Diskussionen über Elektroautos

Platz für alles, was in keine andere Rubrik des Forums passt und KEINEN Bezug zur Costa Blanca oder Spanien hat
tnt369
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Re: Diesel-Preise

Beitrag von tnt369 »

@chris: Da soll einer aus Dir schlau werden...
Auf der einen Seite stellst Du Fragen um Dir eine Meinung zu bilden:
chris hat geschrieben: Di 20. Apr 2021, 11:47 ´tschuldigung, aber ich brauche endlich mal Antworten, damit sich mir vielleicht irgendwann einmal der Sinn und die Umweltverträglichkeit von grenzenloser Elektromobilität erschließen.
Und dabei hast Du doch schon eine festgelegte Meinung:
chris hat geschrieben: Mo 19. Apr 2021, 11:32 ... E-Autos sind Augenwischerei, die die Politik davon entbinden, tatsächliche Lösungen anzustreben...
Ich gehe trotzdem mal auf einige Deiner Punkte ein:

- Wo kommt ausreichend Ökostrom her, um Millionen von E-Autos zu laden? Welche konkreten Erzeugungs-Projekte werden bis 2030 umgesetzt sein?
Henne-Ei Prinzip: mit steigender Nachfrage werden weitere Quellen kommen (z.B. in Spanien ist noch viel Luft nach oben bei der PV). Diese sind dann auch lokal (z.B. PV in Spanien) möglich und machen uns dadurch unabhängiger von Erdölproduzierenden Ländern (einer meiner wichtigsten Beweggründe für das E-Auto, ich sehe die meisten Öl-Staaten mit kritischen Augen).

- Wie sieht die Bilanz eines E-Autos aus, das zwar Ökostrom lädt, der dann aber wegen eines zu geringen Angebotes an anderer Stelle fehlen wird?
s. Oben: mehr Ökostrom ist wünschenswert. Wo dieser verbraucht wird ist dabei nicht so wichtig. Vorteil beim E-Auto ist das durch Lademanagement der Verbrauch auf die Erzeugung besser abgestimmt werden kann. Z.B. Tagsüber PV-Strom beim Arbeitgeber laden. Das sollte hoffentlich in Zukunft möglich sein.

- Wie ist die Verteilung und der Transport des Ökostroms von Erzeuger zum jeweiligen E-Auto geregelt? Welche Projekte für neue Stromtrassen und Verstärkung der bisherigen Netz-Infrastruktur gibt es, und was wird bis 2030 konkret davon umgesetzt sein?
Das Stromnetz funktioniert. Die zu erwartende Steigerung um ca. 2-4% pro Jahr wird von den Netzbetreibern als unkritisch erachtet und mit dem vorhandenden und geplanten Netzumbau berücksichtigt. Sollten z.B. in D alle Autos mal mit Strom fahren so wird dabei mit ca. 20% höherem Bedarf gerechnet. Das kann das Netz selbst zum heutigen Zeitpunkt schon leisten.


- Wie lädt jemand sein Auto, der in einem Stadtviertel wohnt, in dem es zB Hochhäuser ohne Garagen gibt, und wo die Autos dicht an dicht auf der Straße stehen? Wann wird es für diese Autos viele Millionen Ladepunkte an der Stelle geben, an der sie nachts stehen? Welche Projekte sind diesbezüglich konkret auf den Weg gebracht?
Für diese Betrachtung habe ich keine Antwort bzw. gehe ich davon aus das es eine ganz andere Lösung geben wird (s. unten). Da ist aber noch eine ganze Weile hin bis Millionen Ladepunkte an den Straßen benötigt werden, oder? Zumindest dürfte das Anbringen von Steckdosen leichter von statten gehen als Tankstellen zu bauen...

- Wann wird es einen einheitlichen Lade-Standard geben, der von allen Herstellern unterstützt wird? Ich muss mit meinem Berlingo ja auch nicht zu einer speziellen PSA-Tankstelle und meine Frau mit ihrem Seat zu einer VW-Tankstelle. Trotzdem werden die unterschiedlichen Standards beim E-Auto offenbar weitgehend akzeptiert. Warum? Könnte aber auch überholte Info sein, ich lasse mich gerne aufklären.
Ist tatsächlich schon überholt. Standard ist die normale Steckdose für das langsame Laden und für die Schnellladung das CCS System.

