Gazpacho Manchego

typisch Gewürze, Kräuter, Spezialitäten, Meeresfrüchte, Wurstwaren, Käse, Schinken, Weine, Liköre usw.
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Oliva B.
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Gazpacho Manchego

Beitrag von Oliva B. »

Am 17. Januar war San Antonio, doch erst heute, am Wochenende, wurde in unserem Dorf die Fiesta gefeiert. Während in anderen Orten gewurstet wird (wir berichteten im vergangenen Jahr über den kleinen Ort Campell im Vall de Laguart) oder Tiersegnungen stattfinden, wurde in unserer Region, einem beliebtem Jagdrevier, heute gefeiert, es gab eine traditionelle gazpacho manchego.
Am hellerlichten Tage; Jäger auf der Pirsch
Am hellerlichten Tage; Jäger auf der Pirsch
Gazpachos sind in allen Regionen Spaniens bekannt und die Rezepte sind so verschieden wie die Gebiete, aus denen sie stammen. Der Ursprung der Suppe geht auf das Mittelalter zurück, eine Zeit, als die Mauren in Spanien lebten. Damals wurden Brotsuppen unter Zugabe von Knoblauch, Olivenöl, Essig, Salz und Wasser zubereitet.

Es wird vermutet, dass das Rezept für die erste Gazpacho von Schäfern aus der La Mancha stammt und von dort ihren Siegeszug über Valencia und Alicante durch ganz Spanien antrat.
Bei Gazpacho denken wir Deutschen automatisch an die bei uns bekannte gazpacho andaluz, eine kalte Gemüsesuppe.
Gazpacho Manchego
Gazpacho Manchego
Ich möchte heute von der Gazpacho manchego berichten, einem typischen Wintereintopf, der nichts mit der andalusischen Suppe zu tun hat, aber wie diese im ganzen Land bekannt ist. Diese Gazpacho ist eins der Nationalgerichte der Region Castilla-La Mancha, die vor allen Dingen aus magerem Wildfleisch (Niederwild wie Kaninchen, Rothuhn, Fasan und Wachholderdrosseln, die in unserer Gegend gerne gejagt werden) besteht,
Wachholderdrosseln (tordos)
Wachholderdrosseln (tordos)
gewürzt mit Knoblauch und Pfeffer, Lorbeerblatt, Thymian, Rosmarin, Paprika (pimentón de la Vera) und zusammen mit Tomaten gekocht wird, in die eine Art Fladenbrot (tortas cenzeñas/torta de gazpacho) gebröselt wird, das im Holzofen aus Getreidemehl, Salz und Wasser hergestellt wird (im Mercadona gibt es ersatzweise auch das Ruiz de la Roda.

Jetzt, zum Ende der Jagdaison sind die Kühltruhen der Jäger prall gefüllt und eigentlich sind die Frauen der Jäger es leid, dass ihre Männer jedes Mal Unmengen von Wild mit nach Hause bringen. Die Gazpacho Manchego ist eine gute Möglichkeit, die Bestände in der Kühlung zu reduzieren und daraus eine schmackhafte Suppe mit magerem Fleisch zu kochen, die mir trotz des für mich ungewohnten Drosselfleisches :-o sehr gut geschmeckt hat.
Leider völlig verwackelt aber trotzdem wildromantisch: unsere gazpacho manchego simmerte am offenen Kamin
Leider völlig verwackelt aber trotzdem wildromantisch: unsere gazpacho manchego simmerte am offenen Kamin
nale
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Re: Gazpacho Manchego

Beitrag von nale »

Oliva, du verstehst es auch gut, einem trotz Abendessen noch Appetit zu machen.
Gut, dass Freunde mir heute eine leckere Crosta vorbei gebracht haben, und ich nun pappsatt bin.
Sonst wäre ich jetzt aber doch wieder an den Kühlschrank gegangen.

LG Nale
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Serafina
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Re: Gazpacho Manchego

Beitrag von Serafina »

Hallo Oliva,

habe ich das eben richtig gesehen und gelesen!!!
Wacholderdrosseln werden hier gejagt und gegessen. Und wir wundern uns schon so lange hier, daß wir noch nie eine zu Gesicht bekamen. In Deutschland kamen sie im Winter in unseren Garten und wurden gefüttert. Ich bin ganz entsetzt und die gute Gazpacho Manchego käme mir oben wieder raus.
Das mußte ich eben ganz impulsiv von mir geben. Ich bleibe lieber bei meinem winterlichen Linsen-, Erbsen- oder Bohneneintopf.

