SPANIEN: höchste Arbeitslosenquote der EU

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Cozumel
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Re: SPANIEN: höchste Arbeitslosenquote der EU

Beitrag von Cozumel »

In den Touristengebieten in Spanien hat man nicht unbedingt den Eindruck, dass hier grosse Arbeitslosigkeit herrscht.
Und der Eindruck trügt auch nicht.
Es gibt so unfassbar viele Schwarzarbeiter, dass einem schlecht werden kann. (Mir könnte es ja egal sein, schlecht werden sollte es dem Staat).
Meines Erachtens gibt es teilweise auch Zustimmung dazu von den Arbeitnehmern, man hat jetzt mehr Geld auf der Hand, Rente, naja darüber macht man sich Gedanken wenns so weit ist.

Ich hab ja schon mal erzählt, dass ein Bekannter sich bei mir beschwert hat, dass er doch sage und schreibe
2 Monate nur für den Staat arbeitet! ??? Ich war recht fassungslos und fragte ihn, was er denn glauben würde wovon denn alles bezahlt wird. Schulen, Strassen, Behörden, einfach alles. Ja, stimmt schon, aber.... war seine Antwort. Es fehlt hier an kollektiver Verantwortung.
Meine letzte Putzfrau habe ich entlassen, weil sie keine KV hatte und auch nicht einverstanden war ihren Job offiziell zu machen. Man macht sich als AG strafbar, wenn man jemand beschäftigt der keine KV hat.
Ich hab jetzt eine Reinigungskraft die autonomo ist und somit bin ich auf der sicheren Seite. Aber die meisten wollen nur schwarz arbeiten. Das neue Gesetz in Spanien, dass man auch geringfügige Beschäftigung schon ab der 1. Stunde anmelden muss, kennt keiner und interessiert auch nicht.

Klar, es fehlt an qualifizierten Arbeitsplätzen, denn in Mittel und Südspanien (ausser Madrid natürlich) gibt es einfach zu wenig Industrie oder andere geeignete Arbeitsplätze.
Die weniger qualifizierte Arbeit aber wird vielfach schwarz erledigt. Da hat sich in den letzten 20 Jahren leider wenig geändert.

Ich bin mir manchmal nicht sicher, ob Spanier wirklich den Willen und die Energie haben etwas zu verändern.

Von den neuen, spanischen Gastarbeiter im Klinik und Pflegebereich hört man auch nichts wirklich positives.
Es ist ihnen zu kalt, sie sind alleine und die Unterkünfte sind nicht komfortabel, deutsch ist so schwer. :-s

Die Uniklinik in Tübingen hat jetzt ein neues Projekt mit phillippinischen Krankenschwestern und Pflegern gestartet und sie sind extrem zufrieden. Die bereits gut ausgebildeten Kräfte lernten in kürzester Zeit deutsch, sind sehr engagiert und bei den Patienten wegen ihrer Zuvorkommenheit sehr beliebt. Vor allem aber der unbedingte Wille es zu schaffen sticht hervor.

hmmm
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Oliva B.
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Re: SPANIEN: höchste Arbeitslosenquote der EU

Beitrag von Oliva B. »

Nur der Vollständigkeit halber:

Spanien feiert sich... - Arbeitslosenquote gesunken:

Spanien schafft Jobs ohne Ende - und was dahinter steckt:
  • Ende 2016 sind bei den Arbeitsämtern knapp 390.000 Arbeitslose weniger gemeldet als ein Jahr zuvor. Trotzdem sieht es auf dem Arbeitsmarkt immer noch düster aus.
Die Realität sieht so aus Zeitarbeitsverträge, miese Bezahlung ------> Wirtschaft gerettet durch den Touristenboom im Jahr 2016
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vitalista
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Re: SPANIEN: höchste Arbeitslosenquote der EU

Beitrag von vitalista »

So schön sich das anhört, ich bekomme immer Bauchschmerzen bei solchen Artikeln. Denn welcher Preis für diesen Erfolg gezahlt wird, steht am Ende ja auch immer dabei.
In Deutschland läuft es prinzipiell ja ähnlich, obwohl jedem klar sein muss, dass es so in einigen Jahren Massen an Hilfsbedürftigen geben wird. Vielleicht läuft es dann automatisch auf ein bedingungsloses Grundeinkommen hinaus?
Wer morgens zerknittert aufsteht, hat tagsüber noch Entfaltungsmöglichkeiten!
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Re: SPANIEN: höchste Arbeitslosenquote der EU

Beitrag von maxheadroom »

vitalista hat geschrieben:So schön sich das anhört, ich bekomme immer Bauchschmerzen bei solchen Artikeln. Denn welcher Preis für diesen Erfolg gezahlt wird, steht am Ende ja auch immer dabei.
In Deutschland läuft es prinzipiell ja ähnlich, obwohl jedem klar sein muss, dass es so in einigen Jahren Massen an Hilfsbedürftigen geben wird. Vielleicht läuft es dann automatisch auf ein bedingungsloses Grundeinkommen hinaus?