- Woher kommt der Rohstoff für die Batterien, wie wird er aktuell gewonnen, und sind die Vorkommen ausreichend, um jährlich Millionen Autobatterien an den Start zu schicken? Welche konkreten Verbesserungen wird es 2030 diesbezüglich geben?
Die Entwicklung in der Akku-Zellen-Fertigung läuft auf Hochtouren. Die aktuell kritischen Stoffe z.B. Kobalt werden kontinuierlich reduziert.
Die bekannten Vorkommen sind ausreichend für Milliarden an Akkus. Zudem wird mit steigender Verbreitung das Recycling Schwung aufnehmen.
Langfristig ist es ein Kreislauf-System. Mit fossilen Brennstoffen geht das gar nicht. Da sind die Vorkommen irgendwann erschöpft.


- Wie ist derzeit die CO2-Bilanz eines neuen E-Autos im Vergleich zu einem vergleichbaren Auto mit Verbrennungsmotor, und wie viele 10'000km Fahrt mit Ökostrom wären nötig, um gleichzuziehen?
Bei gleicher Fahrzeugklasse ist das E-Auto in der Bilanz mit Ökostrom nach ca. 40-80Tkm besser als ein Verbrennerfahrzeug

- Wie hoch ist die durchschnittliche Subvention eines E-Autos bei Neukauf, die von uns allen für diejenigen geleistet wird, die sich ein E-Auto (beinahe) leisten können, und wie sieht der Preis unsubventioniert im Vergleich zu einem "herkömmlichen" Auto aus? Für wieviel Prozent der Bevölkerung liegt der unsubventionierte Preis eines E-Autos oberhalb ihres Netto-Jahreseinkommens?
In Spanien ist die tatsächlich Förderung / Subvention auf eine etwas verringerte Steuer beschränkt und ist daher kaum nennenswert. Aktuell gibt es ab 30T€ sehr leistungsfähige und interessante Fahrzeuge (z.B. KIA e-Niro). Der höhere Anschaffungspreis wird durch niedrige Unterhalts- und Betriebskosten relativiert. Für viele Anwendungen ist ein E-Auto über die komplette Lebensdauer heute schon günstiger als ein Verbrennerfahrzeug. Z.B. habe ich mit meinem e-Niro auf 100km nur 1,85€ "Treibstoff"kosten.


- Und für den Bezug zum Forum: Wie komme ich zum Beispiel von Norddeutschland nach Spanien, ohne alle 500km eine Ladepause einzulegen?
Ich sehe es anders: alle 300km sollte aus Sicherheits- und gesundheitsgründen eine ausreichende Pause eingelegt werden. Die Fahrt dauert dadurch länger (ca. 10-20%) aber ich komme erholter und ausgeruhter am Ziel an. Zur Info da ich das häufig gefragt werde: das Nachladen der 300km dauert bei mir ca. 30 Minuten. Aktuellere Fahrzeuge schaffen das inzwischen schon in 15 Minuten.

Ich halte das E-Auto für das zukünftige Fortbewegungsmittel. Eine Umstellung wird es dennoch geben wenn das autonome Fahren flächendeckend kommt. Dann werden Bus und Bahn als Personentransport nahezu wegfallen. Ebenso wird sich dann das Parkplatzthema (s. oben) gleich mit erledigen. Aber das ist ein anderes Thema und sollt getrennt betrachtet werden.

