Parador "Marqués de Villena" in Alarcón

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Oliva B.
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Parador "Marqués de Villena" in Alarcón

Beitrag von Oliva B. »

Ihr werdet euch vielleicht fragen, warum ich euch den Parador "Marqués de Villena" in Alarcón so ausführlich (und deshalb in mehreren Folgen :roll: ) vorstelle...
WARUM also gerade Alarcón?
  1. Der spanische Adelstitel "Marquis von Villena" (Markgraf) wurde am 12. November 1445 von König Juan II. an den Großmeister des Ordens von Santiago, Juan Pacheco, Obermajor von Kastilien im Königreich von Murcia und später Herzog von Escalona verliehen. Das Markgrafentum selbst, das Señorío de Villena, fiel nach dem Ende der Feudalherrschaft an die Krone zurück.
    Gemeinfrei, Seitenhersteller Qoan (Enrique Íñiguez Rodríguez),
    Gemeinfrei, Seitenhersteller Qoan (Enrique Íñiguez Rodríguez),
    http://es.wikipedia.org/w/index.php?tit ... d=65979687
    Villena ist eine Stadt unserer Provinz, die wir bereits in unserem Forum unter Ortsporträts vorgestellt haben, und gehörte früher ebenfalls zum Señorío de Villena.
  2. In Alarcón befindet sich der von der Costa Blanca aus nächstgelegene historische Parador.
    Historischen Paradore sind staatliche Hotels in alten Klöstern, maurischen Festungen, Palästen und mittelalterlichen Burgen, in denen der Besucher und Gast "Geschichte atmen" kann. Kurzum: Magische Stätten.
    Natürlich gibt es auch eine Reihe moderner Paradore wie die in El Saler, Puerto Lumbreras, Albacete und Jávea. Die sind natürlich schneller zu erreichen, bieten aber längst nicht dieses Flair.
  3. Alarcón ist überall von der Costa Blanca in ca. 3 Stunden mit dem Auto erreichbar und vielleicht eine Alternative für "Costablancler", die andere kulturelle Highlights in Spanien schon besichtigt haben.
    Anreisezeit im Vergleich:
    Vom Norden: Denia - 255 km 2 Std. 41 Min.
    von der Mitte: Alicante - 269 km 2 Std. 44 Min.
    aus dem Süden: Pilar de la Horadada - 298 km 3 Std. 4 Min.
    Die nächste Bahnstation ist 86 km und der nächste Flughafen 132 km entfernt, man ist also auf ein Auto angewiesen.
    Karte Alarcón - Costa Blanca - Provinz Alicante
    Karte Alarcón - Costa Blanca - Provinz Alicante
  4. In Alarcón kann man innerhalb eines Tages alle Sehenswürdigkeiten besichtigen. Trotzdem sollte man wenigstens eine Übernachtung einplanen. Nächstes lohnendes Ziel istCuenca (83 km entfernt), wo sich ebenfalls ein schöner historischer Parador befindet, aber auch das Teufelsfenster und die Ciudad de la Encantada.
  5. ACHTUNG :!: Paradores sind kein billiges Übernachtungsvergnügen, aber sie bieten ein edles Ambiente für einen besonderen Anlass.

Erlaubt mir bitte, dass ich aus den vorgenannten Gründen ein wenig ausschweife.
1. Teil - Anreise:
Wir sind die Inlandautobahn von Cocentaina über Castalla und Sax gefahren, weiter über Villena, Almansa, Albacete und haben kurz nach La Roda die Autobahn verlassen und die Landstraße nach Alarcón genommen. Unsere Eindrücke von der fantastischen Landschaft habe ich schon in dem Thread La Mancha: Frühlingsfarbenrausch wiedergegeben.

