Cóbreces und Comillas (Kantabrien)

Die vier autonomen Regionen Galicia, Asturias, Cantabria und País Vasco liegen
an der Nordküste der iberischen Halbinsel und sind bekannt als die "grüne Küste Spaniens"
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Oliva B.
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Cóbreces und Comillas (Kantabrien)

Beitrag von Oliva B. »

I. Cóbreces (Kantabrien)
Cóbreces liegt zwischen den historischen Städten Santander, Santillana del Mar und Comillas.
Wir bemerkten schon aus der Ferne die farbigen Monumentalbauten, die uns neugierig werden ließen. Also bogen wir uneingeplant in den nur einen Kilometer von der Hauptstraße entfernten Ort ab, der trotz der beherrschenden Bauwerke ziemlich klein ist; er zählt gerade mal 600 Einwohner.
Blick auf Cóbreces
Blick auf Cóbreces
Zwischenziel für Jakobspilger...
Zwischenziel für Jakobspilger...
...denen wir wenig später, hinter Comillas, begegneten
...denen wir wenig später, hinter Comillas, begegneten
Monasterio Abadía de Santa María de Viaceli
DSC_1169 Abtei.JPG
Die monumentale, neugotische Zisterzienserabtei wurde zwischen 1906 und 1909 im neugotischen Stil um einen Kreuzgang herum erbaut. Es ist das erste, komplett aus Stahlbeton errichtete Gebäude Spaniens und hat Spitzbogenfenstern (ventanales ajimezados*).
*) ajimezado stammt aus dem Arabischen und bezeichnet Fenster mit mehreren Öffnungen, die mit Säulen voneinander getrennt sind.
Ein wenig Zuckerbäckerstil?
Ein wenig Zuckerbäckerstil?
Beeindruckend
Beeindruckend
Die ehemalige Abtei wurde bis 1975 von Zisterziensermönche bewohnt, heute leben dort ca. 30 Trappistenmönche, die einen vorzüglichen, aber etwas streng riechenden Trappistenkäse (Queso Trapa) herstellen. Das Kloster kann nicht besucht werden. Es dient auch als Herberge (Hospedería) für Jakobspilger.

Die rot gestrichene
Pfarrkirche "San Pedro ad Víncula"
ist zwischen 1891 und 1910 in demselben neugotischen Stil wie das benachbarte Kloster erbaut worden.
DSC_1157 Pfarrkirche.JPG
Die beiden Türme an der Frontfassade
Die beiden Türme an der Frontfassade
Sie hat zwei Türme an der Eingangsfassade und eine achteckige Kuppel über dem Kreuzgang. Sie wurde von Pedro Ruiz Jose Villegas im Stil gotischer Bauwerke, wie beispielsweise der Erfurter Dom, in Auftrag gegeben und finanziert.

Auch der
Palacio Villegas - Mansión

aus dem 17. Jht. wurde wurde von der Familie Villegas, und zwar von dem Lizentiaten Miguel de Villegas gebaut.
der Palacio Villegas, ...
der Palacio Villegas, ...
... verschanzt hinter Mauern
... verschanzt hinter Mauern
Wenig später ging es weiter nach Comillas, Citronella hat uns bereits an dieser Stelle einige Fotos von dem Ort gezeigt, meine folgen im zweiten Teil.
Zuletzt geändert von Florecilla am Fr 27. Jul 2012, 17:34, insgesamt 2-mal geändert.
Grund: Titel korrigiert
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girasol
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Re: Cóbreces und Comillas (Kantabrien)

Beitrag von girasol »

Ja, manchmal kann man abseits der geplanten Route Schönes entdecken. ;-)

Ich denke schon länger, man müsste eigentlich, wenn man unterwegs ist, einfach immer mal wieder auftauchenden Hinweisschildern nachfahren und sehen, was sich dahinter verbirgt. Habe ich dann vor kurzem, als ich meine Mutter in einen weiter entfernten Ort fahren musste, dann auch mal gemacht. Das war dann aber ein Griff ins Klo. ;-) Die historische Altstadt war für mich ein ganz normaler Ort und die römische Ruine war nur in den Sommerferien geöffnet. :-o
Ich werde es aber bei Gelegenheit mal wieder probieren. ;-)