Viele Grüße
Thomas
Miesepeter
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Re: Diskussionen über Elektroautos

Beitrag von Miesepeter »

Da fällt mir ein angeblicher Ausspruch von Kaiser Wilhelm ein: "Das Auto ist eine vorübergehende Zeiterscheining, ich glaibe an das Pferd". Sollte er auf lange Sicht doch Recht behalten? Jedenfalls ist der Co2 Ausstoß eines Pferdes unerhebñich Zurück zu den Wurzeln.....
Der Intellekt steht nachgeordnet zum Willen (Briefträger Gert Postel)
Reichtum ist die Fähigkeit, das Leben voll auszukosten (H. D. Thoreau)
Vorsicht bei Wünschen, sie können erfüllt werden - eigene Erfahrung
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Re: Diskussionen über Elektroautos

Beitrag von tnt369 »

Hallo Miesepeter, den Spruch kenne ich auch und hab schon darüber geschmunzelt.
Allerdings ist der CO2 Fußabdruck eines Pferdes auch nicht so ganz ohne. Ich zitiere mal aus einer Schweizer Studie:
"... Eine Haltung von einem Pferd über die Dauer von einem Jahr entspricht so den CO2-Emissionen einer Autofahrt von 9.168 Kilometern ..."
Das hat mich jetzt selber erstaunt, da ich bisher nur von Rindern die hohe Umweltbelastung kannte.

Viele Grüße
Thomas
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Re: Diskussionen über Elektroautos

Beitrag von tnt369 »

Ich möchte mal einen Aspekt beleuchten der bisher in der Diskussion nur am Rande erwähnt wurde.

Immer mehr Menschen leben auf unserer Erde. Und es möchten (und sollen) auch immer mehr davon in Wohlstand und ohne große Einschränkungen leben. Dazu gehört auch das Reisen bzw. als Oberbegriff die persönliche Mobilität. Die wenigsten sind erfreut wenn die persönliche Mobilität eingeschränkt ist (s. die Corona-Diskussionen hier im Forum).
Dagegen steht die Endlichkeit mancher Rohstoffe. Speziell möchte ich dabei das Erdöl betrachten. Ein "Weiter so wie bisher" wird es auf lange Sicht nicht geben, die Vorkommen sind irgendwann erschöpft bzw. es wird immer schwieriger daran zu kommen.
Tatsächlich wird Erdöl nicht auf einmal plötzlich alle sein. Nein, es wird einfach immer dreckiger es zu fördern (Fracking...) bzw. es wird um die Verteilung gestritten. Etliche Kriege lassen sich bereits auf das Thema "Ressourcensicherung" zurückführen. Sehr deutlich z.B. bei der Intervention der USA im Irak/Kuwait-Konflikt.
Je länger es dauert bis sich was ändert desto schmutziger und heftiger werden die Auswirkungen sein (Kriege, Wetterkapriolen, Wirtschaftskrisen...).

Ich beobachte dabei folgende Argumente:
- "Noch ist genug da, früher war auch genug da, es wird immer genug da sein" => ist doch eigentlich ein plumpes Kopf-in-den-Sand-stecken
- "Wenn es wirklich mal kein Öl mehr gibt dann werden wir schon was anderes finden" => ja klar, die Pläne liegen bestimmt schon in der Schublade und warten nur darauf dann geöffnet zu werden. Nur blöd wenn dann die Schublade leer ist...
- "Sollen sich die anderen, die Regierung, etc. darum kümmern. Ich kann da nichts bewirken." => Ein Einzelner macht keinen Unterschied, aber viele Einzelne schon. Es wird sich nichts ändern wenn nicht Einzelne die es können anfangen. Und davon gibt es mehr als vermutet wird.
- "Alles neue ist schlecht" => manches ja, manches sicher nicht. Sonst würden wir immer noch auf den Bäumen sitzen.
Diese Liste lässt sich noch beliebig weiter führen.

Was mir auffällt ist das beim Thema Elektroauto sehr genau hingesehen wird wo die Rohstoffe herkommen, der Strom herkommt, welche Bedingungen herrschen usw. Interessanterweise interessiert es beim Tanken niemanden woher das Benzin/der Diesel gerade kommt und welche Wege da zurück gelegt wurden.

Beim Elektro-Auto haben die Autofahrer nun zum ersten Mal die Möglichkeit zu bestimmen wo ihr "Treibstoff" herkommt (Ökostrom, eigene PV-Anlage...) und somit die Chance einen geschlossenen Kreislauf der Ressourcen zu schaffen!

