Apfelsinenbäume richtig schneiden, düngen und bewässern

[Oliva B.]

[...]Hier im Forum fehlt uns einfach das nötige Fachwissen.
Gruß Klaus

Hallo Klaus, wie kommst du darauf?
Auch wenn wahrscheinlich keiner unter uns in einem Haus mit einem Garten aufgewachsen ist, in dem Zitrusbäume stehen, so gibt es dennochh etliche Haus- und Gartenbesitzer unter uns, die hier schon seit einigen Jahren oder gar Jahrzehnten erfolgreich Zitrusbäume pflegen.

Wenn Spanier ihre Gärten anlegen, findet man darin sicher einen Zitronen- und einen Orangenbaum. Obwohl diese Bäume ursprünglich aus Südostasien kommen, gedeihen sie im mediterranen Klima mit heißen Sommern und milden Wintern hervorragend.
Gerade Zitronen sind vielseitig verwendbar, nicht nur der Saft, sondern auch die Schale. Je nach Sorte tragen sie fast ganzjährig Früchte und Blüten, deren Duft einzigartig ist.

Zitronenbaum auf steinigem Bancal (Terrasse)

Wie Florecilla glaubhaft versichert, wächst ihr Zitronenbaum auch auf felsigen Grund. Ideal sind aber Böden, die tiefgründig sind.
PFLANZEN:
Wenn man einen Zitrusbaum pflanzen will, sollte das Pflanzloch ungefähr ein Meter tief sein und mit guter Erde, vermischt mit Stallmist (20- 30 kg/Baum, teilweise mit im Pflanzloch, der Rest wird um den Stamm verteilt) ausgefüllt werden. 30-40 kg Mist verträgt ein Zitrusbaum auch in den folgenden Jahren (wenn man ordentlich Ertrag haben will), hinzu kommen weitere Düngergaben (siehe unten).
BEWÄSSERN:
Die Bäume müssen unbedingt bewässert werden - wie in den Plantagen - sonst tragen sie kaum oder vertrocknen sogar. Doch auch da ist Vorsicht geboten, wenn das Wasser nicht abfließen kann, ersticken die empfindlichen Wurzeln. Deswegen werden sie hierzulande auf Terrassen kultiviert, da kann das Wasser auch bei Starkregen (gota fría) ablaufen. Um den Stamm wird ein Ring aus Erde angehäufelt, damit das Wasser (und andere Nährstoffe) direkt der Wurzel zugute kommt. Die Wurzeln sollten feucht gehalten werden, aber Vorsicht: KEINE STAUNÄSSE!. Wird zu viel gegossen, bekommt der Baum gelbe Blätter.
DÜNGEN:
Gedüngt wird mit Kalium, Stickstoff und Phosphor (die unten stehende Tabelle habe ich in einem spanischen Gartenblog gefunden), und wenn man dann noch Kompost oder Mist in den Boden einarbeitet, wird man sich bald über gute Erträge freuen können.

• Junger Zitrusbaum (2 Jahre)
  Stickstoff: 5,1 Gramm/Jahr
  Phosphor: 0,7 Gramm/Jahr
  Kalium: 2,8 Gramm/Jahr
  Im Wachstumsjahre (bis zu 6 J.)
  Stickstoff: 1,5 Gramm/Jahr
  Phospor: 15 Gramm/Jahr
  Kalium: 87 Gramm/Jahr
  Ausgewachsene Bäume
  Stickstoff: 4,5 Gramm/Jahr
  Phosphor: 44 Gramm/Jahr
  Kalium: 2,5 Gramm/Jahr

Hier findet man auch eine Düngeanleitung für Zitruspflanzen auf Deutsch.

Gegen Krankheiten sind Zitruspflanzen nicht gefeit, aber darüber gibt es auch genügend deutschsprachige Artikel im Internet.

PS: Sehe gerade, ich habe den Schnitt vergessen, der wird später nachgeholt.

[Klaus]

Noch besser wäre ein geeigneter Fachmann in der Nähe der Urb. Monte Pego. An Pseudo-Gärtnern herrscht zwar kein Mangel - es fehlt nur an Fachleuten!

