Quatretondeta / Cuatretondeta

Gesperrt
Benutzeravatar
CBF-Team
Administratoren und Moderatoren
Administratoren und Moderatoren
Beiträge: 3170
Registriert: So 9. Aug 2009, 06:43

Quatretondeta / Cuatretondeta

Beitrag von CBF-Team »

Quatretondeta (Condado de Cocentaina/El Comtat)
CBF-Karte.JPG
PLZ: E – 03811
Einwohner: 113 lt. INE 2016, 111 lt. INE 2015
Einwohnerbezeichnung: espentadorets
Ausländeranteil: 2,66 % (= 3 Ew., darunter 0 Deutsche lt. INE 2016; 3 lt. INE 2015)
Amtssprache: Valenciano

Flughafenentfernung
Alicante – 133 km
Valencia – 106 km


Ortsbeschreibung
Span. Cuatretondeta, auf Valenciano und offiziell Quatretondeta [ˌkwatɾetonˈdeta], mit seinen steilen Gassen ist maurischen Ursprungs. Das Dorf liegt im Vall de Seta, dessen Form der Fluss bestimmt, der diesem Tal seinen Namen gab. Es ist wahrscheinlich das am dünnsten besiedelte in der ganzen Comunidad Valenciana, deshalb sind die wenigen kleinen Dörfer so gut wie unbekannt. Quadretondeta (das früher Quatretondeta de la Serella hieß) liegt versteckt in den nördlichen Ausläufern des imposanten Serellagebirges mit seinen Schluchten (Barrancos: Cirer, Moros, Fondo, Figueretes, Racó, Canal und Salt) und Bergen bis zu 1.379 m Höhe. Die höchsten Erhebungen der Serella sind Peña Cruces (1.335 m), Serrella (1.359 m) und Pla de Casa (1.379 m). Gegenüber, auf der anderen Talseite, blicken die Bewohner auf die Sierra de Almudaina.
Blick von der Serella: Unten Quatretondeta, gegenüber die Sierra de Almudaina
Blick von der Serella: Unten Quatretondeta, gegenüber die Sierra de Almudaina
Wanderwege
Wanderwege
IMG_3051 Wanderwege.JPG
Quatretondeta ist Ausgangspunkt für Bergtouren in die Serella und zu "Els Frares" (es. los frailes, de. die Mönche), durch Erosion entstandene Kalksteingebilde an der Nordflanke der Serella. Diese bis zu 100 m hohen Felsnadeln liegen in dem Microrreserva de Flora “ Agulles dels Frares”, inmitten den Überbleibeln eines Mischwald und endemischen Pflanzen der Levante.
Restwald
Restwald
Artenvielfalt.JPG
Fauna.JPG
Ihren Namen erhielten die Felsen, weil ihre Form an die Büßer (es. nazarenos) mit ihren Spitzen Hüten der Karfreitagsprozessionen erinnern. Sie üben eine besondere Faszination auf jeden Bergsteiger aus. Ausflugstipps: Els frares.
Els Frares bei Sonnenaufgang
Els Frares bei Sonnenaufgang
Els Frares aus der Nähe
Els Frares aus der Nähe
IMG_3070 Loch im Felsen.JPG
Blick von dem Serella-Gebirge auf Quatretondeta
Blick von dem Serella-Gebirge auf Quatretondeta
Weiter oben in der Serella findet man Eiskeller aus früheren Zeiten, in denen im Winter der Schnee gelagert wurde (z.B. im "Clot del Pla de la Casa", das sich inmitten der Geröllhalden des Pla de Casa befindet), um ihn im Sommer im Tal als Eis zu verkaufen.
An klaren Tagen kann man von oben die spektakuläre Aussicht auf das Mittelmeer und die umliegenden Bergzüge und mit viel Glück sogar die Insel Ibiza genießen.
Westansicht des Dorfes, die man von der anderen Talseite nicht sieht, weil sie hinter einem Berg versteckt liegt.
Westansicht des Dorfes, die man von der anderen Talseite nicht sieht, weil sie hinter einem Berg versteckt liegt.
Quatretondeta an den Ausläufern der Serella (von Westen aus gesehen), Nov. 2012 mit Schnee auf den Gipfeln.
Quatretondeta an den Ausläufern der Serella (von Westen aus gesehen), Nov. 2012 mit Schnee auf den Gipfeln.