Die Alternativen zum E-Auto wie Wasserstoff (Brennstoffzelle) oder auch Syn-Fuel taugen nach aktuellem Wissenstand nur für Nischenanwendungen und dienen momentan hauptsächlich dazu um Forschungssubventionen in schwindelerregender Höhe abzugreifen.

Mein Wunsch wär das sich ein jeder Autokäufer bei der nächsten Anschaffung hinterfragt ob es nicht evtl. auch ein E-Auto sein kann.
Übrigens: Auf mein schon länger bestehendes Angebot der Vorführung/Beratung diesbezüglich hat sich hier im Forum noch niemand gemeldet!

Viele Grüße
Thomas
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Re: Diskussionen über Elektroautos

Beitrag von Rockcrunsher »

Hier mal meine Einschätzung zum Elektroauto bezüglich des Energieträgers.
Strom ist ein zweitrangiger Energieträger, das heißt, er kommt (ausser in Blitzen) nicht natürlich vor und muss durch Umwandlung erzeugt werden.
Was im ersten Moment als Nachteil erscheint (Verluste) ist aber in Wirklichkeit ein Vorteil:
Strom lässt sich auf vielfältige Weise erzeugen, auch mit Techniken, die wir heute noch nicht nutzen können.
Beispiele: aus Öl und Kohle, aus Wasserkraft, mittels Sonne und Wind, Nuklear ( Spaltung oder Fusion).
Das heißt, Strom wird immer verfügbar sein, es kommt nur darauf an, wie er erzeugt wird. Und das kann sich im Laufe der Zeit ändern, hoffentlich in die richtige Richtung.

Bei fossilen Brennstoffen ist es anders: Öl wird irgend wann mal zu Ende sein und synthetische Kraftstoffe halte ich für fragwürdig (Stichwort: Konkurrenz zur Nahrung).

Als Alternative könnte sich vielleicht der Wasserstoff anbieten. Auch er steht in unbegrenztem Umfang zur Verfügung und ist auf vielfältige Weise zu erzeugen (Elektrolyse, über Methan und Biomasse etc.). Allerdings ist das noch sehr aufwendig, teuer und verlagert teilweise nur die Emissionen. Außerdem ist die Speicherung aufgrund des "kleinsten Atoms" noch nicht gelöst.

Deshalb ist die Elektromobilität schon zukunftsweisend, manche Kanzlerin würde vielleicht "alternativlos" sagen. ;)

Die praktischen Probleme ( Reichweite, Ladezeit, Lademöglichkeiten etc.) wurden hier ja schon ausführlich diskutiert.
Liebe Grüße
Rockcrunsher
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chris
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Re: Diesel-Preise

Beitrag von chris »

tnt369 hat geschrieben: Di 20. Apr 2021, 23:20 @chris: Da soll einer aus Dir schlau werden...
Auf der einen Seite stellst Du Fragen um Dir eine Meinung zu bilden:
Und dabei hast Du doch schon eine festgelegte Meinung
Natürlich habe ich - wie jeder - eine Meinung, bin aber gerne bereit, diese zu ändern, wenn man mich überzeugt.
Leider ist dies bislang nicht der Fall, und ich sage Dir gerne, warum.