Da Carlos einen Fachmann sucht und keinen Pseudo-Gärtner, sollte er zunächst unter Fachleuten Rat für seine Probleme suchen.
Wenn ich Hilfe oder Ratschläge in einem allgemeinen Forum suche, schildere ich zunächst mal mein Problem und bitte dann die Mitglieder um entsprechende Hilfe. Die meisten Antworten auf den ersten Beitrag von Carlos wären dann wohl auch etwas kooperativer ausgefallen.
Ich gebe Carlos noch einen Tipp: Google mal "Orangenbäume pflegen" da bekommst du mehrere 1000 Suchergebnisse.

Gruß
Klaus

[hundetraudl]

Wir haben 1 Zitronenbaum, 1 Mandrinenbäumchen und 1 Orangenbäumchen.

Unser Zitronenbaum ist problemlos, er trägt und gedeiht prächtig. 2 x jährlich düngen(spezieller Biodünger) . Wasser bekommt er nur 2 x jährlich jeweils 30 Liter. Er ist wunderschön grün und trägt viele Früchte. Mein Gärtner meint Zitronenbäume sind problemlos.

Mandarinen- und Orangenbaum
Der Mandarinenbaum macht uns große Sorgen. Im 2. Jahr hatte er 15 Mandarinen. Seit 2 Jahren trägt er nicht mehr. Er hat den Befall einer roten Spinne und ich musste nun leider spritzen. Der Orangenbaum hat seit 3 Jahren noch nie getragen und hat auch diesen Spinnenbefall.(blüht und wirft nach einiger Zeit die kleinen grünen Orangen ab)
Laut Aussage meiner Gärtner sind Mandarinen und Orangenbäume sehr anfällig und schwierig. Beide werden regelmäßig bewässert und 2 mal jährlich gedüngt mit Biodünger.

Kumquatstrauch
Habe 2 im Garten, die mir viel Freude bereiten, da total problemlos (dies Früchte mag nicht jeder, da leicht bitter).
Werden 2 x jährlich gedüngt und regelmäßig bewässert.

Schneiden mache ich selber, so wie die Spanier, ich schneide wie ich es für richtig halte und alle leben noch.

[rainer]

Da magst du Recht haben, levante ... aber wir sind halt nicht "andere Foren"...

- also nicht "normal"? Und wer soll das "von außen" wissen?
Aber immerhin und trotzdem hat es ja nachfolgend Tips die Fülle gegeben,
wie es sich für ein gutes Forum gehört. Freut mich.

[Florecilla]

Offtopic:
[quote="rainer"][quote="Florecilla"]Da magst du Recht haben, levante ... aber wir sind halt nicht "andere Foren"...[/quote]
- also nicht "normal"? Und wer soll das "von außen" wissen?
Aber immerhin und trotzdem hat es ja nachfolgend Tips die Fülle gegeben,
wie es sich für ein gutes Forum gehört. Freut mich.[/quote]
"Normal" kann doch jeder

[sol]

Normalerweise tragen Apfelsinenbäume bei richtigem bewässern, düngen und schneiden: Apfelsinen

DOCH, was ist schon NORMAL ?

siehe :
Eine schwierige Frage. Vor allem in einer Zeit, in der nur eins zählt: außergewöhnlich zu sein. Längst ist nämlich das Abweichen von der Norm zur Norm geworden. Unsere Kolumnistin jedoch genießt die Normalität, statt sie ständig zu bekämpfen

http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=& ... 2HTQZ8TeNg

[Oliva B.]

Hallo Carlos,

dass deutschsprachige Gartenbücher nicht auf die Kultivierung von Freiland-Orangen- oder Zitronenbäume in Spanien (oder Südeuropa) eingehen, hatte ich bereits geschrieben. Da dir mit spanischer Fachliteratur auch nicht geholfen ist und du offenbar schon eine Anzahl spanischer "Gärtner" "durch" hast, wird es etwas schwierig. Denn eigentlich müsste jeder Gärtner in Spanien über Zitruspflanzen Bescheid wissen. Oder hattest du wegen der einfacheren Verständigung bisher nur deutsche Gärtner beauftragt? Das könnte (muss aber nicht unbedingt) einiges erklären....

Mir stellt sich auch die Frage, um wie viele Bäume es sich überhaupt handelt? Wenn du mehrere hast, würde es sich dann nicht lohnen, sich an eine örtliche Gärtnerei zu wenden, die dir einen Fachmann vorbei schickt, der sich deine Bäume anschaut und dir vielleicht spontan sagen kann, was ihnen fehlt und mit dem du vielleicht eine Baumpflege vereinbarst? Vielleicht ist deine Erde nicht geeignet, vielleicht düngst und wässerst du nicht ausreichend?

