Betonstummel auf den Berggipfeln

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Frank_Berlin
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Betonstummel auf den Berggipfeln

Beitrag von Frank_Berlin »

Guten Tag,

wir wandern ja viel und gerne. In den Alpen finden wir oftmals auf den Berggipfeln ein Kreuz, an der CB hingegen ein ca. 1qm großes Fundament mit einem wenig schmeichelhaften Stummel, so z. B. auf dem Montgo, Puig Campana oder wie hier im Bild auf dem Cim Benicadell.

Da ich davon ausgehe, dass keiner aus Versehen einen Sack Zement hochgetragen und ein Fundament mit Stummel gegossen hat: was hat es mit diesen Stummeln auf sich? Sind das die Reste von Gipfelkreuzen oder was ganz anderes? Wenn ersteres, warum sind die Kreuze alle weg?

Weiß jemand was?
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Benicadell klein.jpg
Miesepeter
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Re: Betonstummel auf den Berggipfeln

Beitrag von Miesepeter »

Es handelt sich m.E. um Teodolite, das Land ist weitgehend immer noch nicht vermessen.
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baufred
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Re: Betonstummel auf den Berggipfeln

Beitrag von baufred »

Info: Bezeichnung >> vértices geodésicos > geodätische (Mess-) Punkte

>>> https://www.montanasdelsur.es/2012/09/1 ... odesico-i/ >:d<
Saludos -- baufred --
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Atze
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Re: Betonstummel auf den Berggipfeln

Beitrag von Atze »

Miesepeter hat geschrieben: So 18. Dez 2022, 11:31 Es handelt sich m.E. um Teodolite, das Land ist weitgehend immer noch nicht vermessen.
Nicht ganz: Theodolite sind die Geräte, mit denen die Winkel zwischen geodätischen Festpunkten (Trigonometrischen Punkten) ermittelt werden.
Diese Festpunkte sind weithin sichtbare Berggipfel (deren Spitzen zur eindeutigen Einmessung mit Säulen oder Holzpyramiden markiert werden), Kirchtürme usw. Auf dem flachen Land wurden meist hohe dreiseitige Holzpyramiden dazu errichtet.
Winkel zwischen 2 Punkten lassen sich im Gelände mit einem Theodoliten (im Prinzip ein ein die waagerechte gekippter Sextant) genau messen. Genauer als Strecken, besonders wenn diese sehr lang sind. Daher wird für großräumige Vermessungen das Verfahren der Triangulation verwendet: Sind die Winkel zwischen den Seiten eines Dreiecks und die Länge einer der Dreiecksseiten bekannt, kann man die Längen der anderen Seiten mittels trigonometrischer Formeln berechnen. Als Ausgangspunkt für die Vermessung eines Landes wurden im 19.Jahrh. markante Punkte gewählt: Puerta da Sol in Madrid, der Invalidendom in Paris oder der Rauenberg in Berlin-Tempelhof, heute Marienhöhe genannt.
Dichtebei wohnen wir.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rauenberg ... her_Punkt)

Interessant ist vielleicht noch, dass der TP Rauenberg wie alle damaligen TPs seinen Bezug nicht auf Greenwich hatte, sondern auf "Ferro" (El Hierro) dem westlichsten Punkt der im Mittelalter bekannten Welt. Greenwich wurde erst 1884 international als Nullmeridian festgelegt.
LG Atze
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ville
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Re: Betonstummel auf den Berggipfeln

Beitrag von ville »

@ Atze: Sehr schön und verständlich erläutert ! Einmal mehr danke für die Mühe...

@ alle: Wir wünschen euch einen schönen letzten Advent und danach FROHE FESTTAGE sowie einen GUTEN RUTSCH !

ville mit villine
„Die Welt ist ein Buch, und wer nicht reist, liest davon nicht eine einzige Seite.“
(wusste bereits Augustinus Aurelius, 354 – 430, Philosoph)
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Frank_Berlin
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Re: Betonstummel auf den Berggipfeln

Beitrag von Frank_Berlin »

Danke Euch ebenfalls für die Erklärungen … und das mal soeben am Sonntagnachmittag. Cooles Forum!
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Atze
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Re: Betonstummel auf den Berggipfeln

Beitrag von Atze »

Ergänzung:
Manche Gipfelkreuze haben eine Kugel unter dem Kreuz (z. B. Zugdpitze). Diese Kugel dient als Visierpunkt.
Und viele TP- Säulen haben eine passende Höhe, und auf der "Platte" auch Markierungen, dass man den Theodoliten dort etwa in Augenhöhe aufstellen kann.
LG Atze
Miesepeter
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Re: Betonstummel auf den Berggipfeln

Beitrag von Miesepeter »

Es bewahrheitet sich immer wieder: man lernt nie aus, und später mspät als gar nicht. Chapeau!
Der Intellekt steht nachgeordnet zum Willen (Briefträger Gert Postel)
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