Unzureichende Versorgung von Palliativpatienten in der Provinz Alicante
-auch darüber könnte man sich Gedanken machen...
2500 Todkranke sterben jedes Jahr in der Provinz Alicante, ohne palliativmedizinische Betreuung zu erhalten. Die valencianische Gesellschaft für Palliativmedizin fordert eine Verdoppelung der Palliativzentren, um schwerkranke Menschen jeden Alters mit einer nicht mehr zu heilenden Grunderkrankung auf ihrem letzten Lebensweg zu begleiten und zu versorgen.
Täglich sterben in unserer Provinz sieben Menschen, ohne dass sie palliativmedizinische Betreuung erhalten, obwohl sie diese benötigen. Die medizinische Versorgung beschränkt sich darauf, die körperlichen Leiden derBetroffenen zu lindern, damit sie sich so lange wie möglich selbst versorgen können.
Die valencianische Gesellschaft für Palliativmedizin
(La Sociedad Valenciana de Medicina Paliativa) schätzt, dass die Provinz Alicante 13 Palliativstationen benötigt.
Anders sieht es in Katalonien aus: Die autonome Region in Nordspanien gilt in Spanien als Vorreiter der Palliativmedizin, wo100
Prozent der Palliativkranken zu Hause oder in speziellen Krankenhausabteilungen von hochqualifizierten Teams gepflegt werden.
Zwar gibt es auch in unserer Provinz eine häusliche Krankenpflege mit sehr guten Betreuern, die aber täglich 20 kranke, palliative und chronische Patienten versorgen müssen. Am Ende eines Lebens braucht ein Palliativpatient jedoch eine andere Betreuung als ein chronisch Kranker. Qualvolle Schmerzen können gelindert werden, doch wer nimmt den Todkranken die Angst, wer hört ihm zu und erklärt ihm, was mit ihm passiert? Dem Pflegepersonal fehlt die Zeit, wenn sie täglich weitere 15 Patienten versorgen müssen.
90 Prozent der Palliativpatienten haben Krebs, der alle Altersklassen betrifft. Sensibilität und Empathie wird vom Pflegepersonal erwartet, deshalb sind wöchentliche Treffen unvermeidlich, wo sie mit psychologischer Begleitung über ihre Patienten sprechen können und versuchen, sich gegenseitig zu unterstützen.
Wenn die Versorgung Palliativkranker flächendeckend geregelt wäre, und Patienten keine Angst vor qualvollem Leid und Tod haben müssten, müsste weniger über Sterbehilfe diskutiert werden, meint Teresa Aparicio, eine Ärztin der Palliativstation des Krankenhauses San Vicente.
Doch Palliativbegleitung ist immer noch ein Tabu in Spanien. Das Thema Tod wird in den Familien nicht diskutiert, und am Ende sterben Menschen unter unwürdigen Umständen, „im vierten Stock eines Krankenhauses, mit einem anderen Patienten im nächsten Bett und dabei läuft Telecinco im Fernsehen", klagt Kike Romá, der sich der spirituellen Begleitung von Kranken im Endstadium verschrieben hat.
In der Provinz Alicante gibt es mehrere Einrichtungen, die sich der Ausbildung von Fachkräften für die spirituelle Begleitung von Patienten, die palliativmedizinisch betreut werden, widmen. Sie ergänzen die körperliche Versorgung, die diese Patienten erhalten und decken den Wunsch der meisten Menschen ab, nicht in Einsamkeit zu sterben.
Abgesehen von den mangelnden Ressourcen in der Palliativmedizin, bedauert der Sprecher der valencianischen Gesellschaft für Palliativmedizin, Miguel Fombuena, dass das regionale Gesundheitsministerium keine Ausbildung in der Palliativmedizin auf mittlerem oder fortgeschrittenem Niveau anbietet und das Ausbildungsangebot auf Universitätsebene "eindeutig verbesserungsfähig" sei. Fombuena bedauert auch, dass seit 2013 vom Regionalministerium keine Beihilfen zur Förderung der Forschung in diesem Bereich gewährt werden.
Der Verein „
Derecho a Morir Dignamente“ (Recht auf einen würdigen Tod) der Comunidad Valenciana ist zuversichtlich, dass nun die neu gebildete neue Regierung ein Euthanasie-Gesetz verabschieden wird, das schon in der vorherigen Regierungsphase kurz vor der Verabschiedung stand.
Seit einem Jahr hat die Comunidad Valenciana ein eigenes Gesetz für einen würdigen Tod, eines der fortschrittlichsten auf nationaler Ebene. "Das Gesetz besagt zum Beispiel, dass jeder, der es braucht, Zugang zur Palliativversorgung hat, und dies wird offensichtlich nicht eingehalten, vor allem an Orten weit entfernt von Krankenhäusern", beklagt Marisa Velasco, Sprecherin in Alicante für den Verein
Derecho a Morir Dignamente Comunidad Valenciana (Recht auf einen würdigen Tod in der Comunidad Valenciana). Das Gesetz sieht auch Einzelzimmer in Krankenhäusern vor, damit Menschen, die sterben, sich nicht mit anderen Patienten ein Zimmer teilen müssen, "was auch nicht erfüllt wird".
Quelle:
diarioinformacion, Artikel vom 11.1.2020