Der Weg ist das Ziel

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Citronella
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Citronella »

@ Frambuesa,

auch mich begeistern deine Erlebnisse und die Art, wie du darüber berichtest! Sicher war nicht alles lustig, aber im nachhinein überwiegt das Positive und das Außergewöhnliche bleibt im Gedächtnis hängen. Ich freue mich auf die nächsten Stationen. Und ja, jede Tour ist einmalig und lässt sich nicht wiederholen.

Saludos
Citronella
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Frambuesa
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Frambuesa »

Citronella hat geschrieben: Sa 10. Nov 2018, 16:56Sicher war nicht alles lustig . . .
:-o :-o :-o nein, ganz sicher nicht, aber all das heulen in mancher Situation, Zähne knirschen, Unlust und Partnerschaftsprobleme, das habe ich nicht mehr im Gedächtnis :lol:
Übrigens, auch der Jacobsweg ist so ein Schicksalsweg für Ehen und Partnerschaften. Die einen schweißt es zusammne, die anderen trennt er (ich glaube, das könnte die Mehrheit sein :sad: ) - liegt in der Natur der Sache
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Frambuesa
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Frambuesa »

In einem Jahr unserer Wanderungen trafen wir im Bahnhof von Vichy auf zwei nette Schweden, die auf dem gleichen europäischen Fernwanderweg unterwegs waren. Was lag näher als gemeinsam zu wandern? Kirstin war Kinderärztin und sie kam an meinem blasengeplagten Fuß (durch die ekligen Kunststoffschalenwanderschuhe) schon bald zum Einsatz. Mit ihrem Mann Anders wurde in den Pausen fleißig schwedisch/deutsch gepaukt. Mit den beiden hatten wir viel Spaß, besonders, wenn Anders morgens an unser Zelt trat und verkündete: „Chef de Cuisine, wir aben vier Graden“. Mich überkommt noch heute das Frieren, wenn ich daran denke, wie wir es fertig brachten, uns bei der Temperatur aus den warmen Daunenschlafsäcken zu schälen.
Mit diesen beiden netten Menschen haben wir einige Puys der ganzen Kette dieser vulkanischen Berge erwandert und strebten nun dem Höhepunkt dem Gipfel des Puy de Dôme zu.
lang, lang ist‘s her
lang, lang ist‘s her
Was wir mittlerweile nicht nur gelesen, sondern am eigenen Leibe gespürt hatten, das war die Beständigkeit des unbeständigen Wetters.Temperaturschwankungen von ca. 25 Grad innerhalb von 24 Stunden waren nicht selten und Regen - nun ja, nicht umsonst findet man auf Postkarten aus der Auvergne die Menschen häufig mit Regenschirmen dargestellt.
So war es auch, als wir am Fuße des Puy de Dôme lagerten, um ihn am nächsten Morgen zu „bezwingen“, um in den Ruinen des Merkurtempels dem ollen Römergott ein Rauchopfer darzubringen. Sollte eigentlich kein allzu großer Akt sein, der Aufstieg. Wenn da nicht . . . :((
Dicke laute Regentropfen prasselten am nächsten Morgen auf unsere Zelte. Das fing ja gut an und es wollte und wollte nicht aufhören zu regnen. Die ganze Gegend verwandelte sich in ein nebelhaftes, graues, feuchtes Gewaber und vom Gipfel war natürlich nichts zu sehen - nixe, absolutamente nada! Was tun? Erst mal abwarten. Was hätten wir anders tun sollen? Es gab weder Bus noch Bahn noch Hotel in erreichbarer Nähe. Also mussten wir - ob wir wollten oder nicht - warten, bis es aufhörte zu regnen. :roll:
Gegen 14 Uhr dann hatte der Schnürliregen aufgehört und wir setzten langsam unsere Gehwerkzeuge in Bewegung. Alles war klamm und fühlte sich nicht angenehm an: T-Shirts, Pullover, Hosen, Socken und die Zelte, die mussten natürlich nass in die Rucksäcke gepackt werden. Gesenkten Hauptes, die Kapuzen weit ins Gesicht gezogen stiefelten wir nun dem Gipfel unserer Begierde entgegen.
Gesehen? Nö, gesehen haben wir so gut wie nichts, denn die graue Nebelsuppe war immer noch all überall. Bergan war uns ja von der Anstrengung noch warm gewesen, doch als wir oben waren, froren wir so erbärmlich, dass wir nicht viel Zeit dort verbrachten.
Ob das Rauchopfer Merkur gefallen hat? Keine Ahnung, mir jedenfalls hat die feuchte Gauloises nicht sonderlich geschmeckt :-o Bald schon machten wir uns an den Abstieg.
Beim Abschiedsessen von unseren schwedischen Begleitern in Clermont-Ferrand ließen wir die Tour noch einmal Revue passieren und stellten einstimmig fest: Auch wenn uns das Wetter keine schöne Sicht vom Gipfel auf die Umgebung freigegeben hatte, auch wenn so Manches auf unserer Tour nicht so lief, wie wir geplant hatten, so haben wir jede Menge erlebt und Erfahrungen gesammelt auf unserer Tour. Und darum lautet die Quintessenz unserer gesamten Wanderungen: Der Weg ist das Ziel!