Einige Zeit, nachdem wir von der N-III auf die schmale Nebenstrecke CUV 8033 abgebogen waren, sahen wir die eindrucksvolle Burganlage auf der rechten Seite. Wir fuhren in einen Feldweg, von dem man den Río Júcar,mit der Burg. "Insel", die man nur über eine schmale Zufahrt erreichen kann, in der Flussschleife (hoz) liegen sehen kann. Unterhalb des Burgberges befindet sich die Emblase de Alarcón, eine Talsperre des Júcar. Wir hatten Glück und die Sonne schien einen Moment lang, um ein Foto zu machen.
K800_D- Alarcon DSC_0189.JPG
Nach Iberern und Römern entdeckten die Araber auf ihrem Siegeszug gen Norden die strategisch günstige Lage und bauten eine Festung. In der Region wird der Name und die Gründung des Ortes dem Westgotenkönig Alarich II.(Alarico) zugeschrieben.Die Burg liegt am Ostrand des knapp zweihundert Einwohner zählenden mittelalterlichen Dorfes Alarcón. Der Name des Ortes soll arabischen Ursprungs sein und Al (Ark) = Tal bedeuten. Joan Coromines i Vigneaux (katalonischer Linguist für romanische Sprachen, † 2. Januar 1997) leitet das Wort von Al-`urqub = Biegung ab.
Burganlage mit Staumauer
Burganlage mit Staumauer
Zeichnung von Chencho Pardes Valdés aus Lugo (Foto)
Zeichnung von Chencho Pardes Valdés aus Lugo (Foto)
So klein der Ort auch ist, so findet man in ihm neben dem Castillo noch etliche Kirchen (Santo Domingo de Silos aus dem 13. Jahrhundert, San Juan Bautista aus dem 16. Jahrhundert, la Santa Trinidad [Dreifaltigkeitskirche)]aus dem 13. und 16. Jahrhundert, Santa María del Campo aus de frühen 16. Jahrhundert und die Einsiedelei Santa María de la Orden), ein historisches Rathaus, die Plaza de Don Manuel, la casa de Villena und den Palast de los Castañeda.

Alarcón wurde am 3. Juli 1981 zum Conjunto Histórico-Artístico *) erklärt.

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nixwielos
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Re: Parador "Marqués de Villena" in Alarcón

Beitrag von nixwielos »

:-D wir lieben ausführliche Fortsetzungsgeschichten, vielen lieben Dank, Elke >:d<
Viele Grüße von Nicole und Stefan!
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girasol
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Re: Parador "Marqués de Villena" in Alarcón

Beitrag von girasol »

Toll, dass du dir wieder so viel Arbeit machst, Oliva.

Gruß
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Oliva B.
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Re: Parador "Marqués de Villena" in Alarcón

Beitrag von Oliva B. »

[align=center]2. Teil - Geschichtsträchtige Burganlage:[/align]

