Alternativmedizin - Humbug oder Scharlatanerie?

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pichichi
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Alternativmedizin - Humbug oder Scharlatanerie?

Beitrag von pichichi »

Habe eben in SPON ein interessantes Interview mit einem ehemaligen Homöopathen und Uniprofessor für Komplementärmedizin gelesen und stelle den Link unkommentiert ein:

http://www.spiegel.de/spiegelwissen/alt ... 34517.html
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maxheadroom
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Re: Alternativmedizin - Humbug oder Scharlatanerie?

Beitrag von maxheadroom »


Hola todos y pichichi,
danke fuer den link,bestaerkt mich nur in meiner Meinung und einer meiner vielen Lebenseinstellungen:
:lol: Der Arzt ist nur dazu da dem Patienten die Zeit zu vertreiben , bis der Körper sich selbst geholfen hat :lol:
Dies ist natuerlich ein sehr allgemeiner Spruch, aber ich denke , ein wenig ist dran :-?

Umkehrschluss ist doch wenn man die Umsaetze an Pillen umrechnet auf Pro Kopf der Bevölkerung duerfte es ja keinen einzigen Kranken mehr geben.

Saludos
maxheadroom, der sich einfach vorstellt er ist gesund :d

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Cozumel
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Re: Alternativmedizin - Humbug oder Scharlatanerie?

Beitrag von Cozumel »

Sehr interessant. Wirklich.

Gut, dass ich selten krank bin und mich nicht entscheiden muss.

Bin mal gespannt was Atze sagt. #:-s
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Atze
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Re: Alternativmedizin - Humbug oder Scharlatanerie?

Beitrag von Atze »

Atze sagt dazu:
Edzard Ernst hat vollkommen recht. Er wird deshalb besonders angefeindet, weil er die andere "Seite" aus eigener Erfahrung kennt. Auf Grund dieser Erfahrung bekam er Zweifel. Darauf machte er mit Anderen das Einzige was wirklich bewerten konnte.
Er sichtete die medizinische Literatur, sortierte Einzelfallbeschreibungen und jene Elaborate heraus, die nicht den wissenschaftlichen Standards entsprachen und übrig blieb: Homöopathie und viele andere alternative Heilverfahren wirken höchstens zufällig, manche sind dagegen sogar schädlich. Wenn man letztere weglässt, besteht kein Grund dagegen, sich mit Globuli zu therapieren wenn der Arzt nicht weiter weiß. ("Wissen Sie, genau das hatte ich neulich auch, da probieren wir mal das...".
Das schlimme ist, dass mit Hahnemann Schindluder getrieben wird. Folgt man ihm, so kann man weder Mehrfach-(Kombinations-)Mittel, noch Bachblüten, noch Schüssler-Salze anerkennen. Außerdem behandelte er - er sagte es wiederholt und ausdrücklich - nur die Symptome, weil er seine ganze Theorie daher leitete: Primitiv gesagt: Wenn mir der Hammer auf den Kopf Kopfschmerzen bringt, ist stark verdünnter Hammer gut gegen Kopfschmerzen.
Dass es sowohl für Kopfschmerzen ebenso wie für Schnupfen, Gelbsucht u.v.m. viele Ursachen geben kann, konnte er damals noch nicht wissen. Aus diesem Grund ist die Homöopathie, da sie nicht nach dem (materiellen) Krankheitsgrund (Tumor, Entzündung, Unverträglichkeit usw.) fragt, genau das Gegenteil von ganzheitlich - es sei denn, wir nehmen es als ganzheitlichen Ansatz, dass er auch das "Gemüth" und die Konstitution des Menschen berücksichtigt haben wollte.

Und die Alternativ-Heilindustrie treibt merkwürdige, ich würde sagen menschenverachtende Blüten.
Da werden neue Bachblüten gegen die Folgen von Kindesmissbrauch erfunden (hier Nr. 79, obwohl Bach sagte, mit meinen 39 Essenzen ist alle Leiden für alle Ewigkeit abgedeckt):
http://scienceblogs.de/frischer-wind/20 ... ivmedizin/

Oder man erfindet Mittel gegen sexuelle Misshandlung:
http://scienceblogs.de/frischer-wind/fi ... tigung.jpg

Da müssen selbst wir Schulmediziner staunen, die wissen, dass leider nicht gegen alles und jedes ein Kräutlein gewachsen ist.
Viele Mütter fördern eine spätere Medikamentengläubigkeit dadurch, dass sie - statt wie wir früher zu pusten und in den Arm zu nehmen - gleich irgendwelche Glaubuli verabreichen.