LG - Serafina - O:-)
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Oliva B.
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Re: Gazpacho Manchego

Beitrag von Oliva B. »

Liebe Serafina,

ich verstehe dich voll uns ganz. Mir ging es am Anfang auch so wie dir, doch inzwischen sehe ich es etwas differenzierter:
Was will man denn anderes machen, wenn man bei ganz lieben, spanischen Freunden zum Essen eingeladen wird. Soll man da über den Verzehr von Singvögen diskutieren, nichts essen und die Gastgeber brüskieren? Nein, das käme mir nicht in den Sinn.
Und ehrlich gesagt, die süßen Rothühner, die mir hier ständig über den Weg rennen und sich unter unseren Oliven tummeln, tun mir auch leid, aber Rebhühner und Wachteln werden auch in Deutschland verzehrt...

Drosseln, also Singvögel, sind in ihren Beständen keinesfalls gefährdet, sie werden in Österreich und Italien gejagt und in Deutschland war die Jagd auch noch vor einiger Zeit erlaubt. Wie das aktuell aussieht, weiß ich nicht. Solange sie nicht mit Leimruten gefangen und zu Fuß mit Flinte gejagt werden, sehe ich das Ganze noch sportlich, vergleichbar mit dem Fischfang per Angel im Gegensatz zu der tierverachtenden Schleppnetzfischerei.

Ich habe mir abgewöhnt, diese Dinge zu kritisieren, auch wenn jetzt manche unter euch die Augen verdrehen mögen.
Die Moslems verachten uns, weil wir Schweinefleisch essen, in China werden Affen und Hunde gegessen, ganz abgesehen davon, was sonst noch überall in der Welt verzehrt wird.
Auch Spaniern fällt es schwer, einige Dinge zu essen, die wir ganz selbstverständlich verzehren.
Dürfen wir sie dann umgekehrt verurteilen? :?
nale
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Re: Gazpacho Manchego

Beitrag von nale »

Oliva, du bist mir zuvor gekommen.
Dem gibt es nichts mehr hinzu zu fügen.
Du hast absolut Recht mi deiner Aussage.
Dinge, die ich nicht ändern kann muss ich akzeptieren.

LG Nale
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girasol
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Re: Gazpacho Manchego

Beitrag von girasol »

Hallo,

ich finde es manchmal auch ungewöhnlich, wenn ich höre, was so gegessen wird. Es muss natürlich jeder für sich entscheiden, ob und was für Tiere er essen möchte. Aber ich persönlich denke, Tier ist Tier und in der Sache macht es doch keinen Unterschied, ob ich z.B. eine Drossel oder ein Huhn esse, ein Kaninchen oder einen Hund usw. Da spielt natürlich mit, in welcher Kultur man aufgewachsen ist.

Gruß
girasol
Die Welt ist ein Buch und wer nicht reist, liest davon nur eine Seite.
Aurelius Augustinus
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Rioja
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Re: Gazpacho Manchego

Beitrag von Rioja »

Hallo zusammen

Was ich vor allem an den Spanischen Jägern kritisiere ist, dass sie jagen um des Tötens Willen. Je mehr ums besser. Auf alles wird geknallt was sich bewegt. Masslos wird gejagd und keinesfalls selektiv. Derweil Spanische Jäger eh nichts tun für die Tiere und die Natur. So kenne ich sie aus Catalunien seit vielen vielen Jahren und zu befürchten ist, dass es in den übrigen Provinzen nicht besser ist. Und wie sie mit ihren Hunden umgehen ist doch unter aller Kanonen. Nur einer der gut ist kommt wieder mit nach Hause, aber auch nicht weil er unbedingt sehr geliebt wird, sondern am Sonntag darauf wieder Tiere aufstöbern muss. Wehe denn, einer hat das "Muss" nicht erreicht, dann steht dieser abends auf der Strasse, während seine besseren Hundekollegen mit nach Hause dürfen. Für diese übrigens ein Glück, dass einer weniger in den engen Anhängern zurückfährt. Zurück bleibt er wie tausende von leere Schrotpatronen. Dann steht halt wieder eine Kreatur mehr herrenlos auf der Strasse.

Das mangelnde Gefühl mit und an der Natur und den Tieren fehlt mir am Spanischen Jäger. Rothühner werden übrigens zu abertausenden gezüchtet. Werden in kleinsten Käfigen gehalten und haben infolge der Inzucht schon Degenerationserscheinung. Die Eier werden gebrütet, die Kücken gemästet. Ein Teil geht in Schlachtereien und später auf den Tisch. Ein kleiner Teil setzen die Jäger aus um sie sofort wieder zu schiessen, bevor sie von anderen geschossen werden. Ein Teil bleibt den "Helden" vorbehalten, gleich bei der Vermehrungsstation. In Volieren ohne jede Chance zur Flucht können sie von Jägern geschossen werden. Was für ein heldenhafter Sport.

