlen) und hier in den Geschäften ihre Rente ausgeben, desto besser doch wohl für Spanien und seine Bewohner. In den Geschäften, wo ich einkaufe, sind nur Spanier/innen beschäftigt. Insofern tragen die nordeuropäischen Residenten auch zur Beschäftigungssicherung bei.

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Oder wie Ondina berichtet: unmittelbar in unserem Umfeld kann ich dazu schreiben das es immer mehr gerade Spanische Nachbarn gibt die sich nicht mehr an den Monatlichen Kosten der Urbanisation beteiligen( Pool,Gärtner,Reparaturen etc....)

Aber in unserer großen Apartmentanlage leben nun mal überwiegend Briten (mit guter Rente) und Norweger mit noch besserer Rente. Insofern werden die Außenanlagen und Pools hier weiterhin gepflegt. Klar gibt es Ausfälle, aber das kann diese Eigentümergemeinschaft noch auffangen.

Insofern musste ich meinen Bekannten/Freunden/Familie als Antwort schreiben: Ich merke es in meinem persönlichen Umfeld kaum (außer den Berichten in den Medien), dass die spanische Wirtschaft in einer Rezession ist.

Hier, wo ich wohne, südlich von Torrevieja, in einer belebten Wohngegend, bemerke ich das nicht, was Ondina schreibt. Hier sind noch alle Supermärkte offen, es gibt noch reichlich Restaurants und Cafés , die nicht geschlossen haben und Einbrüche in unserer Anlage hat es auch noch nicht gegeben (seitdem wir hier wohnen, was vorher war, weiß ich nicht).

Wir genießen unseren Ruhestand an der schönen Costa Blanca. :) Das haben wir uns immer gewünscht und nun ist es endlich wahr geworden. :)

Also gisaroth, lasse Dich nicht verunsichern. Schaue Dir in Ruhe die Costa Blanca an und vielleicht bist Du und Dein Mann ja auch so begeistert von dieser Gegend (CB-Nord oder CB-Süd ), wie wir.

Grüsse :)
Josefine

Re: Spanische Wirtschaft weiter tief in der Rezession

Verfasst: Do 20. Dez 2012, 06:41
von sol
Guten Morgen Margit

zum ganzen vohergehenden folgendes :

waren im letzten Jahr und im jetzigen Frühjahr im Hotel noch Pensionistas mit
ihren speziellen Reiseunternehmen aus Barcelona für 8-14 Tage dort, so sind im
Oktober keine mehr dort gewesen. Auf meine Frage bei der Directora :
"Das können sich doch unsere Rentner nicht mehr leisten,aber dafür kommen
jetzt mehr Holländer,Franzosen und Schweizer, die eigentlich auch vorher in
teueren Hotels waren ".Ansonsten kamen span. Familien mit Kindern übers
Wochenende - sonst Freitag bis Sonntag---im Okt. nur noch Samstag/Sonntag ----

Re: Spanische Wirtschaft weiter tief in der Rezession

Verfasst: Do 20. Dez 2012, 07:20
von TorreHoradada
WOW -
man gut, dass der Tag 24 Stunden hat. Denn wenn man mal für 10 oder 12 Stunden auswärtige Termine wahrnimmt braucht man die auch um hier im Forum mitzukommen ;)

Da sind ja wieder eine Menge an Posts, persönliche Empfindungen und die Dehnung einer Frage ;) geschrieben worden. Es ist nicht leicht nun strukturiert hierauf einen oder mehrere Parts abzugeben. Ein Versuch ist es allerdings Wert ;)
gisaroth hat geschrieben: ...nein, die Frage habe ich nicht als Scherz gestellt, sondern als ein Mensch, der in Deutschland (noch!) lebt und den Medien nicht traut....

Ausserdem habe ich auch hier im Forum noch nichts gelesen von persönlich Erlebtem bezüglich der Rezession und hatte von daher den Eindruck, dass die Rezession an der CB vielleicht noch keinen Einfluss hat.
Nun gisaroth, den Medien kann man schon glauben, wenn man VOX und Co ausklammert :)
Die Printmedien (dazu gehören auch die Auftritte im Internet) schreiben schon die aktuelle Situation. Wie immer beim Journalismus ist der Kern im Geschriebenen zu suchen.

