Großen Druck verspüre ich nicht gerade, aber Citonella, deinem knüppelharten Argument will ich mich ebenso wenig verschließen wie den Wünschen von NWL, Klaus und Jo.....Citronella hat geschrieben:Es wäre ein grober Verstoß nicht von dieser Reise zu berichten! Ich freu mich schon drauf ....
Saludos Citronella
So packe ich jetzt den Bericht hier herein und hoffe, der Eine oder die Andere können ihm etwas abgewinnen...
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(wie schon eingeleitet:)
Ganz kurz vor dem Schock-Datum "Nine-eleven", (dem Fall der Towers in Manhattan,) bereisten wir dieses Land, das viele in der Nähe der "Schurkenstaaten" sehen, obwohl ja die Regierungen der letzten Jahre scheinbar pro-westlich orientiert waren .
Wir bereisten es , obwohl unser allererster Eindruck 23 Jahre zuvor zum Davonlaufen war. (Damals kamen wir über den Khyber-Pass an die afghanisch-pakistan. Grenze, wo der pak. Zöllner durch das geöffnete Beifahrerfenster fragte : "Are you married?" Wir waren ehrlich: "No." Prompt beugte sich der Kerl durch die Öffnung und versuchte meine Holde zu küssen !! Da bleibt einem erst mal die Spucke weg!)
Eines der Haupt-Probleme heute, so die Bundeszentrale für Polit. Bildung:
In Pakistan versuchen radikale Islamisten und andere Aufständische besonders nach dem Tod Bin Ladens, ein gesellschaftliches Klima religiöser Intoleranz und tagtäglicher Gewalt zu schaffen. (......) Laut Beobachtern ist Pakistan neben Irak und Afghanistan das Land mit den meisten Opfern durch terroristische Attentate.
Die Aussichten der Regierung, die Kontrolle im Land zurückzugewinnen, sind denkbar schlecht.Teile des Geheimdienstes und des Militärs kollaborieren mit Al Qaida, den Taliban und anderen Aufständischen dies- und jenseits der afghanisch-pakistanischen Grenze , um eigene geostrategische Interessen in der Region zu befördern.
Andererseits hat sich nach der Tötung Osama bin Ladens das Verhältnis zu den wichtigsten internationalen Verbündeten deutlich abgekühlt. Die internationale Gemeinschaft, allen voran die USA, verurteilen das doppelte Spiel Islamabads....
http://www.bpb.de/themen/70TN42,0,0,Pakistan.html
Ich vermute, auf absehbare Zeit wird kaum jemand von euch den Drang verspüren, Pakistan zu bereisen, ein Land, in dem es jedoch viel zu sehen gibt, und wo wir meistens liebenswerten Menschen begegnet sind.
Kurze Rede, langer Sinn: wenn es euch genehm ist, dann könnt ihr anhand unserer Erinnerungen einen Blick in dieses Land werfen. (Die Bildqualität ist leider nicht immer die beste - eben von Dias abfotografiert...)
Hier ist unsere Route zu sehen.
Wir reisten per Bus von Ladakh aus über Kashmir nach Jammu, besuchten unsere indische Familie und setzten eine Woche später die Fahrt fort. Am 14. Aug. überquerten wir die Grenze zwischen Amritsar und Lahore. (Es war der Unabhängigkeitstag Pakistans; der indische ist einen Tag später)
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Ein Wall von Menschen blockiert auf beiden Seiten der Grenze fast jedes Durchkommen. Ein Sikh mit mächtigem Turban schafft uns ebenso eine Gasse auf der indischen wie dann ein Soldat auf der pakistanischen Seite. Schließlich sind wir durch.....
Allein schon an der Kleidung der Menschen wird deutlich, dass man ein anderes Land betritt.
War in Indien im Straßenbild noch die bunte Palette der Saris von Frauen dominant , ist es jetzt der Salwar Kameez, auch als Punjabi Dress bekannt. Ein Grund dafür ist, dass der Sari teilweise den Bauch freigibt und zudem mit einem kurzärmligen Oberteil kombiniert wird. Dies entspricht nicht den islamischen Anforderungen an ein Kleidungsstück für die Frau.
