Brutröhren von Wildbienen?

Artenreiche Tier- und Unterwasserwelt; hier könnt ihr Tiere vorstellen, die an der Costa Blanca heimisch sind.
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Oliva B.
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Re: Brutröhren von Wildbienen? ---> Vogelspinnenartige

Beitrag von Oliva B. »

medusa hat geschrieben:
Oliva B. hat geschrieben: Im Sommer bekomme ich im Unterholz und hohem Gras ab und zu mal einen schmerzhaften Stich. Kann das wohl eine Erdwespe sein? Wer kennt sich damit aus? Bisher habe ich noch nicht feststellen können, um welches Insekt es sich handelt. An einem solchen Stich hat man auf jeden Fall wochenlang Spaß, er hört nicht auf zu jucken…
Bildet sich beim Biss häufig ein kleines Bluttröpfchen? Dann ist es evtl. eine Sandmückenart;
http://de.wikipedia.org/wiki/Sandm%C3%BCcken
Ich leide in E auch sehr darunter und mag deshalb manchmal gar nicht im Unterholz herumwerkeln.
Die Biester sind ganz winzig, wie hier in D die Gewitterfliegen.
Die Schwellungen können bei mir handgross werden :(( , und jucken ewig. Deinen Olivo stechen sie sicher nicht, oder?
Sandmücken kenne ich. Die sind es aber nicht. Ich hatte in den Tropen mal Wanzenstiche. Die waren genauso schlimm.
Mein Olivo bekommt tatsächlich selten Stiche ab, denn er hat ja mich alsLockvogel :mrgreen:
Zuletzt geändert von Oliva B. am Mi 24. Apr 2013, 22:51, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Titel um Lösung ergänzt.
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Oliva B.
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Re: Brutröhren von Wildbienen?

Beitrag von Oliva B. »

Manchmal dauert die Lösung etwas länger.... :mrgreen:

Vor drei Jahren habe ich euch gefragt, ob jemand weiß, welches Tier solche Gänge in die Erde legt, wie ich sie eingangs hier gezeigt habe. Obwohl damals schon der richtige Tipp dabei war, habe ich gestern erst die Bestätigung bekommen.

Ich bin seit einiger Zeit dabei, ein Bancal (Pl. bancales; eine von den Mauren angelegte Terrasse) unseres Olivenhains in ein Blumengärtchen umzuwandeln. Dazu muss ich den Boden durcharbeiten, denn er sitzt voller Queckenrhizome, die entfernt werden müssen - eine harte Arbeit bei dem schweren Boden.

Peu à peu arbeitete ich mich also durch den Hang, in dem es offenbar kreucht und fleucht. Öfter stoße ich auf diese oben gezeigten Röhren, die mit weißen Netzen ausgekleidet sind, die pergamentdünn und ziemlich reißfest sind.
Reste eines Netzes, mit dem die Röhren ausgekleidet sind.
Reste eines Netzes, mit dem die Röhren ausgekleidet sind.
Ich dachte, irgendein Insekt wird sich da seine Gänge bauen, aber ich traf den emsigen "Bauherrn" während der vielen Arbeitstage nicht an.
Teil einer Röhre
Teil einer Röhre
Gestern wurde ich fündig. Ich stach ein neues Stück Erde ab, als mich eine dunkle weibliche Spinne drohend mit erhobenen Vorderbeinen anschaute und so versuchte ihre dahinter liegende Röhre zu verteidigen, die ich schon teilweise zerstört hatte.
Drohend verteidigt die Spinne ihre Röhre.
Drohend verteidigt die Spinne ihre Röhre.
Ich lief ins Haus, um den Fotoapparat zu holen, in der Hoffnung, dass die Spinne weiter die Stellung halten würde. Und tatsächlich, selbst nach einigen Minuten saß sie unverändert an derselben Stelle.