Zu den einzelnen Empfindungen bleibt zu sagen, wie Flo schrieb, dass jeder es anders sieht, nicht jeder achtet darauf und die Ausgangsbasis ist bei jedem anders. Ebenso wo der Wohnort ist, in einer Gemeinschaftsanlage, einem Reihenhaus, einer Finca und entsprechend der (Wohn-)Bevölkerungsstruktur. Weiterhin kommt es darauf an ob und inwieweit der Einzelne "mit offenen Augen" durch die Welt geht.

Glaube, dass ich z.B. mehr damit "beschäftigt" bin zu gucken, zu sehen, zu beobachten, Veränderungen zu erkennen und entsprechend zu deuten als mich auf den Erholungswert oder die Gewinnmaximierung ( wie auch immer die geartet sein mag ) zu konzentrieren. Auch wurde ich schon öfter gefragt ob ich die Auswirkungen der Krise in Spanien bemerke.

Dazu kann ich, natürlich wieder nur für mich und unsere Umgebung, schreiben, dass bereits seit ca. 2 Jahren die Müllcontainer so alle 5 Minuten von diversen Leuten nach Brauchbarem "durchsucht" werden. Vor der Krise waren es so 2 bis 3 Stunden bzw. teilweise nur am Abend. Beim abstellen von Sperrgut hatte ich einen Spanier getroffen, der 3 Kinder und eine Frau zu ernähren hatte, vorher arbeitslos wurde und sich nun irgendwie über Wasser hält. Seitdem bekommt er all unser ausgetauschtes Inventar, sozusagen unser privater Sperrgutabholer. Wenn das nicht so traurig wäre könnte man ein Smiley setzen.
Auf den Wochenmärkten lagen vorher immer Reste, also Orangen, anderes Obst und Gemüse, und wurden weggefegt. Das wird ebenso seit ca. 2 bis 3 Jahren "aufgesammelt", genauso wie mal auf ein Feld gegangen (was nicht bebaut wurde) wird und so Pfennigartikel wie Artischocken und Melonen aufgesammelt werden.
Es ist also schon sichtbar.

Was die Kriminaltät angeht, so war Spanien und besonders die CB schon immer davon betroffen. Eine Steigerung wegen Beschaffungskriminalität kann ich nicht bestätigen. Allerdings ist das auch sicher im Zusammenhang mit dem Standort zu sehen.

Kann Euch nur in Eurem Entschluss bestätigen und den Tipp gebe, sofern er gewünscht ist, macht es so wie geplant, nehmt Euch Zeit, fahrt die gesamte CB ab und besichtigt diverse Immobilien samt Umfeld. Sprecht mit allen möglichen Passanten, fragt den Löcher in den Bauch, egal ob Briten, Deutsche oder Spanier, und setzt Euch dann in Ruhe hin und entscheidet. Wenn es nicht sofort klappt dann kommt eben nochmals. Es gibt soviele Angebote und Ihr habt ja Zeit, Euch drängt doch niemand.

Re: Spanische Wirtschaft weiter tief in der Rezession

Verfasst: Fr 21. Dez 2012, 16:59
von gisaroth
Hi, lieber Torre,

herzlichsten Dank für Deine ausführliche Antwort, sehr hilfreich!! :-D :-D



Kann Euch nur in Eurem Entschluss bestätigen und den Tipp gebe, sofern er gewünscht ist, macht es so wie geplant, nehmt Euch Zeit, fahrt die gesamte CB ab und besichtigt diverse Immobilien samt Umfeld. Sprecht mit allen möglichen Passanten, fragt den Löcher in den Bauch, egal ob Briten, Deutsche oder Spanier, und setzt Euch dann in Ruhe hin und entscheidet. Wenn es nicht sofort klappt dann kommt eben nochmals. Es gibt soviele Angebote und Ihr habt ja Zeit, Euch drängt doch niemand.