Wenn du aber nur ein paar Bäumchen hast, wäre es wahrscheinlich ausreichend, die bisher gegebenen Tipps zu beherzigen. Zitrusbäume haben nun mal ein paar spezielle Bedürfnisse, und wenn die nicht erfüllt werden, wirst du nicht viel Freude an deinen Bäumen haben.

Ich würde ja gerne noch ergänzen, wie man Zitrusbäume professionell schneidet (wobei ich mich an eigenen Erfahrungen und an spanischen Gartenbüchern orientiere), doch habe ich ein wenig den Eindruck, dass du die Kompetenz von Laien anzweifelst, weil bisher keine Resonanz von deiner Seite gekommen ist.

Du schreibst:

Bezüglich des Ratschlags zu einem Praktikum bei einem Apfelsinenbauern würden mich die persönlichen Erfahrungen des weisen Tippgebers interessieren.

Das klingt etwas sarkastisch, doch ich finde den Tipp von Klaus sehr gut.
Als wir vor mehr als einem Jahrzehnt unsere kleine Olivenplantage erworben haben, hatten wir auch keine Ahnung von der Kultivierung. Wir haben es jedoch genauso gemacht wie Klaus es vorgeschlagen hat: Wir haben einheimische Bauern gefragt und sehr, sehr viel Fachliteratur gewälzt. Auf das Ergebnis können wir heute mit Recht stolz sein.
Denn mal ehrlich, wer kennst sich besser aus als die spanischen Bauern, die von ihrer Arbeit leben müssen? Uns haben sie bereitwillig jeden Arbeitsschritt gezeigt. Doch dazu muss man wenigstens ein bisschen Spanisch verstehen und auch mit Fachausdrücken etwas anzufangen wissen.

Es würde uns freuen, wenn du noch etwas dazu schreiben würdest.

[Oliva B.]

Auch wenn Carlos vielleicht das Interesse verloren hat, möchte ich zum Abschuss noch etwas zum richtigen Baumschnitt schreiben, um diesen Thread zu komplettieren.

[...]
Schneiden mache ich selber, so wie die Spanier, ich schneide wie ich es für richtig halte und alle leben noch.

Das ist im Grunde richtig, trotzdem gilt es einige Punkte zu beachten.

Zitruspflanzen sind das ganze Jahr über eine Augenweide, denn sie tragen eine immergrüne Belaubung. Damit sie jedoch ansehnlich bleiben, müssen sie neben den oben beschriebenen Pflegemaßnahmen auch geschnitten werden.

Dabei gilt für Orangen-, Zitronen- Pampelmusen- und Mandarinenbäume, dass sie so wenig wie möglich geschnitten werden sollten, da die Bäume dabei Saft und wichtige Nährstoffe verlieren. Grundsätzlich sollten dem Baum so wenig Verletzungen wie möglich beigebracht werden, denn jede Wunde ist ein idealer Nährboden für Plagen und Krankheiten. Deshalb sollte man Schnittstellen mit einem Durchmesser von mehr als 4 cm mit einem Wundverschlussmittel bestreichen.

In der Regel werden jungen Zitrusbäume im Topf gekauft. Dabei handelt es sich meistens um einjährigen Setzlinge von 70 cm Höhe. Beim Einpflanzen bitte nicht die Anbindung vergessen und evtl. einen Schutz gegen Wildverbiss anbringen! Sollte das Bäumchen dann schon Früchte tragen, bitte die Finger davon lassen. Zitrusbäume blühen erst ab dem dritten Jahr, blühen sie vorher, wurden sie hormonell behandelt!!!

[align=center]Nach dem Kauf[/align]
sollte man in den ersten beiden Jahren völlig auf einen Schnitt verzichten. Setzt der Baum in dieser Zeit schon Früchte an, sollten sie entfernt werden, weil sie das Wachstum der Pflanze verzögern und für die zarten Zweige noch viel zu schwer sind. Auch Wasserschosse (s.u.) sollen entfernt werden.

