Fortsetzung, letzter Teil
Wir suchen wir uns einen Bus in Richtung Cuenca. Es geht zunächst vorbei an endlos scheinenden Bananen – Plantagen.
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Die Fahrt führt von Meereshöhe hinauf zu unserem letzten Etappenziel. Die Stadt liegt auf einer Höhe von 2500 m, und entsprechend interessant ist auch die Landschaft. Erstmals haben wir einen Fahrer, der dem Klischee entspricht, wie es in Reiseführern beschrieben ist: Er fährt, als säße ihm der Teufel im Nacken ! Vorne übergibt sich irgendwann ein Kind, vielleicht Folge der Fahrweise.
Als wir ins Bergland kommen, fällt uns auf, dass viele Häuser geschmackvoll gebaut, verputzt und bemalt sind. Hier legt man offensichtlich Wert auf Ästhetik, sofern man es sich leisten kann. Dieser Eindruck bleibt bis Cuenca erhalten.
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In Machala hatten wir per Internet versucht, im zentral gelegenen uralten Hostal La Cofradia del Monje ein Zimmer für 3 Tage zu bekommen. Leider konnte man uns nur 1 Nacht zusagen. Im Raum, der fast liebevoll gestaltet ist, führt eine Wendeltreppe zu zwei weiteren Betten auf einer Bühne.
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Man wohnt hier „urig“, fühlt sich hunderte Jahre zurück versetzt. Der quadratische Innenhof zwischen dem alten Gemäuer des Hostal lädt mit stilvollen Tischen und Stühlen zum Verweilen ein.
Da wir wahrscheinlich morgen bereits wieder auschecken müssen, schauen wir uns im Stadtkern ein wenig um. Es gibt in den langen, Schachbrett artig angelegten Straßen viele schöne alte Gebäude, mehr oder weniger gepflegt. Dazwischen liegen verstreut wenigstens ein Dutzend Hotels mit teils wunderschönen Eingangshallen. Die Zimmer in der Preisklasse zwischen 20 und
80 $ entsprechen nicht immer dem vom ersten Eindruck erwarteten Standard. So sammeln wir ein paar „Tarjetas“, Karten der Hotels, und gehen schön essen. Morgen ist Weihnachten !
Montag, 24. Dezember - Weihnachten
Nach dem Frühstück gehen wir eine kleine Runde. In den Straßen quirlt bereits das Leben. Zwei Blocks unterhalb beginnt sich ein Umzug zu formieren: die „Parada de Navidad“. Angeblich soll diese vier Stunden dauern und endlos lang sein. Aus allen Richtungen strömen Menschen herbei: bäuerliche Familien, die Frauen meist mit Hut, bunten Wollsachen, prallen Plissee - Röcken und breiten Hüften, in knallbunte Tücher gewickelt. Die Männer oft in Jeans, Hemdjacken und Ballonmütze.
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Die meisten Kinder sind festlich geschmückt, haben geschminkte Gesichter, tragen zum Teil Kostüme, die nicht immer im Zusammenhang mit Weihnachten stehen.
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Irgendwo stellen wir uns an den Straßenrand und sehen uns den im Schritttempo vorbeiziehenden, oft stehenden Umzug an, der vor allem von Wagen dominiert wird. LKWs und Pickups wurden aufwendig mit Krippenmotiven oder ähnlichem geschmückt .
Auf der Ladefläche eines LKW hat sich eine Gruppe mit Mikrofonen und Lautsprechern aufgestellt, und ihr Gesang begeistert uns total. Die Qualität wäre einer Aufnahme angemessen !
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Die Polizei hat eine Blaskapelle und eine Abordnung Reiter abgestellt, große Gruppen von kostümierten Kindern gehen vorbei. Ein einziges, riesiges Fest. Weihnachten in Cuenca ist im Land wohl etwas Besonderes ! Schön, dass wir es erleben können.
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Um halb Zwölf wechseln wir das Hotel und wohnen jetzt im „Rio Piedra“.
