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Polensprinter
Verfasst: So 10. Jun 2018, 14:22
von Atze
Habe ein neues Wort gelernt:
Polensprinter....
So richtig ist mir das erst dieses Jahr auf den deutschen Autobahnen aufgefallen - obwohl sicher schon länger vorhanden:
Klein-LKWs der Sprinterklasse mit einer Schlafkabine auf der Fahrerhaus.
Offenbar bis max. 3,5 t zu. Ges.gew. (das Chassis ist entsprechend leicht gebaut) und mit einer Zuladung von über einer Tonne.
Damit sind sie (besonders wenn in Eigenregie betrieben) kaum irgendwelchen Vorschriften unterworfen (Maut, zul. Geschwindigkeit, Fahrtenschreiber).
Die Pausen auch am Wochenende verbringen diese armen Schweine auf irgendwelchen AB-Rastplätzen, wo sie per APP auf neue Aufträge von einer Frachtenbörse warten und sich gegenseitig unterbieten.
Möchte mal wissen, was Scandy dazu sagt (war ja wohl vom Fach).
https://www.zdf.de/politik/frontal-21/v ... n-100.html
http://www.trucker.de/osteuropaeische-k ... 76085.html
Re: Polensprinter
Verfasst: So 10. Jun 2018, 18:55
von Hessebub
Die größte SAUEREI die es gibt im Transportgewerbe!! Ich hasse diese Dinger!!
Wenn ich sehe welche Auflagen wir im Transportgewerbe auferlegt bekommen und was wir alles nachweisen müssen, und diese Bande
sich über ganz Europa ausbreitet, könnte ich das Wort mit K bekommen
Da werden Mindestlöhne, Lenk.- und Ruhzeiten und Sonntagsfahrverbote etc. mal ganz locker ausgehebelt und die Politik schaut zu.
Von der LKW-Maut will ich erst gar nicht sprechen.
Re: Polensprinter
Verfasst: So 10. Jun 2018, 22:13
von Miesepeter
Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei 0,50/km noch etwas zu vedienen ist. Da müssen andere "Anreize" mit im Spiel sein.
Re: Polensprinter
Verfasst: So 10. Jun 2018, 22:37
von nurgis
Was mich in meiner aktiven Zeit immer maßlos geärgert hat, waren die fehlenden Parkplätze für LKW`s. Zwar hatte ich nur ein 3,5 t Wohnmobil und dahinter einen großen Einachser mit 1, 5 T, aber immerhin eine Gesamtlänge von ca. 12 m. Ich fuhr oft die Strecke München-Hannover damit. Eine Fahrpause oder Übernachtung war unmöglich. Keinerlei Parkmöglichkeiten für größere Fahrzeuge. Ich bin oft total übermüdet 5-6 Parkplätze an der Autobahn umsonst angefahren.
Viel schlechter geht es den großen Trucks. Die müssen pausieren und haben keine Möglichkeit. Diese Parkplatznot gab es schon vor 10 Jahren. Die armen "Schweine" werden drangsaliert und die Geschäftemacher der 3,5 t- Klasse graben ihnen nun das Wasser ab, denn sie können ihren Transporter fast überall parken, haben keine Lenkzeitenbeschränkung und andere Probleme.
Hätten die Trucks bessere Bedingungen und Parkmöglichkeiten, wäre bestimmt die Invasion der Transporter nicht so groß, denn die Profis könnten besser kalkulieren
Re: Polensprinter
Verfasst: So 10. Jun 2018, 23:09
von Scandy
Atze hat geschrieben: ↑So 10. Jun 2018, 14:22
Möchte mal wissen, was Scandy dazu sagt (war ja wohl vom Fach).
Uber besitzt keine Taxis und Shiply (1) keine Sprinter.
Ist es verwerflich, wenn ein Mensch es vorzieht, statt fuer ein Fremdunternehmen auf eigene Rechnung zu arbeiten?
@nurgis: Schenker, Kühne und Nagel und wie sie heissen besitzen auch keine LKW / Sprinter (von einer Minimalflotte, fuer den Spezialeinsatz abgesehen).