Den Atlantik haben wir übrigens nie erreicht, denn in Clermont-Ferrand war leider auch unser gemeinsamer Weg zu Ende und Kurt schaut auch schon viele Jahre aus anderen Sphären auf unsere Erde herab.

Weitere Wanderungen und Begebenheiten zu diesem Thema gibt es beim nächsten Mal ;;)
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Frambuesa »

Hier noch ein paar Fotos aus der „Mottenkiste“
So weit die Füße tragen
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. . . und alle paar Tage dann solch ein Lichtblick
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Oliva B. »

Liebe Frambuesa,

ganz ehrlich? Ich leide beim Lesen :d . Klamme oder sogar nasse Klamotten und Schuhe, Übernachtungen in der Kälte, Baden im kalten Fluss, Blasen an den Füßen und unbequemes Schuhwerk -und dann noch Maden im Käse. :-P Aber so schlimm scheint das alles nicht gewesen zu sein, wenn die Erinnerung noch so lebendig ist. Die schönen Momente haben wohl doch überwogen.

Wann habt ihr diese unvergessene Tour eigentlich unternommen?
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von vitalista »

Ach ja, mir geht's da wie Elke - doch du hattest, meine ich, schon geschrieben, heute wären derartige Touren auch nicht mehr unbedingt etwas für dich, liebe frambuesa, oder? Aber es macht soviel Spaß, das zu lesen. Du hast eine wirklich tolle Schreibe.
Wer morgens zerknittert aufsteht, hat tagsüber noch Entfaltungsmöglichkeiten!
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Frambuesa »

Oliva B. hat geschrieben: Fr 23. Nov 2018, 18:41 Die schönen Momente haben wohl doch überwogen.
;;) Ich glaub schon, wobei gerade die extremen Ereignisse natürlich am lebendigsten in der Erinnerung bleiben.
Kannst mir glauben, ich erinnere mich noch heute gern an diese Zeit
Oliva B. hat geschrieben: Fr 23. Nov 2018, 18:41 Wann habt ihr diese unvergessene Tour eigentlich unternommen?
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Frambuesa »

vitalista hat geschrieben: Fr 23. Nov 2018, 19:23 du hattest, meine ich, schon geschrieben, heute wären derartige Touren auch nicht mehr unbedingt etwas für dich, liebe frambuesa, oder?
Nööö, wirklich nicht :-o dazu bin ich heute physisch gar nicht mehr in der Lage, obwohl ich auch heute noch eine große Sehnsucht nach Langstreckenwanderungen in mir trage. Doch was nicht geht, kann man nicht erzwingen.
Wenn ich allein daran denke, wie es sich anfühlt, wenn sich Baumwurzeln und Tannenzapfen durch die dünne Isomatte drücken #-o
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von balina »

Wenn ich mir so überlege, dass bei mir nur einmal Camping im geborgten Zelt mit geliehenen Luftmatratzen, auf einem überfüllten Campingplatz mit vom Regen nassem und aufgeweichtem Boden, mit einer eckligen Waschanlage und miesem Bier in der Campingplatzkeipe an der Ostsee gereicht hat, um nie wieder in einem Zelt zu übernachten, bewunder ich dich um so mehr, diesen Strapazen auch noch Gefallen abzugewinnen.

Dabei hatte ich noch nicht einmal Blasen an den Füßen und klamme Klamotten.
_____________
lieben Gruß
balina

Ein bisschen Grütze unter der Mütze ist schon was nütze.
Aber ein gutes Herz unter der Weste ist wohl das Beste.
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Frambuesa »

Liebe Balina,
das ist ja wirklich schrecklich, was du da erlebt hast.
Alleine beim Gedanken an „Im Zelt auf überfülltem Campingplatz“, da kräuseln sich mir die Zehennägel und bei unreinen sanitären Anlagen bekomme ich schon beim Anblick Pickel. Dagegen sind ja Regenwetter und klamme Socken Peanuts.
Das, was du beschreibst, ist nicht unbedingt die Welt von Fernwanderern, die ja eher die Einsamkeit und die Ruhe der Natur suchen.

Die nächsten Erlebnisse bis hin zu meinem nicht wirklich gelungenen Jacobsweg schaffe ich vielleicht noch bis Weihnachten :lol:
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