Am Nachmittag erkunden wir die Altstadt, sehen uns Kirchen und Plätze an und gehen zwischendurch ins Hotel zurück, da ich Montezumas Rache nicht ganz vermeiden kann.
Bereits um 18 Uhr finden wir uns im Restaurant eines Spaniers ein, der neben Tapas auch feine Gerichte bietet. So „feiern“ wir unseren Heiligen Abend in gemütlicher Umgebung mit gutem Essen und einer „Jarra“ (einem Krug) Vino Blanco.
Dienstag, 25. Dezember
Der 25. Dezember ist natürlich auch in Ecuador ein Feiertag, und so sind viele Geschäfte geschlossen. Während wir ein wenig durch die friedliche und ruhige Stadt bummeln, beginnen sich bereits wieder erste Wagen zu organisieren, denn ein klein wenig Umzug soll es wohl stellenweise auch geben. Vor den Kirchen sammeln sich Leute, und als wir in die gewaltige Basilika gehen, sind unter den drei mächtigen Kuppeln alle Bänke voll besetzt.
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Wie üblich betrachten wir die Kirche und das Geschehen aus dem Hintergrund. Wie es scheint, sind die allermeisten Ecuadorianer sehr religiös, und sie besuchen ihre Kirche regelmäßig.
In Ecuador hat die katholische Religion - auch heute noch - großen Einfluss auf die Gesellschaft des Landes. Insgesamt gilt die katholische Kirche dort als eine der konservativsten Konfessionen Lateinamerikas.
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Bettler benutzen die Eingänge zu Kirchen gerne als Standort, aber wirklich hartnäckig sind sie fast nie. Den körperlich Behinderten oder den ganz Alten geben wir meistens was, nie dagegen Kindern, die auch schon mal mit scheinbar blutender Wunde in eine Fußgängerzone gesetzt werden. Nachdem wir noch ein paar letzte Bilder von einem grandiosen Blumenmarkt geknipst haben,
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checken wir in unserem Hotel aus und lassen uns zum Busterminal fahren.
Wir haben beschlossen, schon heute einen Teil der Strecke nach Quito zurückzulegen, um morgen nicht 10 Stunden am Stück fahren zu müssen. Schade nur, dass wir heute Abend nicht noch einmal ins spanische Restaurant gehen können!
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Unser heutiges Tagesziel heißt wie schon vor 9 Tagen Riobamba, das wir nach einer Fahrt von 6 Stunden erreichen. Mit uns im Bus ist ein junger deutscher Student, der für ein halbes Jahr an einem Sozialprojekt in Cuenca teilnimmt: er will Kinder von der Straße zu holen, die aufgrund ihrer familiären Situation sonst „vor die Hunde gingen“.
In Riobamba übernachten wir im gleichen Hotel, in dem wir bereits beim ersten Besuch waren. Die Stadt wirkt wegen des Weihnachtfeiertags wie ausgestorben. Wir essen etwas und gehen früh ins Bett.
Mittwoch, 26. Dezember
Ein Blick von der Dachterrasse in die Runde zeigt einen wolkenverhangenen Himmel. Es gibt also wieder keine Sicht auf die Vulkane und die Landschaft. Nachdem wir uns mit einem guten Frühstück gestärkt haben, geht es samt Gepäck direkt wieder zum Busterminal, und dort suchen wir uns einen Express - Bus nach Quito. Auf der Straße der Vulkane über Ambato und Latacunga wird die Sicht leider nicht besser, und so können wir die grandiose Landschaft nur mit großen Einschränkungen genießen. Lediglich die niedrigeren Berge sind zu sehen.
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Links ziehen der Chimborazo (6300 m), der Canuhairaz (5000 m), der Yanauren (4300 m), der Illiriza Sur (5200 m), der Corazon (4700 m) und der Atacazo (4400 m) vorbei, auf der rechten Seite der Tungurahua (5000m), der Cotopaxi (5900 m) sowie der Sincholagua (4800 m) . Der obere Teil aller dieser Bergriesen liegt jeweils leider in den Wolken! Vor Quito regnet es sogar heftig, aber als wir nach 3 ½ Stunden in der Stadt ankommen, scheint glücklicherweise sogar wieder die Sonne.