tnt369 hat geschrieben: Di 20. Apr 2021, 23:20 Ich gehe trotzdem mal auf einige Deiner Punkte ein:
[...]
Henne-Ei Prinzip: mit steigender Nachfrage werden weitere Quellen kommen
[...]
mehr Ökostrom ist wünschenswert. Wo dieser verbraucht wird ist dabei nicht so wichtig. [...] Das sollte hoffentlich in Zukunft möglich sein.
[...]
Das kann das Netz selbst zum heutigen Zeitpunkt schon leisten.
[...]
Für diese Betrachtung habe ich keine Antwort bzw. gehe ich davon aus das es eine ganz andere Lösung geben wird
[...]
Da ist aber noch eine ganze Weile hin bis Millionen Ladepunkte an den Straßen benötigt werden, oder? Zumindest dürfte das Anbringen von Steckdosen leichter von statten gehen als Tankstellen zu bauen...[...]
Ich gehe dann hier auch einmal auf einige der Punkte ein:
- Henne/Ei höre ich seit Jahren. Natürlich werden weitere Quellen kommen, im Moment planen verschiedene Staaten den Ausbau der Kernenergie, um Versorgungssicherheit zu garantieren.
- Dass mehr Ö-Strom wünschenswert ist, da sind wir uns einig. Das bringt uns aber genausoweit wie die Tatsache, dass mehr Frieden auf der Welt wünschenswert ist, ebenso wie weniger Hunger, mehr schöne Tage im Sommer in Norddeutschland und dick viele Geschenke vom Weihnachtsmann. Getan wird dafür nur sehr wenig, und natürlich ist es NICHT egal, wo Ö-Strom verbraucht wird. Dieser steht nur in begrenzter Menge zur Verfügung, und wenn Du mit Deinem Stromer davon etwas wegtankst, fehlt es an anderer Stelle.
- Das Netz, von dem ich rede, besteht gar nicht, wie soll es da etwas leisten? Ich brauche einen Anschluss eines jeden Stellplatzes für Autos ans Stromnetz.
- Davon auszugehen, dass es irgendwann einmal eine ganz andere Lösung geben wird, ist sozusagen die Grundlage, auf der E-Mobilität seit Jahrzehnten angepriesen wird, ohne Lösungen für die gravierenden Probleme zu haben. Wenn ich den Ball zurückspielen wollte, würde ich einfach kontern, dass die Erdölförderung seit Jahren perfektioniert wird, ebenso wie die Exploration neuer Vorkommen, und die Entwicklung der Verbrennungsmotoren. Auf einer solchen Grundlage ist keine Diskussion möglich.
- Es werden natürlich Millionen von Ladepunkten JETZT benötigt. Auch wenn es nur ein paar hunderttausend Elektroautos gibt, so kann man es dem Einzelnen wohl kaum zumuten, dass die nächste Lademöglichkeit einen halben Kilometer vom Wohnort entfernt ist, weil eine flächendeckende Versorgung heutzutage angeblich noch unnötig sei.

tnt369 hat geschrieben: Di 20. Apr 2021, 23:20 Die Entwicklung in der Akku-Zellen-Fertigung läuft auf Hochtouren. Die aktuell kritischen Stoffe z.B. Kobalt werden kontinuierlich reduziert.
[...]
Zudem wird mit steigender Verbreitung das Recycling Schwung aufnehmen.
[...]
Bei gleicher Fahrzeugklasse ist das E-Auto in der Bilanz mit Ökostrom nach ca. 40-80Tkm besser als ein Verbrennerfahrzeug
[...]
Für viele Anwendungen ist ein E-Auto über die komplette Lebensdauer heute schon günstiger als ein Verbrennerfahrzeug. Z.B. habe ich mit meinem e-Niro auf 100km nur 1,85€ "Treibstoff"kosten.
[...] alle 300km sollte aus Sicherheits- und gesundheitsgründen eine ausreichende Pause eingelegt werden.... ich komme erholter und ausgeruhter am Ziel an
[...]
- Auch da sehe ich wieder viel Kaffeesatzleserei. Es wird schon alles besser werden.
- Da ich nicht auf hemmungslose Mobilität mit einem anderen Antrieb, sondern auf Reduzierung der Mobilität setze, bräuchte ich nach Deinen Angaben, die mir mit ab 40kkm sehr optimistisch erscheinen, gemäß der mir von zurückgelegten Kilometer etwa 10 bis 20 Jahre, um den CO2-Rucksack wegzufahren. Und das nur, wenn ich genug Ökostrom bekomme, der dadurch nicht irgendwo anders fehlt.
- Zur Lebensdauer, um positive Zahlen zu schreiben, muss man also sehr viel mit dem E-Auto fahren, für mich also die schlechteste Option. Wer vernünftigerweise möglichst wenig mit dem Auto fährt, schadet der Umwelt und kommt kostenmäßig ebenfalls nicht besser weg. Ein E-Auto macht nach Deinen Angaben nur dann Sinn, wenn man weiterhin möglichst viele Kilometer damit schrubbt, aber nie mehr als 300 am Stück, um ausgeruht anzukommen.