Grosse Firmen wie Opel, Siemens und wie sie heissen unterhalten immer weniger Lagerfläche und verladen diese auf die Strasse: die Fahrer müssen oftmals auf die Minute anliefern.
Leider wird dieser Zustand im grossen Stil von Westeuropäischen Frachtvermittlern unterstützt. Diese bieten Transporte weit unter den normalen Produktionskosten an. Die Tour fährt der günstigste, das ist im Regelfall derjenige, der der das Geld am dringendsten braucht.
Ausgetragen wird dieses m. E. auf dem Rücken der Fahrer - derzeit vermehrt aus Rumänien und Bulgarien. „Zu meinen Zeiten“ war es so, dass der ausländische Transportunternehmer 3 x im Land laden und ausliefern „durfte", danach eine Tour in z. B. Holland, Belgien, Spanien und dann wieder 3 x in Deutschland. Ob sich hier etwas geändert hat? Dazu möchte ich mich öffentlich nicht aeußern und meine persönliche Meinung über LKW Fahrer, die über Monate von Rastplatz zu Rastplatz fahren, bis sie endlich bei ihrer Familie sind, auch nicht.
@Atze sind die osteuropäischen Sprinter aufgefallen. Wenn Ihr das nächste Mal auf der Autobahn unterwegs seit, zählt doch mal, wieviele 40t (grosse LKW´) mit deutschen und wieviele mit ost-/zentraleuropaeischen Nummernschildern unterwegs sind. Vielleicht wundert Ihr Euch, dass so wenige LKW´s mit deutschen Nummernschildern so ein grosses Land bedienen.
Scandy
PS.: nun untersuche ich, welchen Vódka ich vertrage und freue mich auf eine lange Winternacht mit Atze: GG (!): Du kaufst Pernodil und Atzine: sorge doch bitte fuer einen Sonnenaufgang NACH 18 Uhr, ich danke Euch

Re: Polensprinter
Verfasst: So 10. Jun 2018, 23:47
von Scandy
Re: Polensprinter
Verfasst: So 10. Jun 2018, 23:49
von Scandy
Re: Polensprinter
Verfasst: Mi 7. Nov 2018, 21:43
von Scandy
Gerade wurde "ein" Transporteur "erwischt
ein Spediteur geht gerade durch die Medien in Dänemark:
über einen Transportvermittler hat er Chauffeure über einen polnischen Frachtvermittler erhalten. Diesen wurde ein BRUTTO-Lohn von UNTER 3 Euro pro geleisteter Arbeitsstunde gezahlt.
Es wuerde mich wundern, wenn ein Verfahren eröffnet wird, da die Gesetze m. E. keine Grundlage bilden.
(Auch der in Deutschland geltende Mindestlohn kann auf diese Weise so leicht ausgehebelt werden.)
Zumindest wird es diesem Frachtführer dank der Präsenz in den Medien in naher Zukunft schwerer fallen, Kunden im Königreich zu finden.
Scandy
Re: Polensprinter
Verfasst: Sa 10. Nov 2018, 00:02
von alf
Das Transportgewerbe war schon immer haarig. Vor 50 Jahren war ich (und andere Studenten) immer standby für ein "Luftfrachtunternehmen" auf einem ausgelutschten 7,5 t Hanomag "Luftfracht" für 50,-DM vom Airport Hannover nach Frankfurt zu fahren, meist nachts, Fahrtantritt innerhalb einer halben Stunde. Der Karren lief nur 75 km/h außer, bei getretener Kupplung, die Kassler Berge abwärts auch mal 90. Nach 5 Stunden Fahrt wartete in Frankfurt die Anschlussladung nach Hamburg für 30,- Kröten extra. Fahrtzeitbeschränkungen und Mindestlohn waren kein Thema.
"Luftfracht" abrechnen und billigst transportieren, das Unternehmen (oder der Disponent) war saniert.
Für solche Jobs finden sich immer arme Schweine, nicht nur Osteuropäer.
Dass ich damals trotz permanenter Übermüdung unfallfrei blieb, dafür danke ich noch heute dem Allmächtigen.
War trotzdem eine schöne Zeit, Euer Alf