Gewalt gegen Frauen in Spanien - Machoalarm

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Oliva B.
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Gewalt gegen Frauen in Spanien - Machoalarm

Beitrag von Oliva B. »

„Ich komme vor, als wäre ich vom Leben vergraben und möchte nur noch weinen.“ So umschrieb im Fernsehen vor mehr als 10 Jahren eine Frau ihr trauriges Dasein, die von ihrem Mann misshandelt wurde. Knapp 2 Wochen später kam ihr geschiedener Mann zu ihr, übergoss sie mit Benzin und zündete sie an. Als ihre minderjährige Tochter von der Schule nach Hause kam, fand sie ihre Mutter – brennend. Zu spät, um ihr das Leben zu retten. Sie starb mit 60 Jahren von der Hand ihres Ex-Mannes.
Doch diese Frau, Ana Orantes, war nur eine in einer ganzen Reihe von Todesfällen, die in Spanien registriert wurden.
Gerade die über 60jährigen Frauen sind im besonderen Maße betroffen.
Die traurigen Zahlen sprechen für sich:

2008 starben 70 Frauen durch die Hand ihres Mannes oder Partners,
8,6 % von ihnen waren älter als 64 Jahre (6 Frauen),
5,71 % waren zwischen 18 und 20 Jahre alt.

Von 1999 bis 2008 wurden 77 Frauen von über 64 Jahren von ihren Partnern getötet.
Eines der Probleme, warum es zu so vielen Tötungsfällen kommt ist, dass viele ältere Frauen nicht genügend informiert sind und nichts von der Existenz der Frauenhäuser weiß.
Darauf macht die spanische Regierung nun in einer breit angelegten Werbekampagne aufmerksam:
Violencia.JPG
Darauf bezieht sich auch folgender Artikel :
Von Javier Cáceres vom 9.7.09

Ein Wunderwerk der Überwachung: Eine schwarze Fessel aus Plastik soll verhindern, dass in Spanien prügelnde Männer ihren Opfern zu nahe kommen.

WEITERLESEN---> Quelle: jetzt bin ich mal echt mal gespannt, wie schnell diese Nachricht wieder an anderer Stelle auftaucht… :twisted:
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kala
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Re: Machoalarm

Beitrag von kala »

Hallo Oliva,
dieses Thema begleitet uns nun ja hier schon seit Jahren in Spanien. Es ist jedes Mal wieder erschreckend, wenn über einen neuen Fall berichtet wird. Ist Euch aber mal aufgefallen, dass bei diesen Berichten keine Vergleichszahlen zu lesen sind. Es gibt doch für nahezu alles Statistiken, aber hier scheinen diese wohl zu fehlen. Wieviele Frauen werden denn in Deutschland, Frankreich, Portugal, Italien usw. mishandelt oder getötet.

Interessant dabei ist, dass ich mal einen Bericht von einem Schweizer gelesen habe, der sagte, dass im Verhältnis deutlich mehr Frauen in der Schweiz zu Tode kommen als in Spanien. Ob es stimmt kann ich nicht sagen.

Eine weitere interessante Sache ist, dass einer unserer Nachbarn (Policia Local) sagt, dass der überwiegende Anteil der getöteten Frauen nicht spanischer Herkunft ist. Oft seien es Einwanderer aus den Balkanländern oder Südamerika. Nachgeprüft habe ich das natürlich auch nicht, aber es steht mit im Raum.

Ich habe das Gefühl, es ist so ein Thema wie in Deutschland die Pisastudie, die in Spanien kein Mensch kennt. Leider ist es nur ein sehr viel grausameres Thema.

Eine andere Frage über die ich noch nie etwas gelesen habe ist die, wieviele Männer von ihren Frauen mishandelt werden. Das klingt komisch, evtl. auch lustig, ist aber leider auch nicht aus der Luft gegriffen.

Ich für meinen Teil kenne hier ein spanisches Paar in der Nachbarschaft, wo es regelmässig zu Übergriffen kommt (Mann auf Frau). Die direkten Nachbarn sind bei der Polizei und auch die Frau beklagt sich nie, auf der Strasse sind sie ausgesprochen freundlich und nett (beide). Und sie ist auch nicht ganz ohne, ich würde es in dem Fall eher als Zweikampf bezeichnen. Was soll man tun? Die betroffenen tun nichts, die Polizei tut nichts ... Die haben gerade ihr zweites Kind bekommen - beides Söhne. Sollten die zusammenbleiben, dann sind die beiden Jungs auch mal Prügelkandidaten, denn die sehen nichts anderes.