Nach der Anwachsphase

setzt ab dem dritten Jahr der regelmäßige jährliche Erziehungsschnitt ein. Er fördert das Wachstum und dient dem Aufbau eines stabilen Kronengerüstes.
Beim ersten Schnitt werden von den vorhandenen Trieben des jungen Baumes ein Mitteltrieb (Stammverlängerung) und 3 bis 4 gut verteilte, starke Seitentriebe (Leitäste) im Abstand von ca. 10 cm ausgewählt, die später das Kronengerüst des Baumes bilden. Alle anderen Triebe werden entfernt. Zitrusbäume neigen von Natur aus dazu, eine runde Krone zu bilden. Der eigentlich Stamm sollte eine Höhe von mindestens 40 cm (-60 cm) betragen. Die vorhandenen Triebe werden auf 20 cm Länge eingekürzt.
Im vierten Jahr werden die stehen gelassene Zweige auf 50 - 80 cm gekürzt, so dass sie Seitentriebe bilden können.
Es sollte immer auf horizontales, nach außen gerichtetes Wachstum der Äste geachtet werden.

Der ausgewachsene Baum

braucht er nur noch wenig geschnitten werden. Beim Plantagenanbau, wo es ausschließlich um hohe Erträge geht, werden die Bäume alle drei bis vier Jahre geschnitten.

Instandhaltungsschnitt

Eine Überprüfung sollte trotzdem in jedem Frühjahr erfolgen. Dabei sollten

- alle Zweige in Bodennähe entfernt werden, damit die späteren Früchte nicht den Boden berühren.
- zu dichte stehende Zweige ausgelichtet werden (die starken werden stehen gelassen). Das Auslichten sollte möglichst vor der Blüte, kann aber auch im Sommer (Juni/Juli) erfolgen, wobei die Zeiten von zu großer Hitze und Kälte gemieden werden sollten.
- trockene, kranke und abgebrochene Zweige entfernt werden.
- schwache oder konkurrierende Zweige ausgeschnitten werden, damit die Krone licht bleibt
- schnell wachsende Wasserschosse, die keine Früchte tragen, entfernt werden

Verjüngungsschnitt

Wurden Bäume lange nicht geschnitten, hilft ein das Aussägen alter Äste vor Vergreisung. Je älter die Bäume werden, desto kleinere Früchte tragen sie. Bei diesem Schnitt bleiben nur der Stamm und die starken Äste stehen, damit ein neues Wachstum angeregt wird. Dabei sollte der Baum auf Krankheiten untersucht, Unkraut entfernt und gedüngt werden.

Wenn der Baum schwach ist, sollte man die Äste um ein Drittel einkürzen, aber bitte nicht alle auf einmal, sondern erst einmal auf der einen Seite, im nächsten Jahr auf der anderen.

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Die beste Zeit zum Schneiden ist das zeitige Frühjahr, nachdem die Ernte beendet und die Winterkälte vorbei ist.

Ein sehr anschauliches und lehrreiches Video (auch für diejenigen unter uns, die kein Spanisch verstehen), hat die
Conselleria De Agricultura Pesca Y Alimentacion der Generalitat Valenciana herausgebracht:

Poda de los cítricos I https://www.youtube.com/watch?v=wNiC6q1YGL4

[sol]

Toll Elke

das ist ja reine Volkshochschule für Laien

Oder besser : Fachvortrag gehobener Gärtnerei

und alles OHNE Honorar, oder so

( nur das Video ist in Old Germany nicht verfügbar------es steht dort :
Dieses Video ist in Deutschland leider nicht verfügbar, da es Musik enthalten könnte,
über deren Verwendung wir uns mit der GEMA bisher nicht einigen konnten.)

[Oliva B.]

Danke für die Blumen, sol!

[...]( nur das Video ist in Old Germany nicht verfügbar------es steht dort :
Dieses Video ist in Deutschland leider nicht verfügbar, da es Musik enthalten könnte,
über deren Verwendung wir uns mit der GEMA bisher nicht einigen konnten.)

Das ist in diesem Fall nicht so tragisch, da im deutschsprachigen Ausland Besitzer von Zitrusbäumchen (in Töpfen) auf Fachliteratur in ihrer Muttersprache zugreifen können.
Meine Erklärungen richteten sich deshalb explizit an Carlos und andere Gartenbesitzer in Spanien, die ihre Bäume im Freiland kultivieren.