Kuba abseits der Strände: bunt und liebenswert
Verfasst: Di 13. Nov 2018, 19:48
Hallo Reisefans,
nach einer Weile der "Abstinenz" will ich mal wieder einen Bericht aus der Feder oder besser aus dem Laptop lassen.
Vor Jahren hatten wir bereits das Reiseziel Kuba im Visier, aber immer wieder verworfen, aus welchen Gründen auch immer. Als jedoch im Sommer 2016 eine ganze Reihe von Dokus im Fernsehen gezeigt wurde und auch der eine oder andere positiv klingende Reisebericht durchsickerte, freundeten wir uns mit der Idee an, der Insel bald einen Besuch abzustatten.
Meine bessere Hälfte begann wie immer, wenn wir uns über ein Ziel einig waren, intensiv zu recherchieren: Was gibt es zu sehen ?
Wie sind die klimatischen Bedingungen, welches ist die beste Reisezeit? Gibt es Flüge zu vertretbaren Preisen ? Wie ist die Situation in Bezug auf Unterkünfte, Verpflegung, Transporte. Wie steht es um die Sicherheit sowie die Bedingungen um die einheimische Währung ? Brauchen wir eine besondere Gesundheitsvorsorge ?
Alsbald hatten wir unsere Flüge. KLM sollte uns von Alicante nach Amsterdam bringen, wo wir eine Zwischenübernachtung einplanten. Von dort sollte es dann nach Havanna gehen und nach rund 5 Wochen auf dem gleichen Weg wieder zurück.
Einmal mehr begannen wir, unsere „Traveller-Utensilien“ zu überprüfen und zu ergänzen. Dazu kamen diverse kleine Geschenke wie Shampoos und Seifen, auf Kuba beim weniger begüterten Teil der Gesellschaft äußerst begehrt ! (Sollte sich später bestätigen)
Statt eines Visums benötigte man eine "Touristen-Karte". Unsere Karten besorgten wir uns in einem kleinen Reisebüro während eines Berlin-Besuchs.
Schließlich war es dann soweit.
Wir rollten nach Alicante , flogen mit der TRANSAVIA nach Amsterdam, wo wir im IBIS – Hotel unweit vom Flughafen Schiphol übernachteten.
Am Morgen frühstückten wir im Airport. Da unser Gepäck bereits durchgecheckt war, war die Boarding - Prozedur ein Klacks.
Im ziemlich neuen Airbus A 330 saßen wir ganz hinten – mit gutem Sitzabstand sehr bequem – und wurden von der äußerst freundlichen Crew auf's beste verpflegt. Wenn man allerdings vor der Küste der USA denkt, jetzt kann es nicht mehr weit sein, heißt es doch noch ein Weilchen zu warten.
Dennoch: Die rund 10 Stunden Flugzeit vergingen fast "wie im Flug“. Etwa um 14:30 Ortszeit landeten wir dann in
Havanna.
Die Service-Freundlichkeit des realen Sozialismus wurde erwartungsfrohen Touristen in diesem Airport sehr deutlich vor Augen gehalten. Lange Schlangen vor der Immigration sind weltweit nichts Besonderes, aber um dann an sein Gepäck zu kommen, brauchte es hier schon etwas Geduld . Hunderte von teils übermüdeten Reisenden hofften auf ihr Gepäck. Es gab nur 2 Bänder und praktisch kaum Information, wo man seinen Kram in Empfang nehmen konnte. Wir warteten eine gefühlte Unendlichkeit am stehenden Band Nr.1, bis das Gerücht durchsickerte, es sei defekt. Rund um das andere, ständig laufende und längst überladene Band stapelten sich inzwischen jede Menge Kisten, Koffer, Rucksäcke, Taschen und Schachteln, während zahllose Suchende herumirrten, manche schon fast am Verzweifeln.
Nach rund einer Stunde Wartens und Suchens tauchten aber unsere Rucksack-Trolleys schließlich auf, unverwechselbar gekennzeichnet durch Stoffhüllen zum Schutz gegen schmutzige Kofferräume und schnelles Durchwühlen.
Den Zoll hatten wir dann schnell hinter uns , und an einem Geldautomat zogen wir erst einmal ein kleines Päckchen CUCs, die konvertiblen Pesos, die 1 : 1 zum US-$ gehandelt wurden. Wir lernten schnell, wie man sie unterscheidet. Die "einheimische" Währung, vergleichbar mit der früheren Mark der DDR, zeigt Nationalhelden, so z.B. einen, dessen Konterfei wohl fast jeder kennt:
Die vom Staat bevorzugt an uns abgegebenen Pesos tragen den Zusatz "Convertibles", und statt der Köpfe sind Monumente abgebildet. Das Umtauschverhältnis betrug zum Zeitpunkt unserer Reise 1 CUC (Cuban.Convertibles) zu 24 CUP .
