Violetta, die Hundedame aus dem Dorf

Tiergeschichten; Hundefrisöre, Tierarzt, Nahrung und Pflege eurer Haustiere
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Frambuesa
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Violetta, die Hundedame aus dem Dorf

Beitrag von Frambuesa »

Es ist etwa 10 Jahre her, als uns beim Spaziergang durch eine Rambla ein winziges Knäuel Hund „auf die Füße fiel“. Tapsig lief er ein paar Schritte hinter uns her und versuchte, an unseren Schuhen hochzukrabbeln. Er gehörte einem älteren Ehepaar, das dort im Garten Gemüse erntete und wäre wohl gern mit uns gegangen.
Zwei Jahre später, die Begegnung mit dem Welpen hatten wir längst vergessen, wollte es der Zufall, dass wir in ein Häuschen in das Dorf zogen, wo die Besitzer des kleinen Hundes gleich neben uns wohnten. Gerade aus Deutschland angekommen, umkreiste uns eben dieser kleine Hund, als würden wir uns Jahre kennen. Ob er uns wirklich wiedererkannte? Jedenfalls hatten wir von dem Moment an einen „Pflegehund“ und Maria und Andres, die Besitzer waren froh darüber und verwöhnten uns mit frischem Gemüse aus ihrem Garten.
Violetta, so hieß dieser quirlige kleine borstige Terriermischling, war schon etwas ganz besonderes. Morgens saß er pünktlich zum Frühstück vor unserer Türe. Nein, gebettelt hat er nicht; er war überhaupt nicht übers Fressen zu kriegen. Leckerchen ließen ihn völlig kalt. Er wollte erst gekrault werden und dann mit uns durch die Gegend wandern. Während wir noch frühstückten, legte er eine Pfote auf meinen Oberschenkel um zu signalisieren „Nu mach schon“. Wenn es dann losging, kannte ihre Begeisterung keine Grenzen mehr und sie begleitete uns auf sämtlichen Wanderungen. Wurde der Abstand zwischen meinem Mann und mir mal etwas größer, blieb sie mittendrin stehen und wartete, bis ich wieder aufgeholt hatte. Waren wir wieder kurz vor Zuhause, stob sie wie ein geölter Blitz von dannen zu ihren Kumpels und Kumpelinen im Dorf, um ihnen wohl von ihrem Ausflug zu berichten.
Ach ja, die Kumpels und Kumpelinen sind sämtliche Hunde und Katzen des Dorfes und das waren nicht wenige.
Hunde an der Leine gab es nicht im Dorf. Aber in mehreren Anwesen gab es eingezäunte große (und auch gefährlich scharfe) Hunde, die mehrmals am Tag raus kamen.
Aber von denen später mal.
Hier schreibe ich in erster Linie über Violetta und ihre Kumpels im Dorf. Ja, das war schon eine illustre Truppe, wenn sie durchs Dorf stromerten. Manchmal jagten sie auch laut kläffend gemeinsam hinter einem besonderen PKW oder Motorrad her. Mit den Katzen vertrugen sich die meisten gut und Violetta hatte wohl einen „Bruder“, mit dem sie groß geworden ist: Kater Leo, mit dem sie machen konnte, was sie wollte. Manchmal nahm sie seinen Kopf (vorsichtig) ins Maul und zog ihn so über den halben Hof und - es ist nicht zu glauben - Leo schien es zu gefallen.
Beim ersten Spaziergang mit Violetta mussten wir herzhaft lachen, denn ihre Art Pipi zu machen war ein regelrechter artistischer Akt: Sie sprang hoch und „pipilierte“ mit in der Luft ausgestreckten Hinterläufen.
Ja, die Zeiten mit Violetta waren schon recht unterhaltsam - demnächst mehr aus dem Leben einer ganz besonderen Hundedame
Saludos Frambuesa
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hundetraudl
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Re: Violetta, die Hundedame aus dem Dorf

Beitrag von hundetraudl »

Wunderschön erzählt. Bin mal gespannt wie es weiter geht.