tnt369 hat geschrieben: Mi 21. Apr 2021, 11:01 Was mir auffällt ist das beim Thema Elektroauto sehr genau hingesehen wird wo die Rohstoffe herkommen, der Strom herkommt, welche Bedingungen herrschen usw. Interessanterweise interessiert es beim Tanken niemanden woher das Benzin/der Diesel gerade kommt und welche Wege da zurück gelegt wurden.

Beim Elektro-Auto haben die Autofahrer nun zum ersten Mal die Möglichkeit zu bestimmen wo ihr "Treibstoff" herkommt (Ökostrom, eigene PV-Anlage...) und somit die Chance einen geschlossenen Kreislauf der Ressourcen zu schaffen!
Ich sehe auch beim Tanken, woher der Rohstoff kommt. Daher versuche ich, meine Mobilität mit dem Auto zu reduzieren. Dies ist mir durch gewisse Anpassungen meines Lebensstils und -umfelds gelungen, so dass ich im Durchschnitt nur 5-6000km pro Jahr mit dem Auto zurücklege.

Zum Thema Ökostrom ist alles gesagt. Wenn dieser in großem Umfang getankt wird, fehlt er an anderer Stelle, da nicht abzusehen ist, dass endlich die nötigen Projekte angegangen werden, um eine Energiewende zu schaffen.

Und das Stichwort "eigene PV-Anlage" fasst es gut zusammen. Wenn man dann noch Grün wählt (ohne hier eine politische Diskussion zu entfachen), ist die heile Welt perfekt. Und nebenher lässt man sich sein ideales Leben auch noch von der Allgemeinheit subventionieren, deren ganz erheblicher Anteil selber keinen Zugang dazu hat. Mal eben eine eigene PV-Anlage auf dem Dach des Wohneigentums zu errichten, um sein E-Auto in der eigenen Garage mit selbsterzeugtem Strom zu laden, ist für Millionen Menschen allein in Deutschland reine Utopie.

Und daher bleibe ich dabei: Du hast mich nicht überzeugen können. Das soll nicht heißen, dass für Dich ein E-Auto keine sinnvolle Anschaffung war, weil Dein Nutzungsprofil offenbar anders ist als meins. Ein E-Auto kann insbesondere dann funktionieren, wenn es davon nicht viele Millionen gibt, denn für einen begrenzten Fuhrpark reicht die Infrastruktur aus.

tnt369 hat geschrieben: Mi 21. Apr 2021, 11:01 Übrigens: Auf mein schon länger bestehendes Angebot der Vorführung/Beratung diesbezüglich hat sich hier im Forum noch niemand gemeldet!
Das wundert mich nicht, denn die Diskussion dreht sich nicht darum, ob ein E-Auto sich gut fährt, schnittig aussieht und ob man es mit der geeigneten Infrastruktur gut laden kann, sondern einerseits um strukturelle Probleme, die verhindern, dass ein E-Auto als Massenprodukt in abermillionenfacher Ausführung realistisch umsetzbar ist, weil niemand die Ärmel hochkrempelt und die Probleme anpackt, und andererseits darum, dass nicht ein neuer Antrieb, sondern eine Rückkehr zu einem Leben mit weniger Mobilität der einzige Weg aus dem Dilemma ist.
Saludos,
Chris
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Re: Diskussionen über Elektroautos

Beitrag von housecat »

Die langen Diskussionsfäden hier gibt es doch nur wegen der Angst, dass man demnächst ein "H" Kennzeichen für die unverkäufliche Dreckschleuder beantragen muss. Ob "E" oder "H": Individualverkehr hat lediglich individuelle Vorteile, Gemeinschafts- oder gar Systemvorteile aber so gut wie keine. Wenn das hier ein ordentlicher Kapitalismus sein sollte, dann müssten sich diese Systemnachteile in den Mobilitätskosten niederschlagen. Möglicherweise könnte eine grüne Regierung hier mal ordentlich die Subventionen kürzen...