Ich fing die relativ große Spinne (3,5 cm) mit einem Glas, machte noch ein paar Foto, bis ich sie in hohem Bogen ein Bancal tiefer fliegen ließ.
gefangene Spinne, 3,5 cm
gefangene Spinne, 3,5 cm
farbige Beinringe
farbige Beinringe
Heute begegnete ich noch zwei kleineren Exemplaren derselben Sorte. Doch ich bin neugierig geworden und habe mir inzwischen die verschiedensten Spinnen angeschaut. Fündig geworden bin ich bei Ordnung "Webspinnen", Unterordnung "Vogelspinnenartige (Mygalomorphae)" von denen einige Vertreter für den Menschen gefährlich sind. Sie gehört zur selben Spinnenfamilie, die man ab und zu im Pool findet und oft fälschlich als Tarantel bezeichnet wird.
Spinne Makro
Spinne Makro
  • "Diese Spinnen sind relativ groß und haben eine Länge zwischen 10 und 50 Millimeter. Der Körper ist typischerweise drei Mal so lang wie breit. Sie sind dunkel gefärbt, wobei die Farbe von dunkelbraun bis schwarz reichen kann. Die Spinnwarzen sind sehr lang und sehen aus wie kleine Beine und die Augen sitzen dicht beieinander auf einem Augenhügel (diese beiden Merkmale sind bei allen vogelspinnenartigen Spinnen identisch).
    Wie alle Tiere der Mygalomorphae haben sie nach unten gerichtete Cheliceren. Ihr Giftdepots befindet sich in den für Spinnentiere relativ großen und starke Cheliceren. Sie beißen problemlos durch Fingernägel.
    Die meisten Spinnen der Hexathelidae kommen in Australien, Neuseeland und Asien vor. Die Art Macrothele calpeiana kommt in Nordafrika und Spanien vor, zwei Arten gibt es in Südamerika und zwei weitere leben in Zentralafrika.
    Die Vertreter dieser Familie leben typischerweise in selbstgegrabenen Erdhöhlen oder Astlöchern. Der Eingang zur Höhle wird normalerweise immer selbst bearbeitet. Die Spinnen machen einen Gang, den sie mit Netz ausspinnen. Dieses Verhalten kommt bei anderen Vogelspinnenartigen auch vor. Aufgrund der Größe der Spinnen, sind diese mit Spinnennetz ausgekleideten Röhren sehr auffällig. Das ist der Grund, weshalb sie im englischen Sprachraum "funnel-web spiders" heißen. ("funnel" für Trichter und "web" für Netz). Die Höhlen werden vor allem bei natürlichen Felsen gefunden. Sie kommen deshalb auch gerne in die Nähe von Häusern, wo sie in Gärten oder bei der Hauswand geeignete Nischen finden. Sie sind nachtaktiv."
Seite „Hexathelidae“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. April 2013, 07:29 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?tit ... =116585653 (Abgerufen: 23. April 2013, 17:39 UTC)
Diese funnel-web-spiders (Foto
Ich vermute nun, dass es sich bei meiner Spinne um ein Exemplar der Familie "Braune Falltürspinne" handelt, die im Mittelmeerraum vorkommt.
  • "Die Vertreter der Familie graben eine Wohnröhre in den Boden und kleiden sie mit Spinnseide aus. Die Öffnung der Röhre verschließen sie mit einem Deckel aus Spinnseide und Material aus der Umgebung. Dadurch sind die Röhren besonders gut getarnt. Der Deckel, die „Falltür“, ist bei den verschiedenen Arten unterschiedlich konstruiert. Bei manchen ist es ein steifer Deckel mit Scharnier, bei anderen Arten ein dünnes Gespinst, das wie ein Faltdach über die Öffnung der Röhre geschoben wird.
    Zur Jagd lauern die Tiere in ihrer Röhre mit halb geöffneter Falltür. Die Vorderbeine werden aus der Röhre herausgestreckt und nehmen Erschütterungen des Bodens durch Beutetiere wahr. Wenn eine Beute nahe genug an der Röhre vorbeiläuft, springt die Spinne aus dem Schlupfwinkel heraus, ergreift und überwältigt die Beute, trägt sie sofort in die Röhre zurück und verspeist sie dort.
    Einige Arten verbessern ihre Wahrnehmung der Erschütterungen dadurch, dass sie Signalfäden in der Umgebung der Röhre anbringen oder Pflanzenteile der Umgebung mit dem Röhrenrand verspinnen."
Seite „Braune Falltürspinnen“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. April 2013, 12:36 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?tit ... =116624781 (Abgerufen: 23. April 2013, 17:57 UTC)

Manchmal muss man nur lange genug warten. ;)
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Akinom
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Re: Brutröhren von Wildbienen?

Beitrag von Akinom »

;-)

Wow - das ist ja der Wahnsinn :-o - nach 3 Jahren des Rätsels Lösung.

Mir läufts immer noch den Buckel runter - so viele Spinnen, dick und fett ;) - das wäre nun nichts für mich :d
Da wirst du wohl noch mehr treffen bei deiner Arbeit, welche ja wohl ein echter Knochenjob ist.

Bin gespannt was du noch dabei erlebst - und viel Glück und Erfolg bei deiner Bearbeitung des Bodens >:d<
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Re: Brutröhren von Wildbienen?

Beitrag von nixwielos »

Das sind ja wirklich gruselige "Pracht"-Exemplare, whow! Da hätt ich enormen Respekt vor... Brrrrh...
Viele Grüße von Nicole und Stefan!
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Re: Brutröhren von Wildbienen?

Beitrag von costablancafan »

Ja - diese Höhlen kennen wir. Wir graben immer wieder mal eine aus :-D

Es soll sich wohl um die Aranea Nemesiidae handeln.
Picudo mit Spinne
Picudo mit Spinne
... beim Biss
... beim Biss
Und hier hab ich sie mal gefilmt http://www.youtube.com/watch?v=d8C0AfjYhVw

Vergleicht man sie einmal mit der äußerts gefährlichen (zählt zu den 10 giftigsten Lebewesen der Welt) australischen Trichternetzspinne, so könnte es die Schwester oder Cousine sein. Auch die spanische ist sehr aggressiv und beißt sofort zu. Ich möchte nicht gebissen werden.