Wir hatten 28 Jahre immer wieder Hunde. Allerdings was mich stört ist das Dauerbellen der spanischen Hunde und keiner wehrt und bittet um Ruhe. :((
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Frambuesa
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Re: Violetta, die Hundedame aus dem Dorf

Beitrag von Frambuesa »

hundetraudl hat geschrieben: Sa 20. Okt 2018, 15:39 Allerdings was mich stört ist das Dauerbellen der spanischen Hunde und keiner wehrt und bittet um Ruhe. :((
Aus dem Grunde sind wir schon weggezogen. Es war nicht zum Aushalten. Begegnete uns der Nachbarshund im Treppenhaus, war er außer Rand und Band und sah er vom Balkon aus jemanden vorbeigehen, gebärdete er sich wie wild. Angeblich konnten die anderen Eigentümer, die das auch störte, nichts dagegen machen.

Die Zeit mit Violetta war wirklich eine wunderbare Zeit und es gibt noch so einiges von ihr zu berichten.
Aber jetzt muss ich erst an den Canal de Castilla, wo die ersten Radrennfahrer vom heutigen Rennen zurückkommen
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hundetraudl
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Re: Violetta, die Hundedame aus dem Dorf

Beitrag von hundetraudl »

Freue mich auf deinen weiteren Bericht :-D
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Re: Violetta, die Hundedame aus dem Dorf

Beitrag von Sonnenhügel »

Freue mich auch auf weitere Erzählungen.
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Citronella
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Re: Violetta, die Hundedame aus dem Dorf

Beitrag von Citronella »

@ Frambuesa,

deine Erzählung von Violetta ist herzerfrischend >:d< ich freue mich über weitere Geschichten mit der Hundedame!

Saludos
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Re: Violetta, die Hundedame aus dem Dorf

Beitrag von nixwielos »

Wirklich sehr kurzweilig geschrieben, dieser Bericht, und mir als ehemaligem Hundebesitzer kommt so manche Erinnerung, noch ein wartender Mitleser! >:d<
Viele Grüße von Nicole und Stefan!
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Frambuesa
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Re: Violetta, die Hundedame aus dem Dorf

Beitrag von Frambuesa »

Eine noch zum Wochenende

Die Hundedame Violetta und Leo, der verfressene Kater

Die beiden waren sich besonders zugetan und auch, wenn wir nicht hinsehen konnten, so hatten sichtlich beide Spaß an dem Spiel „Zieh mich über den Hof“, wobei die anwesenden Katzendamen und -machos den Beiden geflissentlich aus dem Wege gingen.

Mittags kam meistens Margarete, eine ältere Nachbarin und stellte der ganzen tierischen Dorfbevölkerung einen riesigen Napf mit (für uns undefinierbaren) Essensresten mitten auf den kleinen Platz vor unseren Häuschen. Den Platz muss man sich so vorstellen wie ein notdürftig mit Beton bezogener Hof mit angrenzendem Kaninchenstall und einem uralten großen Sessel, der meist von einigen Katzen belagert war. Über allem schwebte die Wäsche von Margarete oder Maria. War halt ein winzig kleines Dorf im äußersten Südosten Andalusiens.
Irgendwo hier habe ich gelesen, dass Katzen keinen Reis mit Soße fressen würden. Zumindest für dieses Dorf hat das keine Gültigkeit, die Gatos fraßen einfach alles. Wir wissen nicht, wann und was Violetta gefressen hat, denn das, was sie bei uns zu sich genommen hat, war der Rede nicht wert.
Nicht, dass wir ihr nichts gegeben hätten. Aber kaum sah sie Futter in ihrem Napf, muss sie wohl auf irgend eine Weise Leo informiert haben, der dann auch prompt erschien.

So ganz kennen wir uns ja nicht in der Sprache von Hunden und Katzen aus, aber dem, was dann passierte, muss wohl folgender Dialog zwischen Hundedame Violetta und Katzenmann Leo vorausgegangen sein:

Violetta: „Willst du mein leckeres Essen?“

Leo: „Oh ja, es kitzelt schon verführerisch in meiner Nase“

Violetta: „Aber nur, wenn du mich lässt . . . „

Leo: „Klar doch, aber jetzt lass mich an den Napf“

Und die sogenannte Dame besprang den etwas blöden, aber verfressenen Kater, als sei sie der feurigste Liebhaber. Wir trauten unseren Augen kaum und konnten uns kaum vor Lachen halten. Zwischendurch sind sie mal durch unser Eßzimmer getobt und landeten nach kurzer Zeit wieder vor dem Freßnapf und das Spielchen ging von vorne los.