Nach einem letzten Blick auf die gesamte Festungsanlage von der anderen Seite des Júcars, fuhren wir auf der schmalen Straße die Landzunge hinauf - die einzige Zufahrt nach Alarcón.
Vor dem ersten Burgtor
Vor dem ersten Burgtor
Nacheinander passieren wir drei Tore, die im Mittelalter mit schweren Türen gesichert waren. Die Aussparungen, in denen die Angeln saßen, kann man immer noch erkennen. An diesen Hindernissen werden sich die Feinde wohl "die Zähne" ausgebissen haben. Wir schlängeln uns die Straße hoch, und parken unser Auto auf dem öffentlichen Parkplatz vor dem Parador.
Die Burg von der Zufahrt aus gesehen
Die Burg von der Zufahrt aus gesehen
711 begannen die Araber mit der Eroberung der iberischen Halbinsel. Die erste Burg von Alarcón soll der westgotische König Alarich für seinen Sohne Alaricón errichtet haben. Die jetzige Festung vor uns ist jedenfalls maurischen Ursprungs und stammt aus dem Jahr 780.
Als König Alfonso VIII. die Burg belagerte, so berichtet die Legende, bestieg Hernán Martínez de Cevallos während mit Hilfe zweier biskayischer Dolche die Burgmauern, tötete die maurischen Wachen und öffnete den Besatzern das Tor. Durch diese List konnte der christliche König 1184 die Burg erobern. Als Dank für seine mutige Tat, durfte sich Hernán Martínez ab diesem Zeitpunkt "von" (de) Alarcón nennen.
Blick vom Bergfried auf eines der Tore
Blick vom Bergfried auf eines der Tore
Wachturm (atalaya) - der &quot;Torre de Cañavete&quot; liegt auf der gegenüberliegenden Seite des Júcars.
Wachturm (atalaya) - der "Torre de Cañavete" liegt auf der gegenüberliegenden Seite des Júcars.
Nach dem Sieg befahl Alfonso der VIII. von Kastilien die Zerstörung der Maurenburg bis auf die Grundmauern, ließ den Ort durch Christen neu besiedeln und baute die Burg neu auf.
Das Eingangstor
Das Eingangstor
Durch dieses Tor gelangt man in den Patio (Innenhof)
Durch dieses Tor gelangt man in den Patio (Innenhof)
Im 14. Jahrhundert kam Don Juan Manuel (1282-1348) als Entschädigung für seine Dömäne in Elche in den Besitz der Burg. Er war der Sohn des Infanten Don Manuel von Kastilien und seiner Gemahlin, Beatrix von Savoyen und somit Mitglied einer der reichsten und mächtigsten Familien des kastilischen Hochadels. Schon im Alter von 8 Jahren wurde er Vollwaise und nahm mit 12 Jahren an seiner ersten Schlacht teil. Er war Staatsmann und einer der Hauptrepräsentanten der mittelalterlichen Prosa in kastilischer Volkssprache. Er wohnte in der Burg und schrieb dort zwischen 1330 und 1335 einen Teil seines berühmten fünfteilige Werk "Libro de los enxiemplos del Conde Lucanor et de Patronio". Er verheiratete seine Tochter mit Jaime II. von Aragón und wurde Markgraf von Villena. Seitdem trug er den Titel Principe de Villena y Borgoña-Saboya (1330-1348) Don Juan Manuel ließ im 14. Jahrhundert einige Restaurierungsarbeiten an der Burg durchführen.
Patio
Patio
Im 15. Jahrhundert beendete Don Juan Pacheco, Lehnsherr von Belmonte, Markgraf von Alarcón und ab 1456 Marqués de Villena, die Renovierungsarbeiten, wodurch die Burg ihr heutiges Aussehen erhielt.
Turmzinnen
Turmzinnen
Nach Jahren der Vernachlässigung wurde das Castillo von Alarcón 1963 enteignet und von Turespaña restauriert und zum Parador ausgebaut.
Nach achtmonatiger Renovierungsarbeit, bei der auf die ursprüngliche Einfachheit Wert gelegt wurde, konnte der Parador im Jahr 2003 wiedereröffnet werden.

[align=center]Parador-Hotel[/align]

Die 14 geschmackvoll eingerichteten Zimmer des Parador tragen historische Namen.
Im zinnenumrandeten Bergfried (Torre del Homenaje), ein Werk von Don Juan Pacheco aus dem Jahr 1460, liegen sechs Zimmer, in jedem Stockwerk eins.
Bergfried
Bergfried
Erker eines Zimmers im Bergfried
Erker eines Zimmers im Bergfried
Himmelbett
Himmelbett
Die oberste Suite ist nach "Don Juan Manuel" benannt. Es ist ein sogenanntes "besonderes Zimmer" mit einem malerischen Tonnengewölbe und privatem Zugang zum Wachturm mit herrlichem Ausblick.*) Für 274 € pro Person und Nacht erhalten die Gäste ein exklusives Frühstück im Zimmer, ein exklusives Degustationsmenü mit Getränken am Abend inklusive VIP Treatment, eine Sektflasche, Obstkorb und spanische Tageszeitung auf dem Zimmer - das einzige Zimmer, das über diesen Luxus verfügt. Hier dürft ihr mal kostenlos einen Blick hinein werfen. ;-)
Restaurant
Restaurant
Weitere 8 Zimmer liegen im ersten und zweiten Stock der Galerie.