Die spanische, die ich ebenfalls in Benissa gefilmthabe hat das gleiche Laufverhalten im Vergleich mit der australischen Spinne.



Gruss
costablancafan
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Re: Brutröhren von Wildbienen?

Beitrag von Akinom »

;-)

Toll deine Filmchen - und was habt ihr dann mit den Spinnen gemacht? (ich bekomm dauern Schüttelfrost :d ) ;;)
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Re: Brutröhren von Wildbienen?

Beitrag von costablancafan »

Hola @Akinom

Wir haben sie im Garten des Nachbarn ausgesetzt :mrgreen:

Gruss
costablancafan
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Re: Brutröhren von Wildbienen?

Beitrag von Montemar »

Ich gehöre ja zum Typus Frau, die weder Furcht vor Spinnen oder Mäusen hat. Ich finde Spinnen faszinierend, je größer und haariger, je schöner. Solche „Pergamentfetzen“ habe ich auch schon öfters gesehen und mich gewundet was das sein soll. :-? Jetzt weiß ich es, danke für den aufschlußreichen Bericht ! :) Noch eine Frage an Dich Oliva, machst Du das alles mit der Harke und nicht mit dem Kultivator/Motorhacke/Gartenfräse ? Alle Achtung vor der Arbeit, dafür wirst Du bestimmt mit üppiger Pracht Deines Blumenbeetes belohnt, die wissen das mit Sicherheit irgendwann sehr zu schätzen, die schweißtreibende Arbeit, daß sie auf lockerem Boden dann wachsen dürfen. ;)
„Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt?" Ernst R. Hauschka
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Oliva B.
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Re: Brutröhren von Wildbienen?

Beitrag von Oliva B. »

Ob über Spinnen im Allgemeinen,
über Vogelspinnen im Besonderen: schwarz und haarig,
Spinnennachwuchs,
Costablancafans interessanten Film über ihre bissige Spinne im Garten,
Marybells Notruf Hiielfe- Spinnenbiss/gibts hier giftige Spinnen oder
Citronellas Thriller Mord im Efeugewächs - das Thema "Spinnen" sorgt immer wieder für neuen Gesprächsstoff... - sind ja auch interessante Tierchen. :mrgreen:
costablancafan hat geschrieben:[...]Es soll sich wohl um die Aranea Nemesiidae handeln.
Vergleicht man sie einmal mit der äußerts gefährlichen (zählt zu den 10 giftigsten Lebewesen der Welt) australischen Trichternetzspinne, so könnte es die Schwester oder Cousine sein. Auch die spanische ist sehr aggressiv und beißt sofort zu. Ich möchte nicht gebissen werden.
Dass es sich um eine Nemesiidae handeln könne, also eine Braune Falltürspinne, hatte ich ja auch schon vermutet. Auf die bin ich aber erst über die Sidney-Trichternetzspinne gestoßen, als ich bei google nach den charakteristischen Beinringen suchte, die "meine" Spinne aufweist. Diese Spinne soll wirklich lebensgefährlich sein und ist zumindest eine Verwandte meiner Spinne. Da die Vogelspinne früher auch nicht in Spanien heimisch war, frage ich mich natürlich, ob es nicht auch die Sidney-Trichterspinne geschafft hat, sich in Spanien auszubreiten, denn an der Braunen Falltürspinne habe ich diese Ringe am Beinansatz nicht erkennen können. Auch an deiner Spinne, costablancafan, konnte ich diese Ringe nicht ausmachen. Vielleicht hast du noch Fotos, auf denen man mehr erkennen kann?
Jeweils ein weißgrauer und ein gelber Beinring
Jeweils ein weißgrauer und ein gelber Beinring
zweifarbige Beinringe.jpg (45.45 KiB) 1463 mal betrachtet
Offtopic:
[quote="Montemar"] Noch eine Frage an Dich Oliva, machst Du das alles mit der Harke und nicht mit dem Kultivator/Motorhacke/Gartenfräse ? Alle Achtung vor der Arbeit, dafür wirst Du bestimmt mit üppiger Pracht Deines Blumenbeetes belohnt, die wissen das mit Sicherheit irgendwann sehr zu schätzen, die schweißtreibende Arbeit, daß sie auf lockerem Boden dann wachsen dürfen. ;)[/quote]
Vom Einsatz von Fräsen zur Unkrautbekämpfung im Garten halte ich nichts, auf größeren kultivierten Flächen sind sie dagegen gut einsetzbar, um das Unkraut niedrig zu halten. Mir würde eine Fräse zu viel zerstören, denn wir haben viele hübsche Wildblumen im Boden. Ich arbeite ausschließlich mit einer kleinen Handsichel, mit deren Hilfe ich das Unkraut (samt Wurzeln) am besten entfernen kann. Auf diese Weise habe ich dem Ackerland schon viel Gartenland rund ums Haus abgetrotzt. Doch dazu gehört extrem viel Ausdauer. :-P
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