GENAUSO werden wir es halten. Wir haben uns einen Zeitrahmen von ca. 1 Jahr gesetzt.... :-D :-D

Liebe Grüsse

gisa :-D

Re: Spanische Wirtschaft weiter tief in der Rezession

Verfasst: Fr 21. Dez 2012, 19:10
von Küchenfee
Im Hinterland, etwas ab vom Tourismus, merken wir schon deutlich, dass nicht alles eitel Sonnenschein ist. Hier im Campo liegen viele Orangen- und Zitronenplantagen brach, die Erntetrupps... die osteuropäischen die ich hier schon gesehen habe, sind in einem dermassen schlechten Zustand, dass man meinen könnte, sie wären schwerst krank. Bei unserem Nachbarn haben ca. 30 Leute aus den Mahgreb-Staaten geerntet... die sahen zwar noch besser aus, haben mich dafür mittags um drei um Wasser gebeten. Sie waren seit dem Morgen am ernten und haben nichts zu trinken bekommen, bei einem der letzten richtig heissen Tage Ende September. Da soll nochmal einer sagen, es gäbe keine Sklaverei mehr...
Weil mein Mann mit unserem Auto für längere Zeit in D war, musste ich einige Male auf das Taxi zurückgreifen um die 8km vom Dorf zu unserem Haus zu kommen... bereits beim 3. Mal hat mir der Taxi-Fahrer sein Herz ausgeschüttet... Taxifahrten leistet sich im Hinterland keiner mehr, er würde sofort alles stehen und liegen lassen, könnte er einen Job im Ausland kriegen - auch sucht er dringend einen Käufer für sein Haus, würde dann bei seiner Familie einziehen. Ich weiss nicht, WIE gross seine Not tatsächlich ist... aber damit ein gestandener Mann sich bei einer jungen Frau ausheult... da gehört mit Sicherheit schon eine gute Portion Verzweiflung zu.
Für mich bzw. uns ganz persönlich machen sich die permanent steigenden Preise bemerkbar. Bei den Dingen des täglichen Bedarfs habe ich nun in einem Jahr einen Preisanstieg von ca. 10% festgestellt. Einiges kam direkt als die IVA-Erhöhung angekündigt wurde, aber jetzt gegen Jahresende wurde auch nochmal ordentlich nachgelegt.
Was uns auch persönlich betrifft ist das Tierelend. Ich habe einen jungen Hund, der hier in der Nähe im Campo haust... ich bekomme ihn nicht unter und ich meine, mich nach dem einen Jahr schon einigermassen gut hier auszukennen, was die Orgas angeht. Unser eigener Tierbestand hat sich verdoppelt binnen eines Jahres, eben weil wir nicht wegschauen konnten.
Versteh mich nicht falsch: Die Problematik der Haustiere ist ja keine neue in Spanien - aber dass in den Touri-Regionen selbst die ausländischen Vereine ihre Pforten wegen Überfüllung und Verarmung schliessen müssen, das ist neu.
Ansonsten kann ich mich nur dem anschliessen, was viele andere hier schreiben: Leerstehende Läden, geschlossene Restaurants, Bettler, Müll-Durchsucher, leere Läden - selbst jetzt, 3 Tage vor Weihnachten.

Heute waren wir übrigens das erste Mal seit langem wieder an der Küste, mitten drin im Touri-Spass. Eine ganz andere Welt: Volle Restaurants, volle Supermarkt-Parkplätze, im Centro Commercial wurden Weihnachtseinkäufe erledigt und im Tierladen waren die Preise für die Riesenknochen nochmal weihnachtstypisch stark erhöht, die Weihnachts-Halsbänder dagegen fast ausverkauft. Wenn man seinen Wohnort also gut wählt, dann muss man von der Krise nichts mitbekommen ;) Ich für meinen Teil würde dennoch nicht in diese Gegend ziehen wollen, aber das ist ja glücklicherweise jedem selbst überlassen.

Re: Spanische Wirtschaft weiter tief in der Rezession

Verfasst: Fr 21. Dez 2012, 19:39
von gisaroth
Danke @ all für die sehr persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen.

Das hilft bestimmt, die Sinne zu schärfen, wenn wir im Januar kommen...

Liebe Grüsse

gisa :-D