*) Diesen Ausblick können nicht nur die "VIP-Gäste" genießen:
An der Rezeption kann jeder Gast den Schlüssel für Bergfried bekommen. Oben, vom zinnenbewehrten Festungswall, wird man mit einem tollen Blick auf die Mäander des Júcar, und bei klarer Sicht sogar bis zur Grenze von Valencia belohnt.
Vom Torre de Homenaje sah man die Feinde schon von Weitem kommen
Vom Torre de Homenaje sah man die Feinde schon von Weitem kommen
K800_D-Brücke DSC_0643.JPG
Die normalen Preise beginnen mit 118 €/Person und Nacht, doch mit Glück findet man auch Sonderangebote. Junge Gäste zwischen 18 und 35 Jahren und Senioren ab 55 (Golden Days) erhalten genauso Rabatte wie die "Amigos de Paradores".

Hunde sind in dem 4-Sterne-Parador nicht erlaubt, doch entgegen anderslautender Information gibt es in Alarcón für Hotelgäste Internet gratis. Das Frühstück wird, im Gegensatz zu anderen Paradores, nicht als Büfett angeboten. was wir ein wenig schade fanden.

Quellen: Wikipedia (Don Juan Manuel, Don Juan Pacheco, Marqués de Villena, Alarcón), Paradores.es und "Historische Paradore", ein Buch von Francisco Ontañón und Juan Eslava Calán.
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Florecilla
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Re: Parador "Marqués de Villena" in Alarcón

Beitrag von Florecilla »

Das ist toll, Elke! Jetzt muss ich nur noch auf eine Gelegenheit für die "Don Juan Manuel-Suite" warten. Da fühlt man sich ganz automatisch wie ein Burgfräulein.

Das zweite Bild sieht übrigens aus wie ein Gemälde und dein Bericht macht wirklich Lust auf einen Parador-Trip.
Saludos,
Florecilla (Margit)


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Citronella
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Re: Parador "Marqués de Villena" in Alarcón

Beitrag von Citronella »

Das wäre auch nach meinem Geschmack :d

Schade dass das Wetter nicht mitspielte, Alarcón und die Gegend rundum sind bei Sonnenschein sicher wunderschön.

Saludos
Citronella
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nixwielos
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Re: Parador "Marqués de Villena" in Alarcón

Beitrag von nixwielos »

Super gemacht, Elke, herzlichen Dank. Da bekommt man wirklich einen umfassenden Eindruck und kann sich "hinbeamen" :-D >:d<
Viele Grüße von Nicole und Stefan!
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Cozumel
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Re: Parador "Marqués de Villena" in Alarcón

Beitrag von Cozumel »

In Villena hätten wir uns mal fast ein Haus angesehen. Es war ein schönes Herrenhaus. Gross aber leider nicht grosszügig.

Und es kostete nur 200.000 inklusive alten Möbeln. Uns kam das merkwürdig vor, da man in Andalusien (da wohnten wir damals) dafür noch nicht mal ein Grundstück bekam.
pichichi
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Re: Parador "Marqués de Villena" in Alarcón

Beitrag von pichichi »

sorry, dass ich mich nur kurz melde, war gestern beim Augenlasern und seh im Moment sehr unscharf----------alsö. das Frühstück dort, das uns von drei Trachtenmädels in die Suite serviert wurde. hat uns restlos begeistert, wir hatten zwar auch schon in Ronda, Olite und Oropesa das Vergnügen, das in Alarcon war einfach das beste.....
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Re: Parador "Marqués de Villena" in Alarcón

Beitrag von nixwielos »

pichichi hat geschrieben:sorry, dass ich mich nur kurz melde, war gestern beim Augenlasern und seh im Moment sehr unscharf..
Wir drücken Dir die Daumen, dass alles gut ging und Du bald besser denn je siehst >:d<
Viele Grüße von Nicole und Stefan!
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