Kein schönes Thema, aber leider ein vorhandenes Problem

lg
Kala
PS ich habe offensichtlich inzwischen sechs Kinder zu Besuch - die Nachbarschaft ist bei uns eingezogen :roll:
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Florecilla
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Re: Machoalarm

Beitrag von Florecilla »

Nachdem ich eure Beiträge gelesen habe, habe ich mich in die Informationsflut des Internets gestürzt und bin auf ein paar erschreckende Fakten gestossen:

:arrow: Häusliche Gewalt ist unter europäischen Frauen zwischen 16 und 44 Jahren die wichtigste Todesursache und der Hauptgrund für Behinderungen.

:arrow: In Deutschland, Schweden und Finnland wurden mindestens ein Drittel aller Frauen zwischen 16 und 67 Jahren mindestens einmal in ihrem Leben Opfer physischer oder sexueller Gewalt.

:arrow: Studien gehen davon aus, dass 12-15% aller jungen Frauen Opfer sexuellen Missbrauchs innerhalb der Familie waren oder sind.

Was man allerdings trotz intensiver Suche nicht findet, ist eine aussagekräftige Statistik auf Europa bezogen. Aber letztendlich ist es auch egal, wer gegen wen Gewalt ausübt - es darf einfach nicht vorkommen. Studien gehen übrigens davon aus, dass in 50 % der Fälle häuslicher Gewalt Männer die Opfer sind. Ob das auch in Spanien der Fall ist?
Saludos,
Florecilla (Margit)


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kala
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Re: Machoalarm

Beitrag von kala »

Hi Florecilla,
damit bestätigst Du genau das, was ich meinte. Es gibt zu allem und jedem eine Statistik, aber aus irgendeinem Grund nicht zu diesem Thema. Wenn man allein die Pressemeldungen aus D zusammennimmt, die die türkischen Frauen und Mädchen betreffen, die durch Ehemänner, Ex-Männer und Familienangehörige verletzt oder getötet werden, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass Spanien schlimmer ist als D. Aber wer weiss das schon so genau.

Das mit den Frauen hatte ich auch so im Hinterkopf, aber 50% ist schon heftig - da hat es mein Mann aber gut getroffen :* , ich bin überhaupt nicht gewalttätig...

lg
kala
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Oliva B.
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Re: Gewalt gegen Frauen in Spanien - Machoalarm

Beitrag von Oliva B. »

Kala, nicht zu Unrecht zweifelst du Statistiken an, doch die Zahlen müssen besorgniserregend sein, denn in der Extremadura wurde kürzlich die Kampagne „Die Lust liegt in deiner Hand“ ins Leben gerufen, um die häusliche Gewalt in den Griff zu bekommen. Weder Hotlines noch andere Aufklärungskampagnen haben eine Senkung der polizeilichen Anzeigen bewirken können. Nun soll in Workshops jungen Männern zwischen 14 und 17 Jahren der Respekt gegenüber den Frauen vermittelt werden.

Die Einzelheiten könnt ihr diesem Artikel der F.A.Z. entnehmen:
Sexualaufklärung in Spanien - "In eigener Hand" -von Paul Ingendaay, Madrid

Ob diese Workshops jedoch ein Umdenken in den Köpfen bewirken können, wage ich zu bezweifeln, denn die moralischen Werte werden Kindern in den Familien vermittelt. Von daher wäre m.E. der richtigere Ansatz, Eltern und nicht Kinder zu schulen.
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Florecilla
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Re: Gewalt gegen Frauen in Spanien - Machoalarm

Beitrag von Florecilla »

"Die Aufklärungskampagne wendet sich an Jugendliche zwischen vierzehn und siebzehn Jahren und soll mit Broschüren und Workshops Wissen über den respektvollen Umgang mit dem Sexualpartner, die Verhütung von Infektionskrankheiten und ungewollter Schwangerschaft sowie das Abc der Selbstbefriedigung vermitteln."

