Premiere für mich – Notfallbehandlung im Krankenhaus

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Josefine
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Premiere für mich – Notfallbehandlung im Krankenhaus

Beitrag von Josefine »

Es ist schon ca. 3 Wochen her, aber ich möchte Euch gerne davon berichten. Ich hatte ja schon einige Horror-Stories über das staatliche Gesundheitssystem gelesen ….

Ich hatte plötzlich eines Nachmittags quallenartige Gebilde vor dem Auge (die sich hin – und herbewegen) und im Halbdunkel Blitze vor dem Auge. Da es auch am nächsten Morgen noch unverändert war, bekam ich es doch etwas mit der Angst zu tun. Etwa eine Netzhautablösung? :((

Und nun? Eine Sip-Karte hatte ich ja. Zum Centro de Salud zu fahren, hätte ja nix gebracht, da dort kein Augenarzt tätig ist.

Also hat mein Mann mich zur Notfallbehandlung in das staatliche Krankenhaus Torrevieja gefahren. Ich wollte ausgeschlossen haben, dass es sich um keine Netzhautablösung handelt. Ich hoffte mal, dass es in diesem Krankenhaus eine Augen-Abteilung geben würde.

Zuerst ging ich an den Empfangsschalter der Notfallabteilung. Ich habe meine spanische Krankenversicherungskarte vorgelegt und vorgetragen, weshalb ich komme und man hat mir eine Nummer gegeben. Diese Nummer wurde nach nur 15 Minuten aufgerufen. Dann musste ich in einen Raum, wo ich sagen musste, was ich für ein Problem habe und es wurde Blutdruck gemessen. Man sagte mir, dass ich nun wieder in den Wartebereich gehen kann und man wird mich aufrufen. In diesem Zimmer erfolgt praktisch die Einstufung, welche Fachrichtung (also in meinem Fall ein Augenarzt) sich die Sache anschauen soll.

Ich musste wieder 15 Minuten warten. Dann wurde ich in aufgerufen und es wurde dabei gesagt, in welchen Raum ich gehen soll. Dort angekommen, nahm mich dann ein sehr netter, freundlicher Arzt (dies war der Notarzt) in Empfang und wir sind in das Behandlungszimmer gegangen. Es war ein Arzt aus Kolumbien. Ich habe ihm alles vorgetragen, er hat sich mein Auge angeschaut und mein Sehvermögen getestet. Er hat dann Flüssigkeit in mein Auge geträufelt, damit sich die Pupille für die Untersuchung weitet. Außerdem hat er mir eine Blutdruck-Pille gegeben (mein Blutdruck war bei 200!). Klar, die Aufregung. (Der Blutdruck ist aber inzwischen wieder im Normalbereich).

Danach wurde ein Pfleger gerufen, der uns dann mitgenommen hat in die Facharzt-Abteilung. Fand ich schon bemerkenswert, dass man nicht durch die Gänge irrt. Ich wurde dann umgehend von einer jungen Augenärztin in Empfang genommen. Sie hatte schon alles auf dem PC, was der Notarzt eingegeben hat. Ich habe dann noch mal darauf hingewiesen, dass ich überprüft haben möchte, ob die Netzhaut sich ablöst. Hat sie dann überprüft und gesagt, ich hätte keine Netzhautablösung, sondern lediglich eine Glaskörpertrübung. Sie wollte aber auch noch das andere Auge untersuchen und hat dort auch eine Flüssigkeit eingeträufelt. Ich musste dann wieder im Wartebereich ca. 15 Minuten warten. Dann wurde ich wieder aufgerufen und sie hat dann noch mal das schlimme Auge untersucht und auch das andere. Dann hat sie noch einen etwas älteren Arzt hinzugezogen, der dann auch noch mal mein schlimmes Auge untersucht hat. Er ist zu dem gleichen Ergebnis gekommen: keine Netzhautablösung. Welch´eine Freude. Der GAU war also nicht eingetreten.
Fand ich auch sehr beruhigend, dass es von 2 Augenärzten überprüft wurde.

Danach hat mich wieder eine Krankenschwester mitgenommen und mich wieder in die Notaufnahme zu dem kolumbianischen Arzt zurück gebracht. Er hatte alles schon auf dem PC. Er hat dann auch gesagt, diese Art Fusseln, Gebilde auf dem Auge können kommen und gehen. Man kann nix dagegen machen (altersbedingt). Er hat dann noch auf meinen Blutdruck hingewiesen, dass ich ihn kontrollieren soll und wenn er weiter zu hoch ist, ich dann in das Gesundheitszentrum unseres Wohnbereiches gehen soll. Er hat dann alle Untersuchungsergebnisse für mich ausgedruckt.