Und ich bin immer wieder fassungslos, wie Patienten in der Apotheke "was unbedingt Pflanzliches" verlangen.
Sehr viele unserer modernen Pharmaka enthalten Abkömmlinge von Pflanzenprodukten, dann aber getestet, möglichst in reiner reproduzierbarer Form hergestellt und von oft schädlicheren Nebenstoffen befreit.
Kein vernünftiger Mensch trinkt heute einen Weidenrindentee wenn er Aspirin nehmen kann, sein Magen würde es ihm noch übler nehmen als ASS.
Leute die es bedenklich finden, wenn in manchen Impfstoffen (noch) Spuren von Quecksilber sind, schlucken bereitwillig einen Cocktail aus: Tollkirsche, Eisenhut und dem Blausäuresalz des Quecksilbers (Meditonsin).

Bevor ich mich in Rage schreibe, ziehe ich mich jetzt mal zurück und beruhige mich mit einer (pflanzlichen) Hopfen-Kaltschale.
Zuletzt geändert von Atze am So 24. Nov 2013, 19:15, insgesamt 1-mal geändert.
LG Atze
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girasol
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Re: Alternativmedizin - Humbug oder Scharlatanerie?

Beitrag von girasol »

Ich gehe seit einiger Zeit zu einem homöopathischen Arzt, der aber auch schulmedizinisch behandelt. Ich bin der Meinung, mir hat die Homöopathie schon mehrmals geholfen, obwohl man das natürlich niemals hundertprozentig sagen kann. Ich glaube nicht an den Placebo-Effekt, denn ich war sehr skeptisch und hätte nicht gedacht, dass es mir wirklich hilft. Und es hilft ja auch bei Kindern. Und ich habe auch schon positive Ergebnisse bei anderen miterlebt. Aber selbst wenn es nur ein Placebo-Effekt wäre, so wäre mir das letztendlich auch egal, Hauptsache, es hilft. Das Argument, dass die Zeit, die der Homöopath sich nimmt, zur Besserung beiträgt, kann ich in meinem Fall auch nicht gelten lassen, denn ich sehe da keinen Unterschied zu dem schulmedizinischen Arzt, den ich besuche. Häufig hört man ja das Argument, dass die Homöopathie so teuer wäre - also für mich sind die Kosten niedriger als bei herkömmlichen Medikamenten.
Ich sehe das aber auch realistisch und weiß, dass die Homöopathie Grenzen hat und würde mich bei bestimmten Erkrankungen nie nur darauf verlassen.

Gruß
girasol
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Atze
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Re: Alternativmedizin - Humbug oder Scharlatanerie?

Beitrag von Atze »

girasol hat geschrieben:.... Ich glaube nicht an den Placebo-Effekt, denn ich war sehr skeptisch und hätte nicht gedacht, dass es mir wirklich hilft. Und es hilft ja auch bei Kindern. .....
girasol
Warum sollen Placebos nicht bei Kindern und Hunden helfen?
Beide merken unsere besondere Sorge, Zuwendung und auch Hoffnung etwas gefunden zu haben was hilft.
Der Placeboeffekt bei Tieren ist übrigens erwiesen.
Manchmal hilft einfach auch die Zeit - oder doch magische Schwingungen?:

Unsere Elsa hatte vor ca 3 Jahren außerhalb der Hitze unklare andauernde Zwischenblutungen.
Die Tierärztin gab uns ein homöopathisches Präparat mit.
Und was soll ich sagen: Nach 3 Tagen hörten die Blutungen auf!!! Super !!! - (Wer heilt hat recht).

Eine Woche später bemerkte ich das noch eingepackte Präparat auf dem Flurschrank neben dem Lager des Hundes.
Ganz offenbar hatten die "feinstofflichen Schwingungen" auch per Distanz und durch die geschlossene Flasche gewirkt.