Hola todos y vitalista,
da denke ich einfach mal wieder alle Probleme hat schon mal jemand irgendwan angedacht >:) irgendwie hat sich Keynes schon 1920 und später Gedanken gemacht wie es so mit den Menschen, der Produktivität und allem weitergeht, da sind ein paar ganz gut zutreffende Gedanken dabei, auch schon eben auf das bedingungslose Grundeinkommen bezogen, ich stell da jetzt einfach mal ein paar Zitate ein:
vom 31. Dezember 1933, Einige Leute scheinen daraus abzuleiten, Produktion und Einkommen könnten erhöht werden, indem man die Geldmenge erhöht. Aber dies ist so, als würde man versuchen dick zu werden, indem man sich einen längeren Gürtel kauft.“
---> ist doch gerade die Politik der EZB >:) >:)

-----> zu dem Problem was bei bedingslosen Grundeinkommen auftaucht :

Zum ersten Mal seit seiner Erschaffung wird der Mensch damit vor seine wirkliche, seine beständige Aufgabe gestellt sein, wie seine Freiheit von drückenden wirtschaftlichen Sorgen zu verwenden, wie seine Freizeit auszufüllen ist.“

Nun sind das ja Dinge die sich erst auf lange Sicht irgendwie einstellen, dazu hatte John Maynard Keynes freilich schon früh einen seiner wohl berühmtesten Gedanken. „Die lange Sicht ist ein schlechter Führer in Bezug auf die laufenden Dinge“, schrieb er 1923 in „A Tract on Monetary Reform“ („Ein Traktat über Währungsreform“). „Auf lange Sicht sind wir alle tot.“

Einfach mal so in den thread geworfen :lol: :lol: :lol: :lol: :lol:

Saludos
maxheadroom

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Re: SPANIEN: höchste Arbeitslosenquote der EU

Beitrag von Miesepeter »

Dazu muss gesagt werden, dass die veröffentlichte Arbeitslosenzahl nicht ganz der Wirklichkeit entspricht. Es handelt sich um in den Arbeitsämtern erfasste Personen, die Leistungen aus dem Arbeitslosenvericherungssystem beziehen und nicht in einem der (vielfach unnützen) Bescháftigungs- bzw. Umschulung-Programme eingegliedert sind oder sogen. Sozialbeschäftiungen verrichten. Die Gewerkschaften sprechen von einer Jugendarbeitslosigkeit (-26 Jahre) von über 50%. Hinzu kommen die regionalen Unterschiede (z.B. arbeitlose Frauen in Andalusien (-20 J.) = 83%, im Baskenland dagegen nur 40%. Weiterhin sind 83% aller neuen Arbeitsverträge lediglich für Zeitarbeit. Unterm Strich ist es sehr, sehr schwer, sich ein einigermassen aussagefähiges Bild über die tatsächlichen Verhältnisse zu machen, aber "katastrophal" dürfte hinkommen. Auch der von der Regierung überzogen hinausposaunierte Rückgang im vg. Dezember ist reine Vernebelung: das war rein saisonmässig bedingt - die Zahlen für Januar werden ernüchtern.
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Re: SPANIEN: höchste Arbeitslosenquote der EU

Beitrag von hundetraudl »

Oliva B. hat geschrieben:Nur der Vollständigkeit halber:

Spanien feiert sich... - Arbeitslosenquote gesunken:

Spanien schafft Jobs ohne Ende - und was dahinter steckt:
  • Ende 2016 sind bei den Arbeitsämtern knapp 390.000 Arbeitslose weniger gemeldet als ein Jahr zuvor. Trotzdem sieht es auf dem Arbeitsmarkt immer noch düster aus.
Die Realität sieht so aus Zeitarbeitsverträge, miese Bezahlung ------> Wirtschaft gerettet durch den Touristenboom im Jahr 2016
So sieht die Realität auch in Deutschland aus, Zeitarbeitsverträge, miese Jobs und schlechte Bezahlung für viele und dann im Ruhestand geringe Rente. Aber den Deutschen geht es doch sooooo gut. >:)
Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. (Ringelnatz)
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Oliva B.
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Re: SPANIEN: höchste Arbeitslosenquote der EU

Beitrag von Oliva B. »

hundetraudl hat geschrieben:
Oliva B. hat geschrieben:Nur der Vollständigkeit halber:

Spanien feiert sich... - Arbeitslosenquote gesunken:

Spanien schafft Jobs ohne Ende - und was dahinter steckt:
  • Ende 2016 sind bei den Arbeitsämtern knapp 390.000 Arbeitslose weniger gemeldet als ein Jahr zuvor. Trotzdem sieht es auf dem Arbeitsmarkt immer noch düster aus.
Die Realität sieht so aus Zeitarbeitsverträge, miese Bezahlung ------> Wirtschaft gerettet durch den Touristenboom im Jahr 2016

So sieht die Realität auch in Deutschland aus, Zeitarbeitsverträge, miese Jobs und schlechte Bezahlung für viele und dann im Ruhestand geringe Rente. Aber den Deutschen geht es doch sooooo gut. >:)
Mal eine Frage, hundetraudl,

kennst du ein westliches Industrieland, wo das anders ist? :-?

Die Tendenz geht ganz klar dahin, Zitat:
  • "Die Gruppe der Festangestellten - mit Kündigungsschutz, Tarifgehalt und Extraleistungen wie Betriebsrente - wird kleiner werden. Immer mehr Arbeitnehmer werden Teilzeitjobs oder befristete Stellen annehmen müssen, zeitweise freiberuflich tätig sein bzw. zwischen verschiedenen Beschäftigungsformen wechseln, mal mehr, mal weniger verdienen. Unsichere, kurzzeitige oder geringfügige Beschäftigungsverhältnisse, eine Abfolge mehrmonatiger Praktika, Werk- und Zeitarbeitsverträge, Leiharbeit und Zweitjobs werden häufiger werden und zu einer unsicheren Einkommenssituation führen. Dies wird keinesfalls nur für gering qualifizierte Arbeitnehmer gelten, sondern auch für viele Akademiker mit einem "falschen" Hochschulabschluss."
    Schau mal hier, da steht noch mehr ------> Zukunftsentwicklungen
Man sollte jedoch, bei aller Kritik, die Vergleichszahlen im Auge behalten, die mit Sicherheit hier wie da geschönt sind, wobei es nicht auf den Standpunkt ankommt.

Die Arbeitslosigkeit lag 2016
in Deutschland bei 6,1 %
In Spanien bei 18,9 %

Abhängig Beschäftigte mit Zeitarbeitsvertrag:
In Deutschland 7,3 % (2015)
in Spanien: bei gut 40 %

Eine Auswertung kann ich mir sparen, die Zahlen sind eindeutig.
Und wie du richtig angemerkt hast, den Deutschen geht es recht gut (zumindest den meisten )- im Gegensatz zu den Spaniern!
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Re: SPANIEN: höchste Arbeitslosenquote der EU

Beitrag von bini »

Cozumel hat geschrieben: Ich hab ja schon mal erzählt, dass ein Bekannter sich bei mir beschwert hat, dass er doch sage und schreibe
2 Monate nur für den Staat arbeitet! ??? Ich war recht fassungslos und fragte ihn, was er denn glauben würde wovon denn alles bezahlt wird. Schulen, Strassen, Behörden, einfach alles. Ja, stimmt schon, aber.... war seine Antwort. Es fehlt hier an kollektiver Verantwortung,
hmmm
Damit bin ich nicht einverstanden. Ich würde eher sagen es fehlt an einem gerechtem Steuersystem. So wie es hier im moment aussieht wird dem Kleinverdiener das Fell über die Ohre gezogen, aber je mehr man verdient um so weniger Steuern zahlt man. Wenn diese Steuern dann auch noch für Pharaonen Denkmäler ausgegeben werden und meine Kínder weiterhin in Containern statt einer anständigen Schule untergebracht werden, dann kann ich gut nachvollziehen das viele, wo immer es geht "schwarz arbeiten".

Grüsse
Bini
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Re: SPANIEN: höchste Arbeitslosenquote der EU

Beitrag von Cozumel »

bini, das ist in meinen Augen eine (sorry, wenn ich das so sage) billige Ausrede um Schwarzarbeit zu rechtfertigen.


Der zu niedrige Steuersatz bei Gutverdienern ist in allen Ländern Thema, übrigens auch in Deutschland.
Diesen Thema hat natürlich zwei Seiten, wie immer im Leben. Man möchte die Steuern der Gutverdiener, aber man will auch nicht, dass sie in Niedrigsteuerländer abwandern. Ist das gerecht? Nein, natürlich nicht!
Aber das entbindet niemand seine Steuern nicht zu bezahlen.
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Re: SPANIEN: höchste Arbeitslosenquote der EU

Beitrag von sol »

@ Cozumel

Gutverdiener in D. müssen bis zu 30 % Steuern abführen
Tabelle : http://www.splittingtabelle.de/Splittin ... e-2017.pdf
Gruss Wolfgang
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