FAZIT:
Es war für mich eine sehr positive Erfahrung, wie das in diesem Krankenhaus abgelaufen ist. =D>
ABER: wenn man nur Deutsch sprechen könnte, dann würde es schwierig. Deutsch hat keiner von diesen Behandlern gesprochen. Mit Englisch wäre man zumindest beim Notarzt auch weitergekommen (hat er mir angeboten). So wurde es ein Gespräch aus englisch-spanischem Mix. Dieses kolumbianische Spanisch war doch etwas fremd für mich.
Mit der Augenärztin selbst, habe ich nur Spanisch gesprochen.

Als Resident, wenn man dauerhaft in Spanien leben will und keine private Krankenversicherung abschließt, dann ist es schon sehr hilfreich, sich immer mehr in die spanische Sprache einzuarbeiten.

Noch eine anderer Fall:
Ein netter Nachbar von uns (Resident aus Norwegen, spricht kein Spanisch, aber gut Englisch) hat sich inzwischen eine künstliche Hüfte im Krankenhaus Torrevieja (mit Sip-Karte) einsetzen lassen. Die Operation ist sehr gut verlaufen, allerdings hatte er eine Wartezeit von ca. 1 Jahr, bis er zum OP-Termin konnte. Die Ärzte schauten aber auch über den Tellerrand. Inzwischen wird sein Herz-Kreislaufsystem auch vom Krankenhaus regelmäßig kontrolliert, da es wohl nicht ganz OK ist.

Für mich als Residentin hier in Spanien mit spanischer Sip-Karte und einer deutschen Krankenversicherungskarte (für den Deutschlandbesuch oder ggf. einer geplanten Behandlung in Deutschland) fühle ich mich mit den beiden gesetzlichen Varianten sehr gut abgesichert.

Grüsse :)
Josefine
Gruß Josefine :)
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maxheadroom
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Re: Premiere für mich – Notfallbehandlung im Krankenhaus

Beitrag von maxheadroom »

Hola todos y Josefine,
danke für den Bericht, liest sich ja beruhigend, Glückwunsch das es nichts gravierend ernstes war, ist ja auch gut wenn man mal weiss wie das alles funktioniert , auch wenn man es nicht in Anspruch nehmen will. Frage ist nur ob es überall gleich gut funktioniert. Ich habe nur kleine Erfahrungen hier in Denia, bin aber bis jetzt auch zufrieden. Was grösseres oder Ernstes wünscht man sich ja nicht , auf solche Tests kann man verzichten :mrgreen:
Weiterhin alles Gute , vor allem Gesundheit, mehr brauchts ja fast nicht .
Saludos
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Re: Premiere für mich – Notfallbehandlung im Krankenhaus

Beitrag von baufred »

... den Bericht von Josefine kann ich komplett bestätigen ...

Die Abwicklung dort ist perfekt durchorganisiert. Das Personal ist "flächendeckend" freundlich und hilfsbereit.
Fall:
1x HNO-Nachuntersuchung
1x Notaufnahme Wochentag: Wasser im Kniegelenk
1x Notaufnahme Sonntag: akuter Gichtanfall

... alle problemlos "abgespult" ... aber, ohne die Sprache funktioniert es einfach nicht .... :idea:
Saludos -- baufred --
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vitalista
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Re: Premiere für mich – Notfallbehandlung im Krankenhaus

Beitrag von vitalista »

Na das passt doch zu meinen Erfahrungen im Hospital Vinalopo in Elche, von denen ich vor einigen Wochen berichtet hatte.
Es ist sehr beruhigend, im Notfall kompetent und freundlich aufgenommen zu werden, ich glaube aber auch, dass es ohne Spanischkenntnisse viel schwieriger wird. Und das nicht, weil das Personal nicht verstehen will sondern weil es manchmal nur raten kann, was natürlich für die Diagnose nicht gerade erleichtend ist. Das erzählte mir eine der Ärztinnen dort und meinte, es wäre wirklich wünschenswert, wenn der des spanisch Unkundigen jemanden mitbrächte, der übersetzen könnte.

Da ist dir, Josefine, sicher ein Stein vom Herzen gefallen, wie gut, dass es nichts Ernstes war!
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Re: Premiere für mich – Notfallbehandlung im Krankenhaus

Beitrag von nixwielos »

Josefine, wir freuen uns mit Dir, dass es nicht so schlimm gekommen ist und dass Du über eine gute Erfahrung berichten konntest. Das ist bei den vielen kritischen Beiträgen zum spanischen Gesundheitssystem bzw. den Erfahrungen Deutscher mit den spanischen Ärzten ein Lichtblick, danke dafür >:d<
Viele Grüße von Nicole und Stefan!
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Re: Premiere für mich – Notfallbehandlung im Krankenhaus

Beitrag von Josefine »

Ja mich hat es auch gefreut, dass es mit dem spanischen Gesundheitssystem gut klappt und auch andere positive Erfahrungen gemacht haben. :)

Bezüglich Sprache: Ich hatte ja geschrieben, dass der Notarzt aus Kolumbien kommt. Da fehlte mir vom Vokabular her ein Fachausdruck, bzw. ich habe beim besten Willen nicht verstanden, was er meinte. Seine Aussprache ist auch etwas anders.

