Mandelernte

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Oliva B.
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Mandelernte

Beitrag von Oliva B. »

Die Mandelernte an der Küste beginnt ca. 14 Tage eher als im Hinterland der Costa Blanca, da die Bäume durch das mildere Mittelmeerklima früher blühen. Seit zwei Wochen sind die Mandeln nun im Hinterland reif, die umhüllenden Schalen platzen auf und die Almendras fallen in Massen in die ausgebreiteten Netze, wenn sie mit einem Stock von den Ästen geschlagen werden.
Mandelernte%202006[1].jpg
Der Mandelbaum blüht je nach Standort und Witterung zwischen Ende Januar und Anfang März.
Mandel1.jpg
20.Februar2009 Baladrar 038.jpg
Oft sieht man Blüten, in deren Mitte schon die kleinen, grünen Mandeln erkennbar sind. Die weiche, grüne Samenhaut enthält einen weißen, weichen, etwas nussig schmeckenden Kern. Noch heute tauchen die Spanier diese unreifen Mandeln mitsamt ihrer pelzigen Hülle (reich an Antioxidantien) in Honig, in früheren Zeiten eine der wenigen Süßigkeiten, die Kinder auf dem Land zu essen bekamen. Erstaunlicherweise bekommt man davon nicht einmal Bauchschmerzen.
27[1].jpg
27[1].jpg (7.91 KiB) 10195 mal betrachtet
01.04.06%20Mandeln[1].jpg
Im Laufe des Frühjahrs wird die Samenhaut der Mandel immer dicker und der innere Kern härter. Ab August trocknet die äußere Samenhaut, sie beginnt braun zu werden und platzt schließlich auf, wenn sie trocken ist. Das ist der Beginn der Erntezeit.
06.08.05%20Mandeln%20in%20schuetzender%20Samenhaut[1].jpg
Jeweils eine kalte Nacht reichte in den beiden vergangen Jahren aus und die meisten Mandeln in unserem Tal erfroren. In diesem Jahr hängen die Bäume wieder voll. Wohl dem, der seine Ernte noch vor dem letzten Wochenende eingebracht hat, denn auf dem regendurchweichten Boden ist es unmöglich, die Mandeln von den Bäumen zu schlagen. Jetzt fehlt nur noch ein kräftiger Wind, und die reifen Mandeln fallen von den Bäumen und versinken in der matschigen Erde.

Die Ernte ist in bergigen Gegenden reine Handarbeit. Mit Netzen und Stöcken bewaffnet braucht man zu zweit 10 Minuten, um einen Baum abzuernten. Die Mandellese ist nicht so einfach wie sie aussieht und auch das Arbeiten über Kopf ist nicht jedermanns Sache. Die Netze voller Mandeln wiegen schwer und das stundenlange Bücken macht sich schnell im Rücken bemerkbar. Die Mandeln werden anschließend maschinell geschält und zum Trocknen ausgelegt, damit sie nicht schimmeln. Dann werden sie mit Schalen an fliegende Händler verkauft.
Schalen%20der%20Mandeln%20im%20Dorf[1].jpg
Die Mandelpreise befinden sich wie fast alle Agrarerzeugnisse im freien Fall. Die Konkurrenz aus Kalifornien (80 % der Weltproduktion) kann wesentlich billiger produzieren, da die Mandelbäume DORT auf riesigen Ebenen stehen und maschinell bearbeitet werden können. Während in Spanien ein Hektar Mandelbäume im Durchschnitt 500 kg Mandeln ergibt, werden in Kalifornien auf derselben Fläche 5.000 bis 6.000 kg erzeugt.
Mandel Bancale.jpg
Obwohl in Spanien in den letzten Jahren viele Mandelhaine „maschinenfreundlich“ angelegt worden sind, wachsen noch viele Mandelbäume auf so engen Bancalen, so dass der Einsatz von Erntemaschinen kaum möglich ist.
Ruttelmaschine[1].jpg
Die hohen Lohnkosten für die Bearbeitung dieser Terrassen treiben die Erzeugerkosten so sehr in die Höhe, dass sie nicht mehr mit den Preisen maschinell geernteter Mandeln konkurrieren können. Fünf bis sechs Mandelgroßhändler diktieren in Spanien die Preise. Die kleinen Landwirte können ihre Mandeln nur mit Hilfe ihrer Familien einbringen, da die Lohnkosten für Erntehelfer unbezahlbar geworden sind. Der eigene Stundenlohn ist so gering, dass es sich nicht mehr lohnt, die Mandelhaine zu pflegen.
Verwahrloster%20Mandelhain%20mit%20abgestorbenen%20Baeumen[1].jpg
Für mich steht es fest, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, dass die Mandelhaine in Spanien als Folge der Globalisierung verschwinden. Denn Mandelhaine, die nicht gepflegt werden, sterben ab - und davon sieht man viele, sofern man genau hinschaut.
Gast2
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Re: Mandelernte

Beitrag von Gast2 »

Hallo,

ich hole diesen Thread nochmal hoch.

Wir haben in diesem Jahr für 453,5 kg Mandeln 219,47 Euro bekommen und sind zu dem Entschluß gekommen, daß wir sie im nächsten Jahr lieber verheizen. Unsere Nachbarn haben die Bäume schon rausgerissen, denn die Unkosten sind wesentlich höher als der Gewinn.

LG
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Oliva B.
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Re: Mandelernte

Beitrag von Oliva B. »

Rexili hat geschrieben:Hallo,

ich hole diesen Thread nochmal hoch.