Sollte es jemand ernst meinen mit der Umwelt, dem CO2-Rucksack, dem Flächenverbrauch, der Opferliste: Auto verkaufen, Fahrrad anschaffen und mal wieder Bahn fahren. Und Wasserstoff ist eine Brückentechnologie für die Fliegerei bis die Akkus besser sein werden...

2 Cents von // Housecat
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Re: Diesel-Preise

Beitrag von tnt369 »

chris hat geschrieben: Mi 21. Apr 2021, 13:04 ...
Und daher bleibe ich dabei: Du hast mich nicht überzeugen können. Das soll nicht heißen, dass für Dich ein E-Auto keine sinnvolle Anschaffung war, weil Dein Nutzungsprofil offenbar anders ist als meins. Ein E-Auto kann insbesondere dann funktionieren, wenn es davon nicht viele Millionen gibt, denn für einen begrenzten Fuhrpark reicht die Infrastruktur aus.
...
Ich will nicht überzeugen sondern informieren. Bei Deinem Fahrprofil (<< 10Tkm p.a.) macht ein E-Auto momentan keinen Sinn. Für andere Autofahrer (z.B. bei 20Tkm und mehr pro Jahr) dann evtl. doch schon.

Die Infrastruktur für Millionen Autos gibt es doch schon. Es gibt viel mehr Steckdosen als Zapfsäulen. Jede Garage oder Carport wo ein Licht ist kann auch als Ladepunkt für ein E-Auto genutzt werden. Beispiel: mein E-Niro hat bisher ausschließlich an einer ganz normalen, einfachen Außensteckdose geladen und war noch nie an einer Schnellladesäule. Einmal pro Woche für einen Tag an der Steckdose laden reicht für einen Durchschnittsfahrer aus (ca. 35km/Tag). Längere Fahrten (300km und mehr) werden dann an den inzwischen sehr zahlreichen Schnelladestationen ermöglicht. Mit dem Tesla lege ich ab und zu bis zu 1400km am Tag zurück und bin dabei nicht überlastet. Das war vorher mit dem Verbrenner wesentlich belastender.

Viele Grüße aus Crevillente
Thomas
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Re: Diskussionen über Elektroautos

Beitrag von tnt369 »

housecat hat geschrieben: Mi 21. Apr 2021, 13:19 ...
Sollte es jemand ernst meinen mit der Umwelt, dem CO2-Rucksack, dem Flächenverbrauch, der Opferliste: Auto verkaufen, Fahrrad anschaffen und mal wieder Bahn fahren. Und Wasserstoff ist eine Brückentechnologie für die Fliegerei bis die Akkus besser sein werden...
...
Hallo houscat,

beim Fahrrad bin ich ganz bei Dir. Auch liebäugle ich momentan mit einem Fahrzeug ähnlich einem Kabinenroller (z.B. Twizy). Nur soviel Fahrzeug wie notwendig ist...
Mit der Bahn habe ich ein gespaltenes Verhältnis. Nachdem die viele Strecken stillgelegt haben und es mit der Elektrifizierung nicht so recht vorangeht nutzte ich sie recht wenig. Da ist noch viel Luft nach oben (E-Loks statt Diesel-Loks, mehr Strecken, bessere Taktung, Nutzung von Ökostrom...). Im Prinzip die gleichen Themen wie beim Auto...
Wasserstoff macht beim Fliegen keinen Sinn. Die Flugzeuge bräuchten viel größerer Tanks als bisher, das Verhältnis Tank zu Nutzlast ist völlig unattraktiv. Bei der Fliegerei könnte ich mir den Einsatz von Syn-Fuel noch vorstellen. Das wäre einer der wenigen Einsatzmöglichkeiten dafür wo es Sinn machen würde.