Gruß
girasol
Die Welt ist ein Buch und wer nicht reist, liest davon nur eine Seite.
Aurelius Augustinus
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Akinom
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Re: Cóbreces und Comillas (Kantabrien)

Beitrag von Akinom »

;-)

Vielen Dank Oliva für Deine schönen Fotos und Bericht.
Das sieht alles ganz anders aus wie man das so von Spanien sich vorstellt, aber sehr schön!
Das Monasterio hat wirklich sowas "märchenhaftes" - und dazu eine Frage: ..Du schreibst, dass es eine Ünernachtungsmöglichkeit für die Pilger ist - dürfen die da kostenlos übernachten oder bezahlen die dafür? ;;)
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Oliva B.
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Re: Cóbreces und Comillas (Kantabrien)

Beitrag von Oliva B. »

Akinom hat geschrieben:;-)
Das Monasterio hat wirklich sowas "märchenhaftes" - und dazu eine Frage: ..Du schreibst, dass es eine Ünernachtungsmöglichkeit für die Pilger ist - dürfen die da kostenlos übernachten oder bezahlen die dafür? ;;)
Ich glaube, Monika, dafür wäre Karl-Heinz der richtigere Ansprechpartner... :-?
II. Comillas (Kantabrien)
Comillas (Kantabrien) liegt an Kantabriens Westküste und ist unter dem Spitznamen "Stadt der Erzbischöfe" bekannt, da während des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts fünf Prälaten, die später wichtige Diözesen besetzten, dort geboren wurden. Dieses historische Fischerdorf erlebte seine größte Wandlung gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als die päpstlichen Universität von Comillas (spanisch: Universidad Pontificia Comillas), deren Hauptcampus sich mittlerweile in Madrid befindet, gegründet wurde.
Ende des 19. Jahrhunderts verbrachte König Alfons XII. und später auch sein Sohn, König Alfons XIII., und viele andere Adlige einen Teil ihrer Zeit in diesem Ort. Seitdem entwickelte sich das nur 48 Kilometer von Santander entfernte Comillas zu einem der Treffpunkte der "Highsociety" von Santander und zu einem der wichtigsten Touristenzentren der Region.
Statue des ersten Marqués von Comillas, ein Werk von Domènech i Montaner.
Statue des ersten Marqués von Comillas, ein Werk von Domènech i Montaner.
Der erste Marqués von Comillas, Antonio Víctor López del Piélago y López de la Madrid (1817 - 1883) ist durch eine transaltlantische Schifffahrtsverbindung (und wahrscheinlich auch Sklavenhandel) zu einem riesigen Vermögen gekommen. Er unterhielt gute Beziehungen zu Adeligen in Barcelona und holte Künstler und Architekten nach Comillas.
Mit Bauwerken wie dem Palast, dem Capricho von Gaudí, der Päpstlichen Universität oder der wunderschöne Skulptur des Ángel exterminador (Strafengels) haben führende Architekten ihre Spuren im katalanischen Moderisme-Stil (vergleichbar mit unserem Jugendstil) in Comillas hinterlassen.

König Don Alfonso XII. war 1881 und 1882 Gast im Hause von López y López (vor dem Bau des Palastes Sobrellano). Er ernannte seinen Gastgeber 1878 zum Markgrafen und verlieh ihm 1881 die Würde eines Granden von Spanien.

Cementerio
Der Friedhof von Comillas mit dem Àngel Exterminador von Josep Llimona (1895) .<br />Die Marmorskulptur (leider nicht gut erkennbar) ist das Symbol von Comillas.
Der Friedhof von Comillas mit dem Àngel Exterminador von Josep Llimona (1895) .
Die Marmorskulptur (leider nicht gut erkennbar) ist das Symbol von Comillas.
Wenn man von Santander nach Comillas kommt, fällt der erste Blick auf den alten Friedhof, der von Straßen umgeben ist. Dieser Friedhof wurde in den Ruinen einer alten gotischen Dorfkirche errichtet. Der Künstler Domenech hat das Gelände mit einer von Zinnen gekrönten Bruchsteinmauer umgeben. Durch ein Eisentor und mehrere Bögen gelangt man zur alten Kirche.
Auf der höchsten Mauer steht der Angel Blanco de Llimona, der Racheengel. Eigentlich sollte es das Mausoleum für den erstgeborenen Sohn des Marqués von Comillas werden, wurde dann aber der Stadt gespendet, um über die Seelen der Verstorbenen zu wachen.

