die befallenen Opuntien der Pflanzenart Opuntia ficus-indica, auch Kaktusfeige genannt, die wie von einer weißen Schaumschicht bedeckt sind. Es handelt sich um den Parasit Cochenille, eine Schildlaus, die sich von den Kakteen ernährt und ihre Blätter infiziert. Aus dem „Läuseblut“ (eigentlich gemahlene Panzer der Schildläuse) wird einer der teuersten Naturstofffarben produziert, für ein Kilo werden ca. 140.000 Schildläuse benötigt oder ein Kilogramm getrocknete Cochenilleschildläuse ergeben ca. 50 Gramm Karmin, aber dazu später.
Wikipedia: Cochenilleschildlaus
Wikisource: Die Cochenille
Auch meine Opuntie hat es erwischt:
Nachdem dem missglückten Versuch, die Conchenilleschildlaus mit einer Spülmittel-Wasserlösung zu entfernen, habe ich es jetzt mit nativem Olivenöl extra probiert (wenn schon, denn schon ), die Tierchen zu ersticken und bin nun auf das Ergebnis gespannt.
Nopal, wie die Opuntie in ihrem Heimatland genannt wird, stammt aus Mexiko. Schon vor Kolumbus wurde in Südamerika Karmin aus der Cochenilleschildlaus hergestellt, in Mexiko mindestens seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. Schon kurz nach der Entdeckung Amerikas wurden die Opuntien in Spanien eingeführt.
Heute wird die Kakteenart in 26 Ländern der Erde kultiviert, denn sie gehört wegen der ständig abnehmenden Wasserressourcen und des Klimawandels zu einer der wichtigsten Kulturpflanzen des 21. Jahrhunderts. Aber die Pflanze dient nicht nur als Wasserspeicher, ihre Früchte und jungen Triebe sind auch essbar.
In der Industriegesellschaft ist der begehrte rote Farbstoff Karmin, den die Cochinelleschildlaus produziert, nicht mehr wegzudenken. Das Wort stammt aus dem Persischen, gebräuchlich sind auch die Bezeichnungen Karmoisin, Karmesin, Cochenille (Koschenille). Der mit diesem Farbstoff erzielte Farbton wird auch als Scharlachrot bezeichnet.
Als Lebensmittelzusatz trägt er das Kürzel E 120, auf den manche Menschen allergisch reagieren (Nesselsucht, allergischer Schock).
Für wen ist Karmin bedenklich?
E 120 ist der einzige Zusatzstoff tierischer Herkunft, der für Lebensmittel zugelassen ist.
Viele Moslems und Juden vermeiden Lebensmittel mit diesem Zusatzstoff aus religiösen Gründen.
Die intensiv rote Farbe beider Spirituosen wurde lange mit dem natürlichen Lebensmittelfarbstoff Karmin (E 120) erzeugt. 2006 entschied das Unternehmen, für einige Märkte (u. a. Deutschland) Cochenille durch den synthetischen Farbstoff E 124 (=Cochenillerot A) zu ersetzen. Inhaltsstoffe tierischer Herkunft sind also nicht mehr darin enthalten! Meines Wissens ist E 120 nur noch in schwedischem Campari erlaubt.
Ob das auch für Spanien zutrifft, habe ich mir nicht ergoogeln können, auch auf dem Etikett werden keine Inhaltsstoffe angegeben.
Campari is Made Differently Around the World: Cochineal, Coloring, ABV, & Eggs
Wüthrich B. Erinnerungen eines Allergologen: Campari-Anaphylaxie bei Gartenparty – Was hat die Schildlaus damit zu tun? Dermatologie Praxis 2016 Vol. 26, Nr. 4, S. 39-41.
Weitere interessante Links:
Zeit online: Roter Farbstoff mit sechs Beinen
COCHENILLE: Läuseblut, das rote Gold von Lanzarote Fotos und Reportage über Opuntienfarmen © H. Schulz von 2010
Cochinilla, y su poder para teñir