Auch sind hier deutlich weniger Frauen in der Öffentlichkeit zu sehen, und wenn, dann verschleiert oder eben mindestens mit besagtem Salwar (Schlabberhose) Kameez (langes Hemd). Fast alle Männer tragen die Kombination und dazu meist eine Kopfbedeckung. Es sind bis nach Lahore nur etwa 40 km vom Grenzposten Attari Road / Wagah, den wir mittlerweile zum 5. Mal passieren. Der Verkehr hält sich auf dieser Strecke in Grenzen, bis wir die Stadt erreichen, mit rund 7 Mill. Einwohnern die zweitgrößte des Landes nach Karachi. Ein Tor in der Altstadt, daneben zwei der Türme von Jahangirs Tomb, ein Grabmal in der Altstadt. Halbedelsteine, kunstvoll in Marmor eingelegt - ganz ähnlich wie z.B. am Taj Mahal..... Natürlich wollen wir einen Blick in das Fort werfen, dessen Fassade schon bessere Zeiten gesehen hat. Davor ist gerade ein Rasenmäher-Team unterwegs, der Antrieb hat 1 WS (Wasserbüffel-Stärke). Das Innere der Befestigungsanlage wirkt jedoch sehr gepflegt. Auch die mächtige Badshahi-Moschee schauen wir uns an. Sie ist Ziel vieler Pilger und Oase der Ruhe, solange der Muezzin diese nicht unterbricht. Eine Nische der Moschee wird von 2 arbeitswilligen Schülern genutzt. Hier finden sie die Ruhe, die sie vielleicht zu Hause vermissen. "Das waren noch Zeiten". Man darf bezweifeln, dass es eine solche Kino-Reklame und entsprechende Filme momentan dort noch gibt. Ein Markt am Rand der Altstadt wirkt etwas improvisiert. Hier in Pakistan gibt es weniger bunte Stoffe als in Indien, aber stabile. Im Bild daneben : Tabak- "Würste". Transporte sind ein wichtiges Thema in Ländern der 3. Welt, und die Kapazitäten werden meist voll genutzt: Schulbus der besonderen Art. Viele Kinder werden in privat organisierten Rikschas gebracht und geholt. Ein Bäcker-Team bei der Arbeit. Teigfladen werden an die Wand im geheizten Loch "gebatscht" und kommen als Fladenbrote wieder zum Vorschein...Natürlich alles Handarbeit. Leitungsrohre vor einer Wand: das Praktische hat Vorrang. Bei den Fahrzeugen wie diesem Traktor dagegen spielt die Ästhetik eine gewisse Rolle. Bei den LKWs wird das noch sehr deutlich werden, und wir werden auf der Weiterreise viele "gestylte" sehen. Unsere nächste Etappe ist der legendäre Karakorum - Highway. Der KKH, die höchstgelegene Fernstraße der Welt, führt entlang des Indus am Achttausender Nanga Parbat vorbei und schließlich über den knapp 4700 m hohen Khunjerab-Pass, der die Grenze zwischen Pakistan und China markiert.
Eine Straße, mit chinesischer Hilfe gebaut . Unzählige Menschen mussten beim Bau ihr Leben lassen, und Erdrutsche verhindern auf der über 1200 km langen Strecke häufig das Weiterkommen. Wir sitzen in einem exotisch ausstaffierten Bus in Richtung Norden. (eigentlich wäre ich lieber mit einer alten Enfield 500 gefahren, aber zu zweit mit Gepäck....) Auf dem LKW vor uns wogt eine Ladung Wasserbüffel in den Kurven wie Korn im Wind. Irgendwann geht es zwischen die Bergketten, immer entlang des Indus. Ständig kommen uns Trucks entgegen, und die Bedeutung des "Highway" für die Versorgung in den Hochtälern und für den Güteraustausch mit China wird sichtbar. Die ersten höheren Berge tauchen auf. Im Städtchen Besham klettern wir aus dem Bus und schauen uns nach einem Hotel um . Im "Paris" finden wir ein Zimmer zu akzeptablen Bedingungen. Am nächsten Morgen gehen wir auf die Suche nach einem Transportmittel. Die ständig vorbei rollenden Trucks sind weltweit mit nichts vergleichbar und ihrer Besitzer ganzer Stolz.
Während Pakistaner versuchen, einen Kleinbus anzuschieben, finden wir einen anderen, der bis nach Gilgit fahren soll. Unterwegs gibt es schon mal einen Halt, und man kann aus der primitiven Küche z.B. einen Teller Reis bekommen. Ein Erdrutsch hält uns um Stunden auf, bis ein Caterpillar eine Rampe schiebt. Hier nichts Ungewöhnliches.... Die Fahrt ist auch sonst abenteuerlich. Der chaotische Fahrer überlässt unser Schicksal mehr Allah's Hand als seiner eigenen. Er fährt wie der Henker und erwischt in einer Kurve mit dem Vorderrad einen Stein. Anschließend liegt er eine geschlagene Stunde unter dem Heck, versucht das festgeklemmte Reserverad zu lösen. Ein LKW hält an, und dessen Fahrer leiht unserem eine Eisenstange zum Hebeln. Als das Rad sich endlich löst, trifft es unseren "Spezialisten" am Kopf, und für 5 Minuten ist er bewusstlos. Einige Mitfahrer ziehen ihn hervor. Als er wieder aktionsfähig ist, montiert er das Rad und versucht bei der Weiterfahrt, die verlorene Zeit wieder aufzuholen! Es wird Nacht, und in einem Dorf überfährt dieser Idiot fast ein Kind. Als ich ihn dann mehrfach anbrülle: "Go slow !" , scheint er zu überlegen (Was er jedoch nicht wirklich tut).
Nachts erreichen wir Gilgit, das wegen Stromausfalls fast völlig im Dunkel liegt. Mit einer Taschenlampe suchen wir uns ein Hotel.
Am anderen Tag sieht alles schon viel besser aus. (Bild oben rechts) Hier wollen wir zunächst ein, zwei Tage bleiben ........
Fortsetzung demnächst ....