Palacio de Sobrellano

Der Palast ist ein Bauwerk des katalanischen Architekten Joan Martorell, der ihn im Auftrag des ersten Marqués von Comillas, Don Antonio López y López, erbaute. Die Arbeiten an dem rechteckigen Gebäude im neugotischen Stil wurden 1888 beendet. Eingerichtet ist er mit Möbeln von Antonio Gaudí und Gemälden von Eduardo Llorens. Außen findet man Skulpturen von Joan Roig.
Heute ist im Palast, der sich im Besitz der kantabrischen Regierung befindet, ein Museum untergebracht. Er wird auch als vorübergehender Sitz der Fundación Comillas bis zum Ende der Sanierungsarbeiten des Priesterseminars der ehemaligen päpstlichen Universität.
• Der Palast war Schauplatz in den Filmen La herencia Valdemar (España, 2009), "La residencia" (España, 1969), "Sexykiller" (España, 2008).
• Der Palast war übrigens das erste Gebäude in Spanien, das über elektrisches Licht verfügte und Comillas die erste Gemeinde mit elektrischer Straßenbeleuchtung.
Palacio de Sobrellano Sobrellano Palace in Comillas. Im Hintergrund sieht man die Friedhofskapelle in Form einer kleinen Kathedrale.
Palacio de Sobrellano Sobrellano Palace in Comillas. Im Hintergrund sieht man die Friedhofskapelle in Form einer kleinen Kathedrale.
Neben dem Palast befindet sich die Pantheon-Kapelle (Capilla-Panteón de los Marqueses de Comillas) im gotischenPerpendicular Style. Diese miniaturistische Kathedrale ist ebenfalls mit Möbeln von Gaudí und modernistischen Skulpturen von Joan Roig, Josep Llimona, Venancio Vallmitjana und Agapit Vallmitjana ausgestattet.

Antigua Universidad Pontificia de Comillas - Sede de la Fundación Comillas
Antigua Universidad Pontificia de Comillas - Sede de la Fundación Comillas
Antigua Universidad Pontificia de Comillas - Sede de la Fundación Comillas
Der riesige Komplex beherbergte früher die päpstliche Universität Seminario Pontifíca und ist heute Sitz der Comillas Stiftung. Sie liegt auf einer beherrschenden Anhöhe. Ihr Bau geht zurück auf den erste Marqués des Ortes, der dort eigentlich eine höhere Lehranstalt errichten wollte. Auf Vorschlag des Jesuitenpaters Thomas Gomez, sollten in dem Gebäude jedoch Priester erzogen werden. Großzügig akzeptierte López y López seinen Vorschlag zum Bau einer päpstlichen Universität, verstarb jedoch 1883, dem Jahr der Grundsteinlegung.
Nach dem Tod des Marqués übernahm dessen Sohn Claudio den weiteren Bau. Das vorerst einfach geplante Gebäude bekam monumentalen Charakter und wurde von namhaften Künstlern wie Domenèch i Muntaner mitgestaltet und ist mit prächtigen Ornamenten verziert. Zurzeit finden umfangreiche Umbaumaßnahmen statt, später sollen Seminare, internationale Kulturprogramme zur spanischen Sprache und Kongresse stattfinden.
Das Tor der alten Universität von Comillas<br /><br />errichtet im Neugotischen-, Mudéjar- und Jugendstil, stammt aus dem  Jahr 1889 und ist der Eingang zum Anwesen von Cardosa, in dem sich das Seminar befindet. Es ist eine harmonische Mischung aus Ziegeln, glasierter Keramik mit metallischem Glanz und behauenen Steinen.<br />Auf dem von zwei Kindern in aufwändiger Kleidung getragenen Wappen, über dem sich eine Krone befindet, sieht man die päpstliche Tiara und den Papstschlüssel zusammen mit den Jesuiten-Monogramm IHS (Iesum Habemus Socium - „Wir haben Jesus als Gefährten“). Die Figuren der Kinder werden von zwei Neidköpfe (quimeras) mit orientalischem Einfluss getragen.
Das Tor der alten Universität von Comillas