Draußen vor dem Airport verhandelten wir dann mit einigen Taxifahrern, um in die City zu kommen. Der Preis sei mit 35 CUC festgelegt, erklärten uns manche, aber wir wendeten uns ab, und nach kurzer Zeit bekamen wir dann die Fahrt für 25 CUC. Das entsprach etwa dem Monatslohn eines Arbeiters !
Im unerwartet komfortablen und tiefgekühlten Toyota wurden wir in flotter Fahrt zur Innenstadt gebracht und bei der gewünschten Adresse, der Colon 164 abgesetzt. Mit einiger Mühe nahmen wir Kontakt mit den Gastgebern auf, denn es gab weder Klingeln noch Nemensschilder an dem großen, alten Gebäude, aber mit Hilfe einer zufällig herankommenden Bewohnerin kamen wir ins Haus und schließlich zur richtigen Adresse.
Yanet, eine liebenswerte junge Frau betreibt eine "Casa Particular" in der 2 Etage. Bei ihr und ihrer Familie bekommen wir ein über deren winzigem "Salon" gelegenes Zimmer.
Yanet serviert uns einen Café, wir plaudern ein Weilchen, und dann ziehen wir ein, entspannen uns etwas. Das Zimmer ist klein, das Bad geräumig, die Farben sind kubanisch-grell.
Am späten Nachmittag machen wir - wie immer nach langen Flügen - noch einen Rundgang, um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen. Die Gegensätze könnten kaum größer sein. In der Colon bröckelt der Putz, die Straße weist Löcher auf, in denen Pfützen kaum abtrocknen. Ein paar Meter weiter sind wir auf dem Paseo Marti, einer Prachtstraße mit 2 getrennten Fahrbahnen und einer breiten Promenade dazwischen. Hier sind ein paar große Hotels zu finden, dazu u.a. der Prachtbau Capitolio de la Habana sowie das Gran Teatro.
Dann tauchen wir in die Gassen der Altstadt ein. Es ist inzwischen dunkel geworden. In einer Bar genehmigen wir uns Mojitos und genießen die quirlige Atmosphäre mit kubanischer Live-Musik .
In dieser Nacht schlafen wir prima. Liegt nicht nur am Jetlag, sondern auch an den Mojitos.
Als wir am Morgen von Yanet ein passables Frühstück bekommen, konfrontiert sie uns sichtlich aufgewühlt mit den News: Fidel Castro sei in der Nacht gestorben. Und - es gebe für 9 Tage Staatstrauer. Ohne öffentliche Musik. Ohne Alkohol-Ausschank !
Etwas betroffen angesichts des historischen Moments schauen wir uns Teile der Altstadt an, in der das öffentliche Leben sichtlich gelähmt ist. Das stört uns jedoch bei unserem Rundgang nur wenig. Ein paar Eindrücke:
Für seine Oldtimer-Flotte ist Kuba berühmt. Tatsächlich findet man sie an jeder Ecke, und die Fahrer lauern an touristischen Brennpunkten auf zahlungskräftige "Kapitalisten".
Ein Blick auf eine von uns so genannte "Einheitswurst", die wir fast überall auch zu sehen bekamen:
An der Kanalisation wird "kleckerlesweise" gearbeitet, und angesichts stehender Gewässer in manchen Straßen und Gassen sowie öfters auftretender Gerüche aus dem Untergrund scheint dies eines der vordringlichsten Probleme zu sein.
Blick über ein Tor irgendwo in einer Altstatt-Gasse:
Als wir an einem ATM-Automaten Geld ziehen wollen, wenden wir eine der Lektionen für Kuba-Neulinge an und rufen "Ultimo ?" in die wartende Menge. Prompt geht eine Hand nach oben, und wir wissen jetzt, nach wem wir dran sind.
Für den 4. Tag haben wir unsere Weiterreise geplant und in einem nahe gelegenen 5-Sterne-Hotel Bus-Tickets besorgt. Es gibt im Wesentlichen 3 bedeutende staatliche Busunternehmungen, die alle mit chinesischen Bussen und gutem Standard operieren. Transtur wickelt vor allem die Transfers zwischen den Luxus-Resorts und Hotels ab. (Später werden wir dann auch mit VIAZUL sowie TRANSGAVIOTA unterwegs sein.)
Nach vielleicht 7 Std. gemütlicher Fahrt durch die tropische und aus unserer Sicht eher unspektakuläre Landschaft erreichen wir Trinidad an der Südküste.