"Pilar Lucío, Leiterin des Referats Arbeit und Gleichstellung, sagte, sie sei es müde, die Workshops auf das Thema Masturbation reduziert zu sehen. Dieses werde in den zweistündigen Kursen nur kurz behandelt."
(Zitate FAZ)

Auch die meisten Medien haben die Berichterstattung über diese Workshops auf "das ABC der Selbstbefriedigung" reduziert - was aber nicht wundert, wenn das "Schulungs- und Anschauungsmaterial" von einem Erotikgeschäft zur Verfügung gestellt wird.

Die Absicht mag ja löblich sein, aber wie soll jungen Menschen in zwei Stunden vermittelt werden, was das familiäre Umfeld in Jahren nicht schafft oder sogar durch Bezugspersonen völlig anderes vorgelebt wird? Der Grundstein für die Vermittlung von Werten und Respekt anderen Menschen gegenüber wird doch schon viel früher gelegt. 14 bis 17jährige "umerziehen" zu wollen, ist meines Erachtens der falsche Ansatz, denn der Zug ist da wohl oftmals schon abgefahren.

Ein Umdenken werden diese Veranstaltungen nicht auslösen, wohl aber öffentliche Gelder verschlingen, die an anderen Stellen dringend gebraucht werden.

Zu diesem Thema passt wohl ein Zitat aus der Bibel: "Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach". (Markus 14, Vers 38 und Matthäus 26, Vers 41)
Saludos,
Florecilla (Margit)


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kala
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Re: Gewalt gegen Frauen in Spanien - Machoalarm

Beitrag von kala »

Hallo,
ich zweifle die spanischen Statistiken eigentlich nicht an - wie sollte ich- aber es fehlen entsprechende Vergleichszahlen um zu beurteilen ob es in anderen Ländern besser aussieht. Auch das würde natürlich nichts an der Situation verändern. Nur weil Nachbarland A oder B die Frauen genauso oft schlägt, wir die Situation ja nicht besser.

Das Problem liegt -wie so oft- in den Familien. Und gerade da dringt man in Spanien (wie auch bei Einwanderfamilien) wohl noch weniger bzw. noch schlechter ein, als z.B. in Deutschland. Deswegen ist die Umerziehung der Kinder und Jugendlichen durch Schulen, Veranstaltungen und Kurse sehr schwierig durchzuführen. Auch wenn dieser angesprochene Kurs nicht wirklich vielversprechend klingt, so ist es doch besser als nichts.
lg
kala
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Re: Gewalt gegen Frauen in Spanien - Machoalarm

Beitrag von Alex »

kala hat geschrieben:Hallo,
ich zweifle die spanischen Statistiken eigentlich nicht an - wie sollte ich- aber es fehlen entsprechende Vergleichszahlen um zu beurteilen ob es in anderen Ländern besser aussieht. Auch das würde natürlich nichts an der Situation verändern. Nur weil Nachbarland A oder B die Frauen genauso oft schlägt, wir die Situation ja nicht besser.

Das Problem liegt -wie so oft- in den Familien. Und gerade da dringt man in Spanien (wie auch bei Einwanderfamilien) wohl noch weniger bzw. noch schlechter ein, als z.B. in Deutschland. Deswegen ist die Umerziehung der Kinder und Jugendlichen durch Schulen, Veranstaltungen und Kurse sehr schwierig durchzuführen. Auch wenn dieser angesprochene Kurs nicht wirklich vielversprechend klingt, so ist es doch besser als nichts.

Puuuh ,

ja , ich finde eigentlich keine Worte ,es klingt so wie 50% der Männer schlagen Ihre Frauen und 80 % schlägt zurück .

Ich denke es ist egal von welchem Land wir sprechen Frauen schlagen ist für mich das übelste was es überhaupt gibt . x(

Nur verwunderlicher wird die Situation noch mehr wenn man sich die Homorate in den Südländern anschaut , ist dies ein Inditz
oder nur Zufall???

