Albertine hat geschrieben:SUPER Elke. Jetzt bin ich gespannt auf seine Tauglichkeit > Gut oder Böse für lebende Hölzer
Saludos Albertine
Böse, sag ich da nur, sehr böse!
Aber nicht für Hölzer!
Nachträglich betrachtet war es ein reiner Zufall, den Käfer unter den 26.000 Bockkäfer-Arten (davon ca. 2.000 in Europa) ausfindig gemacht zu haben, denn selbst davon gibt es noch mehrere Tausend Unterarten. Das lässt sich schon an der Systematik erkennen:
- Klasse: Insekten (Insecta)
Überordnung: Neuflügler (Neoptera)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Unterordnung: Polyphaga
Teilordnung: Cucujiformia
Überfamilie: Chrysomeloidea
Familie: Cerambycidae, Trivialname "Bockkäfer", von dem es weltweit 26.000 Arten *) gibt
Unterfamilie: Lamiinae
Gattung: Dorcadionini (Erdböcke)
*) Art: Iberodorcadion
Unterart: Iberodorcadion BREUNING, 1943
von der es -je nach Quelle- wiederum zwischen 44 und 76 verschiedene Spezies gibt, wie z. B. der gezeigte Käfer: Iberodorcadion suturale (Chevrolat, 1862) , im folgenden Text kurz "meiner" genannt
Und nun für alle, die sich mit mir auf die Suche nach dem unbekannten Käfer begeben haben, die Auflösung , was es mit ihm auf sich hat...
Das Ergebnis ist nicht lustig!
Ich habe lange suchen müssen, um weitere Informationen zu erhalten. In deutschsprachigen Arbeiten wurde ich nicht fündig, da es sich um einen endemisch vorkommenden Käfer handelt, der nur an der spanischen Levanteküste (zwischen Barcelona und Murcia) vorkommt.
Doch dann fand ich zwei wissenschaftlichen Beschreibungen in spanischer Sprache, die sich ausführlich mit "meinem" Käfer befassten (eine davon umfasste sogar 18 Seiten!).
Lebensweise:
Es gibt zahlreiche Bockkäferarten, die benagen frische Rinde und schädigen auf diese Weise die Bäume, deshalb war ich froh, dass "meiner" am Boden lebt, und sich dort "nur" (zu dem "nur" komme ich später
) von Gräsern, Blättern oder den Stängel krautiger Pflanzen ernährt, das heißt, er verschmäht die Oliven- und Mandelbäume, die mir am Herzen liegen. Ich war beruhigt, denn an den Rändern
(márgenes) der terrassierten Felder
(bancales) wachsen genug Gräserarten, die nicht oder kaum von Landmaschinen entfernt werden (können), und den Käfern somit einen reich gedeckten Tisch bieten.
Doch dann las ich weiter:
"Die Larven aller Erdkäfer sind reine Pflanzenfresser, die sich vor allem von Holz ernähren., doch einige Arten , so wie "meiner", leben auch in krautigen Pflanzen oder in der Erde, wo sie sich von Wurzeln ernähren." Hmmm....
Lebenszyklus:
Die
Eiablage erfolgt direkt in die Nahrungspflanze der Larven. Dabei nagen die Weibchen vor der Eiablage ein Loch in die Stängel der Wirtspflanzen - in Fall "meines" Käfers" waren es Grashalme -– und legen das Ei dort hinein.
Die
Larven der Erdböcke ernähren sich später von den Wurzeln der Gräser. So weit, so gut und nicht weiter beunruhigend.
Die Dauer der Larvenzeit hängt vom Nährstoffgehalt und damit auch von dem Zustand der Pflanze ab, in der die Larve lebt. Bei den meisten Arten dauert sie ein bis zwei Jahre, kann bei Trockenheit aber auch noch länger dauern.
Danach erfolgt die
Verpuppung und die
Metamorphose zum adulten Käfer.