(Fortsetzung folgt....)
nach einer Weile der "Abstinenz" will ich mal wieder einen Bericht aus der Feder oder besser aus dem Laptop lassen.
Vor Jahren hatten wir bereits das Reiseziel Kuba im Visier, aber immer wieder verworfen, aus welchen Gründen auch immer. Als jedoch im Sommer 2016 eine ganze Reihe von Dokus im Fernsehen gezeigt wurde und auch der eine oder andere positiv klingende Reisebericht durchsickerte, freundeten wir uns mit der Idee an, der Insel bald einen Besuch abzustatten.
Meine bessere Hälfte begann wie immer, wenn wir uns über ein Ziel einig waren, intensiv zu recherchieren: Was gibt es zu sehen ?
Wie sind die klimatischen Bedingungen, welches ist die beste Reisezeit? Gibt es Flüge zu vertretbaren Preisen ? Wie ist die Situation in Bezug auf Unterkünfte, Verpflegung, Transporte. Wie steht es um die Sicherheit sowie die Bedingungen um die einheimische Währung ? Brauchen wir eine besondere Gesundheitsvorsorge ?
Alsbald hatten wir unsere Flüge. KLM sollte uns von Alicante nach Amsterdam bringen, wo wir eine Zwischenübernachtung einplanten. Von dort sollte es dann nach Havanna gehen und nach rund 5 Wochen auf dem gleichen Weg wieder zurück.
Einmal mehr begannen wir, unsere „Traveller-Utensilien“ zu überprüfen und zu ergänzen. Dazu kamen diverse kleine Geschenke wie Shampoos und Seifen, auf Kuba beim weniger begüterten Teil der Gesellschaft äußerst begehrt ! (Sollte sich später bestätigen)
Statt eines Visums benötigte man eine "Touristen-Karte". Unsere Karten besorgten wir uns in einem kleinen Reisebüro während eines Berlin-Besuchs.
Schließlich war es dann soweit.
Wir rollten nach Alicante , flogen mit der TRANSAVIA nach Amsterdam, wo wir im IBIS – Hotel unweit vom Flughafen Schiphol übernachteten.
Am Morgen frühstückten wir im Airport. Da unser Gepäck bereits durchgecheckt war, war die Boarding - Prozedur ein Klacks.
Im ziemlich neuen Airbus A 330 saßen wir ganz hinten – mit gutem Sitzabstand sehr bequem – und wurden von der äußerst freundlichen Crew auf's beste verpflegt. Wenn man allerdings vor der Küste der USA denkt, jetzt kann es nicht mehr weit sein, heißt es doch noch ein Weilchen zu warten.
Dennoch: Die rund 10 Stunden Flugzeit vergingen fast "wie im Flug“. Etwa um 14:30 Ortszeit landeten wir dann in
Havanna.
Die Service-Freundlichkeit des realen Sozialismus wurde erwartungsfrohen Touristen in diesem Airport sehr deutlich vor Augen gehalten. Lange Schlangen vor der Immigration sind weltweit nichts Besonderes, aber um dann an sein Gepäck zu kommen, brauchte es hier schon etwas Geduld . Hunderte von teils übermüdeten Reisenden hofften auf ihr Gepäck. Es gab nur 2 Bänder und praktisch kaum Information, wo man seinen Kram in Empfang nehmen konnte. Wir warteten eine gefühlte Unendlichkeit am stehenden Band Nr.1, bis das Gerücht durchsickerte, es sei defekt. Rund um das andere, ständig laufende und längst überladene Band stapelten sich inzwischen jede Menge Kisten, Koffer, Rucksäcke, Taschen und Schachteln, während zahllose Suchende herumirrten, manche schon fast am Verzweifeln.
Nach rund einer Stunde Wartens und Suchens tauchten aber unsere Rucksack-Trolleys schließlich auf, unverwechselbar gekennzeichnet durch Stoffhüllen zum Schutz gegen schmutzige Kofferräume und schnelles Durchwühlen.
Den Zoll hatten wir dann schnell hinter uns , und an einem Geldautomat zogen wir erst einmal ein kleines Päckchen CUCs, die konvertiblen Pesos, die 1 : 1 zum US-$ gehandelt wurden. Wir lernten schnell, wie man sie unterscheidet. Die "einheimische" Währung, vergleichbar mit der früheren Mark der DDR, zeigt Nationalhelden, so z.B. einen, dessen Konterfei wohl fast jeder kennt:
Die vom Staat bevorzugt an uns abgegebenen Pesos tragen den Zusatz "Convertibles", und statt der Köpfe sind Monumente abgebildet. Das Umtauschverhältnis betrug zum Zeitpunkt unserer Reise 1 CUC (Cuban.Convertibles) zu 24 CUP .