Waren sie dann müde von der ganzen Toberei, Fresserei und XX, machten sie es sich auf dem Sofa gemütlich: Violetta rollte sich in der linken Sofaecke ein und Leo in der rechten und alle waren glücklich, satt und zufrieden

Trautes Heim, Glück allein
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Re: Violetta, die Hundedame aus dem Dorf

Beitrag von Tina31 »

Wie schön! Danke für die Geschichten!! Ich bin gespannt, was Violetta noch so erleben wird :)
Liebe Grüße Tina

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Re: Violetta, die Hundedame aus dem Dorf

Beitrag von Frambuesa »

Dann will ich mal weiterschreiben aus:

Violettas Dorfleben

Groß war die Welt der kleinen Hundedame wirklich nicht, denn in ihrem Dorf lebten nur noch so etwa 60 Menschen und die waren zumeist auch schon recht betagt. Aber sie hatten alle ihre kleine Gemüsegärten, Feigen- und Orangenhaine und Kartoffeläcker. Arbeiteten Maria und Andres in ihrem Garten, war Violetta oft bei ihnen. Allerdings verlor sie sofort die Lust am Ackerbau, wenn sie uns kommen sah. Klar, mit uns könnte sie ja vielleicht neue Abenteuer erleben und viele neue Gerüche unterwegs aufnehmen. Ja, ja, dem „Zeitung lesen“ unterwegs frönte sie ausgiebig, denn auf einem unserer Standardwege kamen viele, viele Artgenossen entlang, die ihre neuesten „Artikel“ hinterlassen hatten. Manchmal sauste sie plötzlich quer durch die Büsche - aha, Kaninchen oder Rebhuhn? Gott sei Dank hat sie mal nie was erwischt.
Eines Tages - uns war schon der unangenehm typische Verwesungsgeruch in die Nase gestiegen, wurde sie ganz aufgeregt und suchte, in dem Gebüsch zu verschwinden, wo der Gestank herkam. Oh nein, sie wird doch wohl nicht . . . Im letzten Moment bekamen wir sie zu packen und beim Näherkommen entdeckten wir es: Da hatte jemand auf bequeme Art seinen großen, toten Hund in einer schwarzen Plastikfolie entsorgt. Es hat lange gedauert, bis wir diesen Weg wieder gehen konnten.

Schon mit ihren jungen Hundejahren hat sie festgestellt, dass nicht alle Dorfbewohner ihrer Art so ein schönes, freies Leben hatte wie sie. So brachte z.B. einmal unser Nachbar Paco, der bei der Guarda Civil und leidenschaftlicher Jäger war, einen sehr jungen Podenko mit, der aber nicht mit den anderen Artgenossen herumtollen durfte. Er wurde (im Haus) von Paco stundenweise „erzogen“ und später wohl wieder in eine der fensterlosen Behausungen auf dem Land gebracht, wo er sicher mit einigen seiner Brüder ein trauriges Dasein fristen musste bis er - nun ja, entweder für einige Zeit ein toller Jagdhund würde oder . . .
Ob Violetta wusste, welch grausames Schicksal auf viele von ihnen wartet, haben wir nicht herausgefunden.
Zu Violettas „Dorfgang“ gehörten so etwa 5 bis 6 Hunde unterschiedlichster Rasse, Größe und Bellfreudigkeit, was sich besonders bemerkbar machte, wenn entweder Fremde durchs Dorf kamen oder die schon erwähnten besonderen PKW/Motorräder. Dass Violetta überhaupt bellen konnte, haben wir erst nach vielen Wochen feststellen können.
Außerhalb dieser Gang gab es aber noch ein Anwesen, auf dem ca. 8 große Hunde lebten, die jedesmal einen Heidenspektakel veranstalteten, wenn jemand vorbeikam und die „nicht ohne“ waren.
Aber davon später . . .
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