Quatretondeta ist ein typisches Agrardorf und von der Küste aus in 80 Minuten über kurvige Straßen durch die Berge zu erreichen. Das kleine Pueblo ist ein idealer Ort für Ruhesuchende. Reisende berichten, dass dort die Zeit auf Zehenspitzen vorbeigeht ("el tiempo pasa de puntillas”) oder wie ein englischer Journalist treffend zusammenfasste: "50 kilometers and 50 years away from Benidorm”, (50 Kilometer und 50 Jahre von Benidorm entfernt).
Inschrift: Wo man atmen kann, wo Stille ist, wo die Ruhe dich leitet.
Inschrift: Wo man atmen kann, wo Stille ist, wo die Ruhe dich leitet.
Außer den wenigen Autos, die durch das Seta-Tal fahren, herrscht hier paradiesische Stille, obwohl der Ort im Westen durch den neuen Autobahnanschluss in Cocentaina (eine Viertelstunde vom Dorf entfernt), gut angebunden ist. Die kostenlose Inlandautobahn verbindet das Hinterland mit den beiden Großstädten Alicante (69 km) und Valencia (99 km). Doch im Tal selbst bringt die Infrastruktur Probleme mit sich: Nach den schweren Schneefällen am 13. Januar 2010 war der Ort für drei Tage von der Außenwelt abgeschnitten.
Bodequeta DSC_0716.JPG
Rings um das Bergdorf liegen schmale Terrassen, auf denen Oliven- und Mandelbäume im Trockenanbau kultiviert werden.
Plaza mit Lindenbaum
Plaza mit Lindenbaum
Doch die Arbeit aus der Landwirtschaft bringt von Jahr zu Jahr weniger ein und die beruflichen Aussichten für die Bevölkerung sind nach wie vor gering. Früher wurden im Dorf noch Oliven zu Öl gepresst, inzwischen bringt man die Ernte zum Extrahieren in eine der großen Mühlen der Nachbarorte.
Staatliche Subventionen erreichen die wenigsten Dorfbewohner.
Doch obwohl der Ort Bergsteigern ein Begriff ist - der ländliche Tourismus ist noch lange nicht in dieser Gegend angekommen und bietet den Bewohnern keine Lebensgrundlage. So geht die Einwohnerzahl immer weiter zurück. Es werden immer weniger Kinder geboren, die Gesellschaft ist überaltert. Hochzeiten werden in diesen kleinen Bergdörfern kaum noch gefeiert, man trifft sich bei Beerdigungen.
Aus Mangel an Verdienstmöglichkeiten wandert die Jugend seit den 60er Jahren in die Industriestädte im In- und Ausland oder an der Küste ab, um Geld zu verdienen.
Mangels Nachwuchs werden viele Oliven- und Mandelkulturen aufgegeben, denn es ist kaum noch jemand übrig, um sie zu bewirtschaften.
Auch die Geschäfte und das schöne Berghotel, das von Engländern geführt wurde, die sich auf geführte Bergwanderungen spezialisiert hatten, haben inzwischen geschlossen, das riesige Gebäude der alten Guardia-Civil-Kaserne in der Calle Trinquet, am Orteseingang wenn man aus Richtung Facheca kommt, wurde vor schon Jahren verbarrikadiert.
Von der Größe eines alten Herrensitzes: Die alte Kaserne der Guardia Civil
Von der Größe eines alten Herrensitzes: Die alte Kaserne der Guardia Civil
Das alte Cuartel (Kaserne) de la Guardia Civil
Das alte Cuartel (Kaserne) de la Guardia Civil
Außer dem Freibad, das jedes noch so kleine Dörfchen in diesem Tal besitzt, gibt es seit 1946 die Bar "Ca Canyares",
wo der Gast Vermouth aus den Bergen, café licor aus dem Landkreis und typische Tapas der Region wie capellanets, abisinis, papas con anchoas, sangueta, hígado, coraeta und natürlich arroz al horno und carne a la brasa serviert bekommt.