Lg Alex
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Re: Gewalt gegen Frauen in Spanien - Machoalarm

Beitrag von kala »

Hallo Alex,
das glaub ich nun wieder weniger. Ich denke beim Zurückschlagen gibt es eine ganz eigene Gruppe. Bei den wirklichen Misshandlungen schlägt nur eine Seite - wobei bei unsern Nachbarn offenbar jeder mal darf. Es ist wirklich ne blöde Situation wenn man von verschienen Famlien weiss und man kann nichts machen. Die Familien wollen im Normalfall auch nicht, dass man sich in irgendeiner Richtung reinhängt.
Zu den Homos - war sehr interessant - wir waren vor einigen Jahren in einem wirklichen kleinen Ort (ca 30 Häuser) am Amazonas. Dort gab es tatsächlich 27 bekennende Schwule. Demnach müssten die Frauen dort besonders agressiv sein??? Glaub ich nicht.
Ist aber reine Spekulation,
Gewalt ganz generell finde ich grausam, egal ob Männlein gegen Weiblein, Weiblein gegen Männlein oder untereinander - in kleinerem, aber ganz speziell in grösserem Stil (familiär oder länderübergreifend)
lg
kala
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Re: Gewalt gegen Frauen in Spanien - Machoalarm

Beitrag von Nordseekrabbe »

Hallo Zusammen, häusliche Gewalt in zunehmendem Maße ist sicher auch ein Zeichen unserer Werte-Verlust-Gesellschaft. Sie betrifft ja nicht nur Mann und Frau, sondern ja auch die Kinder. Kleinstkinder werden heute bereits mißhandelt weil sie zu viel schreien und manchmal sogar getötet. Es macht mich sehr hilflos und auch ich frage mich, wie man diesem Trend entgegnen kann. Dass Männer Homosexuell werden, weil Frauen..... Nein, in aller Liebe, aber das ist natuerlich nicht möglich. Die Veranlagung zur Homosexualität hat wohl nichts mit den Frauen zu tun. Ich denke allerdings im Gegenzug, dass es durchaus möglich ist, z.B. die hier genannte Gruppe von 14 bis 16 Jährigen neue Orientierung zu geben. Sie haben im Grunde ein Gespür dafür, was richtig und was falsch ist. Auch wenn die Erziehung in der Familie fehlgeschlagen ist. Verkehrt finde ich es nicht, diese Gruppe im Blick zu haben, denn aus geschlagenen Kindern werden ja oft schlagende Kinder. Ob das natuerlich in so einem Seminar reicht, das bezweifle ich auch. Mir schweben andere Modell vor. Häusliche Gewalt ist etwas, was weltweit vorhanden ist. Hier bei uns finden Frauen es fast normal, dass die Männer sie schlagen. Es passiert allerdings in erster Linie bei ueberforderten einfachen Familien, minimaler Wohnraum, oft nur 1 qm pro Person. Und, sorry, das muß ich deutlich sagen, zumindest hier verursachen die Frauen den Streß mit. Es gibt eine sehr abnehmende Verlässlichkeit in den Partnerschaften, Eifersucht wird regelrecht produziert. Denn wenn morgen ein Mann Begierde anmeldet der mehr besitzt als der Jetzige, dann wird schnell mal das Lager gewechselt. Soziales Hochschlafen ist das. Enttäuschen gehören somit zum Leben und entladen sich. Nicht nur an der Frau, vor allen Dingen auch an den Kindern und da wird auch hier angesetzt. Es gibt Seminare (allerdings in einer Regelmäßigkeit) fuer die Frauen. Diesen traut man am ehesten die Mitarbeit fuer einen Wechsel zu. Das ist nicht immer leicht fuer die Männer "die draußen bleiben". Aber es geht dabei auch vor allen Dingen um den Spiegel der vorgehalten wird, um die Auswirkungen auf die Kinder und um die Vorbildsituation fuer das spätere Leben der Kinder. Ich wünsche mir, daß es zumindest bei einigen Familien greift. Dass es schlagende Frauen gibt, das glaube ich mittlerweile gerne. Es gibt ja auch zunehmend brutale Mädchen-Gangs, etc. Schade, daß wir Frauen unsere Rolle so sehr aus dem Blick verloren haben. Sich schlechten Vorbildern anzupassen hat fuer mich wenig mit Emanzipation zu tun.
So, jetzt bin ich auf den weiteren Verlauf dieser Diskussion gespannt. Herzlicher Gruß Nordseekrabbe
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