Dass Wild auf dem Teller landet, stört mich eigentlich nicht, hier zu Lande isst man ja auch Reh (manchmal sind es auch billig importierte Antiloppen) und Hirsch. Das drum und dran lässt mich nachdenklich werden und lässt mich trotz aller Liebe zu den Spaniern nachdenklich sein, dies obwohl scheinbar auch viele Mitteleuropäer dies alles kühl lässt und es akzeptieren. Das was einem Galgo blühen kann, wenn er das soll nicht erfüllt, möchte ich hier gar nicht aufführen. Es lebe die Jagd.
Es grüsst

Rio



Zwanzig Kilometer von der Küste entfernt, fängt Spanien meist erst richtig an.
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Serafina
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Re: Gazpacho Manchego

Beitrag von Serafina »

Hallo Oliva,

nach einer Nacht des "Überschlafens und Überdenkens" muß ich erstmal sagen, daß der Eintopf so schon sehr lecker aussieht, dann kommt wieder das Bild, auf dem die Drosseln hängen, an denen, nebenbei bemerkt, doch noch weniger "dran" ist als an einer Taube, und dann kann ich nur für mich wieder denken "nein, nein, nein!!!"
Vielleicht ist es auch nur das Bild, das mich so irritiert...? Vielleicht hätten ein paar aufgehängte Karnickel nicht so die Wirkung...?

Aber Du hast sonst schon recht, ich denke auch, wir sollten niemanden auf der Welt wegen seiner Eßgewohnheiten verurteilen.
Es ist sowieso schade, daß hier in Spanien viele Traditionen verschwinden, aber das bringt die Zeit wohl so mit sich.


LG - Serafina - O:-)
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Oliva B.
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Re: Gazpacho Manchego

Beitrag von Oliva B. »

Hallo Serafina,

ich würde NIE Singvögel zubereiten oder mir im Restaurant bestellen, das darfst du mir glauben.
Und ich bin auch nicht für die Vogeljagd.

Aber es gibt Situationen, da geht es nicht anders, ohne die Gastgeber zu brüskieren, die sich in unserem Fall zudem sehr viel Mühe gegeben haben, um uns diese Spezialität zu kredenzen.
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Rioja
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Re: Gazpacho Manchego

Beitrag von Rioja »

Oliva B. hat geschrieben:Hallo Serafina,

ich würde NIE Singvögel zubereiten oder mir im Restaurant bestellen, das darfst du mir glauben.
Und ich bin auch nicht für die Vogeljagd.

Aber es gibt Situationen, da geht es nicht anders, ohne die Gastgeber zu brüskieren, die sich in unserem Fall zudem sehr viel Mühe gegeben haben, um uns diese Spezialität zu kredenzen.
Hallo Oliva

Das glaube ich dir auch ohne Zweifel. Das mit den "Situationen" geben sich halt manchmal nicht anders und man schickt sich dann halt anstandshalber hinein. Denke aber, dass mir der Heisshunger mindestens halbwegs vergehen würde. Rein vom Genuss des Eintopfgerichts sicher etwas Feines, wenn nur das Anrüchige nicht wäre.

Hallo Serafina

Du schreibst unmittelbar nach meinem Beitrag, in dem ich am Ende schrieb "Das was einem Galgo blühen kann, wenn er das soll nicht erfüllt, möchte ich hier gar nicht aufführen. Es lebe die Jagd." folgendes

"Es ist sowieso schade, daß hier in Spanien viele Traditionen verschwinden, aber das bringt die Zeit wohl so mit sich."

Wollte eigentlich nicht direkt eingehen betreffend dem "Brauchtum oder eben der Tradition" um die im vorigen Beitrag angetöntenGalgo Jagdhunde und um das was im Net unter "Galgo aufhängen" zu lesen und auch zu sehen ist. Kann different gesehen sehr wohl auf diese und ähnlich barbarische Traditionen in Spanien verzichten. Finde dies gar nicht schade, wenn sie verschwinden würden. Würde "mein" Spanien noch mehr lieben als jetzt schon und mehr geht ja fast nicht mehr. Möchte anfügen, dass Serafina solche Traditionen auch sicher nicht vermissen würde, sie hat wohl eher "allgemein" geschrieben.

Darf anfügen, dass ich als einer der die Natur liebt und den die Wildtiere erfreuen, nicht generell gegen die Jagd oder die Jäger bin. Insofern sie ihre Tätigkeit ehrbar ausführen. Selektive Jagd und Hegeabschüsse, sowie die Bestandesregulierung müssen nicht zuletzt sein, weil wir Menschen das natürliche Gleichgewicht gestört haben. Achte den Jäger, sofern er den Namen auch verdient, der leidenschaftlichen rücksichtslosen Abknallerei mit all den Begleiterscheinungen in Spanien, kann ich jedoch nicht viel abgewinnen.

Olivas Gazpacho Manchego nehme ich jedoch das Gute gerne ab. Mit Hähnchen und Kaninchen wird sich sicher mit den übrigen Zutaten auch ein guter Eintopf bereiten lassen, nur der arteigene Geschmack des Wildes wird nicht dabei sein.
Es grüsst

Rio



Zwanzig Kilometer von der Küste entfernt, fängt Spanien meist erst richtig an.
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