Wir haben ein Zimmer im „Fuente Piedra II“ reserviert, und es gefällt uns sehr gut.
Am Nachmittag gehen wir ein Stück durch bekanntes Terrain, sichten anschließend unsere Bilder auf der Kamera, bringen noch etwas Wäsche in eine Lavanderia und essen schließlich im „Restaurant Suiza“ Fleisch und Fisch mit Rösti. Samt einem halben Liter Weißen aus Chile hat uns der Spaß mal gerade 15 $ gekostet, für Quito ein guter Preis.
Donnerstag, 27. Dezember
Unser letzter Tag in Quito. Falls die Sicht gut ist, wollen wir mit der Seilbahn, einer der höchsten der Welt, auf den Hausberg liften, um eventuell einen Blick auf Vulkane und natürlich die Stadt zu erhaschen. Wenn wir bloß endlich mal Glück hätten! Da die Sicht später meist etwas aufklart, fahren wir zunächst zum Carolina-Park, umwandern den Botanischen Garten und sehen uns diesen an. Die Pracht und Vielfalt der Pflanzen, aber auch ihre Anordnung begeistert uns. Schade, dass gerade nicht die Blütezeit der Orchideen ist, denn im Gewächshaus kann man erahnen, welche Pracht man dann zu sehen bekommt.
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Im Park gibt es an einem Teich mit Fischen ein Café, und so verweilen wir ein wenig in dieser paradiesischen Insel inmitten des Großstadtgetümmels. Als wir den Park verlassen, genügt ein längerer Blick auf die steil aufragende Bergflanke, um das Seilbahn-Programm zu streichen. In den Gipfellagen werden die Wolken bereits dunkler, und die Lücken schließen sich.
So steuern wir zunächst ein großes Shopping - Center an und versuchen hier mit der LAN zu telefonieren, um eine eventuelle Änderung der Flugdaten zu erfahren. Gerade weil die IBERIA, die einen Teil unser Flüge durchführt, in Quito seit kurzem Landeverbot hat, ist alles möglich. Eine Woche, nachdem wir mit einer A340 hier gelandet waren, platzte bei einer Maschine gleichen Typs ein Reifen, und sie schlidderte mit einer Tragfläche auf dem Boden in die Grasnarbe. Nur durch ein Wunder war niemand zu Schaden gekommen. Da dies bereits der zweite Vorfall innerhalb weniger Monate war, dürfen die Spanier vorerst nur noch Guayaquil anfliegen, und ein Zubringerdienst sorgt für die Verbindung. Na ja, zurück fliegen wir mit der LAN, einer Gesellschaft der Chilenen, Peruaner und Ecuadorianer. Sie gilt als zuverlässig. Der Airport hier gilt als einer der gefährlichsten der Welt wegen des etwas hängenden Runways zwischen den gewaltigen Bergen, und man baut wohl an einem neuen.
Später wandern wir die Avenida Amazonas entlang, schauen uns Souvenirläden an und bereinigen auf einem Rechner in einem Internet-Café die letzte Ladung Bilder von der Kamera. Auf eine CD gebrannt, sind sie gesichert, und später werden wir uns über die konservierten Erinnerungen freuen.
Am späten Nachmittag regnet es, und so streifen wir durch nahe dem Hotel gelegene Läden und kaufen noch ein paar Souvenirs. Im „Mango Tree“, einem netten kleinen Café-Restaurant essen wir fein. Dann gehen wir wohnen und packen.
Freitag, 28. Dezember
Nach einem Smalltalk mit der sympathischen jungen Frau an der Rezeption – sie heißt Grace – sowie dem freundlichen Sicherheits - Türsteher verabschieden wir uns und lassen uns zum Airport bringen. Da im Flughafengebäude viele Geschäfte mit sehr moderaten Preisen zu finden sind, lässt sich Margot nach langem Ringen noch zum Kauf eines hübschen Ponchos überreden, und für die Enkel erstehen wir bunte T-Shirts.