Draußen vor dem Airport verhandelten wir dann mit einigen Taxifahrern, um in die City zu kommen. Der Preis sei mit 35 CUC festgelegt, erklärten uns manche, aber wir wendeten uns ab, und nach kurzer Zeit bekamen wir dann die Fahrt für 25 CUC. Das entsprach etwa dem Monatslohn eines Arbeiters !
Im unerwartet komfortablen und tiefgekühlten Toyota wurden wir in flotter Fahrt zur Innenstadt gebracht und bei der gewünschten Adresse, der Colon 164 abgesetzt. Mit einiger Mühe nahmen wir Kontakt mit den Gastgebern auf, denn es gab weder Klingeln noch Nemensschilder an dem großen, alten Gebäude, aber mit Hilfe einer zufällig herankommenden Bewohnerin kamen wir ins Haus und schließlich zur richtigen Adresse.
Yanet, eine liebenswerte junge Frau betreibt eine "Casa Particular" in der 2 Etage. Bei ihr und ihrer Familie bekommen wir ein über deren winzigem "Salon" gelegenes Zimmer.
Yanet serviert uns einen Café, wir plaudern ein Weilchen, und dann ziehen wir ein, entspannen uns etwas. Das Zimmer ist klein, das Bad geräumig, die Farben sind kubanisch-grell.
Am späten Nachmittag machen wir - wie immer nach langen Flügen - noch einen Rundgang, um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen. Die Gegensätze könnten kaum größer sein. In der Colon bröckelt der Putz, die Straße weist Löcher auf, in denen Pfützen kaum abtrocknen. Ein paar Meter weiter sind wir auf dem Paseo Marti, einer Prachtstraße mit 2 getrennten Fahrbahnen und einer breiten Promenade dazwischen. Hier sind ein paar große Hotels zu finden, dazu u.a. der Prachtbau Capitolio de la Habana sowie das Gran Teatro.
Dann tauchen wir in die Gassen der Altstadt ein. Es ist inzwischen dunkel geworden. In einer Bar genehmigen wir uns Mojitos und genießen die quirlige Atmosphäre mit kubanischer Live-Musik .
In dieser Nacht schlafen wir prima. Liegt nicht nur am Jetlag, sondern auch an den Mojitos.
Als wir am Morgen von Yanet ein passables Frühstück bekommen, konfrontiert sie uns sichtlich aufgewühlt mit den News: Fidel Castro sei in der Nacht gestorben. Und - es gebe für 9 Tage Staatstrauer. Ohne öffentliche Musik. Ohne Alkohol-Ausschank !
Etwas betroffen angesichts des historischen Moments schauen wir uns Teile der Altstadt an, in der das öffentliche Leben sichtlich gelähmt ist. Das stört uns jedoch bei unserem Rundgang nur wenig. Ein paar Eindrücke:
Für seine Oldtimer-Flotte ist Kuba berühmt. Tatsächlich findet man sie an jeder Ecke, und die Fahrer lauern an touristischen Brennpunkten auf zahlungskräftige "Kapitalisten".
Ein Blick auf eine von uns so genannte "Einheitswurst", die wir fast überall auch zu sehen bekamen:
An der Kanalisation wird "kleckerlesweise" gearbeitet, und angesichts stehender Gewässer in manchen Straßen und Gassen sowie öfters auftretender Gerüche aus dem Untergrund scheint dies eines der vordringlichsten Probleme zu sein.
Blick über ein Tor irgendwo in einer Altstatt-Gasse:
Als wir an einem ATM-Automaten Geld ziehen wollen, wenden wir eine der Lektionen für Kuba-Neulinge an und rufen "Ultimo ?" in die wartende Menge. Prompt geht eine Hand nach oben, und wir wissen jetzt, nach wem wir dran sind.
Für den 4. Tag haben wir unsere Weiterreise geplant und in einem nahe gelegenen 5-Sterne-Hotel Bus-Tickets besorgt. Es gibt im Wesentlichen 3 bedeutende staatliche Busunternehmungen, die alle mit chinesischen Bussen und gutem Standard operieren. Transtur wickelt vor allem die Transfers zwischen den Luxus-Resorts und Hotels ab. (Später werden wir dann auch mit VIAZUL sowie TRANSGAVIOTA unterwegs sein.)
Nach vielleicht 7 Std. gemütlicher Fahrt durch die tropische und aus unserer Sicht eher unspektakuläre Landschaft erreichen wir Trinidad an der Südküste.
(Fortsetzung folgt....)