So klein Quadretondeta ist, hier wurden zwei Persönlichkeiten mit nationalem Ruhm geboren:

Die erste Bürgermeisterin Spaniens
Quatretondeta war das erste Dorf in Spanien, dem eine Bürgermeisterin vorstand. Ihre Amtszeit begann am 27. Oktober 1924, während der Diktatur von General Primo de Rivera. Damals schickte ihr der Gouverneur von Alicante, General Cristino Bermúdez de Castro, ein Telegramm, das sie über ihre Benennung informierte. Gleich drei Fehler kamen darin vor: Falsch geschrieben waren der Ort "Contretondeta" und ihr Name: "Maria Perez Moya". Selbstverständlich war es Matilde Perez Molla, die aus dem kleinen Ort Quatretondeta am Fuße des malerischen Serrella-Gebirges kam.
  • (Anm. Bis 1925 folgten Perez Molla drei weitere Bürgermeisterinnen in Spanien, während in Deutschland 1948 erstmals eine Frau dieses Amt bekleidete: Erika Keck in Ahrensburg.)

    Zur Vorgeschichte:
    Doña Matilde Pérez Molla (*1858 - †1936) entstammte der wohlhabendsten Familie Quatretondetas. Sie heiratete sehr jung Rafael Blanes, einen Notar in Alcoy. Nach einigen anstrengenden Reisen auf den damals noch sehr schlechten Straßen Spaniens - immer getrieben von Abenteuerlust und dem Wunsch, das erste Mal im Leben das Meer zu sehen - gelangte das Paar nach Cartagena, wohin der junge Notar berufen wurde. Dort gründete das Ehepaar eine Familie, bekam eine Tochter, doch Matilde Pérez Molla vergaß auch in der Fremde nicht ihr Heimatdorf.
    Sehr viel später, als sie verwitwet war, wiederholte sie diese Reisen noch einmal gemeinsam mit ihrer Tocher, doch danach entschied sie sich, endgültig nach Quatretondeta zurückzukehren. Sie war eine Frau, die mehr gesehen hatte als ihre Zeitgenossinnen: sie hatte das Ausland besucht und kannte Persönlichkeiten wie z.B. König Alfonso XIII.
    Nach ihrer Ankunft stellte Pérez Molla fest, dass die heimische Landwirtschaft "muy pobre" war, sich also in einem äußerst beklagenswertem Zustand befand, genauso wie das kulturelle Niveau der Bevölkerung. Sie motivierte die Bewohner und setzte ihre eigene Bildung und Autorität ein, um sie zu fördern.
    Von ihren Mitbürgern wurde sie die "Senyora Vella" genannt, alte Dame, um sie von ihrer einzigen Tochter zu unterscheiden.
    Als der Diktator Primo de Rivera den Frauen ein eingeschränktes Wahlrecht in Aussicht stellte, erfüllte sie die Voraussetzungen zur Bürgermeisterin: sie war älter als 23 Jahre, hatte keine ehelichen Verpflichtungen (mehr) und führte ein "offenes Haus" in einer Gemeinde.
    Aufgrund einer Entscheidung des Gouverneurs von Alicante, wurde Doña Matilde Pérez Molla im Alter von 66 Jahren Bürgermeisterin. Sie war damals die richtige Frau zur rechten Zeit und wurde als erste Bürgermeisterin Spaniens zur historischen Figur.
    Damals zählte das Dorf weit über 400 Einwohner (Anm. heute sind es knapp über 100 Einwohner).
    Pérez Molla war im Landkreis als die "Frau zu Pferd" bekannt, arbeitete erfolgreich mit der Leprastation von Fontilles zusammen, deren Vermögen sie klug verwaltete. Sie schrieb Milieuschilderungen für "Las Provincias" und gründete in ihrem Heimatdorf eine Theatergruppe und gab kostenlos Klavierunterricht mit folkloristischen Elementen.
    Ihre Amtszeit endete nach sechs Jahren, am 1. Januar 1930. Davor brachte sie als alcadessa (Bürgermeisterin) Elektrizität in die Straßen Quatretondetas und die Straße nach Gorga wurde gebaut; zwei zur damaligen Zeit sehr moderne Entwicklungen für die Bewohner eines kleinen Ortes.
    Pérez Molla starb sechs Jahre später, doch sie lebt in der Erinnerung der Dorfbewohner weiter.
    2004 wurde im Dorf eine Gedenktafel unter Anwesenheit der Enkel und Urenkel der "Senyora Vella" (der alten Dame) enthüllt, auch eine Straße wurde nach ihr benannt.
    Bisher (Information aus dem Jahr 2009) hat nur noch ein Urenkel der "alten Dame" ständigen Kontakt zu Quatretondeta. Er ist Pilot, besitzt ein Haus im Dorf und kommt, wann immer er kann.
    Ein Sturm, den Matilde Pérez Molla in ihrem komfortablen Haus erlebte, in dem sie ausländische Gäste empfing, inspirierte einen ihrer Neffen zu dem Roman " La Señora".