Bereits den einstündigen Flug nach Guayaquil, wo wir die Maschine wechseln, empfinden wir mit der LAN als sehr angenehm. Die Zeit vergeht dort schnell, und dann starten wir in umgekehrter Richtung und überfliegen die Andenkette nach Nordwesten, überqueren dabei Kolumbien und Venezuela. Grandiose Wolkenbilder ziehen an uns vorbei oder besser wir an ihnen, bis wir dann rasch in die Dämmerung eintauchen.
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Die Nacht ist um 6 Stunden kürzer. Wie üblich bekommen wir bei dem „Red - Eye - Flight“ in östlicher Richtung nur eine Mütze Schlaf, aber die LAN-Crew bemüht sich, uns den Flug so angenehm wie möglich zu machen.
Irgendwann nach 8 Uhr landen wir in Madrid und haben reichlich Zeit, unseren Anschlussflug nach Alicante zu suchen. Wieder müssen wir zu einem anderen Terminal, der in der Beschilderung gar nicht vorkommt. Dies ist schon erstaunlich beim Airport der Hauptstadt.
Die Iberia-Maschine ist so eng bestuhlt, dass sowohl meine als auch die Knie des großgewachsenen Nachbarn eingeklemmt werden. Sollten wir die Iberia in Zukunft umgehen können, werden wir es tun !
Kurz nach Mittag sind wir in Alicante, von wo aus uns ein Bus der ALSA bis nach Calpe zum Busterminal bringt. Ein Freund holt uns ab, und nach fast genau einem Monat Abwesenheit können wir als erstes unsere klamme und durchgekühlte Casa aufheizen.
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Nachwort ….
Rückblickend lässt sich sagen, dass wir eine schöne und abwechslungsreiche Reise hinter uns haben. Nicht die erste und auch nicht die letzte !
Auf der einen Seite war der Blick in die kolumbianische Familie sehr interessant, nachdem wir deren Situation in Bogota nur aus Erzählungen kannten. Auch einen kleinen Teil des kolumbianischen Lebens wenigstens gestreift zu haben, hat unseren Blick auf diesen Teil der Welt geweitet.
Der Rundtrip in Ecuador war kurzweilig und sehr facettenreich, da wir fast alle Klima - Zonen mit ihren Eigenarten der Flora sehen konnten: vom Regenwald am Rand des Amazonas-Beckens über die Hochebene mit der Straße der Vulkane bis zu fast eisigen Regionen vor und nach Riobamba.
Dazu kommen Erfahrungen in Bezug auf Kultur und Geschichte des Landes ebenso wie diejenige mit den Menschen in den unterschiedlichen Regionen. Sie haben sich in den allermeisten Fällen als freundlich und liebenswert gezeigt. Dies ist vermutlich auch ein Spiegel unseres eigenen Verhaltens ihnen gegenüber.
Allerdings ist man als Tourist vor allem natürlich in den ländlichen Gegenden noch zu viel weit von der „Volksseele“ entfernt, um einen wirklichen Einblick in Wesen und Denkart der Einheimischen zu bekommen.
Die Preise für Transporte, Verpflegung und Unterkünfte waren ausgeprochen günstig. Endlich haben wir auch gesehen, woher die Chiquita - Bananen kommen.
Beeindruckend war der Blick auf eine vom Klerus stark beeinflusste Gesellschaft, was z.B. beim Besuch von Kirchen und besonders bei den Weihnachtsfeierlichkeiten in Cuenca deutlich wurde.
Die Armut im Land ist allgegenwärtig, und wie in vielen solchen Ländern ist auch hier das Gefälle zwischen Armen und Reichen sehr groß.
Das Wetter hat uns im großen ganzen nicht gerade im Stich gelassen, aber dass wir das Panorama entlang der großen Vulkane nur mit Einschränkungen sehen konnten, war ein ziemliches Manko unserer Reise durch dieses schöne Land. Vielleicht sollten wir irgendwann noch einmal ...........?
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