Und was machte er dann?
Er rief die Google-Seite auf, ging in das Übersetzungsprogramm und dann zeigte er mir das Ergebnis. :mrgreen: Ist doch toll, wie unkompliziert man solche kleinen Sprachprobleme löst. :) 8-)

Grüsse :)
Josefine
Gruß Josefine :)
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Re: Premiere für mich – Notfallbehandlung im Krankenhaus

Beitrag von Brujadepaco »

Hallo Josefine, toll Dein Bericht und auch gut, dass Du hier Deine Erfahrungen gepostet hast, denn auch ich kenne so manche Horrorgeschichten die so verbreitet werden. Mein Mann musste ja im August 2006 als Notfall ins Krankenhaus, damals gab es das in Torrevieja ja noch nicht und er wurde in das Krankenhaus VEGA Baja transportiert. Ich hatte auf dem Weg mit dem Krankenwagen schon etwas gemischte Gefühle nach allem was so erzählt wurde. Aber...........alles stellte sich als Ammenmärchen heraus, tolle und freundliche Ärzte, so gar nicht die GÖTTER IN WEISS wie man sie aus Deutschland kennt. Auch die Schwestern haben sich liebevoll um meinen Mann gekümmert und selbst auch um mich, weil ich ja fast rund um die Uhr dort war. Er konnte sich ja nicht verständigen, weil er kein spanisch sprach und so war es damals sehr gut, dass mein spanisch schon recht gut war.

Alles Gute weiterhin für Dich Josefine.
Liebe Grüsse Anna
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Re: Premiere für mich – Notfallbehandlung im Krankenhaus

Beitrag von premwalia »

@josefine, toll, freut mich sehr zu lesen, das es so gut geklappt hat, man ist ja doch immer etwas unsicher, wenn man so eine Einrichtung braucht. Wir hatten zum Glück bis jetzt keinen Bedarf. :)

@baufred, Gicht...oh oh, da kann man nur sagen, Fleischverzicht und viel Wasser trinken, aber das hat man Dir wahrscheinlich schon längst gesagt. :|
Das was den Geist bewegt/beschäftigt-verändert!
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Re: Premiere für mich – Notfallbehandlung im Krankenhaus

Beitrag von baufred »

premwalia hat geschrieben:@baufred, Gicht...oh oh, da kann man nur sagen, Fleischverzicht und viel Wasser trinken, aber das hat man Dir wahrscheinlich schon längst gesagt. :|
... alles im "grünen" Bereich .... :mrgreen: ... der Rheumatologe hat zumindest ein zufriedenes Gesicht nach den letzten Laborwerten ... aber Fleichverzicht ... is' nich', sondern nur wesentlich kleinere Mengen und nicht so häufig - und eher Huhn, Pute, Kaninchen ... und auch die jetzt vegetarisch orientierte Küche kann sehr schmackhaft sein ... B-)
Saludos -- baufred --
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Re: Premiere für mich – Notfallbehandlung im Krankenhaus

Beitrag von Atze »

baufred hat geschrieben:
premwalia hat geschrieben:@baufred, Gicht...oh oh, da kann man nur sagen, Fleischverzicht und viel Wasser trinken, aber das hat man Dir wahrscheinlich schon längst gesagt. :|
... alles im "grünen" Bereich .... :mrgreen: ... der Rheumatologe hat zumindest ein zufriedenes Gesicht nach den letzten Laborwerten ... aber Fleichverzicht ... is' nich', sondern nur wesentlich kleinere Mengen und nicht so häufig - und eher Huhn, Pute, Kaninchen ... und auch die jetzt vegetarisch orientierte Küche kann sehr schmackhaft sein ... B-)
Quäl dich nicht, inzwischen weiß man, dass der Purinstoffwechsel genetisch unterschiedlich ist. Und der Verzicht auf Fleisch ist keineswegs obligatorisch, meide eher generell zu viele Kalorien und Kohlehydrate:
http://ard.bmj.com/content/59/7/539.abstract
Wenn du beim Fleisch Innereien incl. Bries aber interessanterweise auch Seefische und Meeresfrüchte verringerst, sollte das ausreichen. Überhaupt hat aber die "Diät" wenig Einfluss auf den Harnsäurespiegel.
http://www.alitec.de/info/eule12607.pdf
Interessanterweise greift auch Fruktose in den Purinstoffwechsel ein. Fructosereiche Getränke sollte man meiden.
Tröstlich: Die Anlage zur Gicht hat wohl eine positive Korrelation zur Intelligenz und eine negative zum M. Parkinson.
LG Atze
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