Wir haben in diesem Jahr für 453,5 kg Mandeln 219,47 Euro bekommen und sind zu dem Entschluß gekommen, daß wir sie im nächsten Jahr lieber verheizen. Unsere Nachbarn haben die Bäume schon rausgerissen, denn die Unkosten sind wesentlich höher als der Gewinn.

LG
Rexili
Hallo Rexili,

wir haben unsere Mandeln noch nicht verkauft, ich bin aber auch gespannt, wie wenig wir dafür erhalten. Wir haben schon ähnliches von unseren Freunden gehört.
Wir haben die doppelte Menge geerntet, doch es hängt immer noch reichlich an den Bäumen. Dort können die Mandeln auch hängen bleiben, denn wir sind zu demselben Entschluss gekommen wie ihr.
Irgendwann werden sich die Menschen erinnern: "Da war doch noch was?" Die rosa und weißblühenden Mandelterrassen, die hier vielerorts landschaftsbildend sind, werden irgendwann verschwunden sein. In unserer Region gibt es schon viele verwaiste Mandelhaine. - Und im Gegensatz zu Olivenhainen, die man nach Jahren wieder freischneiden kann, sterben Mandelhaine ab, die nicht bewirtschaftet werden.
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Re: Mandelernte

Beitrag von Gast6 »

Das Problem des Preisverfalls taucht nicht nur bei Fleisch sondern auch bei anderen Produkten auf.

Wozu Mandeln aus Kalifornien importieren?
Warum nicht aus dem nahen Umfeld leben und einkaufen?
Warum auf diesen Transportwegen die Umwelt sinnlos belasten?
ALLES NUR WEGEN DEM GELD!
Liebe Konsumenten denkt mal darübe nach........
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Re: Mandelernte

Beitrag von Gast5 »

Bietet eure Ökomandeln direkt im Internet an. ;-)

Das Kilo zu € .....

Da gibt es bestimmt Endverbraucher, welche gerne zugreifen, wenn sie wissen woher diese kommen.
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Re: Mandelernte

Beitrag von Gast6 »

Hallo Pedro,
das sind genau so wenig Ökomandeln wie die aus Kalifornien..... :d
Du muss lesen was ich schreibe :idea:
im Internet anbieten hat nichts mit dem nahen Umfeld zu tun!
Du sollst deinen Hintern in die nächste Cooperativa bewegen und dort kaufen :mrgreen:
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Re: Mandelernte

Beitrag von Gast5 »

gerardo hat geschrieben: Du sollst deinen Hintern in die nächste Cooperativa bewegen und dort kaufen :mrgreen:
Das macht doch keiner aus Deutschland.

Ich kenne es von Portugal, wo einige Deutsche ihre Ökoorangen an feste Kunden in Deutschland liefern.
Da fährt einer mit Kleintransporter voll Orangen nach Deutschland (auf dem Rückweg bringt er anderes zurück) und dort werden die Orangen kiloweise in Paketen an Endverbraucher verschickt und den Rest verkauft er auf Wochenmärkten.

Dies bringt wesentlich mehr ein, als vor Ort die Orangen zu verkaufen oder verfaulen zu lassen.
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Re: Mandelernte

Beitrag von Gast6 »

Hallo Pedro,
was D und die Mandel betrifft hast du ja recht.
Nur, was ich meine ist:
Generell Produkte aus der Gegend zu kaufen. Nicht Nordseekrabben, die mit dem LKW nach Marokko gefahren werden zum puhlen und dann zurück in den Allgäu auf deinen Tisch. Gerade du lebst in einer Gegen die alles an Lebensmitteln zu bieten hat was man braucht.
z.B. Wenn alle an der Costa Blanca Mandeln aus der Gegend kaufen würden, bräuchten wir uns auch keine Sorgen um die nächste Mandelblüte zu machen.
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Oliva B.
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Re: Mandelernte

Beitrag von Oliva B. »

gerardo hat geschrieben:Nur, was ich meine ist:
Generell Produkte aus der Gegend zu kaufen. Nicht Nordseekrabben, die mit dem LKW nach Marokko gefahren werden zum puhlen und dann zurück in den Allgäu auf deinen Tisch.
Was soll ich dazu sagen, Gerardo? Das entspricht genau meiner Meinung.
Es ist doch pervers, Mandeln aus Kalifornien mit dem Schiff nach Spanien zu transportieren, wenn man allein die Kosten für den Panama-Kanal und die Atlantiküberquerung rechnet. Aber es lohnt sich trotzdem, denn unsere Freunde berichten uns von immer neuen Containerschiffen aus den USA, die ihre Mandelladungen in Alicante löschen.Turrón (D.O.) aus Jijona mit Mandeln aus Kalifornien?
Jijona.JPG
verwahrloster, sterbender Mandelhain
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Re: Mandelernte

Beitrag von Gast5 »

Ich unterhielt mich mal mit einem deutschen Speditör in Spanien.
Dieser hatte gerade eine Lastwagenladung mit Kiwis von Italien nach Spanien gefahren. Dort lud er nun spanische Kiwis und Orangen für Deutschland.
Derartige Transporte von Land zu Land sind da alltäglich.

Wenn der Preisverfall für Mandeln in Spanien zu gross ist, muss man diese dorthin transportieren wo keine Mandeln wachsen, also nach D.
Wenn ihr in Spanien nur noch 50 Cent fürs Kilo bekommt und in Deutschland einen Euro, dann solltet ihr das machen.

Denn Irrsinn der Weltmärkte werdet ihr nicht verändern, sondern könnt euch nur anpassen oder müsst eure Mandeln verfeuern.
Oder wie wäre es, daraus ein feines Mandelöl zu pressen?
Antworten

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