Die Hoteliers in Spanien stöhnen, dass ihnen die privaten und zum größten Teil illegalen Vermieter im Lande die Butter vom Brot nehmen. Wir berichteten über die Schwarzvermietung unter
Su casa no es un hotel....
In der Zeitung "El Mundo" fand ich dieser Tage ein interessantes Interview mit Xamena Martín, Inhaber des Hotels Bon Sol (Resort & Spa) in Illetas (eines der klassischen Hotels auf Mallorca), in dem er über die Auswirkungen der Krise in Spanien befragt wird. Xamena ist scheinbar im Besitz des Schlüssel zum Erfolg. In dem Interview gibt er einen kleinen Einblick in das Management seines familiär geleiteten Hotels und mit welchen Mitteln er der wirtschaftlichen Lage trotzt..
Das
"Bon Sol" wurde bereits im Jahr 1953 von Xamenas Vater gebaut, und ist ein Hotel mit ganz eigenem Charakter - eine Mischung aus kastilischem Stil und ein wenig Canterville

. Es ist ein ****Familienhotel
(Steckbrief), mit einer alten Familientradition - gerade nimmt die dritte Generation die Zügel in die Hand.
Anmerkung:
- Bevor diesbezügliche Fragen kommen: Nein, ich bekomme keine Provision für diesen Beitrag, aber ich reise genauso gerne wie einige von euch und bevorzuge familiär geführte Hotels, die meistens einen ganz individuellen Charme versprühen. Gelungene (Innen-)Architektur ist mir bei der Buchung genauso wichtig wie die Umgebung eines Hotels. In diesem Beitrag geht es jedoch um die Krise in Spanien und ihre Auswirkungen auf das Hotelgewerbe. Und gerade da fand ich ein paar bemerkenswerte Aussagen des Eigentümers, die zeigen, dass es auch anders geht:
80 Prozent der Hotelgäste des Bon Sol sind Stammgäste. Die älteren Gäste kommen immer wieder, während die jungen nach einem Aufenthalt nach neuen Zielen suchen. Deshalb hat man sich hier besonders auf älteres Publikum spezialisiert, die gutes Essen und ein angenehmes Klima suchen - aber vor allem die Nestwärme, die sie zu Hause nicht mehr finden, weil die "Brut" längst flügge geworden ist. Manche Stammgäste kommen bis zu fünf Mal jährlich.
Xamenas Vater, der das Hotel gegründet hat, war ein Visionär. Er liebte es zu reisen, in einer Zeit, in der es eigentlich noch nicht populär war, ins Ausland zu fahren. Er besuchte Amerika und fragte in jeder Stadt nach dem besten Hotel, wobei er heraus fand, dass es weder das größte noch das modernste Haus am Platze war, sondern vielmehr ein Hotel mit Charakter, traditionell und im klassischen Stil gehalten. Nach seiner Rückkehr auf die Insel fiel ihm auf, dass an vielen einheimischen Hotels die Mode bereits vorüber gegangen war - sie wirkten verstaubt. Klassischer Stil hingegen hat kein Alter noch wirkt er veraltet.
Xamenas Vater gab seinen Kindern einen guten Ratschlag mit auf den Weg:
"Reist oft in gute Hotels, es ist eine große Investition, weil ihr immer etwas Neues lernen werdet."
Dann kam er auf Benidorm zu sprechen, eine Stadt, die, wie wir alle wissen, sehr dicht bebaut ist und direkt am Strand liegt, die aber auch in den Wintermonaten viele Touristen eines "bestimmten" Alters beherbergt. Urlauber, die nicht erst dreihundert Meter weit laufen wollen, um sich Medikamente aus einer Apotheke zu holen oder eine Zeitung zu kaufen. Natürlich gibt es auch andere Touristen. In der Karibik gibt es Hotels, die extra Fahrräder zur Verfügung stellen, damit die Gäste den weiten Weg zur Bar hinter sich legen können.(Anm. der Rückweg zur Unterkunft könnte sich in diesem Fall vielleicht etwas schwierig gestalten).
In den 50er Jahren boomte der Tourismus auf Mallorca. Die Menschen begannen (wieder) zu reisen. Es herrschte Aufbruchsstimmung. Etliche Hotels konnten Verträge mit Reiseveranstaltern abschließen, besonders in den 60er Jahren. Die Hoteliers mussten Mut und Arbeitswillen aufbringen, um Verträge zu erhalten. Oft waren es nur ein Landwirt und ein Koch, die die Chance ergriffen und das Beste aus ihrem Leben gemacht haben. Hoteliers müssen mit der Zeit gehen: Den vor 20 Jahren angelegten Squash-Platz nutzt heute kein Gast mehr. Einzig die großen Hotelketten können ständig investieren und machen den familiär geleiteten Hotels das Leben schwer, denn sie bieten viel für wenig Geld. Deshalb müssen sich die kleinen Hotels eine Nische suchen, in der sie überleben können. Xamena sagt, dass seine Hotelgäste es lieben, von einem Kellner am Tisch bedient zu werden, statt sich selbst am Büfett das Essen zu holen. Eigentlich sei es die familiäre Atmosphäre, die seine Gäste schätzen. Hotels wie diese findet man selten im Internet, die Kunden erkundigen sich anderweitig. Früher buchten 50 Prozent seiner Gäste über ein Reisebüro, doch nachdem das Englische Pfund an Wert verlor, sank deren Zahl. Wichtig sei es auch, das Hotel nicht nach der Saison zu schließen. Doch genauso wie andere Hoteliers in Spanien stöhnt Xamena, dass eigentlich nur die Monate von Mai bis September ausgebucht sind. Diese Einnahmen müssen für den Rest des Jahres abdecken. Aber er gibt auch zu, dass z.Zt. 30 Prozent aller Gäste aus Nordafrika "ausgeliehen" sind, denn Ägypten, Tunesien und Libyen bieten dasselbe Klima und dasselbe Meer, und dort sprechen die freundlichen Kellner auch noch ein ausgezeichnetes Englisch - im Gegensatz zu den Angestellten in Spanien. Hier finden nur noch die Besten einen Arbeitsplatz. Und die wollen natürlich nicht nur drei oder vier Monate im Jahr beschäftigt werden, sondern das ganze Jahr über arbeiten. Auch die Hotelbesitzer haben ein Problem: Wenn sie in der Nebensaison schließen, verlieren sie ihr eingearbeitetes Personal.
Fazit:
- Wenn Hotels ganzjährig geöffnet sind (abzüglich der Urlaubszeit, die natürlich im Winter liegt), verlieren die Hoteliers einen Großteil ihrer Sommereinnahmen, behalten aber ihr Stammpersonal, das im nächsten Jahr nicht mehr angelernt werden muss. Abgesicherte Angestellte arbeiten mit mehr Engagement als Saisonkräfte. Allerdings müssen in der Nebensaison genügend attraktive Angebote für die Wintergäste bereit gestellt werden, auch die Spezialisierung auf ein bestimmtes Klientel ist sinnvoll.
Klingt einfach, aber ob das zum Überleben ausreichen mag?
