Schwein gehabt

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vitalista
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Re: Schwein gehabt

Beitrag von vitalista »

Danke für die ausführliche Recherche, liebe Elke. Sehr informativ. Zur Sierra de Crevillent kann ich sagen, dort scheinen nicht wirklich viele cerdolís herumzulaufen. Mein spanischer Freund ist Jäger und in dem Gebiet unterwegs. Er berichtete, dass wohl schon mal eines gesichtet wurde, aber doch so selten, dass ich in den rund 12 Jahren, die wir befreundet sind, immer mit Kaninchen vorlieb nehmen musste.
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Oliva B.
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Re: Schwein gehabt

Beitrag von Oliva B. »

vitalista hat geschrieben: Do 14. Dez 2017, 13:16 Danke für die ausführliche Recherche, liebe Elke. Sehr informativ. Zur Sierra de Crevillent kann ich sagen, dort scheinen nicht wirklich viele cerdolís herumzulaufen. Mein spanischer Freund ist Jäger und in dem Gebiet unterwegs. Er berichtete, dass wohl schon mal eines gesichtet wurde, aber doch so selten, dass ich in den rund 12 Jahren, die wir befreundet sind, immer mit Kaninchen vorlieb nehmen musste.
Von unseren spanischen Freunden und Bekannten (Jäger) kann ich nur berichten, dass sie selbst kein Wildschweinfleisch essen. Sie wissen, wovon sich die Schweine ernähren (Allesfresser), von den Krankheiten mal ganz zu schweigen. In Deutschland wird das Wildbret genau untersucht (hoffe ich #:-s ), auch in Spanien ist dies üblich, bevor das Fleisch zum Verzehr frei gegeben wird. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass die Jäger ihren "Wald- und Wiesenärzten" (in den wenig besiedelten Gebieten) nicht allzu sehr vertrauen. Wie mag es bei denen um Fort- und Weiterbildung bestellt sein? #:-s

Während es in Deutschland regional bedingt eher die Angst vor radioaktiv verseuchtem Fleisch , Kontaminationen mit Blei und Trichinen und anderen anderen Schwarzwildkrankheiten ist,

Vielleicht kann uns unser "Forendoktor" und passionierter Jäger @ Atze mehr zu dem Thema berichten?
Scandy
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Re: Schwein gehabt

Beitrag von Scandy »

Danke @Elke fuer den ausführlichen Bericht. Jetzt weiss ich wenigstens, mit wem ich es nicht zu tun haben möchte.

Scandy
Miesepeter
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Re: Schwein gehabt

Beitrag von Miesepeter »

Überhaupt an Wild heranzukommen ist nicht ganz einfach, denn im normalen Handel ist es so gut wie gar nicht erhältlich. Andererseits ist Schlachten ganz allgemein ausserhalb der zugelassenen Schlachthöfe strikt verboten, und nur von dort dürfen die Metzger ihre Ware beziehen. Zuwiderhandlungen werden empfindlich bestraft.
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Oliva B.
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Re: Schwein gehabt

Beitrag von Oliva B. »

@ Miespeter

Du schreibst
Miesepeter hat geschrieben: Do 14. Dez 2017, 17:21 Überhaupt an Wild heranzukommen ist nicht ganz einfach, denn im normalen Handel ist es so gut wie gar nicht erhältlich. Andererseits ist Schlachten ganz allgemein ausserhalb der zugelassenen Schlachthöfe strikt verboten, und nur von dort dürfen die Metzger ihre Ware beziehen. Zuwiderhandlungen werden empfindlich bestraft.
Ich habe keine Probleme Wild zu bekommen, die Jäger schießen mehr, als sie verwerten können. Meinst du mit deinem Beitrag, dass Wild nur deshalb nicht bei den Metzgern erhältlich ist, weil die Tiere außerhalb der Schlachthöfe getötet werden? :-?
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Re: Schwein gehabt

Beitrag von Miesepeter »