    Quellen: ABC (2008 und 2009) und Wikipedia
Die zweite prominente Persönlichkeit Quatretondetas ist der Schriftsteller Rafael Pérez y Pérez (1891 - Alicante, 1984), ein bekannter Romanautor.
Gedenktafel zum 100. Geburtstag des Schriftstellers
Gedenktafel zum 100. Geburtstag des Schriftstellers
  • Perez y Perez war von Beruf Lehrer und später Schulaufseher. Er gehörte zu den ersten spanischen Schriftstellern, der das Genre des "Liebesromans" kultiviert und salonfähig gemacht hat. Er war einer des meistgelesenen Autoren seiner Zeit und seine Bücher waren gleichermaßen beliebt bei Müttern und Großmüttern. Viele seiner Werke spielen im Mittelalter. Er veröffentlichte mehr als 120 Titel, die mehr als viermillionenmal verkauft wurden. Zu den bekanntesten gehörte:
    1930 - El hada Alegría
    1932 - Madrinita buena
    1934 - Los cien caballeros de Isabel la Católica
    1941 - El chófer de María Luz
    1942 - La doncella de Loarre
    1950 - El templario
    1957 - Aquella mujer
    1964 - Novios de verano
Geschichte
Verstecken ist aktiviert
Um diesen versteckten Text lesen zu können, musst du registriert und angemeldet sein.
Dateianhänge
San Blas IMG_4557.JPG
Kirchendächer
Kirchendächer
Lavadero (alter Waschplatz, der von den Quellen aus den Bergen gespeist wird, und kürzlich restauriert wurde)
Lavadero (alter Waschplatz, der von den Quellen aus den Bergen gespeist wird, und kürzlich restauriert wurde)
Rückseite der alten Kaserne mit Schießscharte
Rückseite der alten Kaserne mit Schießscharte
valenciano: ajuntament (span. ayuntamiento, Rathaus)
valenciano: ajuntament (span. ayuntamiento, Rathaus)
DSC_0723 Font de la Placa.JPG
Pfarrkirche (iglesia parroquial) Santa Ana
Pfarrkirche (iglesia parroquial) Santa Ana
CBF-Team
Costa-Blanca-Forum.de: Gemeinsam erleben, entdecken und teilen!
Gesperrt

Zurück zu „El Condado de Cocentaina oder Comtat (24)“