Ein anderer Tierarzt entdeckte dann Cysten an Elsa Ovarien. - Man sollte halt nach der Ursache der Symptome suchen.

Wie gesagt: Ich benutze den Placeboeffekt auch: Wenn (früher Kind jetzt) Hund Aua hat, wird es in den Arm genommen und getröstet: Schon schwindet der Schmerz - ob ich ihm verabreiche oder nicht.
Und ich kann den gesündesten und glücklichsten Hund zu einem zutiefst leidenden machen, indem ich ihn ausdrücklich (natürlich ohne Grund) bedauere - ob ich ihm was verabreiche oder nicht.
LG Atze
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Re: Alternativmedizin - Humbug oder Scharlatanerie?

Beitrag von Cozumel »

Danke Atze, ebenfalls ein interessanter Beitrag.

Bin nie ein grosser Fan von Alternativmedizin gewesen, aber alle ausschliessen möchte ich nicht.
Aber das war auch nicht das Thema von Dr. Ernst.

Ich glaube zum Beispiel an eine chinesische Heilmethode die sich Hui Chun Gong nennt und sehr sehr alt ist.
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girasol
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Re: Alternativmedizin - Humbug oder Scharlatanerie?

Beitrag von girasol »

Bezüglich des Placebo-Effekts habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Ich glaube schon, dass es den gibt. Wobei ich Umarmen und Trösten nicht als Placebo ansehe, aber vielleicht ist meine Definition da auch falsch.
Ich hatte gemeint, dass ich bei den Fällen, in denen ich denke, dass die Homöopathie mir geholfen hat, nicht glaube, dass das ein Placebo-Effekt war. Besonders im ersten Fall war klar, woher meine Beschwerden kommen. Ich hätte wohl damit leben müssen oder regelmäßig Schmerzmittel nehmen. Ich habe dann ein homöopathisches Mittel über einen bestimmten Zeitraum bekommen, die Beschwerden sind seitdem weg und ich brauche keine Medikamente oder sonstige Mittel. Manchmal hilft ja auch nur eine einzige Globuligabe. Und ich habe nicht wirklich daran geglaubt, dass das hilft und die Zuwendung des Arztes war jetzt auch nicht unbedingt anders als die des Schulmediziners.

Gruß
girasol
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Re: Alternativmedizin - Humbug oder Scharlatanerie?

Beitrag von Oliva B. »

Die Meinung von Edzard Ernst habe ich gelesen und wusste gleich, dass sie mit Atzes übereinstimmt.

Trotzdem kann ich immer wieder von meinen eigenen Erfahrungen berichten. Ich hatte im Leben zwei Trümmerbrüche in beiden Unterschenkeln. Bei dem ersten Trümmerbruch hatte ich trotz starker Medikamente Höllenschmerzen, bei meinem zweiten, ebenso komplizierten Bruch nahm ich Globoli und war von Anfang an schmerzfrei. Einbildung? Von mir aus gerne. ;)
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Re: Alternativmedizin - Humbug oder Scharlatanerie?

Beitrag von vitalista »

Bei alternativen Heilmethoden spielt meiner Meinung nach der Glaube eine große Rolle. Ich kann und will nicht beurteilen, ob sie sinnvoll oder unsinnig sind, für mich habe ich die Erfahrung gemacht, mir helfen z.B. Globoli nicht. In meinem engen Umfeld habe sie wohl geholfen, meine Schwägerin schwört darauf.

Mit hat schon oft das Buch "Krankheit als Weg" von Thorwald Dethlefsen geholfen. Ich weiß, er war Esotheriker - zur Esotherik ist meine Einstellung recht ambivalent. Jedoch die Auseinandersetzung damit (und vor allem mit dem o.g. Buch) war in meinem Fall fruchtbar. Mein Asthma ist weg, ich hab kein "Rücken" mehr und meinen Morbus Bechterew habe ich auch seit Jahren gut im Griff.
Auch wenn ich bei jedem Wehwehchen brav zum Onkel Doktor gehe, wirklich geheilt (bei großen Sachen) habe -zumindest bislang- ich mich selbst, und manchmal hat mir ein Psychotherapeut dabei geholfen
Wer morgens zerknittert aufsteht, hat tagsüber noch Entfaltungsmöglichkeiten!
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