errichtet im Neugotischen-, Mudéjar- und Jugendstil, stammt aus dem Jahr 1889 und ist der Eingang zum Anwesen von Cardosa, in dem sich das Seminar befindet. Es ist eine harmonische Mischung aus Ziegeln, glasierter Keramik mit metallischem Glanz und behauenen Steinen.
Auf dem von zwei Kindern in aufwändiger Kleidung getragenen Wappen, über dem sich eine Krone befindet, sieht man die päpstliche Tiara und den Papstschlüssel zusammen mit den Jesuiten-Monogramm IHS (Iesum Habemus Socium - „Wir haben Jesus als Gefährten“). Die Figuren der Kinder werden von zwei Neidköpfe (quimeras) mit orientalischem Einfluss getragen.
Das Tor der alten Universität von Comillas hatte uns schon Citronella gezeigt. Wir haben die alte Universität genauso wenig wie sie besucht, sondern haben uns dafür angesehen:
El Capricho de Gaudí
Von der Einfahrt aus gesehen
Von der Einfahrt aus gesehen
Die Villa Quijano, auch bekannt unter dem Namen El Capricho („Die Laune“), ist ein Entwurf des katalanischen Architekten Antoni Gaudí und wurde von Christopher Cascante gebaut.
Bei diesem Bauwerk handelt es sich um ein Sommerlandhaus. Auftraggeber war der vermögende Geschäftsmann Don Máximo Díaz de Quijano (dessen Frau Schwägerin des ersten Marqués von Comillas war und der, genauso wie dieser, in Übersee reich geworden ist). Es wurde von 1883–1885 errichtet, etwa zur gleichen Zeit wie Gaudís Casa Vicens und die Güell Pavillons in Barcelona. Bei allen drei Gebäuden zeigen sich, neben einigen frühen Elementen des Modernisme vor allem deutliche Anleihen an den Mudéjar-Stil.
Herausstechendes Merkmal der Villa ist der zylinderförmige Aussichtsturm über dem Eingangsportal, das wiederum auf vier runden Säulen ruht.
Haupteingang
Haupteingang
Eingang
Eingang
Türmchen
Türmchen
Der Turm ist mit bunten Keramikfliesen verkleidet. Die Fliesen mit ihrem Sonnenblumen-Muster finden sich auch auf der übrigen Fassade wieder, wo sie das Sichtziegelmauerwerk als waagerechte Bänder gliedern.
Auffällig ist die Gestaltung des Gebäudes mit einer Vielzahl von Sonnenblumenmustern, die in horizontalen Streifen entlang der gesamten Fassade und dem zylindrischen Turm, der sich über dem Portikus des Eingangs erhebt, angeordnet sind.
Auffällig ist die Gestaltung des Gebäudes mit einer Vielzahl von Sonnenblumenmustern, die in horizontalen Streifen entlang der gesamten Fassade und dem zylindrischen Turm, der sich über dem Portikus des Eingangs erhebt, angeordnet sind.
Fassade (Detail)
Fassade (Detail)
Erker mit Balkon, Fenster
Erker mit Balkon, Fenster
Kamin
Kamin
In der Symbolik des Gebäudes sind aber nicht nur Anspielungen an die Natur, sondern auch an die Musik zu finden. So sind z.B. an den Gegengewichten der Vertikal-Schiebefenster Metallblättchen befestigt, die beim Bewegen Musik ertönen lassen.
Gaudí hat die Villa nie selbst gesehen und überließ die Ausführungen vor Ort seinem Studienfreund Cristóbal Cascante.

Erker
Erker
Fenstermosaik
Fenstermosaik
Decke
Decke
Bis vor kurzem befand sich in dem Gebäude ein Restaurant.
Der neue Eigentümer hat Haus und Garten ab 2012 für Besichtigungen frei gegeben.
Gebäude mit dem kleinen Park.
Gebäude mit dem kleinen Park.
Das Gebäude wurde im Jahr 1969 zum kunsthistorischen Denkmal (Monumento Histórico-Artístico) erklärt.
sol
especialista
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Registriert: Mo 20. Feb 2012, 08:25

Re: Cóbreces und Comillas (Kantabrien)

Beitrag von sol »

-und wieder Hammerbilder und Beschreibungen
dafür alles in Gold------
Gruss Wolfgang
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