Diese paaren sich dann wieder (auch schon mal mit anderen Unterarten), und das Weibchen legt dann im Laufe seines Lebens zwischen 50 und 100 Eier (und zwar an der Stelle, wo es selbst ausgeschlüpft ist).
Nur jetzt kommt sie, DIE Ausnahme, die wahrscheinlich noch kein spanischer Entomologe (Käferkundler) berücksichtigt hat:
- Anfang Juni noch ein Vorzeigerasen
"Mein Käfer" steht gar nicht auf trockene Wildgräser und Disteln
, denn nachdem er meinen saftig grünen Rasen (vier
gota frías haben uns im vergangen Winter/Frühjahr innerhalb von 5 Monaten heimgesucht) erspäht hatte, stürzte er sich offenbar völlig ausgemergelt auf das frische Grün, legte in die saftigen Grashalme seine Eier und die gefräßigen Larven verschwanden schnurstracks im Boden.
Hört sich immer noch nicht sooo schlimm an. Dann las ich aber, dass es sich bei den Larven um Engerlinge handelt. Dicke, weiße - und vermutlich sehr proteinreiche Schädlinge. Die spanische Naturwissenschaftler sehen darin keine Plage, denn auf ihrem Plan stehen höchstens Schädlingen in Kulturlandschaften, aber nicht in Zierrasen spanischer Gärten.
Über die Schäden der Engerlinge konnte ich nur so viel erfahren, dass sie ihre Wirtspflanze von den Wurzeln her zerstören und sich bei Bedarf über weitere Wurzeln in der Nachbarschaft hermachen.
Da halfen mir deutschsprachige Gartenseiten weiter: In Mitteleuropa hat man oft mit Schäden durch Engerlinge im Rasen, z. B. die des Junikäfers zu tun:
- " Engerlinge können bei massenhaftem Auftreten vielen Rasenflächen einen hohen Schaden zufügen, da sie sich von den Wurzeln der Gräser ernähren. Meist fällt der Schaden aber erst auf, wenn der Rasen braune Flecken hat. Bis zu vier Jahren können sie im Larvenstadium im Boden leben. Wenn sie sich dann verpuppen, sind sie aber immer noch für einige Zeit im Boden zu finden."
Quelle
Diese Auffälligkeiten decken sich auch mit dem Aussehen meines Rasens, der sich - wie nach Lehrbuch- vorschriftsmäßig von den Wurzeln löste,
- Der rausgezogene Rasen war am Ende schimmelig, wohl eine Folge des feuchten Umfeldes
nachdem er sich durch die starken Regenfälle so prächtig wie noch nie seit seiner Aussaat entwickelt hatte und noch Anfang Juni saftig grün war. Dann entstanden in den folgenden Wochen braune "Nester" im Rasen, die ich problemlos rausziehen konnte. Noch machte ich eine Krankheit dafür verantwortlich, wurde aber nicht fündig. Nun kenne ich endlich die Ursache für das Sterben meines Rasens.
- erste braune Stellen zeigen sich
Abhilfe versprechen lt. deutscher Gartenexperten der Einsatz von Nematoden (Fadenwürmer), da das
"Heraussammeln der Engerlinge sehr mühsam und eigentlich fast unmöglich" ist.
"Häufig muss auch der gesamte Rasen frisch ausgesät werden". ¡Felicidades! Dabei war ich so stolz auf mein grünes Handtuch im Garten, das mangels Masse zu 99,9 % unkrautfrei ist.
Doch was soll ich machen? Ekelige
Fadenwürmer gegen meine Engerlinge einsetzen? Die
Landwirtschaftskammer NRW macht mir nur wenig Hoffnung, denn sie schreibt auf ihrer Website:
"Bei stärkerem Befall bleibt meist nicht anders übrig, als den Rasen umzubrechen und neu auszusäen." Versuchsweise könne man auch eine Bekämpfung mit Nematoden (
Steinernema carpocapsae) ausprobieren. Na, Mahlzeit!
Meine Frage:
Hat von euch schon jemand Erfahrungen mit dem Einsatz von Nematoden machen können?