Die größte Änderung erwarte ich in Zukunft vom Autonomen Fahren. Das wird alles in der persönlichen Mobilität verändern. Vermutlich wird dann:
- Der Besitz von Fahrzeugen ist nicht mehr notwendig. Das gewünschte Fahrzeug (Größe etc.) wird nach Bedarf herbeigerufen.
- Wegfall von Parkplätzen und Parkhäuser in der Innenstadt
- Wegfall von Garagen und Carports
- weniger Unfälle und viel weniger Verkehrtote
- bessere Mobilität für Jung (Teenies) und Alt (betagte Senioren)
- Kostenersparnis (Versicherung, Steuern, Wartung, Anschaffung, Betrieb ... wird alles günstiger)
- mehr Lebensqualität (sauberere Luft, weniger Lärm, mehr Platz in den Städten, keine Zeit mehr für das Auto aufwenden: Wartung, Reifenwechsel, tanken, waschen ...)
Klingt zu gut um wahr zu sein? Nach längerem Nachdenken darüber bin ich überzeugt davon das es so kommen wird. Die Frage ist nur wann. Ich bin schon gespannt darauf.

Gruß
Thomas
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Re: Diskussionen über Elektroautos

Beitrag von housecat »

Hallo Thomas,

den Twizzy sehe ich hier (Berlin) auch ab + an seit ein paar Jahren. Zum Einkaufen und Pendeln sicher ganz OK, auch wenn im Winter vllt. etwas kalt (da man ja nicht treten muss). In Berlin (+ in Torrevieja) fahre ich Rad, laufe zu Fuß oder fahre Öffi. Das funktioniert, weil ich es mir so ausgesucht habe. Bis in das Büro sind es 1,5 Km, das kann ich locker zu Fuß gehen.

Ich seh' aber ein, das nicht alle Leute es so einrichten können. Da sind einerseits die Pendelsklaven und andererseits die ländlichen Eigenheimbesitzer. Erstere wie letztere sind mir in Mengen in der letzten Zeit begegnet (war auf Landurlaub): Beim morgendlichen Joggen im Wald / auf Radweg / an der Landstraße. Verkniffene Gesichter, immer mit 100 km/h obwohl Wildgefahr und noch nicht ausgeschlafen, und ganz schön viele auf einmal trotz (oder gerade wegen) der ländlichen Umgebung.

Das System "Auto" kann man sicher noch ausbauen, dann sieht es aber irgend so aus (Houston, I10).
Bild
Prinzip: Einfach noch eine Spur mehr, das wird das Problem schon lösen. Tragödie des Privateigentums und der individuellen Bequemlichkeitsforderung.

Jedenfalls: Ob Wasserstoff als "Batterie" etwas taugt kann ich technisch nicht einschätzen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass eine chemische Bindungslagerung das Problem mit den schweren Tanks löst. Problematisch ist eher der miese technische Wirkungsgrad bei der Wasserstoff-Herstellung, der scheint mir prinzipbedingt zu sein. Jedenfalls ist Wasserstoff keine Alternative zu Batterie-Elektrik bei Individualfahrzeugen, das Rennen ist gelaufen IMO. Also ist Wasserstoff schon eher bei Flugzeugen einsetzbar oder z.B. mit Solar-zu-Wasserstoff in ungenutzten Wüstengebieten wo es auf den Wirkungsgrand nur bedingt ankommt.

Das mit den autonomen Fahrzeugen könnte tatsächlich eine langfristig effektivere Transportleistung ermöglichen. Ich bezweifele aber, dass ein autonomes Fahrzeuge "einfach so" als Ersatz für menschliche Fahrer eingesetzt werden können. Ich vermute daher, dass die Verkehrs-Infrastruktur dafür großflächig angepasst werden muss (Kinder-Barrieren, Tunnel, Leitsysteme, millimetergenaues GPS usw). Möglicherweise ist es preiswerter, das System "Bahn" zu reaktivieren.

Gruß // Housecat
Zuletzt geändert von housecat am Mi 21. Apr 2021, 18:02, insgesamt 1-mal geändert.
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