Kommt natürlich auf die Gegend an. Hier ist ausser Karnickeln kaum was vor die Flinte zu bekommen. Dann wissen in dieser Gegend die allerwenigsten, wie man Wild richtig zubereitet. Gehört ebensowenig zur Speisekarte wie Disteln (eine Delikatesse z.B. in Navarra) oder Leber und andere Innereien (die letzte Leber bekam ich in Gibraltar sehr preiswert vor 10 Jahren). Auch Blumen- und Wirsingkohl bietet hier kein einziges Restaurant an, obwohl grossflächig angebaut. Und von Kohlrabi wisen die wenigsten, dass er überhaupt existiert. Wat de Buer nich kennt dat frett he nich.
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Atze
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Re: Schwein gehabt

Beitrag von Atze »

Soeben für 2 h aus der netzlosen Pampa mal schnell in Berlin, lese ich diesen interessanten Trööt.
Erstmal Glückwunsch an Scandy und Chapeau an Oliva.
Es sind tatsächlich (vietnamesische) Hängebauchschweine. Normalerweise wird kein Jäger in D diese mit unseren Wildschweinen verwechseln, obwohl hier auch manchmal einige aus der Haltung ausbüxen. Wenn sie nicht schnell wieder eingefangen werden, müssen erlegt werden. Dieses Jahr hat wohl irrtümlich ein Jäger so ein Schwein erlegt, das nur auf einen anderen Hof wechselte: Der bekam dann Ärger, da er in einem befriedeten Bezirk ohne Not schoss.
Kreuzungen mit Hausschweinen kamen immer mal wieder vor. Man erkennt sie eigentlich nur an der hell-gefleckten Schwarte. Da unser Hausschwein sehr nahe mit dem Wildschwein verwandt ist, müssen diese Tiere nicht unbedingt besonders scharf bejagt werden. Anders natürlich Kreuzungen mit exotischen Arten. Allerdings sollten diese eher selten sein und sind auch nicht so unseren klimatischen Bedingungen angepasst. In Spanien mag das anders sein.
Zu den Krankheiten: Die allermeisten Tierkrankheiten sind für den Menschen ungefährlich. So auch die jetzt drohende afrikanische Schweinepest. Diese bedroht jedoch auch den gesamten Nutzschweinebestand, und deshalb sind wir angewiesen (in einigen Bundesländern auch mit technischen Hilfsmitteln wie Nachtsichtgeräten) den Wildschweinbestand "auszudünnen". Was wohl kaum klappen wird.
Die einzigen für den Menschen gefährliche Erkrankung ist die (sehr seltene) Trichinose. Hier besteht wohl in allen europäischen Ländern eine Untersuchungspflicht von speziell gewonnenen Proben durch Tierärzte.
Die meisten Jäger in D haben eine spezielle Schulung mitgemacht, wie und welche Proben aus dem Schwein zum Tierarzt gebracht werden müssen. Erst nach negativem Bescheid darf das Schwein (das ja sowieso einige Tage abhängt) weiter verwendet werden. Unser Schalenwild hat ja einen speziellen "Begleitschein" zu seiner Wildmarke, dessen erster Teil gleich von dem Jäger ausgefüllt wird, bei Schweinen der zweite Teil vom Beschauer, von Allem bekommt das Amt eine Kopie. (Wenn ich Zeit habe, kopiere ich mal so einen Schein hier hinein).
Die andere Gefahr nur für Hunde ist die Pseudowut (Aujetzki) Auch sie ist recht selten, kommt aber bei Wildschweinen vereinzelt vor.
Generell ist das Fach Wildhygiene in D prüfungspflichtig und jeder Jäger ist geschult, bestimmte Erkrankungen (die nicht alle zum Verwerfen des Wildprets führen müssen) zu erkennen.
Zur erhöhten Radioaktivität in einigen kleinen Bereichen Von D (Bayern) kann ich nix sagen. Die ist in Brandenburg normal.

Ansonsten kursieren von religiösen und esoterischen Gruppen zuweilen Vorbehalte gegen Schweinefleisch.
Natürlich ist der Fettgehalt je nach Menge problematisch. Auch sind einige wenige Menschen empfindlich auf den leicht erhöhten Histamingehalt.
Aber aus medizinischer Sicht ist gegen den Verzehr von Schweinefleisch nichts einzuwenden.
Besonders wenn die Herkunft nicht völlig klar ist, sollte es aber immer "durch" sein.
LG Atze
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